Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] stalt des Gehirns, wie von demselben al-
le Nerven zu allen Theilen des Leibes
gehen und derselben Häutgen: Ferner
den Magen, welchen man umbkehret
und des Cörpers Nahrung betrachtet.
Nechst diesem den Wanst, wie die Ver-
däuung gewesen, und die übrigen Vi-
scera,
letzlich die Gedärme, welche im Netz
gewickelt. Nachdem man nun die in-
nern Theile der Concoction, wie auch die
Geburths-Glieder sämtlich betrachtet;
seciret man äuserlich die Fleisch-Stück-
lein, oder Mäuselein, Fett, Haut, Ober-
Haut, Augen, Ohren, Nase, Zunge und
dergleichen. Endlich untersuchet man
die Gestalt der Gebeine und Knochen,
woran die Gelencke, Knorpel, Ligamen-
t
en und anders mehr zu ersehen. Ob
wohl kein Theil oder Gliedmaß des
menschlichen Leibes vor dem andern ei-
[Spaltenumbruch] nen Vorzug hat, sondern allerseits un-
entbehrlich sind, so hält man doch das
Gehirn und das Hertze vor die vornehm-
sten, weiln diese beyde dem gantzen
menschlichen Leibe und allen andern
Gliedern alle Bewegung und Nah-
rungs-Säffte mittheilen. Eigentlich
wird der Cörper einer Creatur in vier
Theile getheilet; Nehmlich in drey Höh-
len, als der Unter-Bauch, in welchem
der Magen, der Wanst, Gedärme, Bla-
se, Nieren, Miltz und Leber liegen, dann
scheidet das Zwerg-Fell von dem Unter-
Bauch die Brust, darinnen die Lunge
das Hertz umbgiebet: Drittens ist die
Höhle des Kopffs oder der Hirnschädel,
worinnen das Behältniß des Gehirns:
Vierdtens sind die äuserlichen beinigte
Fleisch-Glieder, als die Keulen und Bei-
ne nebst andern Zubehör.

Anatomia eines Löwens.
[Spaltenumbruch]

Nachdem ich bey Beschreibung de-
rer wilden Thiere Natur und Eigen-
schafft von dem Löwen als von ihrem Kö-
nige den Anfang gemachet, so werde
verhoffentlich nicht unrecht thun, wann
auch diese Ordnung bey deren Anatomie
halte. Weiln ich aber niemahls einen
Löwen gehabt, vielweniger solchen ana-
tomir
et, mir auch als einem Cavallier
dergleichen Arbeit nicht zukommet, so
habe so viel, als zu dieser Beschreibung
für nöthig erachtet, aus des Weltbe-
rühmten Holländischen Professoris Hrn.
Gerhardi Blasii Anatomia Animalium,
so zu Amsterdam in Qvarto gedrucket,
p. 80. extrahiret, woselbst er anfänglich
von einem kleinen Africanischen Löwen,
so nur neun Monat alt gewesen, folgen-
des schreibet: Es wäre nemlich der Un-
ter-Leib von dem Wasser auffgelauffen
gewesen, welches häuffig aus dem Ra-
chen geflossen. Die Intestina oder Ein-
geweyde wären voller schwartzen Koths,
stinckend und auffgeschwollen gewesen,
welches den Leib in zwey Creyße ver-
theilet in der Grösse eines Schaf-Ma-
gens, worunter das kleine Gedärme,
so gantz ledig und geringe, zu sehen gewe-
sen. Das Netz hätte der Magen an sich
gezogen gehabet, wie eines Beutels Ge-
stalt, und wäre ohne Unschlitt gewesen.
