Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] dere anzustellen sey, gar leicht ohne Mü-
he daraus judiciren. Er kan auch fer-
ner auf solchem Riß die natürlichen
Straßen, Wege und Stege des Wal-
des, ob sie zu Haupt-Stelle- oder Treibe-
Flügel tüchtig, oder ob es zu weitläuff-
tig und er mit dem Zeuge zu stellen aus-
komme, oder ob er nothwendig andere
neue Flügel an beqvemen Oertern müs-
se hauen lassen, woher das treiben kom-
me, und wohin der Abjagungs-Flügel
und Lauff-Platz sich schicken mögte, nebst
andern Dingen mehr, deutlich ersehen,
so zu seiner Nachricht sehr dienlich seyn
würde. Solchergestalt kan er ohne
grosse Mühe in kurtzer Zeit allenthalben
derer Wege und Stege recht kundig wer-
den, da er sonsten, wenn er zumahl der
Gelegenheit und Oerter noch frembde
und unbekant wäre, solches in langer Zeit
durch eigene Erfahrung mit vielfältigem
Umblauffen, saurer Müh und Fleiß, er-
kundigen müste, und dennoch ohne die-
ses Mittel nicht sattsam weder sich selbst,
oder seinen Vorgesetzten, noch seinen Un-
tergebenen vorstellen und zeigen könte.
Betreffend nun eigentlich den. Modum
procedendi,
oder wie solche Geometri-
sche Einhohlung oder Ausmessung recht
accurat und just müße vorgenommen
werden, wovon gar wohl und füglich ein
absonderlicher Geometrischer Tractat, wie
ich solchen ebenfalls lernen müssen, zu be-
schreiben höchstnöthig wäre, so dienet
kürtzlich zu wissen, daß die Ingenieurs o-
der Feld-Messer bey der Geometrie in
Observirung aller Winckel entweder
durch ihr mathematisches Instrument, das
Astrolabium genannt, worauf in einem
Circul 360. Grad getheilet, durch das
Visir sehen, und bemercken: Nachge-
hends auf den Riß ins kleine, durch den
Transporteur oder Halb-Circul, welcher
in 180. Grad getheilet, also folglich seinen
rechten Winckel mit 90. Grad auswei-
set, solche gefundene und bemerckte Grad
abtragen: Oder es bemercken andere je-
den Stand oder Winckel auch Arte Na-
vali
durch den See-Compaß, worauf
die 32. Winde verzeichnet und vornehm-
lich die vier Haupt-Theile, als Morgen,
Mittag, Abend, und Mitternacht zu be-
finden, vermittelst der Magnet-Nadel,
als welche allzeit natürlicher Weise nach
Norden, oder Mitternacht zeiget, wie es
ebenfalls in denen Bergwercken die
Marck-Scheider observiren. Die Län-
gen aber werden durch Ruthen, so in
[Spaltenumbruch] 10. Schuh, die Schuh in 10. Zoll, die
Zoll in 10. Gran, die Gran in 10. Scrupel
getheilet werden, von etlichen auch
durch Klafftern oder Ellen gemessen, und
solches nach dem verjüngten Maaßstab,
oder kleineren proportionirten Länge,
auf dem Pappier durch den Circul ab-
getragen, wie es sonsten Theoretice &
Practice
deutlich vorgestellet habe. Und
weilen ich besorge, es mögte der geneigte
Leser sich sowohl in die Grad des Astro-
labii
und behörigen Transporteurs ver-
irren, oder durch den See-Compaß in
die vielfältige fremde Namen derer 32.
