Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Vierdter Theil/ [Spaltenumbruch]
Kasten gestanden, wird mit alt Holtzund Reiß verworffen, daß es nicht zu mercken, und muß zu solcher Grube nicht täglich, sondern in drey oder vier Tagen, einmahl nachgesehen werden: Der die Auffsicht hat, darff eben allezeit nicht nah herzu gehen, sondern auf 50. Schritte da- von, auf einen Baum steigen, und nach [Spaltenumbruch] der Grube sehen, wird er ein Loch ge- wahr, so sitzet gewiß ein frembder Gast darinnen, welches er aus dem Loch leicht mercken kan. Weiln die Menschen- Spuhr leichtlich von den wilden Thieren gemercket wird, muß man dieses genau bey denen Thieren observiren. Von einem Sau-Garten. [Spaltenumbruch]
Jm ersten Theile, wo ich von einem weit
Vierdter Theil/ [Spaltenumbruch]
Kaſten geſtanden, wird mit alt Holtzund Reiß verworffen, daß es nicht zu mercken, und muß zu ſolcher Grube nicht taͤglich, ſondern in drey oder vier Tagen, einmahl nachgeſehen werden: Der die Auffſicht hat, darff eben allezeit nicht nah herzu gehen, ſondern auf 50. Schritte da- von, auf einen Baum ſteigen, und nach [Spaltenumbruch] der Grube ſehen, wird er ein Loch ge- wahr, ſo ſitzet gewiß ein frembder Gaſt darinnen, welches er aus dem Loch leicht mercken kan. Weiln die Menſchen- Spuhr leichtlich von den wilden Thieren gemercket wird, muß man dieſes genau bey denen Thieren obſerviren. Von einem Sau-Garten. [Spaltenumbruch]
Jm erſten Theile, wo ich von einem weit
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0374" n="240"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierdter Theil/</hi></fw><lb/><cb/> Kaſten geſtanden, wird mit alt Holtz<lb/> und Reiß verworffen, daß es nicht zu<lb/> mercken, und muß zu ſolcher Grube nicht<lb/> taͤglich, ſondern in drey oder vier Tagen,<lb/> einmahl nachgeſehen werden: Der die<lb/> Auffſicht hat, darff eben allezeit nicht nah<lb/> herzu gehen, ſondern auf 50. Schritte da-<lb/> von, auf einen Baum ſteigen, und nach<lb/><cb/> der Grube ſehen, wird er ein Loch ge-<lb/> wahr, ſo ſitzet gewiß ein frembder Gaſt<lb/> darinnen, welches er aus dem Loch leicht<lb/> mercken kan. Weiln die Menſchen-<lb/> Spuhr leichtlich von den wilden Thieren<lb/> gemercket wird, muß man dieſes genau<lb/> bey denen Thieren <hi rendition="#aq">obſervi</hi>ren.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von einem Sau-Garten.</hi> </head><lb/> <cb/> <p>Jm erſten Theile, wo ich von einem<lb/> Thier-Garten geſchrieben, habe unter<lb/> andern gemeldet, ſo auch gewiß und in<lb/> der That eintrifft, daß die wilden Sau-<lb/> en allen Graß-Wachs ſchaͤndlich verder-<lb/> ben, in die beſten Wieſen brechen, gerne<lb/> weitlaͤufftig herumb wandern, wegen hi-<lb/> tziger Eigenſchafft ſtets freſſen oder we-<lb/> nigſtens gefuͤttert ſeyn wollen, und nach<lb/> wenig Jahren jaͤhling abzunehmen pfle-<lb/> gen, dahero keine Vergnuͤgung, weni-<lb/> ger viel <hi rendition="#aq">Profit</hi> von ihnen zu hoffen: Gleich-<lb/> wohl moͤgten doch manche Herrſchafften<lb/> zu finden ſeyn, welche in deroſelben Hey-<lb/> den und Gehoͤltzern, ſonderlich im Herbſt<lb/> zur Maſt-Zeit offtmahlen groſſe und viel-<lb/> faͤltige Wechſel, und gantze Rudel Sauen,<lb/> zumahl bey der Nacht antreffen, da mit<lb/> Netzẽ auffs ungewiſſe nichts auszuꝛichten<lb/> iſt: Hierzu aber ſolte wohl dieſer alſo ge-<lb/> nannte Sau-Garthen, oder vielmehr<lb/> Sau-Fang nicht wenig dienlich ſeyn,<lb/> welches mit denen Woͤlffen auff gewiſſe<lb/> Art ebenfalls <hi rendition="#aq">practicir</hi>et werden kan, wie<lb/> aus folgender Beſchreibung erhellen<lb/> wird: Nemlich, wenn man einen Ort<lb/> im Walde hat, allwo