Der blinde Darm wäre denen Intestinis
crassis
ziemlich gleich gewesen, daß man es
kaum unterscheiden können, wann man
[Spaltenumbruch] nicht die Excrementa darinnen verschlos-
sen angetroffen hätte. Der Magen wä-
re zur lincken Seiten hoch getrieben,
und in der Mitten zusammen gezogen,
zur rechten aber weiter, und die Oeff-
nung oder Pförtner mit vielen Knor-
peln versehen gewesen. Jnnerlich
wäre der Magen von zwölff Häutgen
formiret angetroffen worden, deren ein
jedes wiederumb seine subdivisiones ge-
habt, in welchen Falten dieser kleine Lö-
we die Däuung verrichtet. Die Leber
wäre groß genung, von acht Stücken
unterschieden und dunckelbrauner Far-
be, das Gall-Bläßgen aber groß und
voller schwartzer Galle gewesen, weil
er seiner Natur nach ein kühnes verwe-
genes böses Thier seyn soll. Die Na-
bel-Schnur wäre nicht in die Leber, son-
dern mitten in den Därmen-Kröß an
zwey Orten inseriret, die Miltz aber
schwärtzlicht gewesen und hätte der Grös-
se und Gestalt nach, wie eine Kalbes-
Zunge ausgesehen. Das Gekröß-Drüß-
lein wäre wie eines Menschen, nur et-
was härter gewesen; Die Saamen-
Gänge seyn voller weisser Materie des
Saamens befunden worden. Der Mit-
tel-Bauch oder Brust wären enge ge-
wesen, mit einem besondern Brust-Bein,
welches biß an die Ribben gegangen, und
allda durch Knorpel abgetheilet gewesen.
Die Musculi des Brust-Beins wären
zu beyden Seiten lang und breit gewe-

sen
Q 2

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] ſtalt des Gehirns, wie von demſelben al-
le Nerven zu allen Theilen des Leibes
gehen und derſelben Haͤutgen: Ferner
den Magen, welchen man umbkehret
und des Coͤrpers Nahrung betrachtet.
Nechſt dieſem den Wanſt, wie die Ver-
daͤuung geweſen, und die uͤbrigen Vi-
ſcera,
letzlich die Gedaͤrme, welche im Netz
gewickelt. Nachdem man nun die in-
nern Theile der Concoction, wie auch die
Geburths-Glieder ſaͤmtlich betrachtet;
ſeciret man aͤuſerlich die Fleiſch-Stuͤck-
lein, oder Maͤuſelein, Fett, Haut, Ober-
Haut, Augen, Ohren, Naſe, Zunge und
dergleichen. Endlich unterſuchet man
die Geſtalt der Gebeine und Knochen,
woran die Gelencke, Knorpel, Ligamen-
t
en und anders mehr zu erſehen. Ob
wohl kein Theil oder Gliedmaß des
menſchlichen Leibes vor dem andern ei-
[Spaltenumbruch] nen Vorzug hat, ſondern allerſeits un-
entbehrlich ſind, ſo haͤlt man doch das
Gehirn und das Hertze vor die vornehm-
ſten, weiln dieſe beyde dem gantzen
menſchlichen Leibe und allen andern
Gliedern alle Bewegung und Nah-
rungs-Saͤffte mittheilen. Eigentlich
wird der Coͤrper einer Creatur in vier
Theile getheilet; Nehmlich in drey Hoͤh-
len, als der Unter-Bauch, in welchem
der Magen, der Wanſt, Gedaͤrme, Bla-
ſe, Nieren, Miltz und Leber liegen, dann
ſcheidet das Zwerg-Fell von dem Unter-
Bauch die Bruſt, darinnen die Lunge
das Hertz umbgiebet: Drittens iſt die
Hoͤhle des Kopffs oder der Hirnſchaͤdel,
worinnen das Behaͤltniß des Gehirns:
Vierdtens ſind die aͤuſerlichen beinigte
Fleiſch-Glieder, als die Keulen und Bei-
ne nebſt andern Zubehoͤr.

Anatomia eines Loͤwens.
