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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] Gestricklein gemacht, welches nach dem
Eingang des Haamens auff der Erden
an die untern Moschen des Haamens
gestricket, und angehefftet wird, und ge-
het sodann am Ende nach dem Hinter-
halt biß in die Mitte, und eben so hoch,
daß ein Huhn auffrecht durch den Haa-
men gehen kan. Wann nun die Hüh-
ner daselbst überhin kommen, fallen sie
hinunter in das Hintertheil des Haa-
mens, sie lauffen dann vollends fort oder
hinter sich, so können sie nicht wiederumb
zurück aus dem Haamen lauffen, wie
sonst vielfältig geschicht, und in die Mit-
te gemachet wird. Dieß nennen etliche
Hühner-Fänger die Brücke im Haa-
men, wann sie die Hühner drüber ge-
bracht, sie seynd mit Pochen oder Trei-
ben soweit von ihnen, als sie immer wol-
len, müssen sie ihrer wohl erwarten. Es
gehöhren in diese Haamen von achtzehen
biß zwantzig feine Reifen, je einer einen
Schuh oder etwas mehr von dem andern,
die werden von Hagen-Hahnbotten oder
wilden Rosen-Dornen geschliessen und ge-
machet, und als die Spießlein oben ge-
sotten und zugericht, welche aber viereckig-
te und keine runde Haamen brauchen, die
machen die Reifen von Kupffer, Messing,
oder eysernem Drath darein, diese Rei-
fen können auch, wie ein halber Reiff ge-
braucht werden. Die Flügel, so zu bey-
den Seiten des Haames gestellet werden,
und dahin gehöhren, werden von neun
biß auff zehen oder zwölff Moschen hoch
angefangen, wie die Weiber stricken, mit
einer Moschen angefangen, und so lange
[Spaltenumbruch] zugegeben, biß es die zwölffte Mosche er-
langet, dann stricket man allezeit fort,
nimmt am hintern Ort zwey Moschen zu-
sammen, an dem Vorder-Ort aber giebt
man eine halbe zu, daß die Moschen alle-
zeit gleich rund viereckigt bleiben, so lange,
biß eins dreyßig oder viertzig Schuhe
lang wird, dann nimmt man wieder-
umb zu beyden Seiten ab, biß es wieder-
umb mit einer Moschen zugestricket wird,
wie es angefangen worden; Dieß wird
alsdann gleich zugezogen, und an die
Spießlein ebener maassen, wie die Hin-
ter- und Vorder-Spieß an die Steck-Gar-
ne, angebunden. Die Spinnweb- und
hohe Netze werden nach Gefallen auff
hundert Schuh oder Ellen lang und sech-
zehen, achtzehen oder zwantzig Schuhe
hoch gestricket, deren etliche nur auff ei-
ner Seiten von weitläufftigem Geleiter
was haben, etliche doppelt sind. Unter
diese Garne gehöhren auch die Lerchen-
Garne, mit den Hörnern, Rincken-Ty-
raß- oder dergleichen Garnen, damit man
überläufft und decket, von sechzig biß in
achzig Schuhe lang und breit, aber et-
was enge gestricket umb der Wachteln
und Lerchen willen: Das Schnee-Garn
wird an der Länge dem Tyraß gleich,
oder auch wohl länger, weil es von wei-
ten und lautern Moschen gestrickt, sonst
haben sie keinen Unterschied, dann es auf
die vollkommenen Hühner gebrauchet
wird. Und so viel habe von diesem Zeug
melden wollen, weiter ist mir davon
nichts bekant.

Von Wachteln fangen.
[Spaltenumbruch]

Dieses Weyde-Werck gehöret noch
zum Hühner-Fang, wie auch unter das
zu Felde fangende Feder-Wild, und wird
mehrentheils nach derselbigen Art ver-
richtet mit dem besonders darzu gemach-
ten Steck-Gärnlein, so, daß sie mit dem
Pfeifflein gelocket, gepochet, und mit
dem Tyraß, hohen Netzen, oder Schlei-
fen gefangen werden. Es fähet solches
an umb Waldpurgis oder Philippi Ja-
cobi, und währet ungefehrlich biß die
Frucht alle herein ist. Etliche haben ih-
re Steck-Gärnlein halbgrün, als den
Busen, das Geleiter aber blau, als wann
blaue Kornblumen in der Frucht stün-
den, etliche haben sie von mancherley Far-
ben gar bunt, etliche gantz grün, die mei-
[Spaltenumbruch] sten verwerffen die grüne und bunte,
und halten mehr von den erdfarbenen
oder den gelblichten, so wie die Stoppeln
gefärbet seyn. Jn der ersten Kornschos-
se seynd die grünen gut, wann aber das
Geblüme darin wächset, die bunten, und
so sich das Geträyde färbet, alsdann die
erdfarbenen und gelben, aber die gelben
find allezeit gut. Vor die erdfarbene sollen
sich die verschlagene Wachteln gerne nie-
derlegen; Vor solche verschlagene Wach-
teln sollen gantz ungefärbte und weisse
Gärnlein können gebrauchet werden.
Wann die Wachteln schlagen, so folget
man ihrem Schlagen nach, biß einen be-
düncket, daß man hart auff sie kommet,
darmit sie das Wachtelbeinlein und

