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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] wenig Salpeter mit Schweffel zersties-
se, begab sichs, daß unverhofft ein Fünck-
lein Feuer in den Mörsel fiele, so in ei-
nem Augenblick alles entzündete, und was
im Mörsel verhanden war, verzehrete,
worüber er sich hefftig entsetzet: Hat
hierauf solcher natürlichen Ursache wei-
ter nachgesonnen, und vermercket, daß
diese hefftige Gewalt aus des Salpeters
Kälte und Feuchtigkeit, und aus des
Schweffels hitziger und trockener Eigen-
schafft entstehe. Worzu er hernach et-
was klare Kohlen, welche leicht, warm, u.
trocken, auch zum anzünden beqvem sind,
gethan, und mit untermenget. Als er
nun die Krafft dieses Pulvers, und daß,
wenn es eingeschlossen, durchs Feuer mit
Gewalt herausbreche, vermercket, hat
er von demselben etwas in einen alten
Kirchen-Schlüssel gethan und verstopffet,
hernach durch ein klein Löchlein angezün-
det, daß es einen Knall von sich gegeben,
und die Dunst den Pfropff mit Gewalt
heraus gestossen; Worauf er ferner nach-
gesonnen, einen Stein angebunden, mit
einer Feyle Funcken gemacht, und hier-
durch das Pulver angezündet, wie dann
dergleichen Instrument zu Dreßden auf
der Rüst-Kammer zu sehen. Und auf
solche Art ist nun leyder! das schädliche
Schieß-Pulver, allen lebendigen, ver-
nünfftigen, und unvernünfftigen Crea-
turen, zum mercklichen Untergang,
durch diesen vorwitzigen Münch, vermit-
telst des Teuffels Eingeben erdacht wor-
den. Worauf man nachgehends eyser-
ne Röhre erfunden, aus welchen durch
Anzündung des Pulvers die Dunst ein
Steinlein oder Kugel ausgestossen; End-
lich hat man die Büxen ersonnen, und
zu Anzündung dererselben anfänglichen
Schwamm oder Lunte gebrauchet, nach-
hero aber solche Schlösser ersonnen, so
man Lunten-Röhre genennet, welche je-
doch wiederumb abgeschaffet und statt
derselben von den Teutschen durch ein
sonderlich hierzu von Stahl gespanntes
Rädelein, und aufgesetzten Stein durch
Schnellung Feuer zuwege gebracht, und
das Rohr loßgezündet worden. Nach die-
sem haben die Frantzosen dieses Spannen
als eine langweilige Sache verworffen,
und auf Verbesserung desselben gedacht;
Dannenhero sie die jetzigen wohlbekan-
ten Flinten-Schlösser erfunden, daran
sie einen so genannten Hahn mit dem
Stein zurück ziehen, und auf den stäh-
lern Pfannen-Deckel hauen, und auff-
[Spaltenumbruch] schlagen lassen, wodurch sich das Pulver
entzündet, und seine Würckung errei-
chet. Durch solche Feuer-Röhre, wel-
che bey deren Erfindung anfänglichen
sehr rar und kostbahr gewesen, haben
unsere liebe alten Vorfahren vielen Fleiß
angewendet, damit gewiß zu treffen,
und dieselben Läuffte von starckem Ey-
sen, auch innewendig besondere Züge
machen lassen, und damit durch eine
Bley-Kugel vermittelst des erfundenen
Pulvers das grosse Wild, welchem sie
aufgepasset, geschossen, und erleget, und
solche Büchse ein Pürsch-Rohr genennet
haben; welches Wort die Weydeleut
behalten, wie dergleichen Pürsch-Rohr
Käyser Maximilianus I. gebrauchet, da
er in einem Hirten-Hause überfallen
worden. Und haben unsere teutsche
