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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] nem abzuhelffen, distingviren: Zu dem En-
de auch bey Jagen, Streiffen oder Hatz-
Zeiten, wo die Hunde gebraucht wer-
den, mit denen Purschen auf befohlener
Hatz oder Post bleiben und die Hunde
recht anbringen; So sie beschädiget,
wund gehauen, geschossen, gestochen oder
sonst verletzet, den geordneten Tranck,
Salbe, Schmiere und dergleichen ma-
chen: Das von der Herrschafft geschos-
sene Wildpräth zerwürcken und zerle-
gen, des Sommers die Hunde fleißig
schwemmen und butzen lassen: Seine
unterhabende Pursche zum auff brechen,
zerwürcken und zerlegen des Wildpräths
und die Raub-Thiere zu streiffen und
auszuwerffen, muß er öffters in das
Proviant- oder Rauch-Hauß schicken,
und zu dem, was mehr nöthig, antreiben.
Vor allen Dingen muß er fein Gotts-
fürchtig, nüchtern, mäßig, fleißig, willig
und unverdrossen seyn, eine angebohrne
Liebe und Freundlichkeit zu denen Hun-
den von Natur haben, dieselbigen zu de-
ren benöthigter fleißiger Wartung und
Reinlichkeit stets besorgen, mit reiffem
Verstand geschwind anstellen, tauer-
hafftig und auffmercksam, behertzt und
frölich sich in allem seinem Thun verhal-
ten, gut sehen und hören, auch laut
schreyen und blasen können. Derowe-
gen zu dieser Arbeit junge Leute dienlich,
[Spaltenumbruch] wiewohl meistentheils derjenige Knecht,
so fleißig befunden wird, und auf den man
sich sicher verlassen kan, lieber bey War-
tung der Hunde mit allem Fleiß conser-
vir
et und ihm zu seinem Auskommen
eher ein mehrers gereichet wird, als ei-
nes Forst-Bedienten Dienst austräget,
maassen nicht alle Leute bey denen Hun-
den glücklich sind. Er muß ferner auch
eine ausführliche, vollkommene und ge-
nungsame Wissenschafft von der Anato-
mie
eines Hundes und dessen innerlichen
Eigenschafft vom grösten biß zum klein-
sten haben, daß er wisse, den Pati-
ent
en bey vorfallenden Kranckheiten
zu curiren, zu warten und zu pflegen,
auch, bedürffenden Falls, die Adern zu
schlagen und wie der Umblauff des Ge-
blüths correspondire: Er muß gleichsam
ein guter Chyrurgus seyn, weswegen er
stets ein klein Besteck von Aderlaß-Flöt-
gen, item Scheergen, Salbe und der-
gleichen bey der Hand haben muß, sol-
chen armen Thieren zu helffen, maassen
bey vorfallenden Nöthen gar viel auf
ihn ankommt, seine unterhabende Hun-
de allezeit zu herrschafftlichen Diensten
parat zu halten, wie er auch nebst seinen
Cammeraden deswegen auf bedürffen-
den Fall im Jäger-Hauße wohnet, we-
nigstens muß er dieses alles anzugeben
wohl verstehen.

Von einem Reit-Pferde/ und zwar von dessen
Anatomia.
[Spaltenumbruch]

