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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
Annoch andere Anmerckungen/ den Leith-Hund
betreffend.
[Spaltenumbruch]

Anfänglichen ist nicht schädlich, so die-
ser Hund noch jung, und an der Mutter
sauget, wann die Mutter in ihrem or-
dentlichen Fraß vom Auffbruch Wild-
präth und Schweiß also warm krieget,
welches Nutriment vermittelst der Ver-
dauung in den Chylum oder Nahrungs-
Safft, und sodann ferner durch das Ge-
blüt in Milch verwandelt wird, davon
die Jungen desto mehr Begierde hierzu
empfangen und erlangen. Jst nun der
junge Hund wenig Wochen alt, lasse
man ihn fleißig das auffgebrochene Thier
beriechen, hinein kriechen und bezupffen,
den Schweiß selber ablecken, so wird er
hiervon begierig. Jst der Hund von
der Mutter entwehnet, daß er selbsten
fressen kan, gewöhne man ihn, wo nicht
täglich, doch zum öfftern, früh Morgens,
da er noch hungerich ist, und schleppe ein
Stücklein warmes Brod eine ziemliche
Ecke, laß aber allda statt dessen kalt
Brod liegen, daß es der Hund vor Hun-
ger suchen lernet, und findet, so wird ihn
diese Gewohnheit künfftig fleißig auf der
Erden zu suchen anreitzen, dann das
warme Brod wird nur deshalben hierzu
gebrauchet, weil es stärckern Geruch von
sich giebet, und der Hund hierdurch de-
sto besser auff der Erden suchen lernet,
zu fressen aber ist alles warme Brod den
Hunden schädlich, und sollen sie davon
einigen Anfall von der Wuth haben.
So der Hund jährigt, muß man ihn, da
er schon zu führen gewohnet, auch suchen
lernet, auf denen Vieh-Trifften fleißig
führen, und da er das Vieh auch spüh-
ren lernen wolte, mit Fleiß abhalten,
und durch Worte bestraffen, damit er
auch lernet, einen Hirsch durch das Vie-
he wegzusuchen; Es mag auch noch so
eine grosse Heerde Viehe über die Hirsch-
Fährde gehen, muß er doch den Hirsch,
wo anderst nicht alles ausgetreten, rich-
tig anzeigen, weiln auch ohne diß ein
Hirsch einen viel stärckern Geruch oder
Geschmack der Gefährde von sich giebet,
als das zahme Vieh; Auch kan nicht
schaden, ihn desto behertzter zu machen,
so er von Natur schläffrich ist, und eini-
ge Lust zu suchen zeiget, nur einmahl ge-
rade auf des Hirsches Lager oder Wahn-
bett suchen zu lassen. Anfänglichen ist am
[Spaltenumbruch] rathsambsten, daß man einen solchen jun-
gen Hund auf den schlimmsten Boden zu
suchen unterrichte, als nehmlich auff
dem harten sandigten Boden, auff wel-
chem wegen Magrichkeit und Dürre
kurtzes Heyde-Kraut, klein spitzig Graß
mit Mooß anzutreffen, so ein rechter
scharffer Boden zu suchen ist, da der hi-
tzige Sand die Atomos und wenige Dün-
ste der Gefährde, sonderlich wo bloß Feld
ist, und die Sonne verzehren hilfft, in 3.
