Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.
Von der Erden. [Spaltenumbruch]
Bäume zu Schiffen von solchen Fichtengemachet, ingleichen, wo keine Hartz- Gallen zu finden, welche die Sonne aus- schmeltzen könte, giebt es gute Schindeln. Wo man keine Kiefern hat, wird es auch zu Bau-Holtze gebrauchet, und ist gar dienlich, Balcken, Sparren und Riegel daraus zu machen. Es hat die Fichte ein trefflich Hartz, dahero der Hartz-Wald oder Sylva Hercynia den Namen bekommen, weil die Einwoh- ner daselbst ihre Nahrung vom Hartz- reissen und Pechmachen starck treiben, und damit handeln, da sie die Fichten mit besondern Eisen zwey Finger breit Manns hoch reissen, daraus das Hartz fliesset, und geschiehet durch solches Hartz- reissen an denen Bäumen nicht geringer Schaden. Bey denen Heyden wurde dieser Baum dem Titi zugeeignet, und in Leichen-Häuser aufgestecket, nach Vir- gilu Meynung; Auch werden die Todten Cörper von denen Römern durch solches Holtz verbrannt, nach Alexandri Mey- nung. Die Sineser pflantzen einen Fich- ten-Baum bey den Gräbern und hal- ten solchen vor sehr heilig. Die Amey- sen bereiten ihre Myrrhen aus solchem und anderer Bäume Hartz, welche sie in der Nähe herumb sammlen, in ihre Hauffen tragen, und daselbst zu un- terst auf dem Boden verbergen; Die Gerber brauchen die Rinde, damit das Leder gar zu machen, doch werden anietzo meistens die eichene Rinden darzu genom- men, weil solche besser seyn sollen. Das Hartz, welches eine subtile Olität bey sich führet, wird ebenfalls, wie das tannene, zur Salbe gebrauchet, doch ist das erste- re besser: So dienet auch das Hartz de- nen wilden Schweinen zum Harnisch, als welche sich, wann sie aus der Suhle kommen, an niedrig gerissene Fichten reiben, und mit dem daraus fliessenden Hartz ihre Haare und Borsten derge- stalt bestreichen und feste machen, daß daraus gleichsam ein Pantzer wird, und kein Hund durch die Haut greiffen, auch kein Waffen, Fang-Eisen oder Hirsch- Fänger durchdringen kan, er sey denn sehr steiff, starck und spitzig, Sie lassen im Herbste ihre alte Nadeln fallen; den Saamen aber streuen sie des Frühlings darauf, und weil der Saame öhlicht, hält er sich lang, ehe er auffgehet, es komme dann eine ziemliche Feuchtigkeit und Wärme darzu. Jhre Zapffen hen- gen niederwerts und sind etwas grösser, [Spaltenumbruch] auch bräunlichter an Farbe, als der Tan- nen ihre anzusehen. Die Eichhörnlein nehren sich davon, hülsen den Saamen aus, nagen und beissen die Zapffen mäch- tig ab, daß man zuweilen häuffig Schup- pen von abgefressenen Zapffen unter dem Baum liegen siehet. Von der Kiefer. Die Kiefer oder der Kühn-Baum ist hier- E 3
Von der Erden. [Spaltenumbruch]