Daß ein Jäger ein Reit-Pferd ha-
ben müsse, ist jedermann bekant, und ha-
be ich die Eigenschafft eines solchen flüch-
tigen Jäger-Pferds unten in dem fünff-
ten Theil bey der par Force-Jagd be-
schrieben, allwo solches nach geschlagen
werden kan. Wie aber bekant, sind so-
wohl die Pferde, als Hunde leyder! vie-
len Kranckheiten unterworffen; Und
weilen diese armen Thiere dem Men-
schen unzehlbahre treue Dienste erzei-
gen, ist es billig und recht, auch nach Hei-
liger Schrifft wohl gethan, sich seines ar-
men krancken Viehes zu erbarmen, wes-
wegen man sowohl die Anatomie eines
Pferdes, als eines Hundes, vorzustel-
len, mit Fleiß Sorge getragen. Und
weil mir dergleichen Beschaffenheit nicht
eigentlich bekant, da ich, wie zu ersehen,
nur die wilden Thiere anatomiret, ha-
be ich beydes, wegen des Pferdes und
[Spaltenumbruch] des Hundes, aus des weltberühmten
Herrn Gerhardi Blasii Schrifften extra-
hir
et, in der Hoffnung, daß dieses man-
chen Nutzen bey Curen geben werde,
wie auch beym Aderlassen eine gute An-
weisung zur Wissenschafft der Circulati-
on
oder Umlauffung des Geblütes seyn
könne. Und obwohl dieses eigentlich
mehr einem Roß-Artzte, Huff-Schmie-
de und dergleichen mehrern zuzukommen
scheinet, nicht aber eben von einem Jäger
erfordert wird, so kan ihm doch diese
Wissenschafft, wie ein Glied seines dienst-
bahren Pferdes, oder Hundes, mit dem
andern correspondire, eben nicht schaden,
zum wenigsten dienet ihm solche darzu,
daß er die Artzneyen, oder Aderlassen, als
ein Medicus einem offt unverständigen
Roß-Artzt oder Schmiede, vernünfftig
vorschreiben und solche anordnen könne.
Ob auch schon mancher lästerhaffter

Momus

Dritter Theil/
[Spaltenumbruch] nem abzuhelffen, diſtingviꝛen: Zu dem En-
de auch bey Jagen, Streiffen oder Hatz-
Zeiten, wo die Hunde gebraucht wer-
den, mit denen Purſchen auf befohlener
Hatz oder Poſt bleiben und die Hunde
recht anbringen; So ſie beſchaͤdiget,
wund gehauen, geſchoſſen, geſtochen oder
ſonſt verletzet, den geordneten Tranck,
Salbe, Schmiere und dergleichen ma-
chen: Das von der Herrſchafft geſchoſ-
ſene Wildpraͤth zerwuͤrcken und zerle-
gen, des Sommers die Hunde fleißig
ſchwemmen und butzen laſſen: Seine
unterhabende Purſche zum auff brechen,
zerwuͤrcken und zerlegen des Wildpraͤths
und die Raub-Thiere zu ſtreiffen und
auszuwerffen, muß er oͤffters in das
Proviant- oder Rauch-Hauß ſchicken,
und zu dem, was mehr noͤthig, antreiben.
Vor allen Dingen muß er fein Gotts-
fuͤrchtig, nuͤchtern, maͤßig, fleißig, willig
und unverdroſſen ſeyn, eine angebohrne
Liebe und Freundlichkeit zu denen Hun-
den von Natur haben, dieſelbigen zu de-
ren benoͤthigter fleißiger Wartung und
Reinlichkeit ſtets beſorgen, mit reiffem
Verſtand geſchwind anſtellen, tauer-
hafftig und auffmerckſam, behertzt und
froͤlich ſich in allem ſeinem Thun verhal-
ten, gut ſehen und hoͤren, auch laut
ſchreyen und blaſen koͤnnen. Derowe-
gen zu dieſer Arbeit junge Leute dienlich,
[Spaltenumbruch] wiewohl meiſtentheils derjenige Knecht,
ſo fleißig befunden wird, und auf den man
ſich ſicher verlaſſen kan, lieber bey War-
tung der Hunde mit allem Fleiß conſer-
vir
et und ihm zu ſeinem Auskommen
eher ein mehrers gereichet wird, als ei-
nes Forſt-Bedienten Dienſt austraͤget,
maaſſen nicht alle Leute bey denen Hun-
den gluͤcklich ſind. Er muß ferner auch
eine ausfuͤhrliche, vollkommene und ge-
nungſame Wiſſenſchafft von der Anato-
mie
eines Hundes und deſſen innerlichen
Eigenſchafft vom groͤſten biß zum klein-
ſten haben, daß er wiſſe, den Pati-
ent
en bey vorfallenden Kranckheiten
zu curiren, zu warten und zu pflegen,
auch, beduͤrffenden Falls, die Adern zu
ſchlagen und wie der Umblauff des Ge-
bluͤths correſpondire: Er muß gleichſam
ein guter Chyrurgus ſeyn, weswegen er
ſtets ein klein Beſteck von Aderlaß-Floͤt-
gen, item Scheergen, Salbe und der-
gleichen bey der Hand haben muß, ſol-
chen armen Thieren zu helffen, maaſſen
bey vorfallenden Noͤthen gar viel auf
ihn ankommt, ſeine unterhabende Hun-
de allezeit zu herrſchafftlichen Dienſten
parat zu halten, wie er auch nebſt ſeinen
Cammeraden deswegen auf beduͤrffen-
den Fall im Jaͤger-Hauße wohnet, we-
nigſtens muß er dieſes alles anzugeben
wohl verſtehen.

