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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
mit Hilfe der 50 mm weiten, in dem Bilde sichtbaren Löcher auf dem
900 mm breiten und 1350 mm langen Tisch befestigt. Die Steuerungs-
hebel ragen seitwärts hervor.

Um bestimmte Gestalten hervorzubringen, versieht man zuweilen die
Biegemaschine mit mehreren beweglichen Backen, die nacheinander oder
zu gleicher Zeit wirken, z. B. zum Biegen von Rundeisen, um es zu einer
gekröpften Welle umzugestalten.1)

[Abbildung] Fig. 1209.

Für das Biegen der Bleche hat Tweddel vorge-
schlagen,2) dieses zwischen zwei Backen A und B, Fig. 1209,
zu legen, von denen A die zwei äusseren Stützen, in Ge-
stalt langer, abgerundeter Kanten enthält, während B mit
seiner mittleren Wölbung gegen das Werkstück sich legt.
Tweddel will nun mit seiner Maschine die Biegung genau
begrenzen, was dadurch geschehen kann, dass die Abrun-
dung von B und Ausrundung von A dem zu erzielenden
Krümmungshalbmesser entspricht. Es müssen die Krüm-
mungshalbmesser der beiden soeben genannten Flächen kleiner
sein als der für das Blech geforderte, da nach dem Rückzuge der Werkzeuge
das Werkstück um den Betrag zurückfedert, um welchen es elastisch ge-
bogen war. Von grösserer Bedeutung ist folgender Umstand: Die bleibende
Biegung des Werkstücks w findet im wesentlichen nur in der Mitte zwischen
den beiden stützenden Rändern von A statt, an der Stelle, wo die am
meisten hervorragende Fläche von B die Kraft an w überträgt. Es bleiben
die diesseits und jenseits dieser Stelle befindlichen Theile des Werkstückes
ungebogen. Sie legen sich daher bald an Stellen von B, welche seitlich

[Abbildung] Fig. 1210.
[Abbildung] Fig. 1211.
von der Mitte liegen, Fig. 1210, so
dass nunmehr hier das Biegen beginnt.
Dann wirken aber die Angriffskanten
von A nicht mehr mit dem Druck
P an dem Hebelarm a, Fig. 1209,
sondern mit dem grösseren Druck P1
an dem kleineren Hebelarm a1,
Fig. 1210, und weiter mit dem noch
grösseren P2 an dem Hebelarm a2,
Fig. 1211, d. h. da das Widerstands-
moment des Bleches überall gleich ist,
so wächst die erforderliche Kraft P
um so mehr, je mehr die beabsichtigte
Biegung sich dem gesteckten Ziele
nähert. Ohne Vornahme einer Rechnung lässt sich erkennen, dass unmög-
lich ist, das Werkstück völlig an die cylindrischen Flächen von A bezw.
B zu legen, wenn nicht eine sehr bedeutende Kraft zur Verfügung steht,
die nicht mehr eigentlich biegend, sondern zum Theil unmittelbar umge-
staltend wirkt. Das kann z. B. in Frage kommen, wenn der Krümmungs-

1) The Engineer, Juni 1878, S. 438, mit Abb. Dingl. polyt. Journ. 1878, Bd. 229,
S. 316, mit Abb.
2) American Machinist, 21. Juni 1894, S. 3, mit Schaub. Engineering, Okt. 1894,
S. 477, mit Schaubild. Specht, Massenfabrikation im Maschinenbau. Revue industr.
20. Febr. 1897, S. 75, mit Abb. Engineering, Mai 1898, S. 659, mit Abb.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
mit Hilfe der 50 mm weiten, in dem Bilde sichtbaren Löcher auf dem
900 mm breiten und 1350 mm langen Tisch befestigt. Die Steuerungs-
hebel ragen seitwärts hervor.

Um bestimmte Gestalten hervorzubringen, versieht man zuweilen die
Biegemaschine mit mehreren beweglichen Backen, die nacheinander oder
zu gleicher Zeit wirken, z. B. zum Biegen von Rundeisen, um es zu einer
gekröpften Welle umzugestalten.1)

[Abbildung] Fig. 1209.

Für das Biegen der Bleche hat Tweddel vorge-
schlagen,2) dieses zwischen zwei Backen A und B, Fig. 1209,
zu legen, von denen A die zwei äusseren Stützen, in Ge-
stalt langer, abgerundeter Kanten enthält, während B mit
seiner mittleren Wölbung gegen das Werkstück sich legt.
Tweddel will nun mit seiner Maschine die Biegung genau
begrenzen, was dadurch geschehen kann, dass die Abrun-
dung von B und Ausrundung von A dem zu erzielenden
Krümmungshalbmesser entspricht. Es müssen die Krüm-
mungshalbmesser der beiden soeben genannten Flächen kleiner
sein als der für das Blech geforderte, da nach dem Rückzuge der Werkzeuge
das Werkstück um den Betrag zurückfedert, um welchen es elastisch ge-
bogen war. Von grösserer Bedeutung ist folgender Umstand: Die bleibende
Biegung des Werkstücks w findet im wesentlichen nur in der Mitte zwischen
den beiden stützenden Rändern von A statt, an der Stelle, wo die am
meisten hervorragende Fläche von B die Kraft an w überträgt. Es bleiben
die diesseits und jenseits dieser Stelle befindlichen Theile des Werkstückes
ungebogen. Sie legen sich daher bald an Stellen von B, welche seitlich