Baͤume zu Schiffen von ſolchen Fichtengemachet, ingleichen, wo keine Hartz- Gallen zu finden, welche die Sonne aus- ſchmeltzen koͤnte, giebt es gute Schindeln. Wo man keine Kiefern hat, wird es auch zu Bau-Holtze gebrauchet, und iſt gar dienlich, Balcken, Sparren und Riegel daraus zu machen. Es hat die Fichte ein trefflich Hartz, dahero der Hartz-Wald oder Sylva Hercynia den Namen bekommen, weil die Einwoh- ner daſelbſt ihre Nahrung vom Hartz- reiſſen und Pechmachen ſtarck treiben, und damit handeln, da ſie die Fichten mit beſondern Eiſen zwey Finger breit Manns hoch reiſſen, daraus das Hartz flieſſet, und geſchiehet durch ſolches Hartz- reiſſen an denen Baͤumen nicht geringer Schaden. Bey denen Heyden wurde dieſer Baum dem Titi zugeeignet, und in Leichen-Haͤuſer aufgeſtecket, nach Vir- gilu Meynung; Auch werden die Todten Coͤrper von denen Roͤmern durch ſolches Holtz verbrannt, nach Alexandri Mey- nung. Die Sineſer pflantzen einen Fich- ten-Baum bey den Graͤbern und hal- ten ſolchen vor ſehr heilig. Die Amey- ſen bereiten ihre Myrrhen aus ſolchem und anderer Baͤume Hartz, welche ſie in der Naͤhe herumb ſammlen, in ihre Hauffen tragen, und daſelbſt zu un- terſt auf dem Boden verbergen; Die Gerber brauchen die Rinde, damit das Leder gar zu machen, doch werden anietzo meiſtens die eichene Rinden darzu genom- men, weil ſolche beſſer ſeyn ſollen. Das Hartz, welches eine ſubtile Olitaͤt bey ſich fuͤhret, wird ebenfalls, wie das tannene, zur Salbe gebrauchet, doch iſt das erſte- re beſſer: So dienet auch das Hartz de- nen wilden Schweinen zum Harniſch, als welche ſich, wann ſie aus der Suhle kommen, an niedrig geriſſene Fichten reiben, und mit dem daraus flieſſenden Hartz ihre Haare und Borſten derge- ſtalt beſtreichen und feſte machen, daß daraus gleichſam ein Pantzer wird, und kein Hund durch die Haut greiffen, auch kein Waffen, Fang-Eiſen oder Hirſch- Faͤnger durchdringen kan, er ſey denn ſehr ſteiff, ſtarck und ſpitzig, Sie laſſen im Herbſte ihre alte Nadeln fallen; den Saamen aber ſtreuen ſie des Fruͤhlings darauf, und weil der Saame oͤhlicht, haͤlt er ſich lang, ehe er auffgehet, es komme dann eine ziemliche Feuchtigkeit und Waͤrme darzu. Jhre Zapffen hen- gen niederwerts und ſind etwas groͤſſer, [Spaltenumbruch] auch braͤunlichter an Farbe, als der Tan- nen ihre anzuſehen. Die Eichhoͤrnlein nehren ſich davon, huͤlſen den Saamen aus, nagen und beiſſen die Zapffen maͤch- tig ab, daß man zuweilen haͤuffig Schup- pen von abgefreſſenen Zapffen unter dem Baum liegen ſiehet. Von der Kiefer. Die Kiefer oder der Kuͤhn-Baum iſt hier- E 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0107" n="37"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erden.</hi></fw><lb/><cb/> Baͤume zu Schiffen von ſolchen Fichten<lb/> gemachet, ingleichen, wo keine Hartz-<lb/> Gallen zu finden, welche die Sonne aus-<lb/> ſchmeltzen koͤnte, giebt es gute Schindeln.<lb/> Wo man keine Kiefern hat, wird es<lb/> auch zu Bau-Holtze gebrauchet, und iſt<lb/> gar dienlich, Balcken, Sparren und<lb/> Riegel daraus zu machen. Es hat die<lb/> Fichte ein trefflich Hartz, dahero der<lb/> Hartz-Wald oder <hi rendition="#aq">Sylva Hercynia</hi> den<lb/> Namen bekommen, weil die Einwoh-<lb/> ner daſelbſt ihre Nahrung vom Hartz-<lb/> reiſſen und Pechmachen ſtarck treiben,<lb/> und damit handeln, da ſie die Fichten<lb/> mit beſondern Eiſen zwey Finger breit<lb/> Manns hoch reiſſen, daraus das Hartz<lb/> flieſſet, und geſchiehet durch ſolches Hartz-<lb/> reiſſen