Von einem Reit-Pferde/ und zwar von deſſen
Anatomia.
[Spaltenumbruch]

Daß ein Jaͤger ein Reit-Pferd ha-
ben muͤſſe, iſt jedermann bekant, und ha-
be ich die Eigenſchafft eines ſolchen fluͤch-
tigen Jaͤger-Pferds unten in dem fuͤnff-
ten Theil bey der par Force-Jagd be-
ſchrieben, allwo ſolches nach geſchlagen
werden kan. Wie aber bekant, ſind ſo-
wohl die Pferde, als Hunde leyder! vie-
len Kranckheiten unterworffen; Und
weilen dieſe armen Thiere dem Men-
ſchen unzehlbahre treue Dienſte erzei-
gen, iſt es billig und recht, auch nach Hei-
liger Schrifft wohl gethan, ſich ſeines ar-
men krancken Viehes zu erbarmen, wes-
wegen man ſowohl die Anatomie eines
Pferdes, als eines Hundes, vorzuſtel-
len, mit Fleiß Sorge getragen. Und
weil mir dergleichen Beſchaffenheit nicht
eigentlich bekant, da ich, wie zu erſehen,
nur die wilden Thiere anatomiret, ha-
be ich beydes, wegen des Pferdes und
[Spaltenumbruch] des Hundes, aus des weltberuͤhmten
Herrn Gerhardi Blaſii Schrifften extra-
hir
et, in der Hoffnung, daß dieſes man-
chen Nutzen bey Curen geben werde,
wie auch beym Aderlaſſen eine gute An-
weiſung zur Wiſſenſchafft der Circulati-
on
oder Umlauffung des Gebluͤtes ſeyn
koͤnne. Und obwohl dieſes eigentlich
mehr einem Roß-Artzte, Huff-Schmie-
de und dergleichen mehrern zuzukommen
ſcheinet, nicht aber eben von einem Jaͤger
erfordert wird, ſo kan ihm doch dieſe
Wiſſenſchafft, wie ein Glied ſeines dienſt-
bahren Pferdes, oder Hundes, mit dem
andern correſpondire, eben nicht ſchaden,
zum wenigſten dienet ihm ſolche darzu,
daß er die Artzneyen, oder Aderlaſſen, als
ein Medicus einem offt unverſtaͤndigen
Roß-Artzt oder Schmiede, vernuͤnfftig
vorſchreiben und ſolche anordnen koͤnne.
Ob auch ſchon mancher laͤſterhaffter