Winde verwickeln, auch wohl in die Ru-
then, Schuh, Zoll, Gran, oder Scrupel
sich confundiren, also verdrießlich werden,
und diß Werck liegen lassen; Als habe,
meiner einfältigen Meynung nach, hier
eine gantz leichte und deutliche beqveme
Manier melden wollen: Nehmlich ich
stecke mir einen Stock in den Winckel
recht perpendiculariter feste ein, habe
auf solchem ein recht viereckigt klein Bret-
lein, so im Centro durch ein Linial fest
angenagelt ist, unter solches Linial kleb
ich mit Wachs ein weiß Pappier, dicht an
das Centrum, und visire oder sehe durch
die über dem Centro gehende Linie nach
dem Linial mir in der ferne vorgesetzte
zwey Ziehle; Wann ich nun beyde Zieh-
le bemercket, wie der Winckel gewesen,
so notire mir solches Pappier, mit dem ge-
fundenen Winckel No. 1. oder Lit. A. wel-
ches mir gefällt, und hebe dieß Pappier
auf, komme ich auf den andern Stand,
Winckel oder Ecke, so procedire auf ein
rein Pappier, und bemercke ebenfalls den
Winckel, zeichne solches mit Lit. B. oder No.
2. und auf solche Art verfahre ich mit al-
len Winckeln, welche Pappiere oder ge-
fundene Winckel ich beym Abtragen auf
den Riß, nach ihren Numern deutlich
durchstechen und verzeichnen kan, wie es
hierinnen die Praxis am besten lehret.
Die Längen, Weiten, oder Distantzen
von einem Stand zum andern werden
am füglichsten durch Schritte abgemes-
sen und nach dem verjüngten Maaßstab,
oder kleinern Länge, mit dem Circul ab-
getragen: Und dieses ist meines Erachtens
die geschwindeste Methode, alle vorfallende
Winckel und Längen zu bemercken, aus-
zumessen und auf den Riß abzutragen.
Was aber die Planimetriam oder Su-
perficial-
Flächen der Wälder, Continen-
t
en, Jnhalt und Quadrat-Maaßes Calcu-
lir
ung betrifft, wieviel solcher Platz oder

Area
F 3

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] dere anzuſtellen ſey, gar leicht ohne Muͤ-
he daraus judiciren. Er kan auch fer-
ner auf ſolchem Riß die natuͤrlichen
Straßen, Wege und Stege des Wal-
des, ob ſie zu Haupt-Stelle- oder Treibe-
Fluͤgel tuͤchtig, oder ob es zu weitlaͤuff-
tig und er mit dem Zeuge zu ſtellen aus-
komme, oder ob er nothwendig andere
neue Fluͤgel an beqvemen Oertern muͤſ-
ſe hauen laſſen, woher das treiben kom-
me, und wohin der Abjagungs-Fluͤgel
und Lauff-Platz ſich ſchicken moͤgte, nebſt
andern Dingen mehr, deutlich erſehen,
ſo zu ſeiner Nachricht ſehr dienlich ſeyn
wuͤrde. Solchergeſtalt kan er ohne
groſſe Muͤhe in kurtzer Zeit allenthalben
derer Wege und Stege recht kundig wer-
den, da er ſonſten, wenn er zumahl der
Gelegenheit und Oerter noch frembde
und unbekant waͤre, ſolches in langer Zeit
durch eigene Erfahrung mit vielfaͤltigem
Umblauffen, ſaurer Muͤh und Fleiß, er-
kundigen muͤſte, und dennoch ohne die-
ſes Mittel nicht ſattſam weder ſich ſelbſt,
oder ſeinen Vorgeſetzten, noch ſeinen Un-
tergebenen vorſtellen und zeigen koͤnte.