an denen Baͤumen nicht geringer<lb/> Schaden. Bey denen Heyden wurde<lb/> dieſer Baum dem <hi rendition="#aq">Titi</hi> zugeeignet, und<lb/> in Leichen-Haͤuſer aufgeſtecket, nach <hi rendition="#aq">Vir-<lb/> gilu</hi> Meynung; Auch werden die Todten<lb/> Coͤrper von denen Roͤmern durch ſolches<lb/> Holtz verbrannt, nach <hi rendition="#aq">Alexandri</hi> Mey-<lb/> nung. Die Sineſer pflantzen einen Fich-<lb/> ten-Baum bey den Graͤbern und hal-<lb/> ten ſolchen vor ſehr heilig. Die Amey-<lb/> ſen bereiten ihre Myrrhen aus ſolchem<lb/> und anderer Baͤume Hartz, welche ſie<lb/> in der Naͤhe herumb ſammlen, in ihre<lb/> Hauffen tragen, und daſelbſt zu un-<lb/> terſt auf dem Boden verbergen; Die<lb/> Gerber brauchen die Rinde, damit das<lb/> Leder gar zu machen, doch werden anietzo<lb/> meiſtens die eichene Rinden darzu genom-<lb/> men, weil ſolche beſſer ſeyn ſollen. Das<lb/> Hartz, welches eine <hi rendition="#aq">ſubtil</hi>e <hi rendition="#aq">Olit</hi>aͤt bey ſich<lb/> fuͤhret, wird ebenfalls, wie das tannene,<lb/> zur Salbe gebrauchet, doch iſt das erſte-<lb/> re beſſer: So dienet auch das Hartz de-<lb/> nen wilden Schweinen zum Harniſch,<lb/> als welche ſich, wann ſie aus der Suhle<lb/> kommen, an niedrig geriſſene Fichten<lb/> reiben, und mit dem daraus flieſſenden<lb/> Hartz ihre Haare und Borſten derge-<lb/> ſtalt beſtreichen und feſte machen, daß<lb/> daraus gleichſam ein Pantzer wird, und<lb/> kein Hund durch die Haut greiffen, auch<lb/> kein Waffen, Fang-Eiſen oder Hirſch-<lb/> Faͤnger durchdringen kan, er ſey denn<lb/> ſehr ſteiff, ſtarck und ſpitzig, Sie laſſen<lb/> im Herbſte ihre alte Nadeln fallen; den<lb/> Saamen aber ſtreuen ſie des Fruͤhlings<lb/> darauf, und weil der Saame oͤhlicht,<lb/> haͤlt er ſich lang, ehe er auffgehet, es<lb/> komme dann eine ziemliche Feuchtigkeit<lb/> und Waͤrme darzu. Jhre Zapffen hen-<lb/> gen niederwerts und ſind etwas groͤſſer,<lb/><cb/> auch braͤunlichter an Farbe, als der Tan-<lb/> nen ihre anzuſehen. Die Eichhoͤrnlein<lb/> nehren ſich davon, huͤlſen den Saamen<lb/> aus, nagen und beiſſen die Zapffen maͤch-<lb/> tig ab, daß man zuweilen haͤuffig Schup-<lb/> pen von abgefreſſenen Zapffen unter dem<lb/> Baum liegen ſiehet.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Von der <hi rendition="#in">K</hi>iefer.</hi> </head><lb/> <p>Die Kiefer oder der Kuͤhn-Baum iſt<lb/> wegen ſeiner Fettigkeit ein zu bauen vor<lb/> allen anderen Baͤumen ſehr dienlicher<lb/> Baum. Er iſt bey denen Heyden nach<lb/><hi rendition="#aq">Urſini</hi> Meynung dem GOtt <hi rendition="#aq">Pan</hi> gewied-<lb/> met geweſen, von deſſen Zweige man<lb/> Kraͤntze bey denen Opffern getragen.<lb/> Er hat einen geraden Stamm, welcher<lb/> untenher voller Riſſe, rauch und aſcher-<lb/> farbigt, oberhalb aber ſchuppigt und<lb/> roͤthlicht iſt; die Zweige oder Aeſte ſind<lb/> mehrentheils krum gebogen; Die Na-<lb/> deln oder Tangeln Fingerslang, von<lb/> gelblichter gruͤner Farbe, einer fetten und<lb/> oͤhlichten <hi rendition="#aq">Subſtanz.