umbher in der Naͤ-<lb/> he Erd-Maſt, warme Bruͤcher, und<lb/> groſſe Dickigte, Ameißhauffen, Farren-<lb/> Krauth und allerhand Wurtzeln zu fin-<lb/> den, ſonderlich warm Qvell-Waſſer ver-<lb/> handen, und daſelbſt alles dichte, mit<lb/> Haſeln, Buchen und Eichen gantz wilde<lb/> verwachſen iſt, und duͤſter ausſiehet, kan<lb/> man daſelbſt einen Garthen etwan ohn-<lb/> gefehr von 100. Schritt ins gevierdte an-<lb/> legen, wo die meiſten Fluͤgel zuſammen<lb/> kommen, und ſolchen mit ſtarcken eiche-<lb/> nen Plancken vermachen, auch oben mit<lb/> zaͤhem feſtem Werfften-Reiß verflechten.<lb/> Wo nun die Fluͤgel zuſammen gehen,<lb/> muß auswendig ein flacher Berg auffge-<lb/> fuͤhret, innewendig aber der Helffte des<lb/> Zauns ſolcher von ſtarcken eichenen<lb/> Plancken glatt gehobelt flach abhangig<lb/> ſeyn. Damit aber die Sauen dieſen<lb/><cb/> Ein- und Ausgang gewohnet, muͤſſen al-<lb/> lezeit uͤber dieſen Einſprung Bruͤcken<lb/> von Schaal-Holtz dem flachen Berge gleich<lb/> geleget, und dieſelben, umb ſie dahin zu<lb/> gewoͤhnen, mit Eicheln oder Buch-E-<lb/> ckern auff die Fluͤgel gekirret, in Gar-<lb/> ten aber Maltz und Fiſche, auch wild<lb/> Obſt geſtreuet werden, und auff ſolche<lb/> Weiſe, ſolten ſie ſich leichtlich dahin ge-<lb/> woͤhnen. Wann man nun des Herbſts,<lb/> ſo viel moͤglich, Maſt geſammlet hat, und<lb/> der Sauen Wechſel verſpuͤhret, thut man<lb/> die Bruͤcke hinweg an einen beſondern<lb/> Ort, und erhaͤlt darinnen zwey maͤßige<lb/> erzogene wilde Bachen, welche ihre ſtar-<lb/> cke Wilderung ſtets von ſich geben, zu-<lb/> mahlen die Schweine ohnediß hitzig und<lb/> geyl ſind. Wann nun ein gantz Ru-<lb/> del Sauen uͤber die Fluͤgel wechſeln, und<lb/> die geſtreuete Eicheln finden, gehen ſie<lb/> den Fluͤgeln nach zum Einſprung, und<lb/> wann ſie auff den Berg kommen, und<lb/> die andern Bachen hoͤhren, und wittern,<lb/> auch vor ſich einen niedrigen Abſprung<lb/> ſehen, ſpringen ſie hinein, und wenn<lb/> eins den Anfang machet, folgen die an-<lb/> dern alle nach; Wann ſie nun darinnen<lb/> und ſich gefangen veꝛmercken, ſauſſen und<lb/> brauſſen ſie herumb, und wenn ſie gleich<lb/> an den Einſprung kommen, ſo koͤnnen ſie<lb/> doch nicht darauff fuſſen, weil ſie auf den<lb/> eichenen Pfoſten abgleithen. Sollen ſie<lb/> nun zu fernern Jagdluſtigkeiten lebendig<lb/> eingefangen werden, kan nur von einer<lb/> Eck zur andern ein Fluͤgel gemachet, das<lb/> Sau-Netz geſtellet, und dieſelben alſo le-<lb/> bendig eingefangen werden, doch muß ſol-<lb/> cher Ort von allem andern Schieſſen und<lb/> Jagen gaͤntzlich verſchonet ſeyn, dann<lb/> ſonſt dieſes leicht verhindert wuͤrde. Jn-<lb/> newendig muß vor die eichene Pfoſten<lb/> ein Graben von zwey Ellen tieff gema-<lb/> chet ſeyn, welcher mit Straͤuchern zum<lb/> Blendwerck beſtecket wird. Was ich nun<lb/> von Woͤlffen geſchrieben, hat dieſe Be-<lb/> ſchaffenheit, daß vornehmlich der Zaun<lb/> <fw place="bottom" type="catch">weit</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [240/0374]
Vierdter Theil/
Kaſten geſtanden, wird mit alt Holtz
und Reiß verworffen, daß es nicht zu
mercken, und muß zu ſolcher Grube nicht
taͤglich, ſondern in drey oder vier Tagen,
einmahl nachgeſehen werden: Der die
Auffſicht hat, darff eben allezeit nicht nah
herzu gehen, ſondern auf 50. Schritte da-
von, auf einen Baum ſteigen, und nach
der Grube ſehen, wird er ein Loch ge-
wahr, ſo ſitzet gewiß ein frembder Gaſt
darinnen, welches er aus dem Loch leicht
mercken kan. Weiln die Menſchen-
Spuhr leichtlich von den wilden Thieren
gemercket wird, muß man dieſes genau
bey denen Thieren obſerviren.
Von einem Sau-Garten.
