[Spaltenumbruch]
Wann der Besuch ziemlich weit abgele- gen, damit er nicht vor der Zeit, ehe er an Ort und Stelle komme, müde wer- de, daß man hernach nichts machen kan, [Spaltenumbruch]
auch man sich vielerley Gefährde des Wildpräths unterwegens zu besorgen hat, über vielen Spuhren aber densel- ben zu schleppen, verdrießlich fället.
Von Auffbrechen/ Zerwürcken/ und Zerlegen eines Hirsches.
[Spaltenumbruch]
Hier muß nun der Jäger die Rein- ligkeiten billig in acht nehmen, und wer- den frischeichene Brüche erstlich auf den Rasen geleget, und der Hirsch darauff mit seinem Gehörn unter den Schul- dern und auff den Rückgrad gebreitet. Darauff muß man unter dem Kiehn am Halse hierunter auffschürffen, die Dros- sel oder Gurgel unter dem Knorpel ab- schneiden und mit dem Schlund heraus reissen, alsdann beydes von ein ander thei- len, den Schlund aber mit dem Messer etwa Fingerslang fein sauber durchste- chen, und durch den Stich drey oder vier mahl durchschlingen, damit das Geäß beym hineinziehen nicht heraus gehe, und Unreinigkeit verursache: Darauff steckt man die Gurgel und den Schlund, nachdem man dasselbe nach der Hertz- Cammer zu mit der Hand wohl gestos- sen hat, mit aller Gewalt in gedachte Hertz-Cammer hinein; Alsdenn tritt man dem Hirsch zwischen die Hinterläuf- te, schürfft ihn erstlich zwischen dem Kurtz-Wildpräth hinunter, zwischen de- nen Käulen, nach dem Weyde-Loche zu biß auf den Schloß- oder Eyß-Knochen auff; Dann schneidet man subtil an dem dünnen Leib in diesem Schnitte hinauff- wärts die Haut biß an den Brust-Kern auff, öffnet alsdenn den Leib mit guter Vorsicht, daß der Wanst nicht mit zer- schnitten werde. Wann es nun ein Loch giebet, setzet man die zwey Finger der lin- cken Hand hinein und hält mit der rech- ten Hand das Messer, zwischen die Fin- der, drücket also mit selbigen das Mes- ser vorsicht fort, biß hinauff an gedach- ten Brustkern, darauff man denn, nach- dem man das Netz herausgerissen, den Wanst samt dem Gescheide ziehet, wel- ches man nach denen Nieren zu, allwo es angewachsen, dergestalt, daß mans nicht auffreisset, untergreiffet, wann man vorhero zwischen dem Zwerg-Fell und Wanst hinein greiffend sich des Schlundes (denn man erstlich durch und heraus ziehen muß,) versichert hat: Nach diesem spaltet man hinten das Schloß [Spaltenumbruch]
auff, schneidet den Mastdarm biß zum Weydeloch fein gantz heraus: Weiter reisset man das Unschlit und die Nieren heraus, schneidet darnach das Zwerg- Fell an den Ribben herumb loß, ergreif- fet die Gurgel, und reisset alsodann das Geräusche oder Luntze heraus, letzlich schneidet man die Lenden-Brathen her- aus, drücket die Käulen wohl von ein- ander, so ist es alsdenn auffgebrochen. Soll es dann nun zerwürcket wer- den, so wird vornehmlich das Gehörn mit drey Hieben ausgeschlagen, am rech- ten Vorder-Laufft eine