Betreffend nun eigentlich den. Modum
procedendi,
oder wie ſolche Geometri-
ſche Einhohlung oder Ausmeſſung recht
accurat und juſt muͤße vorgenommen
werden, wovon gar wohl und fuͤglich ein
abſonderlicher Geometriſcher Tractat, wie
ich ſolchen ebenfalls lernen muͤſſen, zu be-
ſchreiben hoͤchſtnoͤthig waͤre, ſo dienet
kuͤrtzlich zu wiſſen, daß die Ingenieurs o-
der Feld-Meſſer bey der Geometrie in
Obſervirung aller Winckel entweder
durch ihr mathematiſches Inſtrument, das
Aſtrolabium genannt, worauf in einem
Circul 360. Grad getheilet, durch das
Viſir ſehen, und bemercken: Nachge-
hends auf den Riß ins kleine, durch den
Transporteur oder Halb-Circul, welcher
in 180. Grad getheilet, alſo folglich ſeinen
rechten Winckel mit 90. Grad auswei-
ſet, ſolche gefundene und bemerckte Grad
abtragen: Oder es bemercken andere je-
den Stand oder Winckel auch Arte Na-
vali
durch den See-Compaß, worauf
die 32. Winde verzeichnet und vornehm-
lich die vier Haupt-Theile, als Morgen,
Mittag, Abend, und Mitternacht zu be-
finden, vermittelſt der Magnet-Nadel,
als welche allzeit natuͤrlicher Weiſe nach
Norden, oder Mitternacht zeiget, wie es
ebenfalls in denen Bergwercken die
Marck-Scheider obſerviren. Die Laͤn-
gen aber werden durch Ruthen, ſo in
[Spaltenumbruch] 10. Schuh, die Schuh in 10. Zoll, die
Zoll in 10. Gran, die Gran in 10. Scrupel
getheilet werden, von etlichen auch
durch Klafftern oder Ellen gemeſſen, und
ſolches nach dem verjuͤngten Maaßſtab,
oder kleineren proportionirten Laͤnge,
auf dem Pappier durch den Circul ab-
getragen, wie es ſonſten Theoretice &
Practice
deutlich vorgeſtellet habe. Und
weilen ich beſorge, es moͤgte der geneigte
Leſer ſich ſowohl in die Grad des Aſtro-
labii
und behoͤrigen Transporteurs ver-
irren, oder durch den See-Compaß in
die vielfaͤltige fremde Namen derer 32.
Winde verwickeln, auch wohl in die Ru-
then, Schuh, Zoll, Gran, oder Scrupel
ſich confundiren, alſo verdrießlich werden,
und diß Werck liegen laſſen; Als habe,
meiner einfaͤltigen Meynung nach, hier
eine gantz leichte und deutliche beqveme
Manier melden wollen: Nehmlich ich
ſtecke mir einen Stock in den Winckel
recht perpendiculariter feſte ein, habe
auf ſolchem ein recht viereckigt klein Bret-
lein, ſo im Centro durch ein Linial feſt
angenagelt iſt, unter ſolches Linial kleb
ich mit Wachs ein weiß Pappier, dicht an
das Centrum, und viſire oder ſehe durch
die uͤber dem Centro gehende Linie nach
dem Linial mir in der ferne vorgeſetzte
zwey Ziehle; Wann ich nun beyde Zieh-
le bemercket, wie der Winckel geweſen,
ſo notire mir ſolches Pappier, mit dem ge-
fundenen Winckel No. 1. oder Lit. A. wel-
ches mir gefaͤllt, und hebe dieß Pappier
auf, komme ich auf den andern Stand,
Winckel oder Ecke, ſo procedire auf ein
rein Pappier, und bemercke ebenfalls den
Winckel, zeichne ſolches mit Lit. B. oder No.
2. und auf ſolche Art verfahre ich mit al-
len Winckeln, welche Pappiere oder ge-
fundene Winckel ich beym Abtragen auf
den Riß, nach ihren Numern deutlich
durchſtechen und verzeichnen kan, wie es
hierinnen die Praxis am beſten lehret.
Die Laͤngen, Weiten, oder Diſtantzen
von einem Stand zum andern werden
am fuͤglichſten durch Schritte abgemeſ-
ſen und nach dem verjuͤngten Maaßſtab,
oder kleinern Laͤnge, mit dem Circul ab-
getragen: Und dieſes iſt meines Erachtens
die geſchwindeſte Methode, alle vorfallende
Winckel und Laͤngen zu bemercken, aus-
zumeſſen und auf den Riß abzutragen.
