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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] Wann der Besuch ziemlich weit abgele-
gen, damit er nicht vor der Zeit, ehe er
an Ort und Stelle komme, müde wer-
de, daß man hernach nichts machen kan,
[Spaltenumbruch] auch man sich vielerley Gefährde des
Wildpräths unterwegens zu besorgen
hat, über vielen Spuhren aber densel-
ben zu schleppen, verdrießlich fället.

Von Auffbrechen/ Zerwürcken/ und Zerlegen eines
Hirsches.
[Spaltenumbruch]

Hier muß nun der Jäger die Rein-
ligkeiten billig in acht nehmen, und wer-
den frischeichene Brüche erstlich auf den
Rasen geleget, und der Hirsch darauff
mit seinem Gehörn unter den Schul-
dern und auff den Rückgrad gebreitet.
Darauff muß man unter dem Kiehn am
Halse hierunter auffschürffen, die Dros-
sel oder Gurgel unter dem Knorpel ab-
schneiden und mit dem Schlund heraus
reissen, alsdann beydes von ein ander thei-
len, den Schlund aber mit dem Messer
etwa Fingerslang fein sauber durchste-
chen, und durch den Stich drey oder vier
mahl durchschlingen, damit das Geäß
beym hineinziehen nicht heraus gehe,
und Unreinigkeit verursache: Darauff
steckt man die Gurgel und den Schlund,
nachdem man dasselbe nach der Hertz-
Cammer zu mit der Hand wohl gestos-
sen hat, mit aller Gewalt in gedachte
Hertz-Cammer hinein; Alsdenn tritt
man dem Hirsch zwischen die Hinterläuf-
te, schürfft ihn erstlich zwischen dem
Kurtz-Wildpräth hinunter, zwischen de-
nen Käulen, nach dem Weyde-Loche zu
biß auf den Schloß- oder Eyß-Knochen
auff; Dann schneidet man subtil an dem
dünnen Leib in diesem Schnitte hinauff-
wärts die Haut biß an den Brust-Kern
auff, öffnet alsdenn den Leib mit guter
Vorsicht, daß der Wanst nicht mit zer-
schnitten werde. Wann es nun ein Loch
giebet, setzet man die zwey Finger der lin-
cken Hand hinein und hält mit der rech-
ten Hand das Messer, zwischen die Fin-
der, drücket also mit selbigen das Mes-
ser vorsicht fort, biß hinauff an gedach-
ten Brustkern, darauff man denn, nach-
dem man das Netz herausgerissen, den
Wanst samt dem Gescheide ziehet, wel-
ches man nach denen Nieren zu, allwo
es angewachsen, dergestalt, daß mans
nicht auffreisset, untergreiffet, wann
man vorhero zwischen dem Zwerg-Fell
und Wanst hinein greiffend sich des
Schlundes (denn man erstlich durch und
heraus ziehen muß,) versichert hat: Nach
diesem spaltet man hinten das Schloß
[Spaltenumbruch] auff, schneidet den Mastdarm biß zum
Weydeloch fein gantz heraus: Weiter
reisset man das Unschlit und die Nieren
heraus, schneidet darnach das Zwerg-
Fell an den Ribben herumb loß, ergreif-
fet die Gurgel, und reisset alsodann das
Geräusche oder Luntze heraus, letzlich
schneidet man die Lenden-Brathen her-
aus, drücket die Käulen wohl von ein-
ander, so ist es alsdenn auffgebrochen.
Soll es dann nun zerwürcket wer-
den, so wird vornehmlich das Gehörn
mit drey Hieben ausgeschlagen, am rech-
ten Vorder-Laufft eine Qver-Hand hin-
ter dem Ober-Rück umbher abzulösen
angefangen, und vorne auff dem Kiehne
hinunter auffgeschärffet, biß auf dem
Brust-Kern: Jn dem beym Auffbre-
chen gethanen Schnitt fängt man an
nachmahls an die Haut herunter zu stos-
sen, und thut mit den andern Läufften
gleich also, aber die Blume am Zimmel und
die Haut am Kopffe, biß an die Augen,
Maul und Ohren werden gelassen. Hier-
nechst zerlegt dann der Jäger solches fol-
gender Maassen: Er schneidet erstlich, wann
die beyden Büge abgelöser sind, von de-
nen Käulen an, das dünne Wildpräth,
biß an die Ribben entzwey. Greifft her-
nach innewendig mit der Hand hinein,
und zehlet die dem Jäger zu seinem Jä-
ger-Recht nach dem Halse zugeordnete
drey Ribben ab: Sticht so dann mit dem
Messer von aussen durch, schneidet solche
hinunter, biß zum Rückgrad, und her-
auf zum Brustkern zu beyden Seiten ab;
Schläget hernach mit dem Weyde-Mes-
ser erstlich den Brustkern, und dann
den Rückgrad durch, und leget also den
Halß, samt denen drey Ribben als Jä-
ger-Recht a parte. Nach diesem schnei-
det er auf dem Ribben-Weg im Mittel
zu beyden Seiten vorwärts das Wild
entzwey, und schläget mit dem Blatt o-
der Weyde-Messer die Ribben zu beyden
Seiten vorwärts mit Gewalt entzwey,
und nimmt den Brust-Knochen herab.
Weiter schneidet er an dem Eiß-Knochen
etwa Fingers breit hinunter, und zwar

auff

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] Wann der Beſuch ziemlich weit abgele-
gen, damit er nicht vor der Zeit, ehe er
an Ort und Stelle komme, muͤde wer-
de, daß man hernach nichts machen kan,
[Spaltenumbruch] auch man ſich vielerley Gefaͤhrde des
Wildpraͤths unterwegens zu beſorgen
hat, uͤber vielen Spuhren aber denſel-
ben zu ſchleppen, verdrießlich faͤllet.

