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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Anderer Theil/
[Spaltenumbruch] sen, doch der an der Brust etwas kleiner;
Das Brust-Bein an sich selbst hätte aus
sechs runden Beinen, so durch Knorpel
von einander unterschieden und in eins
zusammen gewachsen gewesen, bestan-
den. Das Hertz-Fell oder Pericardium
wäre sehr fett gewesen, darinnen das
Hertz wie eines Menschen Hertz der Grös-
se und Form nach ausgesehen: Jn bey-
den Ventriculis wären etwas Fett und
Drüsen zusammen gewachsen angetrof-
fen worden, welches einem Polypo ähn-
lich gesehen: Die Lufft-Röhre wäre un-
gewöhnlich weit gewesen: Dahero ein
Löwe eine starcke Stimme haben mag,
so er sich mit Brüllen hören lässet, wird
ohne Zweiffel noch grösser, wenn der Lö-
we älter wird. Die Mandeln hätten
länglicht und röthlich 8. qver Finger lang
und zwey Finger breit heraus gehangen
und wären zur Seite hindurch nach der
arteria aspera gegangen; Der oberste
Theil der Lufft-Röhre wäre in allen Stü-
cken wie bey einem Menschen gewesen,
doch etwas grösser. Die Zunge wäre
sehr rauh, mit steiffen kurtzen Stacheln
bewachsen, wie eine Raspel befunden
worden, daß auch durch bloses Lecken
bey andern Thieren das Blut nachge-
hen muß. Die Zähne hätten denen
Hundes-Zähnen ähnlich gesehen, wären
ihrer aber nicht so viel gewesen; Das
Schlaf-Mäußgen wäre breit und starck
befunden worden. Die Hirnschale aber
dicke, so viele Poros gehabt, wäre aber
noch nicht recht harte gewesen, das Ge-
hirn nebst dem Cerebello hätte wie bey
einem Menschen ausgesehen, jedoch ze-
henmahl kleiner. Die Ventriculi wären
weiß, und ziemlich weit in Ansehung des
Gehirns gewesen; Der vierdte Ventri-
culus
hätte an capacite den menschlichen
übertroffen, weil der Löwe zu seiner
Stärcke viel Spiritus animales brauchet.
Seine Force stecket in denen Gliedern,
weil sie kurtz und die Musculi zusammen
gedrungen und mit starcken Spann-A-
dern versehen sind. Zu diesen Gliedern
kommen viele Spiritus, welche in gedach-
ten ventriculo nobili generiret und durch
das häuffig darzukommende Geblüte
vermehret werden. Die Gebeine wä-
ren nicht dichte, sondern von grosser Ca-
vit
ät gewesen, worinnen viel Marck be-
funden worden.

