Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Fünffter Theil/ [Spaltenumbruch]
de Schweine, und 100. grosse Löwen,nebst andern wilden Thieren gehalten. Dergleichen prächtige Kampff-Jagden haben auch die alten Käyser Arcadius und Honorius mit grossem Pomp und Pracht gar öffters gehalten. Unsere zu jetziger Zeit gebräuchliche Hoff-Kampff- Jagden aber, ob sie wohl sehr pretieus sind, sind sie doch mit vorermeldten nicht zu vergleichen; Maassen dergleichen un- geheuere grimmige reissende wilde Thie- re in unsern Ländern, und sonderlich in solcher Menge, bey weitem nicht zu fin- den, sondern es werden solche Kampff- Jagden nur an unsern Teutschen Höfen mit wenigen eintzeln frembden eingefan- genen wilden Thieren dergestalt vorge- nommen: Wann zuweilen eine Hohe Landes-Herrschafft ein Beylager, Heim- führung, Nahmens-Tag, oder Ge- burths-Tag bey Anwesenheit frembder Herrschafft, oder andern Festin zu hal- ten und zu celebriren pflegen; So wer- den zu Dero Lustbarkeiten vielerley Ar- ten Hoff-Lust- oder Kampff-Jagden angestellet, welches entweder auf dem Schloß-Platz, oder doch in einem umb- fangenen mit Mauern verwahrten Hoff geschiehet; Da werden nun die fremb- den wilden Thiere in Kasten zugeführet, und ausgelassen, mit einander zu strei- ten und zu kämpffen: Bey deren Endi- gung entweder von der Herrschafft durch ihre Cammer- und Leib-Hunde gehetzet, mit Fang-Eisen oder Hirsch-Fängern erleget oder geschossen, und bey solchem Actui von der anwesenden Hoff-Jäge- rey hierzu mit Wald- und Hüfft-Hör- nern geblasen; Oder es werden auch, nach gehabter Lust, die wilden Thiere wiederumb ein jedes in seinen Kasten eingefangen, und in sein Behältniß zu verwahren geführet; Wie dann hierzu manche hohe Landes-Herrschafften ab- sonderliche Löwen- oder wilder Thiere Häuser, und Ställe zu haben pflegen, allwo allerhand frembde Thiere verwah- ret werden, und haben zu dergleichen Kampff-Jagden manche Herrschafften hierzu absonderliche so genannte Hetz- Garthen, darinnen sie mit vieler Vergnügung denen wilden Thieren zu- [Spaltenumbruch] sehen, wie sie durch allerley Wendungen, Geschrey, und Posituren, einander über- wältigen: Als wann sie einen Löwen und Bären, oder ein wild Schwein und einen Wolff, ingleichen Auer-Och- sen, und Büffel, Pferde und Hirsche, mit einander kämpffen lassen, und sol- che zu animiren mit Hunden hetzen; Un- ter allen macht keiner solche Vergnügung, als der Bär, welcher, wann er von den kleinen Bärbeissern hin und her gezwa- cket wird, so, daß er sich in ein Faß mit Wasser retiriren muß, so sitzet er darin- nen, und theilet aus demselben mit vie- ler angenehmer Lust unter die Hunde Ohrfeigen aus, wehret sich dermaassen, daß er mit den Hunden überall naß wird, offtmahl heraus nach denselben und wie- der hinein fähret, darbey es viele Lust- barkeiten giebet. Es pfleget die Herr- schafft auch den Bären mit Schwär- mern, und Stern-Poltzen zu vexiren, und mit einem kleinen roth ausgestopff- ten Männgen zornig zu machen; Maassen die Bäre solcher Farbe gram sind; Wann nun die Hunde von allerhand Schlägen und Arbeit matt worden, werden sie an sich geruffen, und angefasset, oder auch frische dahin gelassen, mit selbigen gehe- tzet, biß es die Herrschafft überdrüssig wird, und diese Lust ein Ende haben soll. Da praesentiret sich dann die Herrschafft ihm mit dem Fang-Eysen, darhinter die Leib- und Cammer-Hunde vorrü- cken, an Bär gehetzet werden und dieser gefangen wird. Wann solche Thiere nun gefället, und vorgemeldter Maassen er- leget worden sind, werden sie von dem Kampff-Platz abgeführet, und nach Zer- legung in das Rauchhauß geliefert, deren Wildpräth in die Hoff-Küchen zur Ver- speisung geschicket, und auf solche Art wird in Teutschland an grosser Herren Höffen das Kampff- und Hoff-Jagen gehalten; Jn Ermanglung solcher wilder Thiere werden lebendig eingefangene Füchse, durch hierzu absonderlich verfertigte Prell-Netze von Cavalliers oder Dames zur Lust in die Lufft geprellet, so auch nebst dem Tachs-Hetzen, und dergleichen mehr zur Hoff-Jagd gehören. Raqveten und Schwanrmer zu machen. [Spaltenumbruch]
Bey dieser Wissenschafft mögte mir aber
Fuͤnffter Theil/ [Spaltenumbruch]
de Schweine, und 100. groſſe Loͤwen,nebſt andern wilden Thieren gehalten. Dergleichen praͤchtige Kampff-Jagden haben auch die alten Kaͤyſer Arcadius und Honorius mit groſſem Pomp und Pracht gar oͤffters gehalten. Unſere zu jetziger Zeit gebraͤuchliche Hoff-Kampff- Jagden aber, ob ſie wohl ſehr pretieus ſind, ſind ſie doch mit vorermeldten nicht zu vergleichen; Maaſſen dergleichen un- geheuere grimmige reiſſende wilde Thie- re in unſern Laͤndern, und ſonderlich in ſolcher Menge, bey weitem nicht zu fin- den, ſondern es werden ſolche Kampff- Jagden nur an unſern Teutſchen Hoͤfen mit wenigen eintzeln frembden eingefan- genen wilden Thieren dergeſtalt vorge- nommen: Wann zuweilen eine Hohe Landes-Herrſchafft ein Beylager, Heim- fuͤhrung, Nahmens-Tag, oder Ge- burths-Tag bey Anweſenheit frembder Herrſchafft, oder andern Feſtin zu hal- ten und zu celebriren pflegen; So wer- den zu Dero Luſtbarkeiten vielerley Ar- ten Hoff-Luſt- oder Kampff-Jagden angeſtellet, welches entweder auf dem Schloß-Platz, oder doch in einem umb- fangenen mit Mauern verwahrten Hoff geſchiehet; Da werden nun die fremb- den wilden Thiere in Kaſten zugefuͤhret, und ausgelaſſen, mit einander zu ſtrei- ten und zu kaͤmpffen: Bey deren Endi- gung entweder von der Herrſchafft durch ihre Cammer- und Leib-Hunde gehetzet, mit Fang-Eiſen oder Hirſch-Faͤngern erleget oder geſchoſſen, und bey ſolchem Actui von der anweſenden Hoff-Jaͤge- rey hierzu mit Wald- und Huͤfft-Hoͤr- nern geblaſen; Oder es werden auch, nach gehabter Luſt, die wilden Thiere wiederumb ein jedes in ſeinen Kaſten eingefangen, und in ſein Behaͤltniß zu verwahren gefuͤhret; Wie dann hierzu manche hohe Landes-Herrſchafften ab- ſonderliche Loͤwen- oder wilder Thiere Haͤuſer, und Staͤlle zu haben pflegen, allwo allerhand frembde Thiere verwah- ret werden, und haben zu dergleichen Kampff-Jagden manche Herrſchafften hierzu abſonderliche ſo genannte Hetz- Garthen, darinnen ſie mit vieler Vergnuͤgung denen wilden Thieren zu- [Spaltenumbruch] ſehen, wie ſie durch allerley Wendungen, Geſchrey, und Poſituren, einander uͤber- waͤltigen: Als wann ſie einen Loͤwen und Baͤren, oder ein wild Schwein und einen Wolff, ingleichen Auer-Och- ſen, und Buͤffel, Pferde und Hirſche, mit einander kaͤmpffen laſſen, und ſol- che zu animiren mit Hunden hetzen; Un- ter allen macht keiner ſolche Vergnuͤgung, als der Baͤr, welcher, wann er von den kleinen Baͤrbeiſſern hin und her gezwa- cket wird, ſo, daß er ſich in ein Faß mit Waſſer retiriren muß, ſo ſitzet er darin- nen, und theilet aus demſelben mit vie- ler angenehmer Luſt unter die Hunde Ohrfeigen aus, wehret ſich dermaaſſen, daß er mit den Hunden uͤberall naß wird, offtmahl heraus nach denſelben und wie- der hinein faͤhret, darbey es viele Luſt- barkeiten giebet. Es pfleget die Herr- ſchafft auch den Baͤren mit Schwaͤr- mern, und Stern-Poltzen zu vexiren, und mit einem kleinen roth ausgeſtopff- ten Maͤñgen zornig zu machen; Maaſſen die Baͤre ſolcher Farbe gram ſind; Wann nun die Hunde von allerhand Schlaͤgen und Arbeit matt worden, werden ſie an ſich geruffen, und angefaſſet, oder auch friſche dahin gelaſſen, mit ſelbigen gehe- tzet, biß es die Herrſchafft uͤberdruͤſſig wird, und dieſe Luſt ein Ende haben ſoll. Da præſentiret ſich dann die Herrſchafft ihm mit dem Fang-Eyſen, darhinter die Leib- und Cammer-Hunde vorruͤ- cken, an Baͤr gehetzet werden und dieſer gefangen wird. Wann ſolche Thiere nun gefaͤllet, und vorgemeldter Maaſſen er- leget worden ſind, werden ſie von dem Kampff-Platz abgefuͤhret, und nach Zer- legung in das Rauchhauß geliefert, deren Wildpraͤth in die Hoff-Kuͤchen zur Ver- ſpeiſung geſchicket, und auf ſolche Art wird in Teutſchland an groſſer Herren Hoͤffen das Kampff- und Hoff-Jagen gehalten; Jn Ermanglung ſolcher wilder Thiere werden lebendig eingefangene Fuͤchſe, durch hierzu abſonderlich verfertigte Prell-Netze von Cavalliers oder Dames zur Luſt in die Lufft geprellet, ſo auch nebſt dem Tachs-Hetzen, und dergleichen mehr zur Hoff-Jagd gehoͤren. Raqveten und Schwãrmer zu machen. [Spaltenumbruch]
Bey dieſer Wiſſenſchafft moͤgte mir aber
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Fuͤnffter Theil/
de Schweine, und 100. groſſe Loͤwen,
nebſt andern wilden Thieren gehalten.
Dergleichen praͤchtige Kampff-Jagden
haben auch die alten Kaͤyſer Arcadius
und Honorius mit groſſem Pomp und
Pracht gar oͤffters gehalten. Unſere zu
jetziger Zeit gebraͤuchliche Hoff-Kampff-
Jagden aber, ob ſie wohl ſehr pretieus
ſind, ſind ſie doch mit vorermeldten nicht
zu vergleichen; Maaſſen dergleichen un-
geheuere grimmige reiſſende wilde Thie-
re in unſern Laͤndern, und ſonderlich in
ſolcher Menge, bey weitem nicht zu fin-
den, ſondern es werden ſolche Kampff-
Jagden nur an unſern Teutſchen Hoͤfen
mit wenigen eintzeln frembden eingefan-
genen wilden Thieren dergeſtalt vorge-
nommen: Wann zuweilen eine Hohe
Landes-Herrſchafft ein Beylager, Heim-
fuͤhrung, Nahmens-Tag, oder Ge-
burths-Tag bey Anweſenheit frembder
Herrſchafft, oder andern Feſtin zu hal-
ten und zu celebriren pflegen; So wer-
den zu Dero Luſtbarkeiten vielerley Ar-
ten Hoff-Luſt- oder Kampff-Jagden
angeſtellet, welches entweder auf dem
Schloß-Platz, oder doch in einem umb-
fangenen mit Mauern verwahrten Hoff
geſchiehet; Da werden nun die fremb-
den wilden Thiere in Kaſten zugefuͤhret,
und ausgelaſſen, mit einander zu ſtrei-
ten und zu kaͤmpffen: Bey deren Endi-
gung entweder von der Herrſchafft durch
ihre Cammer- und Leib-Hunde gehetzet,
mit Fang-Eiſen oder Hirſch-Faͤngern
erleget oder geſchoſſen, und bey ſolchem
Actui von der anweſenden Hoff-Jaͤge-
rey hierzu mit Wald- und Huͤfft-Hoͤr-
nern geblaſen; Oder es werden auch,
nach gehabter Luſt, die wilden Thiere
wiederumb ein jedes in ſeinen Kaſten
eingefangen, und in ſein Behaͤltniß zu
verwahren gefuͤhret; Wie dann hierzu
manche hohe Landes-Herrſchafften ab-
ſonderliche Loͤwen- oder wilder Thiere
Haͤuſer, und Staͤlle zu haben pflegen,
allwo allerhand frembde Thiere verwah-
ret werden, und haben zu dergleichen
Kampff-Jagden manche Herrſchafften
hierzu abſonderliche ſo genannte Hetz-
Garthen, darinnen ſie mit vieler
Vergnuͤgung denen wilden Thieren zu-
ſehen, wie ſie durch allerley Wendungen,
Geſchrey, und Poſituren, einander uͤber-
waͤltigen: Als wann ſie einen Loͤwen
und Baͤren, oder ein wild Schwein
und einen Wolff, ingleichen Auer-Och-
ſen, und Buͤffel, Pferde und Hirſche,
mit einander kaͤmpffen laſſen, und ſol-
che zu animiren mit Hunden hetzen; Un-
ter allen macht keiner ſolche Vergnuͤgung,
als der Baͤr, welcher, wann er von den
kleinen Baͤrbeiſſern hin und her gezwa-
cket wird, ſo, daß er ſich in ein Faß mit
Waſſer retiriren muß, ſo ſitzet er darin-
nen, und theilet aus demſelben mit vie-
ler angenehmer Luſt unter die Hunde
Ohrfeigen aus, wehret ſich dermaaſſen,
daß er mit den Hunden uͤberall naß wird,
offtmahl heraus nach denſelben und wie-
der hinein faͤhret, darbey es viele Luſt-
barkeiten giebet. Es pfleget die Herr-
ſchafft auch den Baͤren mit Schwaͤr-
mern, und Stern-Poltzen zu vexiren,
und mit einem kleinen roth ausgeſtopff-
ten Maͤñgen zornig zu machen; Maaſſen
die Baͤre ſolcher Farbe gram ſind; Wann
nun die Hunde von allerhand Schlaͤgen
und Arbeit matt worden, werden ſie an
ſich geruffen, und angefaſſet, oder auch
friſche dahin gelaſſen, mit ſelbigen gehe-
tzet, biß es die Herrſchafft uͤberdruͤſſig
wird, und dieſe Luſt ein Ende haben ſoll.
Da præſentiret ſich dann die Herrſchafft
ihm mit dem Fang-Eyſen, darhinter
die Leib- und Cammer-Hunde vorruͤ-
cken, an Baͤr gehetzet werden und dieſer
gefangen wird. Wann ſolche Thiere nun
gefaͤllet, und vorgemeldter Maaſſen er-
leget worden ſind, werden ſie von dem
Kampff-Platz abgefuͤhret, und nach Zer-
legung in das Rauchhauß geliefert, deren
Wildpraͤth in die Hoff-Kuͤchen zur Ver-
ſpeiſung geſchicket, und auf ſolche Art wird
in Teutſchland an groſſer Herren Hoͤffen
das Kampff- und Hoff-Jagen gehalten;
Jn Ermanglung ſolcher wilder Thiere
werden lebendig eingefangene Fuͤchſe,
durch hierzu abſonderlich verfertigte
Prell-Netze von Cavalliers oder Dames
zur Luſt in die Lufft geprellet, ſo auch
nebſt dem Tachs-Hetzen, und dergleichen
mehr zur Hoff-Jagd gehoͤren.
Raqveten und Schwãrmer zu machen.
Bey dieſer Wiſſenſchafft moͤgte mir
wohl Jederman opponiren, daß ſie viel-
mehr zu Kriegs-Sachen und zur Artil-
lerie, als zur Jaͤgerey gehoͤhre. Weiln
aber
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