Was aber die Planimetriam oder Su-
perficial-
Flaͤchen der Waͤlder, Continen-
t
en, Jnhalt und Quadrat-Maaßes Calcu-
lir
ung betrifft, wieviel ſolcher Platz oder

Area
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0125" n="45"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erden.</hi></fw><lb/><cb/>
dere anzu&#x017F;tellen &#x017F;ey, gar leicht ohne Mu&#x0364;-<lb/>
he daraus <hi rendition="#aq">judicir</hi>en. Er kan auch fer-<lb/>
ner auf &#x017F;olchem Riß die natu&#x0364;rlichen<lb/>
Straßen, Wege und Stege des Wal-<lb/>
des, ob &#x017F;ie zu Haupt-Stelle- oder Treibe-<lb/>
Flu&#x0364;gel tu&#x0364;chtig, oder ob es zu weitla&#x0364;uff-<lb/>
tig und er mit dem Zeuge zu &#x017F;tellen aus-<lb/>
komme, oder ob er nothwendig andere<lb/>
neue Flu&#x0364;gel an beqvemen Oertern mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e hauen la&#x017F;&#x017F;en, woher das treiben kom-<lb/>
me, und wohin der Abjagungs-Flu&#x0364;gel<lb/>
und Lauff-Platz &#x017F;ich &#x017F;chicken mo&#x0364;gte, neb&#x017F;t<lb/>
andern Dingen mehr, deutlich er&#x017F;ehen,<lb/>
&#x017F;o zu &#x017F;einer Nachricht &#x017F;ehr dienlich &#x017F;eyn<lb/>
wu&#x0364;rde. Solcherge&#x017F;talt kan er ohne<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Mu&#x0364;he in kurtzer Zeit allenthalben<lb/>
derer Wege und Stege recht kundig wer-<lb/>
den, da er &#x017F;on&#x017F;ten, wenn er zumahl der<lb/>
Gelegenheit und Oerter noch frembde<lb/>
und unbekant wa&#x0364;re, &#x017F;olches in langer Zeit<lb/>
durch eigene Erfahrung mit vielfa&#x0364;ltigem<lb/>
Umblauffen, &#x017F;aurer Mu&#x0364;h und Fleiß, er-<lb/>
kundigen mu&#x0364;&#x017F;te, und dennoch ohne die-<lb/>
&#x017F;es Mittel nicht &#x017F;att&#x017F;am weder &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
oder &#x017F;einen Vorge&#x017F;etzten, noch &#x017F;einen Un-<lb/>
tergebenen vor&#x017F;tellen und zeigen ko&#x0364;nte.<lb/>
Betreffend nun eigentlich den. <hi rendition="#aq">Modum<lb/>
procedendi,</hi> oder wie &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Geometri-</hi><lb/>
&#x017F;che Einhohlung oder Ausme&#x017F;&#x017F;ung recht<lb/><hi rendition="#aq">accurat</hi> und ju&#x017F;t mu&#x0364;ße vorgenommen<lb/>
werden, wovon gar wohl und fu&#x0364;glich ein<lb/>
ab&#x017F;onderlicher <hi rendition="#aq">Geometri</hi>&#x017F;cher <hi rendition="#aq">Tractat,</hi> wie<lb/>
ich &#x017F;olchen ebenfalls lernen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, zu be-<lb/>
&#x017F;chreiben ho&#x0364;ch&#x017F;tno&#x0364;thig wa&#x0364;re, &#x017F;o dienet<lb/>
ku&#x0364;rtzlich zu wi&#x017F;&#x017F;en, daß die <hi rendition="#aq">Ingenieurs</hi> o-<lb/>
der Feld-Me&#x017F;&#x017F;er bey der <hi rendition="#aq">Geometrie</hi> in<lb/><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervir</hi>ung aller Winckel entweder<lb/>
durch ihr <hi rendition="#aq">mathemati</hi>&#x017F;ches <hi rendition="#aq">In&#x017F;trument,</hi> das<lb/><hi rendition="#aq">A&#x017F;trolabium</hi> genannt, worauf in einem<lb/>
Circul 360. Grad getheilet, durch das<lb/><hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ir</hi> &#x017F;ehen, und bemercken: Nachge-<lb/>