[Spaltenumbruch]

Nachdem ich bey Beſchreibung de-
rer wilden Thiere Natur und Eigen-
ſchafft von dem Loͤwen als von ihrem Koͤ-
nige den Anfang gemachet, ſo werde
verhoffentlich nicht unrecht thun, wann
auch dieſe Ordnung bey deren Anatomie
halte. Weiln ich aber niemahls einen
Loͤwen gehabt, vielweniger ſolchen ana-
tomir
et, mir auch als einem Cavallier
dergleichen Arbeit nicht zukommet, ſo
habe ſo viel, als zu dieſer Beſchreibung
fuͤr noͤthig erachtet, aus des Weltbe-
ruͤhmten Hollaͤndiſchen Profeſſoris Hrn.
Gerhardi Blaſii Anatomia Animalium,
ſo zu Amſterdam in Qvarto gedrucket,
p. 80. extrahiret, woſelbſt er anfaͤnglich
von einem kleinen Africaniſchen Loͤwen,
ſo nur neun Monat alt geweſen, folgen-
des ſchreibet: Es waͤre nemlich der Un-
ter-Leib von dem Waſſer auffgelauffen
geweſen, welches haͤuffig aus dem Ra-
chen gefloſſen. Die Inteſtina oder Ein-
geweyde waͤren voller ſchwartzen Koths,
ſtinckend und auffgeſchwollen geweſen,
welches den Leib in zwey Creyße ver-
theilet in der Groͤſſe eines Schaf-Ma-
gens, worunter das kleine Gedaͤrme,
ſo gantz ledig und geringe, zu ſehen gewe-
ſen. Das Netz haͤtte der Magen an ſich
gezogen gehabet, wie eines Beutels Ge-
ſtalt, und waͤre ohne Unſchlitt geweſen.
Der blinde Darm waͤre denen Inteſtinis
crasſis
ziemlich gleich geweſen, daß man es
kaum unterſcheiden koͤnnen, wann man
[Spaltenumbruch] nicht die Excrementa darinnen verſchloſ-
ſen angetroffen haͤtte. Der Magen waͤ-
re zur lincken Seiten hoch getrieben,
und in der Mitten zuſammen gezogen,
zur rechten aber weiter, und die Oeff-
nung oder Pfoͤrtner mit vielen Knor-
peln verſehen geweſen. Jnnerlich
waͤre der Magen von zwoͤlff Haͤutgen
formiret angetroffen worden, deren ein
jedes wiederumb ſeine ſubdiviſiones ge-
habt, in welchen Falten dieſer kleine Loͤ-
we die Daͤuung verrichtet. Die Leber
waͤre groß genung, von acht Stuͤcken
unterſchieden und dunckelbrauner Far-
be, das Gall-Blaͤßgen aber groß und
voller ſchwartzer Galle geweſen, weil
er ſeiner Natur nach ein kuͤhnes verwe-
genes boͤſes Thier ſeyn ſoll. Die Na-
bel-Schnur waͤre nicht in die Leber, ſon-
dern mitten in den Daͤrmen-Kroͤß an
zwey Orten inſeriret, die Miltz aber
ſchwaͤrtzlicht geweſen und haͤtte der Groͤſ-
ſe und Geſtalt nach, wie eine Kalbes-
Zunge ausgeſehen. Das Gekroͤß-Druͤß-
lein waͤre wie eines Menſchen, nur et-
was haͤrter geweſen; Die Saamen-
Gaͤnge ſeyn voller weiſſer Materie des
Saamens befunden worden. Der Mit-
tel-Bauch oder Bruſt waͤren enge ge-
weſen, mit einem beſondern Bruſt-Bein,
welches biß an die Ribben gegangen, und
allda durch Knorpel abgetheilet geweſen.
