Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Anderer Theil/ [Spaltenumbruch]
dem Alten Testament wurde von demgrossen Gott denen Kindern Jsrael nach Jnhalt ihres Gesetzes ein mercklicher Un- terscheid zwischen denen reinen und un- reinen Thieren zu halten verordnet. Auch wurden öffters Löwen und Bäre, un- ter sie zur Straffe geschicket; Wie dann auch leyder noch vor dem Hunnen-Krie- ge, als ein Praesagium, die greulichen Wölffe in unsern Landen dermaassen ü- berhand genommen, daß sie gar vielfäl- tig die Kinder an der Mutter Brüsten zerrissen; Dergleichen ungeheure uns an- noch unbekante Thier annoch in so gros- ser Menge, sowohl in denen kalten Nor- dischen Ländern, als andern Wildnüs- sen vermuthlich sich auffhalten mögen. Wann dann nun dem gemeinen Besten vornehmlich daran gelegen, sicher zu woh- nen, zu handeln und zu wandeln, so sind solche schädliche Raub-Thiere, die uns zur Straffe erschaffen, zu vertilgen und von denenselben das Land zu befreyen, welches nicht allein höchstnöthig, unent- behrlich und nützlich ist, sondern auch der Landes-Herrschafft oder Obrigkeit bey der ihr obliegenden mühsamen Regie- rungs-Sorge durch das Jagen und Weydewerck sowohl zur Recreation und Vergnügung des Gemüths, als continu- irlicher Betrachtung der sonderbahren Allmacht Gottes dienen kan. Dahero auch eines Jägers oder Weydemanns Requisitum primum necessarium ist, de- rer Thiere Natur und Eigenschafft ge- nau zu erkundigen und von deren Nah- rung, Gewohnheit, Behältnisse, Merck- mahle und Kennzeichen, gründliche Nach- richt geben zu können. So erfordert auch solche zu fangen eine vollkommene Wissenschafft. Wie denn leicht zu er- achten, daß zwischen den wilden Thieren, und dem Menschen eine Antipathie sey, so durch Würgen und Tödten verursa- chet worden. Ob es nun wohl eine ziemliche langwierige Erfahrung und vielen grossen Fleiß erfordert, die Na- tur und Eigenschafft derer wilden Thiere gründlich zu erforschen und der Nach- welt zu hinterlassen, zumahlen, da die meisten entsetzliche Raub-Thiere, als Löwen, Bären, Tieger, Wölffe, Luchse und dergleichen mehr, dem Menschen vielmehr ein Entsetzen und Abscheu ver- ursachen, als daß er an die Untersu- chung derselben Eigenschafft sich machen solte; So haben sich doch gleichwohl viele Naturkündiger äuserst bemühet, viele [Spaltenumbruch] seltsame Eigenschafften derer wilden Thiere u. was von denenselben zur Artze- ney dienlich, zu beschreiben und uns zu hinterlassen. Wie man denn in Heiliger Schrifft mit besonderm Lobe von dem König Salomon lieset, daß derselbe ex professo, sowohl die Kräuter, Gewächse u. Bäume, als auch die Eigenschafften der wilden Thiere aufs genauste untersuchet und davon viele herrliche Bücher geschrie- ben, maassen er von derselben Natur aus vortrefflicher Erkäntniß und Ein- geben des Heiligen Geistes herrliche Nach- richt hinterlassen, welche aber, weil die Abergläubischen Jsraeliter alle ihr Ver- trauen darauf setzten, von dem König Hiskia aus einem sonderbaren Eyfer ver- brannt, und uns daher nichts davon ü- brig gelassen worden. Alexander Ma- gnus hat aus besonderer Curiosität durch seinen gewesenen Informatorem, den A- ristotelem, alle ersinnliche Nachricht von denen Naturen und Eigenschafften derer wilden Thiere, von vielen Hun- dert