Qver-Hand hin- ter dem Ober-Rück umbher abzulösen angefangen, und vorne auff dem Kiehne hinunter auffgeschärffet, biß auf dem Brust-Kern: Jn dem beym Auffbre- chen gethanen Schnitt fängt man an nachmahls an die Haut herunter zu stos- sen, und thut mit den andern Läufften gleich also, aber die Blume am Zimmel und die Haut am Kopffe, biß an die Augen, Maul und Ohren werden gelassen. Hier- nechst zerlegt dann der Jäger solches fol- gender Maassen: Er schneidet erstlich, wann die beyden Büge abgelöser sind, von de- nen Käulen an, das dünne Wildpräth, biß an die Ribben entzwey. Greifft her- nach innewendig mit der Hand hinein, und zehlet die dem Jäger zu seinem Jä- ger-Recht nach dem Halse zugeordnete drey Ribben ab: Sticht so dann mit dem Messer von aussen durch, schneidet solche hinunter, biß zum Rückgrad, und her- auf zum Brustkern zu beyden Seiten ab; Schläget hernach mit dem Weyde-Mes- ser erstlich den Brustkern, und dann den Rückgrad durch, und leget also den Halß, samt denen drey Ribben als Jä- ger-Recht a parte. Nach diesem schnei- det er auf dem Ribben-Weg im Mittel zu beyden Seiten vorwärts das Wild entzwey, und schläget mit dem Blatt o- der Weyde-Messer die Ribben zu beyden Seiten vorwärts mit Gewalt entzwey, und nimmt den Brust-Knochen herab. Weiter schneidet er an dem Eiß-Knochen etwa Fingers breit hinunter, und zwar
auff
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch]
Wann der Beſuch ziemlich weit abgele- gen, damit er nicht vor der Zeit, ehe er an Ort und Stelle komme, muͤde wer- de, daß man hernach nichts machen kan, [Spaltenumbruch]
auch man ſich vielerley Gefaͤhrde des Wildpraͤths unterwegens zu beſorgen hat, uͤber vielen Spuhren aber denſel- ben zu ſchleppen, verdrießlich faͤllet.
Von Auffbrechen/ Zerwuͤrcken/ und Zerlegen eines Hirſches.
[Spaltenumbruch]
Hier muß nun der Jaͤger die Rein- ligkeiten billig in acht nehmen, und wer- den friſcheichene Bruͤche erſtlich auf den Raſen geleget, und der Hirſch darauff mit ſeinem Gehoͤrn unter den Schul- dern und auff den Ruͤckgrad gebreitet. Darauff muß man unter dem Kiehn am Halſe hierunter auffſchuͤrffen, die Droſ- ſel oder Gurgel unter dem Knorpel ab- ſchneiden und mit dem Schlund heraus reiſſen, alsdann beydes von ein ander thei- len, den Schlund aber mit dem Meſſer etwa Fingerslang fein ſauber durchſte- chen, und durch den Stich drey oder vier mahl durchſchlingen, damit das Geaͤß beym hineinziehen nicht heraus gehe, und Unreinigkeit verurſache: Darauff ſteckt man die Gurgel und den Schlund, nachdem man daſſelbe nach der Hertz- Cammer zu mit der Hand wohl geſtoſ- ſen hat, mit aller Gewalt in gedachte Hertz-Cammer hinein; Alsdenn tritt man dem Hirſch zwiſchen die Hinterlaͤuf- te, ſchuͤrfft ihn erſtlich zwiſchen dem Kurtz-Wildpraͤth hinunter, zwiſchen de- nen Kaͤulen, nach dem Weyde-Loche zu biß auf den Schloß- oder