Die Muſculi des Bruſt-Beins waͤren
zu beyden Seiten lang und breit gewe-

ſen
Q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0225" n="123"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen wilden Thieren.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;talt des Gehirns, wie von dem&#x017F;elben al-<lb/>
le Nerven zu allen Theilen des Leibes<lb/>
gehen und der&#x017F;elben Ha&#x0364;utgen: Ferner<lb/>
den Magen, welchen man umbkehret<lb/>
und des Co&#x0364;rpers Nahrung betrachtet.<lb/>
Nech&#x017F;t die&#x017F;em den Wan&#x017F;t, wie die Ver-<lb/>
da&#x0364;uung gewe&#x017F;en, und die u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">Vi-<lb/>
&#x017F;cera,</hi> letzlich die Geda&#x0364;rme, welche im Netz<lb/>
gewickelt. Nachdem man nun die in-<lb/>
nern Theile der <hi rendition="#aq">Concoction,</hi> wie auch die<lb/>
Geburths-Glieder &#x017F;a&#x0364;mtlich betrachtet;<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ecir</hi>et man a&#x0364;u&#x017F;erlich die Flei&#x017F;ch-Stu&#x0364;ck-<lb/>
lein, oder Ma&#x0364;u&#x017F;elein, Fett, Haut, Ober-<lb/>
Haut, Augen, Ohren, Na&#x017F;e, Zunge und<lb/>
dergleichen. Endlich unter&#x017F;uchet man<lb/>
die Ge&#x017F;talt der Gebeine und Knochen,<lb/>
woran die Gelencke, Knorpel, <hi rendition="#aq">Ligamen-<lb/>
t</hi>en und anders mehr zu er&#x017F;ehen. Ob<lb/>
wohl kein Theil oder Gliedmaß des<lb/>
men&#x017F;chlichen Leibes vor dem andern ei-<lb/><cb/>
nen Vorzug hat, &#x017F;ondern aller&#x017F;eits un-<lb/>
entbehrlich &#x017F;ind, &#x017F;o ha&#x0364;lt man doch das<lb/>
Gehirn und das Hertze vor die vornehm-<lb/>
&#x017F;ten, weiln die&#x017F;e beyde dem gantzen<lb/>
men&#x017F;chlichen Leibe und allen andern<lb/>
Gliedern alle Bewegung und Nah-<lb/>
rungs-Sa&#x0364;ffte mittheilen. Eigentlich<lb/>
wird der Co&#x0364;rper einer Creatur in vier<lb/>
Theile getheilet; Nehmlich in drey Ho&#x0364;h-<lb/>
len, als der Unter-Bauch, in welchem<lb/>
der Magen, der Wan&#x017F;t, Geda&#x0364;rme, Bla-<lb/>
&#x017F;e, Nieren, Miltz und Leber liegen, dann<lb/>
&#x017F;cheidet das Zwerg-Fell von dem Unter-<lb/>
Bauch die Bru&#x017F;t, darinnen die Lunge<lb/>
das Hertz umbgiebet: Drittens i&#x017F;t die<lb/>
Ho&#x0364;hle des Kopffs oder der Hirn&#x017F;cha&#x0364;del,<lb/>
worinnen das Beha&#x0364;ltniß des Gehirns:<lb/>
Vierdtens &#x017F;ind die a&#x0364;u&#x017F;erlichen beinigte<lb/>
Flei&#x017F;ch-Glieder, als die Keulen und Bei-<lb/>
ne neb&#x017F;t andern Zubeho&#x0364;r.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Anatomia</hi> eines Lo&#x0364;wens.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Nachdem ich bey Be&#x017F;chreibung de-<lb/>
rer wilden Thiere Natur und Eigen-<lb/>
&#x017F;chafft von dem Lo&#x0364;wen als von ihrem Ko&#x0364;-<lb/>
nige den Anfang gemachet, &#x017F;o werde<lb/>