Weydeleuten, Jägern, Vogelstel- lern und Fischern, so aus seinen Ländern hierzu erfordert worden, erforschen, auf- schreiben und bemercken lassen; wie- wohl glaublich, daß dem guten Aristo- toli manche Legende darbey mag auff- gebunden worden seyn; Es sind aber sol- che Schrifften guten Theils leyder durch Brand, Krieg und Raub ebenfalls ver- lohren gangen. Es haben wohl auch nachgehends andere Autores, als Plinius, Cicero, item Petrus de Crescentiis, Al- bertus Magnus, Cornelius Agrippa und andere noch mehr denselben imitiret, so aber meist in frembden Sprachen ge- schrieben und mir nicht bekant sind. Des Gesneri Thier-Buch halten einige in die- ser Materie am vollständigsten; Nicht weniger hat auch Herr Colerus in sei- nem Hauß-Buche, ingleichen der Herr von Hohberg in dem Adelichen Landle- ben von der Eigenschafft wilder Thiere geschrieben. Des Herrn Täntzers her- aus gegebenem Jagd-Buch der drey Theile, der Dianen Hohe und Niedere Jagd Geheimnisse genannt, desgleichen des Anno 1710. zu Nordhausen unge- nannten Autoris gedruckten Tractat, des- sen Titul Notabilia Venatoria heisset, weiln diese Autores beyde rechte Jäger gewesen, wäre wohl am meisten Glau- ben beyzumessen: Weil nun vermuth- lich ist, daß die meisten Autores und ge- lehrten Leute solche in Druck gegebene Nach-
Anderer Theil/ [Spaltenumbruch]
dem Alten Teſtament wurde von demgroſſen Gott denen Kindern Jſrael nach Jnhalt ihres Geſetzes ein mercklicher Un- terſcheid zwiſchen denen reinen und un- reinen Thieren zu halten verordnet. Auch wurden oͤffters Loͤwen und Baͤre, un- ter ſie zur Straffe geſchicket; Wie dann auch leyder noch vor dem Hunnen-Krie- ge, als ein Præſagium, die greulichen Woͤlffe in unſern Landen dermaaſſen uͤ- berhand genommen, daß ſie gar vielfaͤl- tig die Kinder an der Mutter Bruͤſten zerriſſen; Dergleichen ungeheure uns an- noch unbekante Thier annoch in ſo groſ- ſer Menge, ſowohl in denen kalten Nor- diſchen Laͤndern, als andern Wildnuͤſ- ſen vermuthlich ſich auffhalten moͤgen. Wann dann nun dem gemeinen Beſten vornehmlich daran gelegen, ſicher zu woh- nen, zu handeln und zu wandeln, ſo ſind ſolche ſchaͤdliche Raub-Thiere, die uns zur Straffe erſchaffen, zu vertilgen und von denenſelben das Land zu befreyen, welches nicht allein hoͤchſtnoͤthig, unent- behrlich und nuͤtzlich iſt, ſondern auch der Landes-Herrſchafft oder Obrigkeit bey der ihr obliegenden muͤhſamen Regie- rungs-Sorge durch das Jagen und Weydewerck ſowohl zur Recreation und Vergnuͤgung des Gemuͤths, als continu- irlicher Betrachtung der ſonderbahren Allmacht Gottes dienen kan. Dahero auch eines Jaͤgers oder Weydemanns Requiſitum primum neceſſarium iſt, de- rer Thiere Natur und Eigenſchafft ge- nau zu erkundigen und von deren Nah- rung, Gewohnheit, Behaͤltniſſe, Merck- mahle und Kennzeichen, gruͤndliche Nach- richt geben zu koͤnnen. So erfordert auch ſolche zu fangen eine vollkommene Wiſſenſchafft. Wie denn leicht zu er- achten, daß zwiſchen den wilden Thieren, und dem Menſchen eine Antipathie ſey, ſo durch Wuͤrgen und Toͤdten verurſa- chet worden. Ob es nun wohl eine ziemliche langwierige Erfahrung und vielen groſſen Fleiß erfordert, die Na- tur und Eigenſchafft derer wilden Thiere gruͤndlich zu erforſchen und der Nach- welt zu hinterlaſſen, zumahlen, da die meiſten entſetzliche Raub-Thiere, als