Eyß-Knochen auff; Dann ſchneidet man ſubtil an dem duͤnnen Leib in dieſem Schnitte hinauff- waͤrts die Haut biß an den Bruſt-Kern auff, oͤffnet alsdenn den Leib mit guter Vorſicht, daß der Wanſt nicht mit zer- ſchnitten werde. Wann es nun ein Loch giebet, ſetzet man die zwey Finger der lin- cken Hand hinein und haͤlt mit der rech- ten Hand das Meſſer, zwiſchen die Fin- der, druͤcket alſo mit ſelbigen das Meſ- ſer vorſicht fort, biß hinauff an gedach- ten Bruſtkern, darauff man denn, nach- dem man das Netz herausgeriſſen, den Wanſt ſamt dem Geſcheide ziehet, wel- ches man nach denen Nieren zu, allwo es angewachſen, dergeſtalt, daß mans nicht auffreiſſet, untergreiffet, wann man vorhero zwiſchen dem Zwerg-Fell und Wanſt hinein greiffend ſich des Schlundes (denn man erſtlich durch und heraus ziehen muß,) verſichert hat: Nach dieſem ſpaltet man hinten das Schloß [Spaltenumbruch]
auff, ſchneidet den Maſtdarm biß zum Weydeloch fein gantz heraus: Weiter reiſſet man das Unſchlit und die Nieren heraus, ſchneidet darnach das Zwerg- Fell an den Ribben herumb loß, ergreif- fet die Gurgel, und reiſſet alſodann das Geraͤuſche oder Luntze heraus, letzlich ſchneidet man die Lenden-Brathen her- aus, druͤcket die Kaͤulen wohl von ein- ander, ſo iſt es alsdenn auffgebrochen. Soll es dann nun zerwuͤrcket wer- den, ſo wird vornehmlich das Gehoͤrn mit drey Hieben ausgeſchlagen, am rech- ten Vorder-Laufft eine Qver-Hand hin- ter dem Ober-Ruͤck umbher abzuloͤſen angefangen, und vorne auff dem Kiehne hinunter auffgeſchaͤrffet, biß auf dem Bruſt-Kern: Jn dem beym Auffbre- chen gethanen Schnitt faͤngt man an nachmahls an die Haut herunter zu ſtoſ- ſen, und thut mit den andern Laͤufften gleich alſo, aber die Blume am Zim̃el und die Haut am Kopffe, biß an die Augen, Maul und Ohren werden gelaſſen. Hier- nechſt zerlegt dann der Jaͤger ſolches fol- gender Maaſſen: Er ſchneidet erſtlich, wañ die beyden Buͤge abgeloͤſer ſind, von de- nen Kaͤulen an, das duͤnne Wildpraͤth, biß an die Ribben entzwey. Greifft her- nach innewendig mit der Hand hinein, und zehlet die dem Jaͤger zu ſeinem Jaͤ- ger-Recht nach dem Halſe zugeordnete drey Ribben ab: Sticht ſo dann mit dem Meſſer von auſſen durch, ſchneidet ſolche hinunter, biß zum Ruͤckgrad, und her- auf zum Bruſtkern zu beyden Seiten ab; Schlaͤget hernach mit dem Weyde-Meſ- ſer erſtlich den Bruſtkern, und dann den Ruͤckgrad durch, und leget alſo den Halß, ſamt denen drey Ribben als Jaͤ- ger-Recht a parte. Nach dieſem ſchnei- det er auf dem Ribben-Weg im Mittel zu beyden Seiten vorwaͤrts das Wild entzwey, und ſchlaͤget mit dem Blatt o- der Weyde-Meſſer die Ribben zu beyden Seiten vorwaͤrts mit Gewalt entzwey, und nimmt den Bruſt-Knochen herab. Weiter ſchneidet er an dem Eiß-Knochen etwa Fingers breit hinunter, und zwar
auff