verhoffentlich nicht unrecht thun, wann<lb/>
auch die&#x017F;e Ordnung bey deren <hi rendition="#aq">Anatomie</hi><lb/>
halte. Weiln ich aber niemahls einen<lb/>
Lo&#x0364;wen gehabt, vielweniger &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">ana-<lb/>
tomir</hi>et, mir auch als einem <hi rendition="#aq">Cavallier</hi><lb/>
dergleichen Arbeit nicht zukommet, &#x017F;o<lb/>
habe &#x017F;o viel, als zu die&#x017F;er Be&#x017F;chreibung<lb/>
fu&#x0364;r no&#x0364;thig erachtet, aus des Weltbe-<lb/>
ru&#x0364;hmten Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;oris</hi> Hrn.<lb/><hi rendition="#aq">Gerhardi Bla&#x017F;ii Anatomia Animalium,</hi><lb/>
&#x017F;o zu Am&#x017F;terdam in Qvarto gedrucket,<lb/><hi rendition="#aq">p. 80. extrahir</hi>et, wo&#x017F;elb&#x017F;t er anfa&#x0364;nglich<lb/>
von einem kleinen <hi rendition="#aq">Africani</hi>&#x017F;chen Lo&#x0364;wen,<lb/>
&#x017F;o nur neun Monat alt gewe&#x017F;en, folgen-<lb/>
des &#x017F;chreibet: Es wa&#x0364;re nemlich der Un-<lb/>
ter-Leib von dem Wa&#x017F;&#x017F;er auffgelauffen<lb/>
gewe&#x017F;en, welches ha&#x0364;uffig aus dem Ra-<lb/>
chen geflo&#x017F;&#x017F;en. Die <hi rendition="#aq">Inte&#x017F;tina</hi> oder Ein-<lb/>
geweyde wa&#x0364;ren voller &#x017F;chwartzen Koths,<lb/>
&#x017F;tinckend und auffge&#x017F;chwollen gewe&#x017F;en,<lb/>
welches den Leib in zwey Creyße ver-<lb/>
theilet in der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e eines Schaf-Ma-<lb/>
gens, worunter das kleine Geda&#x0364;rme,<lb/>
&#x017F;o gantz ledig und geringe, zu &#x017F;ehen gewe-<lb/>
&#x017F;en. Das Netz ha&#x0364;tte der Magen an &#x017F;ich<lb/>
gezogen gehabet, wie eines Beutels Ge-<lb/>
&#x017F;talt, und wa&#x0364;re ohne Un&#x017F;chlitt gewe&#x017F;en.<lb/>
Der blinde Darm wa&#x0364;re denen <hi rendition="#aq">Inte&#x017F;tinis<lb/>
cras&#x017F;is</hi> ziemlich gleich gewe&#x017F;en, daß man es<lb/>
kaum unter&#x017F;cheiden ko&#x0364;nnen, wann man<lb/><cb/>
nicht die <hi rendition="#aq">Excrementa</hi> darinnen ver&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en angetroffen ha&#x0364;tte. Der Magen wa&#x0364;-<lb/>
re zur lincken Seiten hoch getrieben,<lb/>
und in der Mitten zu&#x017F;ammen gezogen,<lb/>
zur rechten aber weiter, und die Oeff-<lb/>
nung oder Pfo&#x0364;rtner mit vielen Knor-<lb/>
peln ver&#x017F;ehen gewe&#x017F;en. Jnnerlich<lb/>
wa&#x0364;re der Magen von zwo&#x0364;lff Ha&#x0364;utgen<lb/><hi rendition="#aq">formir</hi>et angetroffen worden, deren ein<lb/>
jedes wiederumb &#x017F;eine <hi rendition="#aq">&#x017F;ubdivi&#x017F;iones</hi> ge-<lb/>
habt, in welchen Falten die&#x017F;er kleine Lo&#x0364;-<lb/>
we die Da&#x0364;uung verrichtet. Die Leber<lb/>
wa&#x0364;re groß genung, von acht Stu&#x0364;cken<lb/>
unter&#x017F;chieden und dunckelbrauner Far-<lb/>