hends auf den Riß ins kleine, durch den<lb/><hi rendition="#aq">Transporteur</hi> oder Halb-Circul, welcher<lb/>
in 180. Grad getheilet, al&#x017F;o folglich &#x017F;einen<lb/>
rechten Winckel mit 90. Grad auswei-<lb/>
&#x017F;et, &#x017F;olche gefundene und bemerckte Grad<lb/>
abtragen: Oder es bemercken andere je-<lb/>
den Stand oder Winckel auch <hi rendition="#aq">Arte Na-<lb/>
vali</hi> durch den See-Compaß, worauf<lb/>
die 32. Winde verzeichnet und vornehm-<lb/>
lich die vier Haupt-Theile, als Morgen,<lb/>
Mittag, Abend, und Mitternacht zu be-<lb/>
finden, vermittel&#x017F;t der Magnet-Nadel,<lb/>
als welche allzeit natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e nach<lb/>
Norden, oder Mitternacht zeiget, wie es<lb/>
ebenfalls in denen Bergwercken die<lb/>
Marck-Scheider <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervir</hi>en. Die La&#x0364;n-<lb/>
gen aber werden durch Ruthen, &#x017F;o in<lb/><cb/>
10. Schuh, die Schuh in 10. Zoll, die<lb/>
Zoll in 10. <hi rendition="#aq">Gran,</hi> die <hi rendition="#aq">Gran</hi> in 10. <hi rendition="#aq">Scrupel</hi><lb/>
getheilet werden, von etlichen auch<lb/>
durch Klafftern oder Ellen geme&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
&#x017F;olches nach dem verju&#x0364;ngten Maaß&#x017F;tab,<lb/>
oder kleineren <hi rendition="#aq">proportionirt</hi>en La&#x0364;nge,<lb/>
auf dem Pappier durch den Circul ab-<lb/>
getragen, wie es &#x017F;on&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Theoretice &amp;<lb/>
Practice</hi> deutlich vorge&#x017F;tellet habe. Und<lb/>
weilen ich be&#x017F;orge, es mo&#x0364;gte der geneigte<lb/>
Le&#x017F;er &#x017F;ich &#x017F;owohl in die Grad des <hi rendition="#aq">A&#x017F;tro-<lb/>
labii</hi> und beho&#x0364;rigen <hi rendition="#aq">Transporteurs</hi> ver-<lb/>
irren, oder durch den See-Compaß in<lb/>
die vielfa&#x0364;ltige fremde Namen derer 32.<lb/>
Winde verwickeln, auch wohl in die Ru-<lb/>
then, Schuh, Zoll, <hi rendition="#aq">Gran,</hi> oder <hi rendition="#aq">Scrupel</hi><lb/>
&#x017F;ich <hi rendition="#aq">confundir</hi>en, al&#x017F;o verdrießlich werden,<lb/>
und diß Werck liegen la&#x017F;&#x017F;en; Als habe,<lb/>
meiner einfa&#x0364;ltigen Meynung nach, hier<lb/>
eine gantz leichte und deutliche beqveme<lb/>
Manier melden wollen: Nehmlich ich<lb/>
&#x017F;tecke mir einen Stock in den Winckel<lb/>
recht <hi rendition="#aq">perpendicularit</hi>er fe&#x017F;te ein, habe<lb/>
auf &#x017F;olchem ein recht viereckigt klein Bret-<lb/>
lein, &#x017F;o im <hi rendition="#aq">Centro</hi> durch ein Linial fe&#x017F;t<lb/>
angenagelt i&#x017F;t, unter &#x017F;olches Linial kleb<lb/>
ich mit Wachs ein weiß Pappier, dicht an<lb/>
das <hi rendition="#aq">Centrum,</hi> und <hi rendition="#aq">vi&#x017F;ire</hi> oder &#x017F;ehe durch<lb/>
die u&#x0364;ber dem <hi rendition="#aq">Centro</hi> gehende Linie nach<lb/>
dem Linial mir in der ferne vorge&#x017F;etzte<lb/>
zwey Ziehle; Wann ich nun beyde Zieh-<lb/>
le bemercket, wie der Winckel gewe&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;o <hi rendition="#aq">notire</hi> mir &#x017F;olches Pappier, mit dem ge-<lb/>
fundenen Winckel <hi rendition="#aq">No.</hi> 1. oder <hi rendition="#aq">Lit. A.</hi> wel-<lb/>