Eine andere Anatomie eines grös-
sern Löwens, welche zu Pariß 1667. ge-
halten worden, beschreibet er also: Es
[Spaltenumbruch] war der Kopff dieses Löwens sehr dicke
und merckwürdig, eines Theils weil er
mit ungewöhnlich vielem Fleisch bewach-
sen, andern Theils die Kinnbacken von
überaus starcken Knochen gewesen, hat-
te eine starcke Brust, mit langen dicken
Haaren behangen: Das Brust-Bein
war niedergedruckt, sonderlich am En-
de, dergleichen man nicht leicht bey Pfer-
den oder Hunden findet. So schiene
auch der Schwantz am Ende dicker als
am Anfange, weil die Haare oben kür-
tzer, unten aber länger waren. Er war
an seinem Halse mit langen Haaren ge-
zieret: Die Klauen waren ziemlich scharf,
denn es weiß ein Löwe die Klauen, de-
nen Katzen gleich, gar artig zu verste-
cken, damit sie im Niedertreten nicht
stumpf werden; Jn seinem Rachen hat-
te er an beyden Kinnbacken 14. Zähne,
als 4. Vorder-Zähne, 4. Augen-Zähne,
und 6. Backen-Zähne, die vordersten wa-
ren kleiner, die Augen-Zähne aber wa-
ren ungleich, zwey grosse und zwey kleine,
die grossen waren anderthalb Zoll lang,
wie die Schweins-Zähne, worbey ande-
re kleinere spitzigere stunden. Die Backen-
Zähne waren ebenfalls ungleich, sonder-
lich die obersten, da denn der erste, so ne-
ben dem Augen-Zahne stunde, nicht viel
grösser war, als ein Vorder-Zahn. Die
übrigen Backen-Zähne waren grösser,
von drey ungleichen Spitzen, welche gleich-
sam eine Lilie repraesentirten. Der Halß
war starck, bestunde aber nicht, wie sonst
etliche meynen, aus einem gantzen Kno-
chen, sondern vielen Gelencken, welche
so lange Spitzen hatten, und so feste zu-
sammen verbunden waren, als wenn sie
aus einem zusammen gewachsen. Die
Zunge war ebenfalls auch sehr rauch
und stachlicht, daran die Spitzen fast wie
die Klauen, aus einer harten Materie
bestunden, welche gegen den Schlund ge-
bogen am längsten waren: Die Augen
waren hell und klar, und kam die Stru-
ctur
des Löwens mit der Structur einer
Katze überein, sowohl was die Augen,
Zunge, Zähne und Form des Fusses, als
auch die innerlichen Theile des Leibes be-
trifft. Die Haut des Löwens war eben
nicht starck, sondern feste an viele Ner-
ven angewachsen. Die Speise-Röhre
war nicht über anderthalb Zoll breit,
und etwas enger, wo sie durch das Dia-
phragma
gieng. Der Magen war 18.
Zoll lang, 6. Zoll weit. Die Gedärme
waren überhaupt 10. Ellen lang, wobey

das

Anderer Theil/
[Spaltenumbruch] ſen, doch der an der Bruſt etwas kleiner;
Das Bruſt-Bein an ſich ſelbſt haͤtte aus
ſechs runden Beinen, ſo durch Knorpel
von einander unterſchieden und in eins
zuſammen gewachſen geweſen, beſtan-
den. Das Hertz-Fell oder Pericardium
waͤre ſehr fett geweſen, darinnen das
Hertz wie eines Menſchen Hertz der Groͤſ-
ſe und Form nach ausgeſehen: Jn bey-
den Ventriculis waͤren etwas Fett und
Druͤſen zuſammen gewachſen angetrof-
fen worden, welches einem Polypo aͤhn-
lich geſehen: Die Lufft-Roͤhre waͤre un-
gewoͤhnlich weit geweſen: Dahero ein
Loͤwe eine ſtarcke Stimme haben mag,
ſo er ſich mit Bruͤllen hoͤren laͤſſet, wird
ohne Zweiffel noch groͤſſer, wenn der Loͤ-
we aͤlter wird. Die Mandeln haͤtten
laͤnglicht und roͤthlich 8. qver Finger lang
und zwey Finger breit heraus gehangen
und waͤren zur Seite hindurch nach der
arteria aſpera gegangen; Der oberſte
Theil der Lufft-Roͤhre waͤre in allen Stuͤ-
cken wie bey einem Menſchen geweſen,
doch etwas groͤſſer. Die Zunge waͤre
ſehr rauh, mit ſteiffen kurtzen Stacheln
bewachſen, wie eine Raſpel befunden
worden, daß auch durch bloſes Lecken
bey andern Thieren das Blut nachge-
hen muß. Die Zaͤhne haͤtten denen
Hundes-Zaͤhnen aͤhnlich geſehen, waͤren
ihrer aber nicht ſo viel geweſen; Das
Schlaf-Maͤußgen waͤre breit und ſtarck
befunden worden. Die Hirnſchale aber
dicke, ſo viele Poros gehabt, waͤre aber
noch nicht recht harte geweſen, das Ge-
hirn nebſt dem Cerebello haͤtte wie bey
einem Menſchen ausgeſehen, jedoch ze-
henmahl kleiner. Die Ventriculi waͤren
weiß, und ziemlich weit in Anſehung des
Gehirns geweſen; Der vierdte Ventri-
culus
haͤtte an capacite den menſchlichen
uͤbertroffen, weil der Loͤwe zu ſeiner
Staͤrcke viel Spiritus animales brauchet.
Seine Force ſtecket in denen Gliedern,
weil ſie kurtz und die Muſculi zuſammen
gedrungen und mit ſtarcken Spann-A-
dern verſehen ſind. Zu dieſen Gliedern
kommen viele Spiritus, welche in gedach-
ten ventriculo nobili generiret und durch
das haͤuffig darzukommende Gebluͤte
vermehret werden. Die Gebeine waͤ-
ren nicht dichte, ſondern von groſſer Ca-
vit
aͤt geweſen, worinnen viel Marck be-
funden worden.