[Abbildung] Fig. 1210.
[Abbildung] Fig. 1211.
von der Mitte liegen, Fig. 1210, so
dass nunmehr hier das Biegen beginnt.
Dann wirken aber die Angriffskanten
von A nicht mehr mit dem Druck
P an dem Hebelarm a, Fig. 1209,
sondern mit dem grösseren Druck P1
an dem kleineren Hebelarm a1,
Fig. 1210, und weiter mit dem noch
grösseren P2 an dem Hebelarm a2,
Fig. 1211, d. h. da das Widerstands-
moment des Bleches überall gleich ist,
so wächst die erforderliche Kraft P
um so mehr, je mehr die beabsichtigte
Biegung sich dem gesteckten Ziele
nähert. Ohne Vornahme einer Rechnung lässt sich erkennen, dass unmög-
lich ist, das Werkstück völlig an die cylindrischen Flächen von A bezw.
B zu legen, wenn nicht eine sehr bedeutende Kraft zur Verfügung steht,
die nicht mehr eigentlich biegend, sondern zum Theil unmittelbar umge-
staltend wirkt. Das kann z. B. in Frage kommen, wenn der Krümmungs-

1) The Engineer, Juni 1878, S. 438, mit Abb. Dingl. polyt. Journ. 1878, Bd. 229,
S. 316, mit Abb.
2) American Machinist, 21. Juni 1894, S. 3, mit Schaub. Engineering, Okt. 1894,
S. 477, mit Schaubild. Specht, Massenfabrikation im Maschinenbau. Revue industr.
20. Febr. 1897, S. 75, mit Abb. Engineering, Mai 1898, S. 659, mit Abb.
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[676/0694] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. mit Hilfe der 50 mm weiten, in dem Bilde sichtbaren Löcher auf dem 900 mm breiten und 1350 mm langen Tisch befestigt. Die Steuerungs- hebel ragen seitwärts hervor. Um bestimmte Gestalten hervorzubringen, versieht man zuweilen die Biegemaschine mit mehreren beweglichen Backen, die nacheinander oder zu gleicher Zeit wirken, z. B. zum Biegen von Rundeisen, um es zu einer gekröpften Welle umzugestalten. 1) [Abbildung Fig. 1209. ] Für das Biegen der Bleche hat Tweddel vorge- schlagen, 2) dieses zwischen zwei Backen A und B, Fig. 1209, zu legen, von denen A die zwei äusseren Stützen, in Ge- stalt langer, abgerundeter Kanten enthält, während B mit seiner mittleren Wölbung gegen das Werkstück sich legt. Tweddel will nun mit seiner Maschine die Biegung genau begrenzen, was dadurch geschehen kann, dass die Abrun- dung von B und Ausrundung von A dem zu erzielenden Krümmungshalbmesser entspricht. Es müssen die Krüm- mungshalbmesser der beiden soeben genannten Flächen kleiner sein als der für das Blech geforderte, da nach dem Rückzuge der Werkzeuge das Werkstück um den Betrag zurückfedert, um welchen es elastisch ge- bogen war. Von grösserer Bedeutung ist folgender Umstand: Die bleibende Biegung des Werkstücks w findet im wesentlichen nur in der Mitte zwischen den beiden stützenden Rändern von A statt, an der Stelle, wo die am meisten hervorragende Fläche von B die Kraft an w überträgt. Es bleiben die diesseits und jenseits dieser Stelle befindlichen Theile des Werkstückes ungebogen. Sie legen sich daher bald an Stellen von B, welche seitlich [Abbildung Fig. 1210.] [Abbildung Fig. 1211.] von der Mitte liegen, Fig. 1210, so dass nunmehr hier das Biegen beginnt. Dann wirken aber die Angriffskanten von A nicht mehr mit dem Druck P an dem Hebelarm a, Fig. 1209, sondern mit dem grösseren Druck P1 an dem kleineren Hebelarm a1, Fig. 1210, und weiter mit dem noch grösseren P2 an dem Hebelarm a2, Fig. 1211, d. h. da das Widerstands- moment des Bleches überall gleich ist, so wächst die erforderliche Kraft P um so mehr, je mehr die beabsichtigte Biegung sich dem gesteckten Ziele nähert. Ohne Vornahme einer Rechnung lässt sich erkennen, dass unmög- lich ist, das Werkstück völlig an die cylindrischen Flächen von A bezw. B zu legen, wenn nicht eine sehr bedeutende Kraft zur Verfügung steht, die nicht mehr eigentlich biegend, sondern zum Theil unmittelbar umge- staltend wirkt. Das kann z. B. in Frage kommen, wenn der Krümmungs- 1) The Engineer, Juni 1878, S. 438, mit Abb. Dingl. polyt. Journ. 1878, Bd. 229, S. 316, mit Abb. 2) American Machinist, 21. Juni 1894, S. 3, mit Schaub. Engineering, Okt. 1894, S. 477, mit Schaubild. Specht, Massenfabrikation im Maschinenbau. Revue industr. 20. Febr. 1897, S. 75, mit Abb. Engineering, Mai 1898, S. 659, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/694>, abgerufen am 22.11.2024.