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0403"n="263"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/>
Wann der Beſuch ziemlich weit abgele-<lb/>
gen, damit er nicht vor der Zeit, ehe er<lb/>
an Ort und Stelle komme, muͤde wer-<lb/>
de, daß man hernach nichts machen kan,<lb/><cb/>
auch man ſich vielerley Gefaͤhrde des<lb/>
Wildpraͤths unterwegens zu beſorgen<lb/>
hat, uͤber vielen Spuhren aber denſel-<lb/>
ben zu ſchleppen, verdrießlich faͤllet.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von Auffbrechen/ Zerwuͤrcken/ und Zerlegen eines<lb/>
Hirſches.</hi></head><lb/><cb/><p>Hier muß nun der Jaͤger die Rein-<lb/>
ligkeiten billig in acht nehmen, und wer-<lb/>
den friſcheichene Bruͤche erſtlich auf den<lb/>
Raſen geleget, und der Hirſch darauff<lb/>
mit ſeinem Gehoͤrn unter den Schul-<lb/>
dern und auff den Ruͤckgrad gebreitet.<lb/>
Darauff muß man unter dem Kiehn am<lb/>
Halſe hierunter auffſchuͤrffen, die Droſ-<lb/>ſel oder Gurgel unter dem Knorpel ab-<lb/>ſchneiden und mit dem Schlund heraus<lb/>
reiſſen, alsdann beydes von ein ander thei-<lb/>
len, den Schlund aber mit dem Meſſer<lb/>
etwa Fingerslang fein ſauber durchſte-<lb/>
chen, und durch den Stich drey oder vier<lb/>
mahl durchſchlingen, damit das Geaͤß<lb/>
beym hineinziehen nicht heraus gehe,<lb/>
und Unreinigkeit verurſache: Darauff<lb/>ſteckt man die Gurgel und den Schlund,<lb/>
nachdem man daſſelbe nach der Hertz-<lb/>
Cammer zu mit der Hand wohl geſtoſ-<lb/>ſen hat, mit aller Gewalt in gedachte<lb/>
Hertz-Cammer hinein; Alsdenn tritt<lb/>
man dem Hirſch zwiſchen die Hinterlaͤuf-<lb/>
te, ſchuͤrfft ihn erſtlich zwiſchen dem<lb/>
Kurtz-Wildpraͤth hinunter, zwiſchen de-<lb/>
nen Kaͤulen, nach dem Weyde-Loche zu<lb/>
biß auf den Schloß- oder Eyß-Knochen<lb/>
auff; Dann ſchneidet man <hirendition="#aq">ſubtil</hi> an dem<lb/>
duͤnnen Leib in dieſem Schnitte hinauff-<lb/>
waͤrts die Haut biß an den Bruſt-Kern<lb/>
auff, oͤffnet alsdenn den Leib mit guter<lb/>
Vorſicht, daß der Wanſt nicht mit zer-<lb/>ſchnitten werde. Wann es nun ein Loch<lb/>
giebet, ſetzet man die zwey Finger der lin-<lb/>
cken Hand hinein und haͤlt mit der rech-<lb/>
ten Hand das Meſſer, zwiſchen die Fin-<lb/>
der, druͤcket alſo mit ſelbigen das Meſ-<lb/>ſer vorſicht fort, biß hinauff an gedach-<lb/>
ten Bruſtkern, darauff man denn, nach-<lb/>
dem man das Netz herausgeriſſen, den<lb/>
Wanſt ſamt dem Geſcheide ziehet, wel-<lb/>
ches man nach denen Nieren zu, allwo<lb/>
es angewachſen, dergeſtalt, daß mans<lb/>
nicht auffreiſſet, untergreiffet, wann<lb/>
man vorhero zwiſchen dem Zwerg-Fell<lb/>
und Wanſt hinein greiffend ſich des<lb/>
Schlundes (denn man erſtlich durch und<lb/>
heraus ziehen muß,) verſichert hat: Nach<lb/>
dieſem ſpaltet man hinten das Schloß<lb/><cb/>
auff, ſchneidet den Maſtdarm biß zum<lb/>
Weydeloch fein gantz heraus: Weiter<lb/>