oder 4. Stunden, wo es nicht im Schat-
ten, ist leichtlich dissipiret, und allen Geruch
hinweg nimmet, da alsdenn der Hund
allen Fleiß zu riechen anwenden muß;
Die harte Ledden oder der dürre Boden
kan auch den Jäger antreiben, die Au-
gen auffzusperren und Fleiß anzulegen,
weil man von der Spuhr oder Fährd we-
nig oder nichts erkennen kan. Ein bes-
serer Boden ist schon, vor den Geruch
länger zu behalten, Mooß, oder Tannen-
Nadeln, und zwar im Holtz und Schat-
ten, wo es die Sonne nicht so leicht an
sich ziehen kan, da es der Hund noch eher
findet, der Jäger aber deswegen wenig
oder nichts erkennet. Aber der schädli-
che Boden ist fettes Erdreich und groß
erwachsenes Graß, Wiesen, Schilff und
sumpffigter, lehmigter, weicher oder ko-
thigter Boden, wo nicht allein die Dün-
ste, der Geschmack oder die Atomi der
Gefährde eine sehr lange Zeit, sonderlich
im Schatten dauren und unverändert
bleiben; Sondern es kan der Jäger die
Spuhr oder Gefährde fein deutlich ge-
mahlet sehen, und ohne Hund finden;
der Hund aber sich an das Löcherkucken
fein gewöhnen; Mag der Jäger also künf-
tig selbst helffen spühren. Die princi-
palst
en Lectiones eines Leith-Hundes
bestehen eigendlich darin, ihn dahin zu ge-
wöhnen, daß er mit Lust alles auff der
Erden richtig wegsuche, nichts überge-
he, sondern die Fährd recht anfalle, und
letzlich, nachdem man ihn das Eingreif-
fen etliche mahl thun lassen, zum firmen
stehen gewöhne, mit der lincken Hand
ihm unter dem Halß helffe, daß er hin-
ten gestrecket eine ansehnliche Parade ma-
che. Letzlich muß auch melden, daß man
den Leith-Hund gemeiniglich gerne auff
einem Wagen führen lässet, nehmlich:

Wann
Fuͤnffter Theil/
Annoch andere Anmerckungen/ den Leith-Hund
betreffend.
[Spaltenumbruch]

Anfaͤnglichen iſt nicht ſchaͤdlich, ſo die-
ſer Hund noch jung, und an der Mutter
ſauget, wann die Mutter in ihrem or-
dentlichen Fraß vom Auffbruch Wild-
praͤth und Schweiß alſo warm krieget,
welches Nutriment vermittelſt der Ver-
dauung in den Chylum oder Nahrungs-
Safft, und ſodann ferner durch das Ge-
bluͤt in Milch verwandelt wird, davon
die Jungen deſto mehr Begierde hierzu
empfangen und erlangen. Jſt nun der
junge Hund wenig Wochen alt, laſſe
man ihn fleißig das auffgebrochene Thier
beriechen, hinein kriechen und bezupffen,
den Schweiß ſelber ablecken, ſo wird er
hiervon begierig. Jſt der Hund von
der Mutter entwehnet, daß er ſelbſten
freſſen kan, gewoͤhne man ihn, wo nicht
taͤglich, doch zum oͤfftern, fruͤh Morgens,
da er noch hungerich iſt, und ſchleppe ein
Stuͤcklein warmes Brod eine ziemliche
Ecke, laß aber allda ſtatt deſſen kalt
Brod liegen, daß es der Hund vor Hun-
ger ſuchen lernet, und findet, ſo wird ihn
dieſe Gewohnheit kuͤnfftig fleißig auf der
Erden zu ſuchen anreitzen, dann das
warme Brod wird nur deshalben hierzu
gebrauchet, weil es ſtaͤrckern Geruch von
ſich giebet, und der Hund hierdurch de-
ſto beſſer auff der Erden ſuchen lernet,
zu freſſen aber iſt alles warme Brod den
Hunden ſchaͤdlich, und ſollen ſie davon
einigen Anfall von der Wuth haben.