Jm erſten Theile, wo ich von einem
Thier-Garten geſchrieben, habe unter
andern gemeldet, ſo auch gewiß und in
der That eintrifft, daß die wilden Sau-
en allen Graß-Wachs ſchaͤndlich verder-
ben, in die beſten Wieſen brechen, gerne
weitlaͤufftig herumb wandern, wegen hi-
tziger Eigenſchafft ſtets freſſen oder we-
nigſtens gefuͤttert ſeyn wollen, und nach
wenig Jahren jaͤhling abzunehmen pfle-
gen, dahero keine Vergnuͤgung, weni-
ger viel Profit von ihnen zu hoffen: Gleich-
wohl moͤgten doch manche Herrſchafften
zu finden ſeyn, welche in deroſelben Hey-
den und Gehoͤltzern, ſonderlich im Herbſt
zur Maſt-Zeit offtmahlen groſſe und viel-
faͤltige Wechſel, und gantze Rudel Sauen,
zumahl bey der Nacht antreffen, da mit
Netzẽ auffs ungewiſſe nichts auszuꝛichten
iſt: Hierzu aber ſolte wohl dieſer alſo ge-
nannte Sau-Garthen, oder vielmehr
Sau-Fang nicht wenig dienlich ſeyn,
welches mit denen Woͤlffen auff gewiſſe
Art ebenfalls practiciret werden kan, wie
aus folgender Beſchreibung erhellen
wird: Nemlich, wenn man einen Ort
im Walde hat, allwo umbher in der Naͤ-
he Erd-Maſt, warme Bruͤcher, und
groſſe Dickigte, Ameißhauffen, Farren-
Krauth und allerhand Wurtzeln zu fin-
den, ſonderlich warm Qvell-Waſſer ver-
handen, und daſelbſt alles dichte, mit
Haſeln, Buchen und Eichen gantz wilde
verwachſen iſt, und duͤſter ausſiehet, kan
man daſelbſt einen Garthen etwan ohn-
gefehr von 100. Schritt ins gevierdte an-
legen, wo die meiſten Fluͤgel zuſammen
kommen, und ſolchen mit ſtarcken eiche-
nen Plancken vermachen, auch oben mit
zaͤhem feſtem Werfften-Reiß verflechten.
Wo nun die Fluͤgel zuſammen gehen,
muß auswendig ein flacher Berg auffge-
fuͤhret, innewendig aber der Helffte des
Zauns ſolcher von ſtarcken eichenen
Plancken glatt gehobelt flach abhangig
ſeyn. Damit aber die Sauen dieſen
Ein- und Ausgang gewohnet, muͤſſen al-
lezeit uͤber dieſen Einſprung Bruͤcken
von Schaal-Holtz dem flachen Berge gleich
geleget, und dieſelben, umb ſie dahin zu
gewoͤhnen, mit Eicheln oder Buch-E-
ckern auff die Fluͤgel gekirret, in Gar-
ten aber Maltz und Fiſche, auch wild
Obſt geſtreuet werden, und auff ſolche
Weiſe, ſolten ſie ſich leichtlich dahin ge-
woͤhnen. Wann man nun des Herbſts,
ſo viel moͤglich, Maſt geſammlet hat, und
der Sauen Wechſel verſpuͤhret, thut man
die Bruͤcke hinweg an einen beſondern
Ort, und erhaͤlt darinnen zwey maͤßige
erzogene wilde Bachen, welche ihre ſtar-
cke Wilderung ſtets von ſich geben, zu-
mahlen die Schweine ohnediß hitzig und
geyl ſind. Wann nun ein gantz Ru-
del Sauen uͤber die Fluͤgel wechſeln, und
die geſtreuete Eicheln finden, gehen ſie
den Fluͤgeln nach zum Einſprung, und
wann ſie auff den Berg kommen, und
die andern Bachen hoͤhren, und wittern,
auch vor ſich einen niedrigen Abſprung
ſehen, ſpringen ſie hinein, und wenn
eins den Anfang machet, folgen die an-
dern alle nach; Wann ſie nun darinnen
und ſich gefangen veꝛmercken, ſauſſen und
brauſſen ſie herumb, und wenn ſie gleich
an den Einſprung kommen, ſo koͤnnen ſie
doch nicht darauff fuſſen, weil ſie auf den
eichenen Pfoſten abgleithen. Sollen ſie
nun zu fernern Jagdluſtigkeiten lebendig
eingefangen werden, kan nur von einer
Eck zur andern ein Fluͤgel gemachet, das
Sau-Netz geſtellet, und dieſelben alſo le-
bendig eingefangen werden, doch muß ſol-
cher Ort von allem andern Schieſſen und
Jagen gaͤntzlich verſchonet ſeyn, dann
ſonſt dieſes leicht verhindert wuͤrde. Jn-
newendig muß vor die eichene Pfoſten
ein Graben von zwey Ellen tieff gema-
chet ſeyn, welcher mit Straͤuchern zum
Blendwerck beſtecket wird. Was ich nun
von Woͤlffen geſchrieben, hat dieſe Be-
ſchaffenheit, daß vornehmlich der Zaun
weit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |