Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Jagd oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] aber die Raqueten mit darzu gehöhrigen
Büchsen unter starcke Rudel-Sauen,
dieselben von einander zu zertrennen,
und scheu zu machen, geworffen und ge-
schossen werden, ingleichen öffters auf
Verlangen Hoher Herrschafften bey dem
Hoff-Kampff-Jagen, und Stier-Gefech-
te denen Auer- oder Büffel-Ochsen, solche
umb desto mehr rasender und toller zu
machen, gewisse hierzu praeparirte Kömp-
ter, so mit Schwärmer und ausfahren-
dem Feuer versetzet, umbhangen wer-
den; So habe vor nöthig erachtet, dem
geneigten Leser hiervon aus des Herrn
Johann Siegmund Buchners, Chur-
fürstl. Sächßl. Zeug-
Lieutenants, Theo-
riae & Praxis Artilleriae
Anderm Theile
Nachricht zu geben, wie solches Pag. 4.
usque
16. folgender Maassen zu finden ist:
Damit ich aber dem Leser kürtzlich den
Extract solcher Verfertigung beschreibe,
so werden die papierne Hülsen vor-
nemlich dichte und feste auf dem Winder
zusammen gewunden, und damit in den
Raqueten- oder Schwärmer-Stock in
gebührlicher Stärcke ohne Falten einge-
wunden, das Ober-Theil reinlich abge-
schnitten, und die Formirung des Halses
mit Zuziehung einer Baß-Geigen-Säite
auf einen halben Diameter biß zum
Bunde genommen, damit angezogen
und durch äuserliche Vorhaltung der
Wurtzel der Halß formiret, jedoch das
behöhrige Zündloch gelassen, sodann die
Wurtzel und Stock zusammen gesetzet,
da dann durch etliche Schläge in den
Stock auf der Wurtzel-Kolbe die rechte
Formirung des Halses geschehen muß,
so ist es fertig. Damit aber die Hülse
sich nicht innewendig vom Einschlagen
des Zeugs so leicht schieben oder vom
Pappier setzen könne, wird es darzwi-
schen ein wenig geleimet, alsdann theile
ich die Hülse in drey Theil, und bemercke
mir solche an dem Setzer, thue die Hül-
se in den Stock, so habe ich sie zu dem
schlagen fertig. Der hierzu nöthige Zeug,
oder die Composition der Materialien
zu einem Raqueten- oder Schwärmer-
Satz ist vielerley Gattungen unterschie-
den, dann die kleinen Schwärmer ha-
ben mehr raschern Zeug oder mehr
Mehl-Pulver flüchtig herumb zu schwär-
men nöthig, als die grossen Raqueten,
und wie die Maxime bey den kleinen
Schwärmern, je kleiner dieselbigen, je
rascher der Zeug seyn soll, so ists bey den
grossen, je grösser die Raqueten, je mehr
[Spaltenumbruch] Zeug zwar, jedoch auch von desto fau-
lerm oder langsamerm, das ist, wenigerm
Mehl-Pulver der componirte Zeug seyn
muß, welches aber vor uns allhier zu
weitläufftig seyn solte, und nur zu stei-
genden Raqveten, oder Lust-Feuer-
Wercks-Sachen nöthig ist. Unsere Ra-
qvet
en aber, von denen wir handeln
wollen, sind nur eigendlich Schwärmer
von 4. oder 6. löthiger Grösse, nachdem
die Mündung oder Caliber derer Raqve-
ten Büchsen ist; zu dergleichen wird
nachfolgender Satz genommen: Nem-
lich 24. Loth Mehl-Pulver, klar gerie-
ben, und hierzu 5. Loth klar geriebene
lindene Kohlen, alles wohl untereinan-
der gemischet, solte es aber zu rasch seyn,
kan Salpeter und Schweffel jedes 2. Loth
noch hierzu genommen werden, so ist der
Satz fertig: Oder Mehl-Pulver 16. Loth,
Salpeter 8. Loth, Kohlen 4. Loth,
Schweffel 2. Loth, ist auch probiret wor-
den. Dieser Zeug oder diese Composi-
tion,
wann alles wohl untermischet und
klar gerieben worden, wird durch ein
klein Schäufflein in die Hülse geschüttet,
jedesmahl durch den Setzer mit 9. oder
10. Schläge feste eingetrieben, biß die
2. Drittel vom Satz voll geschlagen seynd,
alsdann wird der Schlag von dem Pap-
pier eingeschlagen, ein Loch durchgemachet,
etwas Mehl-Pulver zur Anzündung
des Schlags, eingeschüttet, ein Schuß
Pürsch-Pulver oben drauf gethan und
zugebunden, so ist es fertig zum Ge-
brauch. Solche kleine Raqueten oder
vielmehr grosse Schwärmer werden
nachfolgender Art aus der hierzu ver-
fertigten Raqveten-Büchse geschossen:
Man hat einen jeden Schwärmer be-
reits vorhero zur Feurung angebohret,
wenigstens 1. Drittel, oder auch biß 1. Zoll
vor dem Schlag am Zündloch mit etwas
drockenem Mehl-Pulver angeludert, als-
dann schüttet man auf die Büchsen-
Pfanne Zündkraut, lässet hierauf den
Schwärmer in Laufft fallen: Wann
nun starcke Rudel-Sauen kommen,
schiesset man den Schwärmer unter sie,
dieselben zu trennen, weiln man sonsten
Niemand die Sauen anlauffen lassen
könte, da sie dann in gröster Consterna-
tion
und Verwirrung vor solchem unge-
wöhnlichen herumbfahrenden Feuer,
Knall und Platzen, erschrecken, augen-
blicklich von einander stieben, da dann
die grossen und andere Käuler noch eher
eintzeln herumb laufen, und sodann durch

das
O o 3

Von der Jagd oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] aber die Raqueten mit darzu gehoͤhrigen
Buͤchſen unter ſtarcke Rudel-Sauen,
dieſelben von einander zu zertrennen,
und ſcheu zu machen, geworffen und ge-
ſchoſſen werden, ingleichen oͤffters auf
Verlangen Hoher Herrſchafften bey dem
Hoff-Kampff-Jagen, und Stier-Gefech-
te denen Auer- oder Buͤffel-Ochſen, ſolche
umb deſto mehr raſender und toller zu
machen, gewiſſe hierzu præparirte Koͤmp-
ter, ſo mit Schwaͤrmer und ausfahren-
dem Feuer verſetzet, umbhangen wer-
den; So habe vor noͤthig erachtet, dem
geneigten Leſer hiervon aus des Herrn
Johann Siegmund Buchners, Chur-
fuͤrſtl. Saͤchßl. Zeug-
Lieutenants, Theo-
riæ & Praxis Artilleriæ
Anderm Theile
Nachricht zu geben, wie ſolches Pag. 4.
usque
16. folgender Maaſſen zu finden iſt:
Damit ich aber dem Leſer kuͤrtzlich den
Extract ſolcher Verfertigung beſchreibe,
ſo werden die papierne Huͤlſen vor-
nemlich dichte und feſte auf dem Winder
zuſammen gewunden, und damit in den
Raqueten- oder Schwaͤrmer-Stock in
gebuͤhrlicher Staͤrcke ohne Falten einge-
wunden, das Ober-Theil reinlich abge-
ſchnitten, und die Formirung des Halſes
mit Zuziehung einer Baß-Geigen-Saͤite
auf einen halben Diameter biß zum
Bunde genommen, damit angezogen
und durch aͤuſerliche Vorhaltung der
Wurtzel der Halß formiret, jedoch das
behoͤhrige Zuͤndloch gelaſſen, ſodann die
Wurtzel und Stock zuſammen geſetzet,
da dann durch etliche Schlaͤge in den
Stock auf der Wurtzel-Kolbe die rechte
Formirung des Halſes geſchehen muß,
ſo iſt es fertig. Damit aber die Huͤlſe
ſich nicht innewendig vom Einſchlagen
des Zeugs ſo leicht ſchieben oder vom
Pappier ſetzen koͤnne, wird es darzwi-
ſchen ein wenig geleimet, alsdann theile
ich die Huͤlſe in drey Theil, und bemercke
mir ſolche an dem Setzer, thue die Huͤl-
ſe in den Stock, ſo habe ich ſie zu dem
ſchlagen fertig. Der hierzu noͤthige Zeug,
oder die Compoſition der Materialien
zu einem Raqueten- oder Schwaͤrmer-
Satz iſt vielerley Gattungen unterſchie-
den, dann die kleinen Schwaͤrmer ha-
ben mehr raſchern Zeug oder mehr
Mehl-Pulver fluͤchtig herumb zu ſchwaͤr-
men noͤthig, als die groſſen Raqueten,
und wie die Maxime bey den kleinen
Schwaͤrmern, je kleiner dieſelbigen, je
raſcher der Zeug ſeyn ſoll, ſo iſts bey den
groſſen, je groͤſſer die Raqueten, je mehr
[Spaltenumbruch] Zeug zwar, jedoch auch von deſto fau-
lerm oder langſamerm, das iſt, wenigerm
Mehl-Pulver der componirte Zeug ſeyn
muß, welches aber vor uns allhier zu
weitlaͤufftig ſeyn ſolte, und nur zu ſtei-
genden Raqveten, oder Luſt-Feuer-
Wercks-Sachen noͤthig iſt. Unſere Ra-
qvet
en aber, von denen wir handeln
wollen, ſind nur eigendlich Schwaͤrmer
von 4. oder 6. loͤthiger Groͤſſe, nachdem
die Muͤndung oder Caliber derer Raqve-
ten Buͤchſen iſt; zu dergleichen wird
nachfolgender Satz genommen: Nem-
lich 24. Loth Mehl-Pulver, klar gerie-
ben, und hierzu 5. Loth klar geriebene
lindene Kohlen, alles wohl untereinan-
der gemiſchet, ſolte es aber zu raſch ſeyn,
kan Salpeter und Schweffel jedes 2. Loth
noch hierzu genommen werden, ſo iſt der
Satz fertig: Oder Mehl-Pulver 16. Loth,
Salpeter 8. Loth, Kohlen 4. Loth,
Schweffel 2. Loth, iſt auch probiret wor-
den. Dieſer Zeug oder dieſe Compoſi-
tion,
wann alles wohl untermiſchet und
klar gerieben worden, wird durch ein
klein Schaͤufflein in die Huͤlſe geſchuͤttet,
jedesmahl durch den Setzer mit 9. oder
10. Schlaͤge feſte eingetrieben, biß die
2. Drittel vom Satz voll geſchlagen ſeynd,
alsdann wird der Schlag von dem Pap-
pieꝛ eingeſchlagen, ein Loch duꝛchgemachet,
etwas Mehl-Pulver zur Anzuͤndung
des Schlags, eingeſchuͤttet, ein Schuß
Puͤrſch-Pulver oben drauf gethan und
zugebunden, ſo iſt es fertig zum Ge-
brauch. Solche kleine Raqueten oder
vielmehr groſſe Schwaͤrmer werden
nachfolgender Art aus der hierzu ver-
fertigten Raqveten-Buͤchſe geſchoſſen:
Man hat einen jeden Schwaͤrmer be-
reits vorhero zur Feurung angebohret,
wenigſtens 1. Drittel, oder auch biß 1. Zoll
vor dem Schlag am Zuͤndloch mit etwas
drockenem Mehl-Pulver angeludert, als-
dann ſchuͤttet man auf die Buͤchſen-
Pfanne Zuͤndkraut, laͤſſet hierauf den
Schwaͤrmer in Laufft fallen: Wann
nun ſtarcke Rudel-Sauen kommen,
ſchieſſet man den Schwaͤrmer unter ſie,
dieſelben zu trennen, weiln man ſonſten
Niemand die Sauen anlauffen laſſen
koͤnte, da ſie dann in groͤſter Conſterna-
tion
und Verwirrung vor ſolchem unge-
woͤhnlichen herumbfahrenden Feuer,
Knall und Platzen, erſchrecken, augen-
blicklich von einander ſtieben, da dann
die groſſen und andere Kaͤuler noch eher
eintzeln herumb laufen, und ſodann durch

das
O o 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0447" n="293"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Jagd oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/>
aber die <hi rendition="#aq">Raquet</hi>en mit darzu geho&#x0364;hrigen<lb/>
Bu&#x0364;ch&#x017F;en unter &#x017F;tarcke Rudel-Sauen,<lb/>
die&#x017F;elben von einander zu zertrennen,<lb/>
und &#x017F;cheu zu machen, geworffen und ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en werden, ingleichen o&#x0364;ffters auf<lb/>
Verlangen Hoher Herr&#x017F;chafften bey dem<lb/>
Hoff-Kampff-Jagen, und Stier-Gefech-<lb/>
te denen Auer- oder Bu&#x0364;ffel-Och&#x017F;en, &#x017F;olche<lb/>
umb de&#x017F;to mehr ra&#x017F;ender und toller zu<lb/>
machen, gewi&#x017F;&#x017F;e hierzu <hi rendition="#aq">præparir</hi>te Ko&#x0364;mp-<lb/>
ter, &#x017F;o mit Schwa&#x0364;rmer und ausfahren-<lb/>
dem Feuer ver&#x017F;etzet, umbhangen wer-<lb/>
den; So habe vor no&#x0364;thig erachtet, dem<lb/>
geneigten Le&#x017F;er hiervon aus des Herrn<lb/><hi rendition="#fr">Johann Siegmund Buchners, Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;tl. Sa&#x0364;chßl. Zeug-</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lieutenants,</hi> Theo-<lb/>
riæ &amp; Praxis Artilleriæ</hi> Anderm Theile<lb/>
Nachricht zu geben, wie &#x017F;olches <hi rendition="#aq">Pag. 4.<lb/>
usque</hi> 16. folgender Maa&#x017F;&#x017F;en zu finden i&#x017F;t:<lb/>
Damit ich aber dem Le&#x017F;er ku&#x0364;rtzlich den<lb/><hi rendition="#aq">Extract</hi> &#x017F;olcher Verfertigung be&#x017F;chreibe,<lb/>
&#x017F;o werden die papierne Hu&#x0364;l&#x017F;en vor-<lb/>
nemlich dichte und fe&#x017F;te auf dem Winder<lb/>
zu&#x017F;ammen gewunden, und damit in den<lb/><hi rendition="#aq">Raque</hi>ten- oder Schwa&#x0364;rmer-Stock in<lb/>
gebu&#x0364;hrlicher Sta&#x0364;rcke ohne Falten einge-<lb/>
wunden, das Ober-Theil reinlich abge-<lb/>
&#x017F;chnitten, und die <hi rendition="#aq">Formir</hi>ung des Hal&#x017F;es<lb/>
mit Zuziehung einer Baß-Geigen-Sa&#x0364;ite<lb/>
auf einen halben <hi rendition="#aq">Diameter</hi> biß zum<lb/>
Bunde genommen, damit angezogen<lb/>
und durch a&#x0364;u&#x017F;erliche Vorhaltung der<lb/>
Wurtzel der Halß <hi rendition="#aq">formi</hi>ret, jedoch das<lb/>
beho&#x0364;hrige Zu&#x0364;ndloch gela&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;odann die<lb/>
Wurtzel und Stock zu&#x017F;ammen ge&#x017F;etzet,<lb/>
da dann durch etliche Schla&#x0364;ge in den<lb/>
Stock auf der Wurtzel-Kolbe die rechte<lb/><hi rendition="#aq">Formir</hi>ung des Hal&#x017F;es ge&#x017F;chehen muß,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es fertig. Damit aber die Hu&#x0364;l&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ich nicht innewendig vom Ein&#x017F;chlagen<lb/>
des Zeugs &#x017F;o leicht &#x017F;chieben oder vom<lb/>
Pappier &#x017F;etzen ko&#x0364;nne, wird es darzwi-<lb/>
&#x017F;chen ein wenig geleimet, alsdann theile<lb/>
ich die Hu&#x0364;l&#x017F;e in drey Theil, und bemercke<lb/>
mir &#x017F;olche an dem Setzer, thue die Hu&#x0364;l-<lb/>
&#x017F;e in den Stock, &#x017F;o habe ich &#x017F;ie zu dem<lb/>
&#x017F;chlagen fertig. Der hierzu no&#x0364;thige Zeug,<lb/>
oder die <hi rendition="#aq">Compo&#x017F;ition</hi> der <hi rendition="#aq">Materiali</hi>en<lb/>
zu einem <hi rendition="#aq">Raquet</hi>en- oder Schwa&#x0364;rmer-<lb/>
Satz i&#x017F;t vielerley Gattungen unter&#x017F;chie-<lb/>
den, dann die kleinen Schwa&#x0364;rmer ha-<lb/>
ben mehr ra&#x017F;chern Zeug oder mehr<lb/>
Mehl-Pulver flu&#x0364;chtig herumb zu &#x017F;chwa&#x0364;r-<lb/>
men no&#x0364;thig, als die gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Raquet</hi>en,<lb/>
und wie die <hi rendition="#aq">Maxime</hi> bey den kleinen<lb/>
Schwa&#x0364;rmern, je kleiner die&#x017F;elbigen, je<lb/>
ra&#x017F;cher der Zeug &#x017F;eyn &#x017F;oll, &#x017F;o i&#x017F;ts bey den<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en, je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er die <hi rendition="#aq">Raquet</hi>en, je mehr<lb/><cb/>
Zeug zwar, jedoch auch von de&#x017F;to fau-<lb/>
lerm oder lang&#x017F;amerm, das i&#x017F;t, wenigerm<lb/>
Mehl-Pulver der <hi rendition="#aq">compon</hi>irte Zeug &#x017F;eyn<lb/>
muß, welches aber vor uns allhier zu<lb/>
weitla&#x0364;ufftig &#x017F;eyn &#x017F;olte, und nur zu &#x017F;tei-<lb/>
genden <hi rendition="#aq">Raqve</hi>ten, oder Lu&#x017F;t-Feuer-<lb/>
Wercks-Sachen no&#x0364;thig i&#x017F;t. Un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Ra-<lb/>
qvet</hi>en aber, von denen wir handeln<lb/>
wollen, &#x017F;ind nur eigendlich Schwa&#x0364;rmer<lb/>
von 4. oder 6. lo&#x0364;thiger Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, nachdem<lb/>
die Mu&#x0364;ndung oder <hi rendition="#aq">Caliber</hi> derer <hi rendition="#aq">Raqve-</hi><lb/>
ten Bu&#x0364;ch&#x017F;en i&#x017F;t; zu dergleichen wird<lb/>
nachfolgender Satz genommen: Nem-<lb/>
lich 24. Loth Mehl-Pulver, klar gerie-<lb/>
ben, und hierzu 5. Loth klar geriebene<lb/>
lindene Kohlen, alles wohl untereinan-<lb/>
der gemi&#x017F;chet, &#x017F;olte es aber zu ra&#x017F;ch &#x017F;eyn,<lb/>
kan Salpeter und Schweffel jedes 2. Loth<lb/>
noch hierzu genommen werden, &#x017F;o i&#x017F;t der<lb/>
Satz fertig: Oder Mehl-Pulver 16. Loth,<lb/>
Salpeter 8. Loth, Kohlen 4. Loth,<lb/>
Schweffel 2. Loth, i&#x017F;t auch <hi rendition="#aq">probi</hi>ret wor-<lb/>
den. Die&#x017F;er Zeug oder die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Compo&#x017F;i-<lb/>
tion,</hi> wann alles wohl untermi&#x017F;chet und<lb/>
klar gerieben worden, wird durch ein<lb/>
klein Scha&#x0364;ufflein in die Hu&#x0364;l&#x017F;e ge&#x017F;chu&#x0364;ttet,<lb/>
jedesmahl durch den Setzer mit 9. oder<lb/>
10. Schla&#x0364;ge fe&#x017F;te eingetrieben, biß die<lb/>
2. Drittel vom Satz voll ge&#x017F;chlagen &#x017F;eynd,<lb/>
alsdann wird der Schlag von dem Pap-<lb/>
pie&#xA75B; einge&#x017F;chlagen, ein Loch du&#xA75B;chgemachet,<lb/>
etwas Mehl-Pulver zur Anzu&#x0364;ndung<lb/>
des Schlags, einge&#x017F;chu&#x0364;ttet, ein Schuß<lb/>
Pu&#x0364;r&#x017F;ch-Pulver oben drauf gethan und<lb/>
zugebunden, &#x017F;o i&#x017F;t es fertig zum Ge-<lb/>
brauch. Solche kleine <hi rendition="#aq">Raque</hi>ten oder<lb/>
vielmehr gro&#x017F;&#x017F;e Schwa&#x0364;rmer werden<lb/>
nachfolgender Art aus der hierzu ver-<lb/>
fertigten <hi rendition="#aq">Raqve</hi>ten-Bu&#x0364;ch&#x017F;e ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
Man hat einen jeden Schwa&#x0364;rmer be-<lb/>
reits vorhero zur Feurung angebohret,<lb/>
wenig&#x017F;tens 1. Drittel, oder auch biß 1. Zoll<lb/>
vor dem Schlag am Zu&#x0364;ndloch mit etwas<lb/>
drockenem Mehl-Pulver angeludert, als-<lb/>
dann &#x017F;chu&#x0364;ttet man auf die Bu&#x0364;ch&#x017F;en-<lb/>
Pfanne Zu&#x0364;ndkraut, la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et hierauf den<lb/>
Schwa&#x0364;rmer in Laufft fallen: Wann<lb/>
nun &#x017F;tarcke Rudel-Sauen kommen,<lb/>
&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;et man den Schwa&#x0364;rmer unter &#x017F;ie,<lb/>
die&#x017F;elben zu trennen, weiln man &#x017F;on&#x017F;ten<lb/>
Niemand die Sauen anlauffen la&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ko&#x0364;nte, da &#x017F;ie dann in gro&#x0364;&#x017F;ter <hi rendition="#aq">Con&#x017F;terna-<lb/>
tion</hi> und Verwirrung vor &#x017F;olchem unge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen herumbfahrenden Feuer,<lb/>
Knall und Platzen, er&#x017F;chrecken, augen-<lb/>
blicklich von einander &#x017F;tieben, da dann<lb/>
die gro&#x017F;&#x017F;en und andere Ka&#x0364;uler noch eher<lb/>
eintzeln herumb laufen, und &#x017F;odann durch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 3</fw><fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[293/0447] Von der Jagd oder dem Weyde-Werck. aber die Raqueten mit darzu gehoͤhrigen Buͤchſen unter ſtarcke Rudel-Sauen, dieſelben von einander zu zertrennen, und ſcheu zu machen, geworffen und ge- ſchoſſen werden, ingleichen oͤffters auf Verlangen Hoher Herrſchafften bey dem Hoff-Kampff-Jagen, und Stier-Gefech- te denen Auer- oder Buͤffel-Ochſen, ſolche umb deſto mehr raſender und toller zu machen, gewiſſe hierzu præparirte Koͤmp- ter, ſo mit Schwaͤrmer und ausfahren- dem Feuer verſetzet, umbhangen wer- den; So habe vor noͤthig erachtet, dem geneigten Leſer hiervon aus des Herrn Johann Siegmund Buchners, Chur- fuͤrſtl. Saͤchßl. Zeug-Lieutenants, Theo- riæ & Praxis Artilleriæ Anderm Theile Nachricht zu geben, wie ſolches Pag. 4. usque 16. folgender Maaſſen zu finden iſt: Damit ich aber dem Leſer kuͤrtzlich den Extract ſolcher Verfertigung beſchreibe, ſo werden die papierne Huͤlſen vor- nemlich dichte und feſte auf dem Winder zuſammen gewunden, und damit in den Raqueten- oder Schwaͤrmer-Stock in gebuͤhrlicher Staͤrcke ohne Falten einge- wunden, das Ober-Theil reinlich abge- ſchnitten, und die Formirung des Halſes mit Zuziehung einer Baß-Geigen-Saͤite auf einen halben Diameter biß zum Bunde genommen, damit angezogen und durch aͤuſerliche Vorhaltung der Wurtzel der Halß formiret, jedoch das behoͤhrige Zuͤndloch gelaſſen, ſodann die Wurtzel und Stock zuſammen geſetzet, da dann durch etliche Schlaͤge in den Stock auf der Wurtzel-Kolbe die rechte Formirung des Halſes geſchehen muß, ſo iſt es fertig. Damit aber die Huͤlſe ſich nicht innewendig vom Einſchlagen des Zeugs ſo leicht ſchieben oder vom Pappier ſetzen koͤnne, wird es darzwi- ſchen ein wenig geleimet, alsdann theile ich die Huͤlſe in drey Theil, und bemercke mir ſolche an dem Setzer, thue die Huͤl- ſe in den Stock, ſo habe ich ſie zu dem ſchlagen fertig. Der hierzu noͤthige Zeug, oder die Compoſition der Materialien zu einem Raqueten- oder Schwaͤrmer- Satz iſt vielerley Gattungen unterſchie- den, dann die kleinen Schwaͤrmer ha- ben mehr raſchern Zeug oder mehr Mehl-Pulver fluͤchtig herumb zu ſchwaͤr- men noͤthig, als die groſſen Raqueten, und wie die Maxime bey den kleinen Schwaͤrmern, je kleiner dieſelbigen, je raſcher der Zeug ſeyn ſoll, ſo iſts bey den groſſen, je groͤſſer die Raqueten, je mehr Zeug zwar, jedoch auch von deſto fau- lerm oder langſamerm, das iſt, wenigerm Mehl-Pulver der componirte Zeug ſeyn muß, welches aber vor uns allhier zu weitlaͤufftig ſeyn ſolte, und nur zu ſtei- genden Raqveten, oder Luſt-Feuer- Wercks-Sachen noͤthig iſt. Unſere Ra- qveten aber, von denen wir handeln wollen, ſind nur eigendlich Schwaͤrmer von 4. oder 6. loͤthiger Groͤſſe, nachdem die Muͤndung oder Caliber derer Raqve- ten Buͤchſen iſt; zu dergleichen wird nachfolgender Satz genommen: Nem- lich 24. Loth Mehl-Pulver, klar gerie- ben, und hierzu 5. Loth klar geriebene lindene Kohlen, alles wohl untereinan- der gemiſchet, ſolte es aber zu raſch ſeyn, kan Salpeter und Schweffel jedes 2. Loth noch hierzu genommen werden, ſo iſt der Satz fertig: Oder Mehl-Pulver 16. Loth, Salpeter 8. Loth, Kohlen 4. Loth, Schweffel 2. Loth, iſt auch probiret wor- den. Dieſer Zeug oder dieſe Compoſi- tion, wann alles wohl untermiſchet und klar gerieben worden, wird durch ein klein Schaͤufflein in die Huͤlſe geſchuͤttet, jedesmahl durch den Setzer mit 9. oder 10. Schlaͤge feſte eingetrieben, biß die 2. Drittel vom Satz voll geſchlagen ſeynd, alsdann wird der Schlag von dem Pap- pieꝛ eingeſchlagen, ein Loch duꝛchgemachet, etwas Mehl-Pulver zur Anzuͤndung des Schlags, eingeſchuͤttet, ein Schuß Puͤrſch-Pulver oben drauf gethan und zugebunden, ſo iſt es fertig zum Ge- brauch. Solche kleine Raqueten oder vielmehr groſſe Schwaͤrmer werden nachfolgender Art aus der hierzu ver- fertigten Raqveten-Buͤchſe geſchoſſen: Man hat einen jeden Schwaͤrmer be- reits vorhero zur Feurung angebohret, wenigſtens 1. Drittel, oder auch biß 1. Zoll vor dem Schlag am Zuͤndloch mit etwas drockenem Mehl-Pulver angeludert, als- dann ſchuͤttet man auf die Buͤchſen- Pfanne Zuͤndkraut, laͤſſet hierauf den Schwaͤrmer in Laufft fallen: Wann nun ſtarcke Rudel-Sauen kommen, ſchieſſet man den Schwaͤrmer unter ſie, dieſelben zu trennen, weiln man ſonſten Niemand die Sauen anlauffen laſſen koͤnte, da ſie dann in groͤſter Conſterna- tion und Verwirrung vor ſolchem unge- woͤhnlichen herumbfahrenden Feuer, Knall und Platzen, erſchrecken, augen- blicklich von einander ſtieben, da dann die groſſen und andere Kaͤuler noch eher eintzeln herumb laufen, und ſodann durch das O o 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/447
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/447>, abgerufen am 21.11.2024.