Weydeleut oder Wild-Schützen solche
Pürsch-Röhre mit vorerwehnten teut-
schen Schlössern aus nachfolgenden Ur-
sachen annoch biß dato im Gebrauch vor
gut befunden: Nemlich ein teutscher An-
schlag, weil er kurtz und hohl nach dem
Backen geschnitten ist, wird sich geschwin-
der und besser anschliessen, auch vester im
Lager liegen, als ein anderer, so nicht
von dergleichen Art ist. Ein teutsches
Feuer-Schloß, ob wohl das Spannen,
und Loßspannen des Rads in etwas be-
schwerlich ist, kan nicht eher loß gehen,
biß der Stein aufgesetzet worden, und
wann zwischen den Stein und der Pfan-
ne ein Tuchlappe geleget wird, bleibet
Pulver, Rad und Stein trocken, und
kan man nach abgezogenem Lappen gleich
loß drücken. So kan auch ein Schütz
in freyer Faust, so meistens vorfället,
nach einem Wild ohne angelegt pürschen:
Weiln an dem Teutschen Schlosse das
Rad mit Schärffung des Steins unver-
rücket des Ziels weit leichter unvermer-
cket loß gehet. Schließlich so dienet un-
serm teutschen Weydemann ein derglei-
chen teutsches Pürsch-Rohr zu seinem
Gebrauch das Wild zu fällen: Die Fran-
tzöfischen Flinten-Schlösser aber lasse ich
in ihren Würden, als ein geschwindes
Gewehr vor Soldaten, Kriegs- oder
Wanders-Leute zu gebrauchen; Man
hält vor gut, so ein Pürsch-Rohr von
anderthalb Ellen lang im Monat No-
vembr.
da das Zeichen des Schützens re-
gieret, geschmiedet, und im Abnehmen
mit sieben Zügen gefertiget wird: Fer-
ner wann der Schafft von Nußbaumen-
Holtz, worinnen das Wetter eingeschla-

gen,

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] wenig Salpeter mit Schweffel zerſtieſ-
ſe, begab ſichs, daß unverhofft ein Fuͤnck-
lein Feuer in den Moͤrſel fiele, ſo in ei-
nem Augenblick alles entzuͤndete, uñ was
im Moͤrſel verhanden war, verzehrete,
woruͤber er ſich hefftig entſetzet: Hat
hierauf ſolcher natuͤrlichen Urſache wei-
ter nachgeſonnen, und vermercket, daß
dieſe hefftige Gewalt aus des Salpeters
Kaͤlte und Feuchtigkeit, und aus des
Schweffels hitziger und trockener Eigen-
ſchafft entſtehe. Worzu er hernach et-
was klare Kohlen, welche leicht, warm, u.
trocken, auch zum anzuͤnden beqvem ſind,
gethan, und mit untermenget. Als er
nun die Krafft dieſes Pulvers, und daß,
wenn es eingeſchloſſen, durchs Feuer mit
Gewalt herausbreche, vermercket, hat
er von demſelben etwas in einen alten
Kirchen-Schluͤſſel gethan und verſtopffet,
hernach durch ein klein Loͤchlein angezuͤn-
det, daß es einen Knall von ſich gegeben,
und die Dunſt den Pfropff mit Gewalt
heraus geſtoſſen; Worauf er ferner nach-
geſonnen, einen Stein angebunden, mit
einer Feyle Funcken gemacht, und hier-
durch das Pulver angezuͤndet, wie dann
dergleichen Inſtrument zu Dreßden auf
der Ruͤſt-Kammer zu ſehen. Und auf
ſolche Art iſt nun leyder! das ſchaͤdliche
Schieß-Pulver, allen lebendigen, ver-
nuͤnfftigen, und unvernuͤnfftigen Crea-
turen, zum mercklichen Untergang,
durch dieſen vorwitzigen Muͤnch, vermit-
telſt des Teuffels Eingeben erdacht wor-
den. Worauf man nachgehends eyſer-
ne Roͤhre erfunden, aus welchen durch
Anzuͤndung des Pulvers die Dunſt ein
Steinlein oder Kugel ausgeſtoſſen; End-