ches mir gefa&#x0364;llt, und hebe dieß Pappier<lb/>
auf, komme ich auf den andern Stand,<lb/>
Winckel oder Ecke, &#x017F;o <hi rendition="#aq">procedir</hi>e auf ein<lb/>
rein Pappier, und bemercke ebenfalls den<lb/>
Winckel, zeichne &#x017F;olches mit <hi rendition="#aq">Lit. B.</hi> oder <hi rendition="#aq">No.</hi><lb/>
2. und auf &#x017F;olche Art verfahre ich mit al-<lb/>
len Winckeln, welche Pappiere oder ge-<lb/>
fundene Winckel ich beym Abtragen auf<lb/>
den Riß, nach ihren Numern deutlich<lb/>
durch&#x017F;techen und verzeichnen kan, wie es<lb/>
hierinnen die <hi rendition="#aq">Praxis</hi> am be&#x017F;ten lehret.<lb/>
Die La&#x0364;ngen, Weiten, oder <hi rendition="#aq">Di&#x017F;tantz</hi>en<lb/>
von einem Stand zum andern werden<lb/>
am fu&#x0364;glich&#x017F;ten durch Schritte abgeme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und nach dem verju&#x0364;ngten Maaß&#x017F;tab,<lb/>
oder kleinern La&#x0364;nge, mit dem Circul ab-<lb/>
getragen: Und die&#x017F;es i&#x017F;t meines Erachtens<lb/>
die ge&#x017F;chwinde&#x017F;te <hi rendition="#aq">Methode,</hi> alle vorfallende<lb/>
Winckel und La&#x0364;ngen zu bemercken, aus-<lb/>
zume&#x017F;&#x017F;en und auf den Riß abzutragen.<lb/>
Was aber die <hi rendition="#aq">Planimetriam</hi> oder <hi rendition="#aq">Su-<lb/>
perficial-</hi>Fla&#x0364;chen der Wa&#x0364;lder, <hi rendition="#aq">Continen-<lb/>
t</hi>en, Jnhalt und <hi rendition="#aq">Quadrat-</hi>Maaßes <hi rendition="#aq">Calcu-<lb/>
lir</hi>ung betrifft, wieviel &#x017F;olcher Platz oder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Area</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0125] Von der Erden. dere anzuſtellen ſey, gar leicht ohne Muͤ- he daraus judiciren. Er kan auch fer- ner auf ſolchem Riß die natuͤrlichen Straßen, Wege und Stege des Wal- des, ob ſie zu Haupt-Stelle- oder Treibe- Fluͤgel tuͤchtig, oder ob es zu weitlaͤuff- tig und er mit dem Zeuge zu ſtellen aus- komme, oder ob er nothwendig andere neue Fluͤgel an beqvemen Oertern muͤſ- ſe hauen laſſen, woher das treiben kom- me, und wohin der Abjagungs-Fluͤgel und Lauff-Platz ſich ſchicken moͤgte, nebſt andern Dingen mehr, deutlich erſehen, ſo zu ſeiner Nachricht ſehr dienlich ſeyn wuͤrde. Solchergeſtalt kan er ohne groſſe Muͤhe in kurtzer Zeit allenthalben derer Wege und Stege recht kundig wer- den, da er ſonſten, wenn er zumahl der Gelegenheit und Oerter noch frembde und unbekant waͤre, ſolches in langer Zeit durch eigene Erfahrung mit vielfaͤltigem Umblauffen, ſaurer Muͤh und Fleiß, er- kundigen muͤſte, und dennoch ohne die- ſes Mittel nicht ſattſam weder ſich ſelbſt, oder ſeinen Vorgeſetzten, noch ſeinen Un- tergebenen vorſtellen und zeigen koͤnte. Betreffend nun eigentlich den. Modum procedendi, oder wie ſolche Geometri- ſche Einhohlung oder Ausmeſſung recht accurat und juſt muͤße vorgenommen werden, wovon gar wohl und fuͤglich ein abſonderlicher Geometriſcher Tractat, wie ich ſolchen ebenfalls lernen muͤſſen, zu be- ſchreiben hoͤchſtnoͤthig waͤre, ſo dienet kuͤrtzlich zu wiſſen, daß die Ingenieurs o- der Feld-Meſſer bey der Geometrie in Obſervirung aller Winckel entweder durch ihr mathematiſches Inſtrument, das Aſtrolabium