reiſſet man das Unſchlit und die Nieren<lb/>
heraus, ſchneidet darnach das Zwerg-<lb/>
Fell an den Ribben herumb loß, ergreif-<lb/>
fet die Gurgel, und reiſſet alſodann das<lb/>
Geraͤuſche oder Luntze heraus, letzlich<lb/>ſchneidet man die Lenden-Brathen her-<lb/>
aus, druͤcket die Kaͤulen wohl von ein-<lb/>
ander, ſo iſt es alsdenn auffgebrochen.<lb/>
Soll es dann nun zerwuͤrcket wer-<lb/>
den, ſo wird vornehmlich das Gehoͤrn<lb/>
mit drey Hieben ausgeſchlagen, am rech-<lb/>
ten Vorder-Laufft eine Qver-Hand hin-<lb/>
ter dem Ober-Ruͤck umbher abzuloͤſen<lb/>
angefangen, und vorne auff dem Kiehne<lb/>
hinunter auffgeſchaͤrffet, biß auf dem<lb/>
Bruſt-Kern: Jn dem beym Auffbre-<lb/>
chen gethanen Schnitt faͤngt man an<lb/>
nachmahls an die Haut herunter zu ſtoſ-<lb/>ſen, und thut mit den andern Laͤufften<lb/>
gleich alſo, aber die Blume am Zim̃el und<lb/>
die Haut am Kopffe, biß an die Augen,<lb/>
Maul und Ohren werden gelaſſen. Hier-<lb/>
nechſt zerlegt dann der Jaͤger ſolches fol-<lb/>
gender Maaſſen: Er ſchneidet erſtlich, wañ<lb/>
die beyden Buͤge abgeloͤſer ſind, von de-<lb/>
nen Kaͤulen an, das duͤnne Wildpraͤth,<lb/>
biß an die Ribben entzwey. Greifft her-<lb/>
nach innewendig mit der Hand hinein,<lb/>
und zehlet die dem Jaͤger zu ſeinem Jaͤ-<lb/>
ger-Recht nach dem Halſe zugeordnete<lb/>
drey Ribben ab: Sticht ſo dann mit dem<lb/>
Meſſer von auſſen durch, ſchneidet ſolche<lb/>
hinunter, biß zum Ruͤckgrad, und her-<lb/>
auf zum Bruſtkern zu beyden Seiten ab;<lb/>
Schlaͤget hernach mit dem Weyde-Meſ-<lb/>ſer erſtlich den Bruſtkern, und dann<lb/>
den Ruͤckgrad durch, und leget alſo den<lb/>
Halß, ſamt denen drey Ribben als Jaͤ-<lb/>
ger-Recht <hirendition="#aq">a parte.</hi> Nach dieſem ſchnei-<lb/>
det er auf dem Ribben-Weg im Mittel<lb/>
zu beyden Seiten vorwaͤrts das Wild<lb/>
entzwey, und ſchlaͤget mit dem Blatt o-<lb/>
der Weyde-Meſſer die Ribben zu beyden<lb/>
Seiten vorwaͤrts mit Gewalt entzwey,<lb/>
und nimmt den Bruſt-Knochen herab.<lb/>
Weiter ſchneidet er an dem Eiß-Knochen<lb/>
etwa Fingers breit hinunter, und zwar<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auff</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[263/0403]
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Wann der Beſuch ziemlich weit abgele-
gen, damit er nicht vor der Zeit, ehe er
an Ort und Stelle komme, muͤde wer-
de, daß man hernach nichts machen kan,
auch man ſich vielerley Gefaͤhrde des
Wildpraͤths unterwegens zu beſorgen
hat, uͤber vielen Spuhren aber denſel-
ben zu ſchleppen, verdrießlich faͤllet.
Von Auffbrechen/ Zerwuͤrcken/ und Zerlegen eines
Hirſches.
Hier muß nun der Jaͤger die Rein-
ligkeiten billig in acht nehmen, und wer-
den friſcheichene Bruͤche erſtlich auf den
Raſen geleget, und der Hirſch darauff
mit ſeinem Gehoͤrn unter den Schul-
dern und auff den Ruͤckgrad gebreitet.