lich hat man die Buͤxen erſonnen, und
zu Anzuͤndung dererſelben anfaͤnglichen
Schwamm oder Lunte gebrauchet, nach-
hero aber ſolche Schloͤſſer erſonnen, ſo
man Lunten-Roͤhre genennet, welche je-
doch wiederumb abgeſchaffet und ſtatt
derſelben von den Teutſchen durch ein
ſonderlich hierzu von Stahl geſpanntes
Raͤdelein, und aufgeſetzten Stein durch
Schnellung Feuer zuwege gebracht, und
das Rohr loßgezuͤndet worden. Nach die-
ſem haben die Frantzoſen dieſes Spannen
als eine langweilige Sache verworffen,
und auf Verbeſſerung deſſelben gedacht;
Dannenhero ſie die jetzigen wohlbekan-
ten Flinten-Schloͤſſer erfunden, daran
ſie einen ſo genannten Hahn mit dem
Stein zuruͤck ziehen, und auf den ſtaͤh-
lern Pfannen-Deckel hauen, und auff-
[Spaltenumbruch] ſchlagen laſſen, wodurch ſich das Pulver
entzuͤndet, und ſeine Wuͤrckung errei-
chet. Durch ſolche Feuer-Roͤhre, wel-
che bey deren Erfindung anfaͤnglichen
ſehr rar und koſtbahr geweſen, haben
unſere liebe alten Vorfahren vielen Fleiß
angewendet, damit gewiß zu treffen,
und dieſelben Laͤuffte von ſtarckem Ey-
ſen, auch innewendig beſondere Zuͤge
machen laſſen, und damit durch eine
Bley-Kugel vermittelſt des erfundenen
Pulvers das groſſe Wild, welchem ſie
aufgepaſſet, geſchoſſen, und erleget, und
ſolche Buͤchſe ein Puͤrſch-Rohr genennet
haben; welches Wort die Weydeleut
behalten, wie dergleichen Puͤrſch-Rohr
Kaͤyſer Maximilianus I. gebrauchet, da
er in einem Hirten-Hauſe uͤberfallen
worden. Und haben unſere teutſche
Weydeleut oder Wild-Schuͤtzen ſolche
Puͤrſch-Roͤhre mit vorerwehnten teut-
ſchen Schloͤſſern aus nachfolgenden Ur-
ſachen annoch biß dato im Gebrauch vor
gut befunden: Nemlich ein teutſcher An-
ſchlag, weil er kurtz und hohl nach dem
Backen geſchnitten iſt, wird ſich geſchwin-
der und beſſer anſchlieſſen, auch veſter im
Lager liegen, als ein anderer, ſo nicht
von dergleichen Art iſt. Ein teutſches
Feuer-Schloß, ob wohl das Spannen,
und Loßſpannen des Rads in etwas be-
ſchwerlich iſt, kan nicht eher loß gehen,
biß der Stein aufgeſetzet worden, und
wann zwiſchen den Stein und der Pfan-
ne ein Tuchlappe geleget wird, bleibet
Pulver, Rad und Stein trocken, und
kan man nach abgezogenem Lappen gleich
loß druͤcken. So kan auch ein Schuͤtz
in freyer Fauſt, ſo meiſtens vorfaͤllet,
nach einem Wild ohne angelegt puͤrſchen:
Weiln an dem Teutſchen Schloſſe das
Rad mit Schaͤrffung des Steins unver-
ruͤcket des Ziels weit leichter unvermer-
cket loß gehet. Schließlich ſo dienet un-
ſerm teutſchen Weydemann ein derglei-
chen teutſches Puͤrſch-Rohr zu ſeinem
Gebrauch das Wild zu faͤllen: Die Fran-
tzoͤfiſchen Flinten-Schloͤſſer aber laſſe ich
in ihren Wuͤrden, als ein geſchwindes
Gewehr vor Soldaten, Kriegs- oder
Wanders-Leute zu gebrauchen; Man
haͤlt vor gut, ſo ein Puͤrſch-Rohr von
anderthalb Ellen lang im Monat No-
vembr.
da das Zeichen des Schuͤtzens re-
gieret, geſchmiedet, und im Abnehmen
mit ſieben Zuͤgen gefertiget wird: Fer-
ner wann der Schafft von Nußbaumen-
Holtz, worinnen das Wetter eingeſchla-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/436>, abgerufen am 21.11.2024.