Loͤwen, Baͤren, Tieger, Woͤlffe, Luchſe und dergleichen mehr, dem Menſchen vielmehr ein Entſetzen und Abſcheu ver- urſachen, als daß er an die Unterſu- chung derſelben Eigenſchafft ſich machen ſolte; So haben ſich doch gleichwohl viele Naturkuͤndiger aͤuſerſt bemuͤhet, viele [Spaltenumbruch] ſeltſame Eigenſchafften derer wilden Thiere u. was von denenſelben zur Artze- ney dienlich, zu beſchreiben und uns zu hinterlaſſen. Wie man denn in Heiliger Schrifft mit beſonderm Lobe von dem Koͤnig Salomon lieſet, daß derſelbe ex profeſſo, ſowohl die Kraͤuter, Gewaͤchſe u. Baͤume, als auch die Eigenſchafften der wilden Thiere aufs genauſte unterſuchet und davon viele herrliche Buͤcher geſchrie- ben, maaſſen er von derſelben Natur aus vortrefflicher Erkaͤntniß und Ein- geben des Heiligen Geiſtes herrliche Nach- richt hinterlaſſen, welche aber, weil die Aberglaͤubiſchen Jſraeliter alle ihr Ver- trauen darauf ſetzten, von dem Koͤnig Hiskia aus einem ſonderbaren Eyfer ver- brannt, und uns daher nichts davon uͤ- brig gelaſſen worden. Alexander Ma- gnus hat aus beſonderer Curioſitaͤt durch ſeinen geweſenen Informatorem, den A- riſtotelem, alle erſinnliche Nachricht von denen Naturen und Eigenſchafften derer wilden Thiere, von vielen Hun- dert Weydeleuten, Jaͤgern, Vogelſtel- lern und Fiſchern, ſo aus ſeinen Laͤndern hierzu erfordert worden, erforſchen, auf- ſchreiben und bemercken laſſen; wie- wohl glaublich, daß dem guten Ariſto- toli manche Legende darbey mag auff- gebunden worden ſeyn; Es ſind aber ſol- che Schrifften guten Theils leyder durch Brand, Krieg und Raub ebenfalls ver- lohren gangen. Es haben wohl auch nachgehends andere Autores, als Plinius, Cicero, item Petrus de Creſcentiis, Al- bertus Magnus, Cornelius Agrippa und andere noch mehr denſelben imitiret, ſo aber meiſt in frembden Sprachen ge- ſchrieben und mir nicht bekant ſind. Des Geſneri Thier-Buch halten einige in die- ſer Materie am vollſtaͤndigſten; Nicht weniger hat auch Herr Colerus in ſei- nem Hauß-Buche, ingleichen der Herr von Hohberg in dem Adelichen Landle- ben von der Eigenſchafft wilder Thiere geſchrieben. Des Herrn Taͤntzers her- aus gegebenem Jagd-Buch der drey Theile, der Dianen Hohe und Niedere Jagd Geheimniſſe genannt, desgleichen des Anno 1710. zu Nordhauſen unge- nannten Autoris gedruckten Tractat, deſ- ſen Titul Notabilia Venatoria heiſſet, weiln dieſe Autores beyde rechte Jaͤger geweſen, waͤre wohl am meiſten Glau- ben beyzumeſſen: Weil nun vermuth- lich iſt, daß die meiſten Autores und ge- lehrten Leute ſolche in Druck gegebene Nach-
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dem Alten Teſtament wurde von dem
groſſen Gott denen Kindern Jſrael nach
Jnhalt ihres Geſetzes ein mercklicher Un-
terſcheid zwiſchen denen reinen und un-
reinen Thieren zu halten verordnet. Auch
wurden oͤffters Loͤwen und Baͤre, un-
ter ſie zur Straffe geſchicket; Wie dann
auch leyder noch vor dem Hunnen-Krie-
ge, als ein Præſagium, die greulichen
Woͤlffe in unſern Landen dermaaſſen uͤ-
berhand genommen, daß ſie gar vielfaͤl-
tig die Kinder an der Mutter Bruͤſten
zerriſſen; Dergleichen ungeheure uns an-
noch unbekante Thier annoch in ſo groſ-
ſer Menge, ſowohl in denen kalten Nor-
diſchen Laͤndern, als andern Wildnuͤſ-
ſen vermuthlich ſich auffhalten moͤgen.