</hi> Die Zapffen ſind<lb/> klein, rundlich und kuͤrtzer als der Tan-<lb/> nen und Fichten, hengen an kurtzen Stie-<lb/> len und ſitzen feſte daran, ob ſchon die<lb/> neuen hervor wachſen. Der Saame,<lb/> den die Natur mit Fluͤgeln, als Kaͤfer-<lb/> lein verſehen, flieget durch die Lufft im<lb/> Herbſt aus, und bleibet lange liegen, ehe<lb/> er aufgehet, biß er Lufft bekommt zu<lb/> wachſen. Sonſt waͤchſet das Kiefern-<lb/> Holtz meiſtens in ſandigtem Boden jaͤh-<lb/> ling am beſten auf, wurtzelt flach auf<lb/> der Erde, dahero die Sturm-Winde an<lb/> demſelben groſſen Schaden verurſachen.<lb/> Es dienet dieſer Baum wegen ſeines<lb/> vielen Hartzes, womit er im Wetter der<lb/> Faͤulung trefflich widerſtehet, zu herrli-<lb/> chem Bau-Holtz, und iſt weit mehr, als<lb/> Taͤnnen- oder Fichten-Holtz zu <hi rendition="#aq">æſtimi</hi>ren,<lb/> wie denn daraus die Haͤuſer erbauet,<lb/> ingleichen Bretter und Pfoſten geſchnit-<lb/> ten werden, ja man braucht ſie auch we-<lb/> gen in ſich habenden Kuͤhns und Tauer-<lb/> hafftigkeit in denen Waſſer-Brunnen zu<lb/> Roͤhren, auch in dem Berg-Bau zu<lb/> Waſſer-Kuͤnſten und Zimmerung der<lb/> Schaͤchte und Stollen. Die Stadt Aug-<lb/> ſpurg fuͤhret in ihrem Wappen eine Kie-<lb/> ferne Zapffe, weil in ſelbiger Gegend diß<lb/> Holtz ſehr gemein. Aus denen Kuͤhn-<lb/> Staͤmmen, knorrigten Aeſten, und har-<lb/> tzigten Wurtzeln, welches einen guten Ge-<lb/> ruch giebet, wird der Kuͤhn in kleine<lb/> Stuͤckgen ausgehacket, ſolche in einen<lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 3</fw><fw place="bottom" type="catch">hier-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0107]
Von der Erden.
Baͤume zu Schiffen von ſolchen Fichten
gemachet, ingleichen, wo keine Hartz-
Gallen zu finden, welche die Sonne aus-
ſchmeltzen koͤnte, giebt es gute Schindeln.
Wo man keine Kiefern hat, wird es
auch zu Bau-Holtze gebrauchet, und iſt
gar dienlich, Balcken, Sparren und
Riegel daraus zu machen. Es hat die
Fichte ein trefflich Hartz, dahero der
Hartz-Wald oder Sylva Hercynia den
Namen bekommen, weil die Einwoh-
ner daſelbſt ihre Nahrung vom Hartz-
reiſſen und Pechmachen ſtarck treiben,
und damit handeln, da ſie die Fichten
mit beſondern Eiſen zwey Finger breit
Manns hoch reiſſen, daraus das Hartz
flieſſet, und geſchiehet durch ſolches Hartz-
reiſſen an denen Baͤumen nicht geringer
Schaden. Bey denen Heyden wurde
dieſer Baum dem Titi zugeeignet, und
in Leichen-Haͤuſer aufgeſtecket, nach Vir-
gilu Meynung; Auch werden die Todten
Coͤrper von denen Roͤmern durch ſolches
Holtz verbrannt, nach Alexandri Mey-
nung. Die Sineſer pflantzen einen Fich-
ten-Baum bey den Graͤbern und hal-
ten ſolchen vor ſehr heilig. Die Amey-
ſen bereiten ihre Myrrhen aus ſolchem
und anderer Baͤume Hartz, welche ſie
in der Naͤhe herumb ſammlen, in ihre
Hauffen tragen, und daſelbſt zu un-
terſt auf dem Boden verbergen; Die
Gerber brauchen die Rinde, damit das
Leder gar zu machen, doch werden anietzo
meiſtens die eichene Rinden darzu genom-
men, weil ſolche beſſer ſeyn ſollen. Das
Hartz, welches eine ſubtile Olitaͤt bey ſich
fuͤhret, wird ebenfalls, wie das tannene,