So der Hund jaͤhrigt, muß man ihn, da
er ſchon zu fuͤhren gewohnet, auch ſuchen
lernet, auf denen Vieh-Trifften fleißig
fuͤhren, und da er das Vieh auch ſpuͤh-
ren lernen wolte, mit Fleiß abhalten,
und durch Worte beſtraffen, damit er
auch lernet, einen Hirſch durch das Vie-
he wegzuſuchen; Es mag auch noch ſo
eine groſſe Heerde Viehe uͤber die Hirſch-
Faͤhrde gehen, muß er doch den Hirſch,
wo anderſt nicht alles ausgetreten, rich-
tig anzeigen, weiln auch ohne diß ein
Hirſch einen viel ſtaͤrckern Geruch oder
Geſchmack der Gefaͤhrde von ſich giebet,
als das zahme Vieh; Auch kan nicht
ſchaden, ihn deſto behertzter zu machen,
ſo er von Natur ſchlaͤffrich iſt, und eini-
ge Luſt zu ſuchen zeiget, nur einmahl ge-
rade auf des Hirſches Lager oder Wahn-
bett ſuchen zu laſſen. Anfaͤnglichen iſt am
[Spaltenumbruch] rathſambſten, daß man einen ſolchen jun-
gen Hund auf den ſchlimmſten Boden zu
ſuchen unterrichte, als nehmlich auff
dem harten ſandigten Boden, auff wel-
chem wegen Magrichkeit und Duͤrre
kurtzes Heyde-Kraut, klein ſpitzig Graß
mit Mooß anzutreffen, ſo ein rechter
ſcharffer Boden zu ſuchen iſt, da der hi-
tzige Sand die Atomos und wenige Duͤn-
ſte der Gefaͤhrde, ſonderlich wo bloß Feld
iſt, und die Sonne verzehren hilfft, in 3.
oder 4. Stunden, wo es nicht im Schat-
ten, iſt leichtlich diſſipiret, und allen Geruch
hinweg nimmet, da alsdenn der Hund
allen Fleiß zu riechen anwenden muß;
Die harte Ledden oder der duͤrre Boden
kan auch den Jaͤger antreiben, die Au-
gen auffzuſperren und Fleiß anzulegen,
weil man von der Spuhr oder Faͤhrd we-
nig oder nichts erkennen kan. Ein beſ-
ſerer Boden iſt ſchon, vor den Geruch
laͤnger zu behalten, Mooß, oder Tannen-
Nadeln, und zwar im Holtz und Schat-
ten, wo es die Sonne nicht ſo leicht an
ſich ziehen kan, da es der Hund noch eher
findet, der Jaͤger aber deswegen wenig
oder nichts erkennet. Aber der ſchaͤdli-
che Boden iſt fettes Erdreich und groß
erwachſenes Graß, Wieſen, Schilff und
ſumpffigter, lehmigter, weicher oder ko-
thigter Boden, wo nicht allein die Duͤn-
ſte, der Geſchmack oder die Atomi der
Gefaͤhrde eine ſehr lange Zeit, ſonderlich
im Schatten dauren und unveraͤndert
bleiben; Sondern es kan der Jaͤger die
Spuhr oder Gefaͤhrde fein deutlich ge-
mahlet ſehen, und ohne Hund finden;
der Hund aber ſich an das Loͤcherkucken
fein gewoͤhnen; Mag der Jaͤger alſo kuͤnf-
tig ſelbſt helffen ſpuͤhren. Die princi-
palſt
en Lectiones eines Leith-Hundes
beſtehen eigendlich darin, ihn dahin zu ge-
woͤhnen, daß er mit Luſt alles auff der
Erden richtig wegſuche, nichts uͤberge-
he, ſondern die Faͤhrd recht anfalle, und
letzlich, nachdem man ihn das Eingreif-
fen etliche mahl thun laſſen, zum firmen
ſtehen gewoͤhne, mit der lincken Hand
ihm unter dem Halß helffe, daß er hin-
ten geſtrecket eine anſehnliche Parade ma-
che. Letzlich muß auch melden, daß man
den Leith-Hund gemeiniglich gerne auff
einem Wagen fuͤhren laͤſſet, nehmlich:

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/402>, abgerufen am 21.11.2024.