be, das Gall-Bla&#x0364;ßgen aber groß und<lb/>
voller &#x017F;chwartzer Galle gewe&#x017F;en, weil<lb/>
er &#x017F;einer Natur nach ein ku&#x0364;hnes verwe-<lb/>
genes bo&#x0364;&#x017F;es Thier &#x017F;eyn &#x017F;oll. Die Na-<lb/>
bel-Schnur wa&#x0364;re nicht in die Leber, &#x017F;on-<lb/>
dern mitten in den Da&#x0364;rmen-Kro&#x0364;ß an<lb/>
zwey Orten <hi rendition="#aq">in&#x017F;erir</hi>et, die Miltz aber<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;rtzlicht gewe&#x017F;en und ha&#x0364;tte der Gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e und Ge&#x017F;talt nach, wie eine Kalbes-<lb/>
Zunge ausge&#x017F;ehen. Das Gekro&#x0364;ß-Dru&#x0364;ß-<lb/>
lein wa&#x0364;re wie eines Men&#x017F;chen, nur et-<lb/>
was ha&#x0364;rter gewe&#x017F;en; Die Saamen-<lb/>
Ga&#x0364;nge &#x017F;eyn voller wei&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Materie</hi> des<lb/>
Saamens befunden worden. Der Mit-<lb/>
tel-Bauch oder Bru&#x017F;t wa&#x0364;ren enge ge-<lb/>
we&#x017F;en, mit einem be&#x017F;ondern Bru&#x017F;t-Bein,<lb/>
welches biß an die Ribben gegangen, und<lb/>
allda durch Knorpel abgetheilet gewe&#x017F;en.<lb/>
Die <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;culi</hi> des Bru&#x017F;t-Beins wa&#x0364;ren<lb/>
zu beyden Seiten lang und breit gewe-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0225] Von denen wilden Thieren. ſtalt des Gehirns, wie von demſelben al- le Nerven zu allen Theilen des Leibes gehen und derſelben Haͤutgen: Ferner den Magen, welchen man umbkehret und des Coͤrpers Nahrung betrachtet. Nechſt dieſem den Wanſt, wie die Ver- daͤuung geweſen, und die uͤbrigen Vi- ſcera, letzlich die Gedaͤrme, welche im Netz gewickelt. Nachdem man nun die in- nern Theile der Concoction, wie auch die Geburths-Glieder ſaͤmtlich betrachtet; ſeciret man aͤuſerlich die Fleiſch-Stuͤck- lein, oder Maͤuſelein, Fett, Haut, Ober- Haut, Augen, Ohren, Naſe, Zunge und dergleichen. Endlich unterſuchet man die Geſtalt der Gebeine und Knochen, woran die Gelencke, Knorpel, Ligamen- ten und anders mehr zu erſehen. Ob wohl kein Theil oder Gliedmaß des menſchlichen Leibes vor dem andern ei- nen Vorzug hat, ſondern allerſeits un- entbehrlich ſind, ſo haͤlt man doch das Gehirn und das Hertze vor die vornehm- ſten, weiln dieſe beyde dem gantzen menſchlichen Leibe und allen andern Gliedern alle Bewegung und Nah- rungs-Saͤffte mittheilen. Eigentlich wird der Coͤrper einer Creatur in vier Theile getheilet; Nehmlich in drey Hoͤh- len, als der Unter-Bauch, in welchem der Magen, der Wanſt, Gedaͤrme, Bla- ſe, Nieren, Miltz und Leber liegen, dann ſcheidet das Zwerg-Fell von dem Unter- Bauch die Bruſt, darinnen die Lunge das Hertz umbgiebet: Drittens iſt die Hoͤhle des Kopffs oder der Hirnſchaͤdel, worinnen das Behaͤltniß des Gehirns: Vierdtens ſind die aͤuſerlichen beinigte Fleiſch-Glieder, als