Darauff muß man unter dem Kiehn am
Halſe hierunter auffſchuͤrffen, die Droſ-
ſel oder Gurgel unter dem Knorpel ab-
ſchneiden und mit dem Schlund heraus
reiſſen, alsdann beydes von ein ander thei-
len, den Schlund aber mit dem Meſſer
etwa Fingerslang fein ſauber durchſte-
chen, und durch den Stich drey oder vier
mahl durchſchlingen, damit das Geaͤß
beym hineinziehen nicht heraus gehe,
und Unreinigkeit verurſache: Darauff
ſteckt man die Gurgel und den Schlund,
nachdem man daſſelbe nach der Hertz-
Cammer zu mit der Hand wohl geſtoſ-
ſen hat, mit aller Gewalt in gedachte
Hertz-Cammer hinein; Alsdenn tritt
man dem Hirſch zwiſchen die Hinterlaͤuf-
te, ſchuͤrfft ihn erſtlich zwiſchen dem
Kurtz-Wildpraͤth hinunter, zwiſchen de-
nen Kaͤulen, nach dem Weyde-Loche zu
biß auf den Schloß- oder Eyß-Knochen
auff; Dann ſchneidet man ſubtil an dem
duͤnnen Leib in dieſem Schnitte hinauff-
waͤrts die Haut biß an den Bruſt-Kern
auff, oͤffnet alsdenn den Leib mit guter
Vorſicht, daß der Wanſt nicht mit zer-
ſchnitten werde. Wann es nun ein Loch
giebet, ſetzet man die zwey Finger der lin-
cken Hand hinein und haͤlt mit der rech-
ten Hand das Meſſer, zwiſchen die Fin-
der, druͤcket alſo mit ſelbigen das Meſ-
ſer vorſicht fort, biß hinauff an gedach-
ten Bruſtkern, darauff man denn, nach-
dem man das Netz herausgeriſſen, den
Wanſt ſamt dem Geſcheide ziehet, wel-
ches man nach denen Nieren zu, allwo
es angewachſen, dergeſtalt, daß mans
nicht auffreiſſet, untergreiffet, wann
man vorhero zwiſchen dem Zwerg-Fell
und Wanſt hinein greiffend ſich des
Schlundes (denn man erſtlich durch und
heraus ziehen muß,) verſichert hat: Nach
dieſem ſpaltet man hinten das Schloß
auff, ſchneidet den Maſtdarm biß zum
Weydeloch fein gantz heraus: Weiter
reiſſet man das Unſchlit und die Nieren
heraus, ſchneidet darnach das Zwerg-
Fell an den Ribben herumb loß, ergreif-
fet die Gurgel, und reiſſet alſodann das
Geraͤuſche oder Luntze heraus, letzlich
ſchneidet man die Lenden-Brathen her-
aus, druͤcket die Kaͤulen wohl von ein-
ander, ſo iſt es alsdenn auffgebrochen.
Soll es dann nun zerwuͤrcket wer-
den, ſo wird vornehmlich das Gehoͤrn
mit drey Hieben ausgeſchlagen, am rech-
ten Vorder-Laufft eine Qver-Hand hin-
ter dem Ober-Ruͤck umbher abzuloͤſen
angefangen, und vorne auff dem Kiehne
hinunter auffgeſchaͤrffet, biß auf dem
Bruſt-Kern: Jn dem beym Auffbre-
chen gethanen Schnitt faͤngt man an
nachmahls an die Haut herunter zu ſtoſ-
ſen, und thut mit den andern Laͤufften
gleich alſo, aber die Blume am Zim̃el und
die Haut am Kopffe, biß an die Augen,
Maul und Ohren werden gelaſſen. Hier-
nechſt zerlegt dann der Jaͤger ſolches fol-
gender Maaſſen: Er ſchneidet erſtlich, wañ
die beyden Buͤge abgeloͤſer ſind, von de-
nen Kaͤulen an, das duͤnne Wildpraͤth,
biß an die Ribben entzwey. Greifft her-
nach innewendig mit der Hand hinein,
und zehlet die dem Jaͤger zu ſeinem Jaͤ-
ger-Recht nach dem Halſe zugeordnete
drey Ribben ab: Sticht ſo dann mit dem
Meſſer von auſſen durch, ſchneidet ſolche
hinunter, biß zum Ruͤckgrad, und her-
auf zum Bruſtkern zu beyden Seiten ab;
Schlaͤget hernach mit dem Weyde-Meſ-
ſer erſtlich den Bruſtkern, und dann
den Ruͤckgrad durch, und leget alſo den
Halß, ſamt denen drey Ribben als Jaͤ-
ger-Recht a parte. Nach dieſem ſchnei-
det er auf dem Ribben-Weg im Mittel
zu beyden Seiten vorwaͤrts das Wild
entzwey, und ſchlaͤget mit dem Blatt o-
der Weyde-Meſſer die Ribben zu beyden
Seiten vorwaͤrts mit Gewalt entzwey,
und nimmt den Bruſt-Knochen herab.
Weiter ſchneidet er an dem Eiß-Knochen
etwa Fingers breit hinunter, und zwar
auff
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/403>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.