Eine andere Anatomie eines groͤſ-
ſern Loͤwens, welche zu Pariß 1667. ge-
halten worden, beſchreibet er alſo: Es
[Spaltenumbruch] war der Kopff dieſes Loͤwens ſehr dicke
und merckwuͤrdig, eines Theils weil er
mit ungewoͤhnlich vielem Fleiſch bewach-
ſen, andern Theils die Kinnbacken von
uͤberaus ſtarcken Knochen geweſen, hat-
te eine ſtarcke Bruſt, mit langen dicken
Haaren behangen: Das Bruſt-Bein
war niedergedruckt, ſonderlich am En-
de, dergleichen man nicht leicht bey Pfer-
den oder Hunden findet. So ſchiene
auch der Schwantz am Ende dicker als
am Anfange, weil die Haare oben kuͤr-
tzer, unten aber laͤnger waren. Er war
an ſeinem Halſe mit langen Haaren ge-
zieret: Die Klauen waren ziemlich ſcharf,
denn es weiß ein Loͤwe die Klauen, de-
nen Katzen gleich, gar artig zu verſte-
cken, damit ſie im Niedertreten nicht
ſtumpf werden; Jn ſeinem Rachen hat-
te er an beyden Kinnbacken 14. Zaͤhne,
als 4. Vorder-Zaͤhne, 4. Augen-Zaͤhne,
und 6. Backen-Zaͤhne, die vorderſten wa-
ren kleiner, die Augen-Zaͤhne aber wa-
ren ungleich, zwey groſſe und zwey kleine,
die groſſen waren anderthalb Zoll lang,
wie die Schweins-Zaͤhne, worbey ande-
re kleinere ſpitzigere ſtunden. Die Backen-
Zaͤhne waren ebenfalls ungleich, ſonder-
lich die oberſten, da denn der erſte, ſo ne-
ben dem Augen-Zahne ſtunde, nicht viel
groͤſſer war, als ein Vorder-Zahn. Die
uͤbrigen Backen-Zaͤhne waren groͤſſer,
von drey ungleichen Spitzen, welche gleich-
ſam eine Lilie repræſentirten. Der Halß
war ſtarck, beſtunde aber nicht, wie ſonſt
etliche meynen, aus einem gantzen Kno-
chen, ſondern vielen Gelencken, welche
ſo lange Spitzen hatten, und ſo feſte zu-
ſammen verbunden waren, als wenn ſie
aus einem zuſammen gewachſen. Die
Zunge war ebenfalls auch ſehr rauch
und ſtachlicht, daran die Spitzen faſt wie
die Klauen, aus einer harten Materie
beſtunden, welche gegen den Schlund ge-
bogen am laͤngſten waren: Die Augen
waren hell und klar, und kam die Stru-
ctur
des Loͤwens mit der Structur einer
Katze uͤberein, ſowohl was die Augen,
Zunge, Zaͤhne und Form des Fuſſes, als
auch die innerlichen Theile des Leibes be-
trifft. Die Haut des Loͤwens war eben
nicht ſtarck, ſondern feſte an viele Ner-
ven angewachſen. Die Speiſe-Roͤhre
war nicht uͤber anderthalb Zoll breit,
und etwas enger, wo ſie durch das Dia-
phragma
gieng. Der Magen war 18.
Zoll lang, 6. Zoll weit. Die Gedaͤrme
waren uͤberhaupt 10. Ellen lang, wobey

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/226>, abgerufen am 21.11.2024.