genannt, worauf in einem Circul 360. Grad getheilet, durch das Viſir ſehen, und bemercken: Nachge- hends auf den Riß ins kleine, durch den Transporteur oder Halb-Circul, welcher in 180. Grad getheilet, alſo folglich ſeinen rechten Winckel mit 90. Grad auswei- ſet, ſolche gefundene und bemerckte Grad abtragen: Oder es bemercken andere je- den Stand oder Winckel auch Arte Na- vali durch den See-Compaß, worauf die 32. Winde verzeichnet und vornehm- lich die vier Haupt-Theile, als Morgen, Mittag, Abend, und Mitternacht zu be- finden, vermittelſt der Magnet-Nadel, als welche allzeit natuͤrlicher Weiſe nach Norden, oder Mitternacht zeiget, wie es ebenfalls in denen Bergwercken die Marck-Scheider obſerviren. Die Laͤn- gen aber werden durch Ruthen, ſo in 10. Schuh, die Schuh in 10. Zoll, die Zoll in 10. Gran, die Gran in 10. Scrupel getheilet werden, von etlichen auch durch Klafftern oder Ellen gemeſſen, und ſolches nach dem verjuͤngten Maaßſtab, oder kleineren proportionirten Laͤnge, auf dem Pappier durch den Circul ab- getragen, wie es ſonſten Theoretice & Practice deutlich vorgeſtellet habe. Und weilen ich beſorge, es moͤgte der geneigte Leſer ſich ſowohl in die Grad des Aſtro- labii und behoͤrigen Transporteurs ver- irren, oder durch den See-Compaß in die vielfaͤltige fremde Namen derer 32. Winde verwickeln, auch wohl in die Ru- then, Schuh, Zoll, Gran, oder Scrupel ſich confundiren, alſo verdrießlich werden, und diß Werck liegen laſſen; Als habe, meiner einfaͤltigen Meynung nach, hier eine gantz leichte und deutliche beqveme Manier melden wollen: Nehmlich ich ſtecke mir einen Stock in den Winckel recht perpendiculariter feſte ein, habe auf ſolchem ein recht viereckigt klein Bret- lein, ſo im Centro durch ein Linial feſt angenagelt iſt, unter ſolches Linial kleb ich mit Wachs ein weiß Pappier, dicht an das Centrum, und viſire oder ſehe durch die uͤber dem Centro gehende Linie nach dem Linial mir in der ferne vorgeſetzte zwey Ziehle; Wann ich nun beyde Zieh- le bemercket, wie der Winckel geweſen, ſo notire mir ſolches Pappier, mit dem ge- fundenen Winckel No. 1. oder Lit. A. wel- ches mir gefaͤllt, und hebe dieß Pappier auf, komme ich auf den andern Stand, Winckel oder Ecke, ſo procedire auf ein rein Pappier, und bemercke ebenfalls den Winckel, zeichne ſolches mit Lit. B. oder No. 2. und auf ſolche Art verfahre ich mit al- len Winckeln, welche Pappiere oder ge- fundene Winckel ich beym Abtragen auf den Riß, nach ihren Numern deutlich durchſtechen und verzeichnen kan, wie es hierinnen die Praxis am beſten lehret. Die Laͤngen, Weiten, oder Diſtantzen von einem Stand zum andern werden am fuͤglichſten durch Schritte abgemeſ- ſen und nach dem verjuͤngten Maaßſtab, oder kleinern Laͤnge, mit dem Circul ab- getragen: Und dieſes iſt meines Erachtens die geſchwindeſte Methode, alle vorfallende Winckel und Laͤngen zu bemercken, aus- zumeſſen und auf den Riß abzutragen. Was aber die Planimetriam oder Su- perficial-Flaͤchen der Waͤlder, Continen- ten, Jnhalt und Quadrat-Maaßes Calcu- lirung betrifft, wieviel ſolcher Platz oder Area F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/125
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/125>, abgerufen am 18.12.2024.