zur Salbe gebrauchet, doch iſt das erſte-
re beſſer: So dienet auch das Hartz de-
nen wilden Schweinen zum Harniſch,
als welche ſich, wann ſie aus der Suhle
kommen, an niedrig geriſſene Fichten
reiben, und mit dem daraus flieſſenden
Hartz ihre Haare und Borſten derge-
ſtalt beſtreichen und feſte machen, daß
daraus gleichſam ein Pantzer wird, und
kein Hund durch die Haut greiffen, auch
kein Waffen, Fang-Eiſen oder Hirſch-
Faͤnger durchdringen kan, er ſey denn
ſehr ſteiff, ſtarck und ſpitzig, Sie laſſen
im Herbſte ihre alte Nadeln fallen; den
Saamen aber ſtreuen ſie des Fruͤhlings
darauf, und weil der Saame oͤhlicht,
haͤlt er ſich lang, ehe er auffgehet, es
komme dann eine ziemliche Feuchtigkeit
und Waͤrme darzu. Jhre Zapffen hen-
gen niederwerts und ſind etwas groͤſſer,
auch braͤunlichter an Farbe, als der Tan-
nen ihre anzuſehen. Die Eichhoͤrnlein
nehren ſich davon, huͤlſen den Saamen
aus, nagen und beiſſen die Zapffen maͤch-
tig ab, daß man zuweilen haͤuffig Schup-
pen von abgefreſſenen Zapffen unter dem
Baum liegen ſiehet.
Von der Kiefer.
Die Kiefer oder der Kuͤhn-Baum iſt
wegen ſeiner Fettigkeit ein zu bauen vor
allen anderen Baͤumen ſehr dienlicher
Baum. Er iſt bey denen Heyden nach
Urſini Meynung dem GOtt Pan gewied-
met geweſen, von deſſen Zweige man
Kraͤntze bey denen Opffern getragen.
Er hat einen geraden Stamm, welcher
untenher voller Riſſe, rauch und aſcher-
farbigt, oberhalb aber ſchuppigt und
roͤthlicht iſt; die Zweige oder Aeſte ſind
mehrentheils krum gebogen; Die Na-
deln oder Tangeln Fingerslang, von
gelblichter gruͤner Farbe, einer fetten und
oͤhlichten Subſtanz. Die Zapffen ſind
klein, rundlich und kuͤrtzer als der Tan-
nen und Fichten, hengen an kurtzen Stie-
len und ſitzen feſte daran, ob ſchon die
neuen hervor wachſen. Der Saame,
den die Natur mit Fluͤgeln, als Kaͤfer-
lein verſehen, flieget durch die Lufft im
Herbſt aus, und bleibet lange liegen, ehe
er aufgehet, biß er Lufft bekommt zu
wachſen. Sonſt waͤchſet das Kiefern-
Holtz meiſtens in ſandigtem Boden jaͤh-
ling am beſten auf, wurtzelt flach auf
der Erde, dahero die Sturm-Winde an
demſelben groſſen Schaden verurſachen.
Es dienet dieſer Baum wegen ſeines
vielen Hartzes, womit er im Wetter der
Faͤulung trefflich widerſtehet, zu herrli-
chem Bau-Holtz, und iſt weit mehr, als
Taͤnnen- oder Fichten-Holtz zu æſtimiren,
wie denn daraus die Haͤuſer erbauet,
ingleichen Bretter und Pfoſten geſchnit-
ten werden, ja man braucht ſie auch we-
gen in ſich habenden Kuͤhns und Tauer-
hafftigkeit in denen Waſſer-Brunnen zu
Roͤhren, auch in dem Berg-Bau zu
Waſſer-Kuͤnſten und Zimmerung der
Schaͤchte und Stollen. Die Stadt Aug-
ſpurg fuͤhret in ihrem Wappen eine Kie-
ferne Zapffe, weil in ſelbiger Gegend diß
Holtz ſehr gemein. Aus denen Kuͤhn-
Staͤmmen, knorrigten Aeſten, und har-
tzigten Wurtzeln, welches einen guten Ge-
ruch giebet, wird der Kuͤhn in kleine
Stuͤckgen ausgehacket, ſolche in einen
hier-
E 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/107 |
| Zitationshilfe: | Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/107>, abgerufen am 24.11.2024. |