Momus
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[198/0328] Dritter Theil/ nem abzuhelffen, diſtingviꝛen: Zu dem En- de auch bey Jagen, Streiffen oder Hatz- Zeiten, wo die Hunde gebraucht wer- den, mit denen Purſchen auf befohlener Hatz oder Poſt bleiben und die Hunde recht anbringen; So ſie beſchaͤdiget, wund gehauen, geſchoſſen, geſtochen oder ſonſt verletzet, den geordneten Tranck, Salbe, Schmiere und dergleichen ma- chen: Das von der Herrſchafft geſchoſ- ſene Wildpraͤth zerwuͤrcken und zerle- gen, des Sommers die Hunde fleißig ſchwemmen und butzen laſſen: Seine unterhabende Purſche zum auff brechen, zerwuͤrcken und zerlegen des Wildpraͤths und die Raub-Thiere zu ſtreiffen und auszuwerffen, muß er oͤffters in das Proviant- oder Rauch-Hauß ſchicken, und zu dem, was mehr noͤthig, antreiben. Vor allen Dingen muß er fein Gotts- fuͤrchtig, nuͤchtern, maͤßig, fleißig, willig und unverdroſſen ſeyn, eine angebohrne Liebe und Freundlichkeit zu denen Hun- den von Natur haben, dieſelbigen zu de- ren benoͤthigter fleißiger Wartung und Reinlichkeit ſtets beſorgen, mit reiffem Verſtand geſchwind anſtellen, tauer- hafftig und auffmerckſam, behertzt und froͤlich ſich in allem ſeinem Thun verhal- ten, gut ſehen und hoͤren, auch laut ſchreyen und blaſen koͤnnen. Derowe- gen zu dieſer Arbeit junge Leute dienlich, wiewohl meiſtentheils derjenige Knecht, ſo fleißig befunden wird, und auf den man ſich ſicher verlaſſen kan, lieber bey War- tung der Hunde mit allem Fleiß conſer- viret und ihm zu ſeinem Auskommen eher ein mehrers gereichet wird, als ei- nes Forſt-Bedienten Dienſt austraͤget, maaſſen nicht alle Leute bey denen Hun- den gluͤcklich ſind. Er muß ferner auch eine ausfuͤhrliche, vollkommene und ge- nungſame Wiſſenſchafft von der Anato- mie eines Hundes und deſſen innerlichen Eigenſchafft vom groͤſten biß zum klein- ſten haben, daß er wiſſe, den Pati- enten bey vorfallenden Kranckheiten zu curiren, zu warten und zu pflegen, auch, beduͤrffenden Falls, die Adern zu ſchlagen und wie der Umblauff des Ge- bluͤths correſpondire: Er muß gleichſam ein guter Chyrurgus ſeyn, weswegen er ſtets ein klein Beſteck von Aderlaß-Floͤt- gen, item Scheergen, Salbe und der- gleichen bey der Hand haben muß, ſol- chen armen Thieren zu helffen, maaſſen bey vorfallenden Noͤthen gar viel auf ihn ankommt, ſeine unterhabende Hun- de allezeit zu herrſchafftlichen Dienſten parat zu halten, wie er auch nebſt ſeinen Cammeraden deswegen auf beduͤrffen- den Fall im Jaͤger-Hauße wohnet, we- nigſtens muß er dieſes alles anzugeben wohl verſtehen. Von einem Reit-Pferde/ und zwar von deſſen Anatomia. Daß ein Jaͤger ein Reit-Pferd ha- ben muͤſſe, iſt jedermann bekant, und ha- be ich die Eigenſchafft eines ſolchen fluͤch- tigen Jaͤger-Pferds unten in dem fuͤnff- ten Theil bey der par Force-Jagd be- ſchrieben, allwo ſolches nach geſchlagen werden kan. Wie aber bekant, ſind ſo- wohl die Pferde, als Hunde leyder! vie- len Kranckheiten unterworffen; Und weilen dieſe armen Thiere dem Men- ſchen unzehlbahre treue Dienſte erzei- gen, iſt es billig und recht, auch nach Hei- liger Schrifft wohl gethan, ſich ſeines ar- men krancken Viehes zu erbarmen, wes- wegen man ſowohl die Anatomie eines Pferdes, als eines Hundes, vorzuſtel- len, mit Fleiß Sorge getragen. Und weil mir dergleichen Beſchaffenheit nicht eigentlich bekant, da ich, wie zu erſehen, nur die wilden Thiere anatomiret, ha- be ich beydes, wegen des Pferdes und des Hundes, aus des weltberuͤhmten Herrn Gerhardi Blaſii Schrifften extra- hiret, in der Hoffnung, daß dieſes man- chen Nutzen bey Curen geben werde, wie auch beym Aderlaſſen eine gute An- weiſung zur Wiſſenſchafft der Circulati- on oder Umlauffung des Gebluͤtes ſeyn koͤnne. Und obwohl dieſes eigentlich mehr einem Roß-Artzte, Huff-Schmie- de und dergleichen mehrern zuzukommen ſcheinet, nicht aber eben von einem Jaͤger erfordert wird, ſo kan ihm doch dieſe Wiſſenſchafft, wie ein Glied ſeines dienſt- bahren Pferdes, oder Hundes, mit dem andern correſpondire, eben nicht ſchaden, zum wenigſten dienet ihm ſolche darzu, daß er die Artzneyen, oder Aderlaſſen, als ein Medicus einem offt unverſtaͤndigen Roß-Artzt oder Schmiede, vernuͤnfftig vorſchreiben und ſolche anordnen koͤnne. Ob auch ſchon mancher laͤſterhaffter Momus

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/328>, abgerufen am 24.11.2024.