Wann dann nun dem gemeinen Beſten
vornehmlich daran gelegen, ſicher zu woh-
nen, zu handeln und zu wandeln, ſo ſind
ſolche ſchaͤdliche Raub-Thiere, die uns
zur Straffe erſchaffen, zu vertilgen und
von denenſelben das Land zu befreyen,
welches nicht allein hoͤchſtnoͤthig, unent-
behrlich und nuͤtzlich iſt, ſondern auch der
Landes-Herrſchafft oder Obrigkeit bey
der ihr obliegenden muͤhſamen Regie-
rungs-Sorge durch das Jagen und
Weydewerck ſowohl zur Recreation und
Vergnuͤgung des Gemuͤths, als continu-
irlicher Betrachtung der ſonderbahren
Allmacht Gottes dienen kan. Dahero
auch eines Jaͤgers oder Weydemanns
Requiſitum primum neceſſarium iſt, de-
rer Thiere Natur und Eigenſchafft ge-
nau zu erkundigen und von deren Nah-
rung, Gewohnheit, Behaͤltniſſe, Merck-
mahle und Kennzeichen, gruͤndliche Nach-
richt geben zu koͤnnen. So erfordert
auch ſolche zu fangen eine vollkommene
Wiſſenſchafft. Wie denn leicht zu er-
achten, daß zwiſchen den wilden Thieren,
und dem Menſchen eine Antipathie ſey,
ſo durch Wuͤrgen und Toͤdten verurſa-
chet worden. Ob es nun wohl eine
ziemliche langwierige Erfahrung und
vielen groſſen Fleiß erfordert, die Na-
tur und Eigenſchafft derer wilden Thiere
gruͤndlich zu erforſchen und der Nach-
welt zu hinterlaſſen, zumahlen, da die
meiſten entſetzliche Raub-Thiere, als
Loͤwen, Baͤren, Tieger, Woͤlffe, Luchſe
und dergleichen mehr, dem Menſchen
vielmehr ein Entſetzen und Abſcheu ver-
urſachen, als daß er an die Unterſu-
chung derſelben Eigenſchafft ſich machen
ſolte; So haben ſich doch gleichwohl viele
Naturkuͤndiger aͤuſerſt bemuͤhet, viele
ſeltſame Eigenſchafften derer wilden
Thiere u. was von denenſelben zur Artze-
ney dienlich, zu beſchreiben und uns zu
hinterlaſſen. Wie man denn in Heiliger
Schrifft mit beſonderm Lobe von dem
Koͤnig Salomon lieſet, daß derſelbe ex
profeſſo, ſowohl die Kraͤuter, Gewaͤchſe
u. Baͤume, als auch die Eigenſchafften der
wilden Thiere aufs genauſte unterſuchet
und davon viele herrliche Buͤcher geſchrie-
ben, maaſſen er von derſelben Natur
aus vortrefflicher Erkaͤntniß und Ein-
geben des Heiligen Geiſtes herrliche Nach-
richt hinterlaſſen, welche aber, weil die
Aberglaͤubiſchen Jſraeliter alle ihr Ver-
trauen darauf ſetzten, von dem Koͤnig
Hiskia aus einem ſonderbaren Eyfer ver-
brannt, und uns daher nichts davon uͤ-
brig gelaſſen worden. Alexander Ma-
gnus hat aus beſonderer Curioſitaͤt durch
ſeinen geweſenen Informatorem, den A-
riſtotelem, alle erſinnliche Nachricht
von denen Naturen und Eigenſchafften
derer wilden Thiere, von vielen Hun-
dert Weydeleuten, Jaͤgern, Vogelſtel-
lern und Fiſchern, ſo aus ſeinen Laͤndern
hierzu erfordert worden, erforſchen, auf-
ſchreiben und bemercken laſſen; wie-
wohl glaublich, daß dem guten Ariſto-
toli manche Legende darbey mag auff-
gebunden worden ſeyn; Es ſind aber ſol-
che Schrifften guten Theils leyder durch
Brand, Krieg und Raub ebenfalls ver-
lohren gangen. Es haben wohl auch
nachgehends andere Autores, als Plinius,
Cicero, item Petrus de Creſcentiis, Al-
bertus Magnus, Cornelius Agrippa und
andere noch mehr denſelben imitiret, ſo
aber meiſt in frembden Sprachen ge-
ſchrieben und mir nicht bekant ſind. Des
Geſneri Thier-Buch halten einige in die-
ſer Materie am vollſtaͤndigſten; Nicht
weniger hat auch Herr Colerus in ſei-
nem Hauß-Buche, ingleichen der Herr
von Hohberg in dem Adelichen Landle-
ben von der Eigenſchafft wilder Thiere
geſchrieben. Des Herrn Taͤntzers her-
aus gegebenem Jagd-Buch der drey
Theile, der Dianen Hohe und Niedere
Jagd Geheimniſſe genannt, desgleichen
des Anno 1710. zu Nordhauſen unge-
nannten Autoris gedruckten Tractat, deſ-
ſen Titul Notabilia Venatoria heiſſet,
weiln dieſe Autores beyde rechte Jaͤger
geweſen, waͤre wohl am meiſten Glau-
ben beyzumeſſen: Weil nun vermuth-
lich iſt, daß die meiſten Autores und ge-
lehrten Leute ſolche in Druck gegebene
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