Von Auffbrechen/ Zerwuͤrcken/ und Zerlegen eines
Hirſches.
[Spaltenumbruch]

Hier muß nun der Jaͤger die Rein-
ligkeiten billig in acht nehmen, und wer-
den friſcheichene Bruͤche erſtlich auf den
Raſen geleget, und der Hirſch darauff
mit ſeinem Gehoͤrn unter den Schul-
dern und auff den Ruͤckgrad gebreitet.
Darauff muß man unter dem Kiehn am
Halſe hierunter auffſchuͤrffen, die Droſ-
ſel oder Gurgel unter dem Knorpel ab-
ſchneiden und mit dem Schlund heraus
reiſſen, alsdann beydes von ein ander thei-
len, den Schlund aber mit dem Meſſer
etwa Fingerslang fein ſauber durchſte-
chen, und durch den Stich drey oder vier
mahl durchſchlingen, damit das Geaͤß
beym hineinziehen nicht heraus gehe,
und Unreinigkeit verurſache: Darauff
ſteckt man die Gurgel und den Schlund,
nachdem man daſſelbe nach der Hertz-
Cammer zu mit der Hand wohl geſtoſ-
ſen hat, mit aller Gewalt in gedachte
Hertz-Cammer hinein; Alsdenn tritt
man dem Hirſch zwiſchen die Hinterlaͤuf-
te, ſchuͤrfft ihn erſtlich zwiſchen dem
Kurtz-Wildpraͤth hinunter, zwiſchen de-
nen Kaͤulen, nach dem Weyde-Loche zu
biß auf den Schloß- oder Eyß-Knochen
auff; Dann ſchneidet man ſubtil an dem
duͤnnen Leib in dieſem Schnitte hinauff-
waͤrts die Haut biß an den Bruſt-Kern
auff, oͤffnet alsdenn den Leib mit guter
Vorſicht, daß der Wanſt nicht mit zer-
ſchnitten werde. Wann es nun ein Loch
giebet, ſetzet man die zwey Finger der lin-
cken Hand hinein und haͤlt mit der rech-
ten Hand das Meſſer, zwiſchen die Fin-
der, druͤcket alſo mit ſelbigen das Meſ-
ſer vorſicht fort, biß hinauff an gedach-
ten Bruſtkern, darauff man denn, nach-
dem man das Netz herausgeriſſen, den
Wanſt ſamt dem Geſcheide ziehet, wel-
ches man nach denen Nieren zu, allwo
es angewachſen, dergeſtalt, daß mans
nicht auffreiſſet, untergreiffet, wann
man vorhero zwiſchen dem Zwerg-Fell
und Wanſt hinein greiffend ſich des
Schlundes (denn man erſtlich durch und
heraus ziehen muß,) verſichert hat: Nach
dieſem ſpaltet man hinten das Schloß
[Spaltenumbruch] auff, ſchneidet den Maſtdarm biß zum
Weydeloch fein gantz heraus: Weiter
reiſſet man das Unſchlit und die Nieren
heraus, ſchneidet darnach das Zwerg-
Fell an den Ribben herumb loß, ergreif-
fet die Gurgel, und reiſſet alſodann das
Geraͤuſche oder Luntze heraus, letzlich
ſchneidet man die Lenden-Brathen her-
aus, druͤcket die Kaͤulen wohl von ein-
ander, ſo iſt es alsdenn auffgebrochen.
Soll es dann nun zerwuͤrcket wer-
den, ſo wird vornehmlich das Gehoͤrn
mit drey Hieben ausgeſchlagen, am rech-
ten Vorder-Laufft eine Qver-Hand hin-
ter dem Ober-Ruͤck umbher abzuloͤſen
angefangen, und vorne auff dem Kiehne
hinunter auffgeſchaͤrffet, biß auf dem
Bruſt-Kern: Jn dem beym Auffbre-
chen gethanen Schnitt faͤngt man an
nachmahls an die Haut herunter zu ſtoſ-
ſen, und thut mit den andern Laͤufften
gleich alſo, aber die Blume am Zim̃el und
die Haut am Kopffe, biß an die Augen,
Maul und Ohren werden gelaſſen. Hier-
nechſt zerlegt dann der Jaͤger ſolches fol-
gender Maaſſen: Er ſchneidet erſtlich, wañ
die beyden Buͤge abgeloͤſer ſind, von de-
nen Kaͤulen an, das duͤnne Wildpraͤth,
biß an die Ribben entzwey. Greifft her-
nach innewendig mit der Hand hinein,
und zehlet die dem Jaͤger zu ſeinem Jaͤ-
ger-Recht nach dem Halſe zugeordnete
drey Ribben ab: Sticht ſo dann mit dem
Meſſer von auſſen durch, ſchneidet ſolche
hinunter, biß zum Ruͤckgrad, und her-
auf zum Bruſtkern zu beyden Seiten ab;
Schlaͤget hernach mit dem Weyde-Meſ-
ſer erſtlich den Bruſtkern, und dann
den Ruͤckgrad durch, und leget alſo den
Halß, ſamt denen drey Ribben als Jaͤ-
ger-Recht a parte. Nach dieſem ſchnei-
det er auf dem Ribben-Weg im Mittel
zu beyden Seiten vorwaͤrts das Wild
entzwey, und ſchlaͤget mit dem Blatt o-
der Weyde-Meſſer die Ribben zu beyden
Seiten vorwaͤrts mit Gewalt entzwey,
und nimmt den Bruſt-Knochen herab.
Weiter ſchneidet er an dem Eiß-Knochen
etwa Fingers breit hinunter, und zwar

auff
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/403>, abgerufen am 22.11.2024.