die Keulen und Bei- ne nebſt andern Zubehoͤr. Anatomia eines Loͤwens. Nachdem ich bey Beſchreibung de- rer wilden Thiere Natur und Eigen- ſchafft von dem Loͤwen als von ihrem Koͤ- nige den Anfang gemachet, ſo werde verhoffentlich nicht unrecht thun, wann auch dieſe Ordnung bey deren Anatomie halte. Weiln ich aber niemahls einen Loͤwen gehabt, vielweniger ſolchen ana- tomiret, mir auch als einem Cavallier dergleichen Arbeit nicht zukommet, ſo habe ſo viel, als zu dieſer Beſchreibung fuͤr noͤthig erachtet, aus des Weltbe- ruͤhmten Hollaͤndiſchen Profeſſoris Hrn. Gerhardi Blaſii Anatomia Animalium, ſo zu Amſterdam in Qvarto gedrucket, p. 80. extrahiret, woſelbſt er anfaͤnglich von einem kleinen Africaniſchen Loͤwen, ſo nur neun Monat alt geweſen, folgen- des ſchreibet: Es waͤre nemlich der Un- ter-Leib von dem Waſſer auffgelauffen geweſen, welches haͤuffig aus dem Ra- chen gefloſſen. Die Inteſtina oder Ein- geweyde waͤren voller ſchwartzen Koths, ſtinckend und auffgeſchwollen geweſen, welches den Leib in zwey Creyße ver- theilet in der Groͤſſe eines Schaf-Ma- gens, worunter das kleine Gedaͤrme, ſo gantz ledig und geringe, zu ſehen gewe- ſen. Das Netz haͤtte der Magen an ſich gezogen gehabet, wie eines Beutels Ge- ſtalt, und waͤre ohne Unſchlitt geweſen. Der blinde Darm waͤre denen Inteſtinis crasſis ziemlich gleich geweſen, daß man es kaum unterſcheiden koͤnnen, wann man nicht die Excrementa darinnen verſchloſ- ſen angetroffen haͤtte. Der Magen waͤ- re zur lincken Seiten hoch getrieben, und in der Mitten zuſammen gezogen, zur rechten aber weiter, und die Oeff- nung oder Pfoͤrtner mit vielen Knor- peln verſehen geweſen. Jnnerlich waͤre der Magen von zwoͤlff Haͤutgen formiret angetroffen worden, deren ein jedes wiederumb ſeine ſubdiviſiones ge- habt, in welchen Falten dieſer kleine Loͤ- we die Daͤuung verrichtet. Die Leber waͤre groß genung, von acht Stuͤcken unterſchieden und dunckelbrauner Far- be, das Gall-Blaͤßgen aber groß und voller ſchwartzer Galle geweſen, weil er ſeiner Natur nach ein kuͤhnes verwe- genes boͤſes Thier ſeyn ſoll. Die Na- bel-Schnur waͤre nicht in die Leber, ſon- dern mitten in den Daͤrmen-Kroͤß an zwey Orten inſeriret, die Miltz aber ſchwaͤrtzlicht geweſen und haͤtte der Groͤſ- ſe und Geſtalt nach, wie eine Kalbes- Zunge ausgeſehen. Das Gekroͤß-Druͤß- lein waͤre wie eines Menſchen, nur et- was haͤrter geweſen; Die Saamen- Gaͤnge ſeyn voller weiſſer Materie des Saamens befunden worden. Der Mit- tel-Bauch oder Bruſt waͤren enge ge- weſen, mit einem beſondern Bruſt-Bein, welches biß an die Ribben gegangen, und allda durch Knorpel abgetheilet geweſen. Die Muſculi des Bruſt-Beins waͤren zu beyden Seiten lang und breit gewe- ſen Q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/225
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/225>, abgerufen am 21.11.2024.