Pfeiff-
U u 2

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] Geſtricklein gemacht, welches nach dem
Eingang des Haamens auff der Erden
an die untern Moſchen des Haamens
geſtricket, und angehefftet wird, und ge-
het ſodann am Ende nach dem Hinter-
halt biß in die Mitte, und eben ſo hoch,
daß ein Huhn auffrecht durch den Haa-
men gehen kan. Wann nun die Huͤh-
ner daſelbſt uͤberhin kommen, fallen ſie
hinunter in das Hintertheil des Haa-
mens, ſie lauffen dann vollends fort oder
hinter ſich, ſo koͤnnen ſie nicht wiederumb
zuruͤck aus dem Haamen lauffen, wie
ſonſt vielfaͤltig geſchicht, und in die Mit-
te gemachet wird. Dieß nennen etliche
Huͤhner-Faͤnger die Bruͤcke im Haa-
men, wann ſie die Huͤhner druͤber ge-
bracht, ſie ſeynd mit Pochen oder Trei-
ben ſoweit von ihnen, als ſie immer wol-
len, muͤſſen ſie ihrer wohl erwarten. Es
gehoͤhren in dieſe Haamen von achtzehen
biß zwantzig feine Reifen, je einer einen
Schuh odeꝛ etwas mehr von dem andern,
die werden von Hagen-Hahnbotten oder
wilden Roſen-Doꝛnen geſchlieſſen und ge-
machet, und als die Spießlein oben ge-
ſotten und zugericht, welche aber viereckig-
te und keine runde Haamen brauchen, die
machen die Reifen von Kupffer, Meſſing,
oder eyſernem Drath darein, dieſe Rei-
fen koͤnnen auch, wie ein halber Reiff ge-
braucht werden. Die Fluͤgel, ſo zu bey-
den Seiten des Haames geſtellet werden,
und dahin gehoͤhren, werden von neun
biß auff zehen oder zwoͤlff Moſchen hoch
angefangen, wie die Weiber ſtricken, mit
einer Moſchen angefangen, und ſo lange
[Spaltenumbruch] zugegeben, biß es die zwoͤlffte Moſche er-
langet, dann ſtricket man allezeit fort,
nimmt am hintern Ort zwey Moſchen zu-
ſammen, an dem Vorder-Ort aber giebt
man eine halbe zu, daß die Moſchen alle-
zeit gleich rund viereckigt bleiben, ſo lange,
biß eins dreyßig oder viertzig Schuhe
lang wird, dann nimmt man wieder-
umb zu beyden Seiten ab, biß es wieder-
umb mit einer Moſchen zugeſtricket wird,
wie es angefangen worden; Dieß wird
alsdann gleich zugezogen, und an die
Spießlein ebener maaſſen, wie die Hin-
ter- und Vorder-Spieß an die Steck-Gar-
ne, angebunden. Die Spinnweb- und
hohe Netze werden nach Gefallen auff
hundert Schuh oder Ellen lang und ſech-
zehen, achtzehen oder zwantzig Schuhe
hoch geſtricket, deren etliche nur auff ei-
ner Seiten von weitlaͤufftigem Geleiter
was haben, etliche doppelt ſind. Unter
dieſe Garne gehoͤhren auch die Lerchen-
Garne, mit den Hoͤrnern, Rincken-Ty-
raß- oder dergleichen Garnen, damit man
uͤberlaͤufft und decket, von ſechzig biß in
achzig Schuhe lang und breit, aber et-
was enge geſtricket umb der Wachteln
und Lerchen willen: Das Schnee-Garn
wird an der Laͤnge dem Tyraß gleich,
oder auch wohl laͤnger, weil es von wei-
ten und lautern Moſchen geſtrickt, ſonſt
haben ſie keinen Unterſchied, dann es auf
die vollkommenen Huͤhner gebrauchet
wird. Und ſo viel habe von dieſem Zeug
melden wollen, weiter iſt mir davon
nichts bekant.

Von Wachteln fangen.
[Spaltenumbruch]

Dieſes Weyde-Werck gehoͤret noch
zum Huͤhner-Fang, wie auch unter das
zu Felde fangende Feder-Wild, und wird
mehrentheils nach derſelbigen Art ver-
richtet mit dem beſonders darzu gemach-
ten Steck-Gaͤrnlein, ſo, daß ſie mit dem
Pfeifflein gelocket, gepochet, und mit
dem Tyraß, hohen Netzen, oder Schlei-
fen gefangen werden. Es faͤhet ſolches
an umb Waldpurgis oder Philippi Ja-
cobi, und waͤhret ungefehrlich biß die
Frucht alle herein iſt. Etliche haben ih-
re Steck-Gaͤrnlein halbgruͤn, als den
Buſen, das Geleiter aber blau, als wann
blaue Kornblumen in der Frucht ſtuͤn-
den, etliche haben ſie von mancherley Far-
ben gar bunt, etliche gantz gruͤn, die mei-
[Spaltenumbruch] ſten verwerffen die gruͤne und bunte,
und halten mehr von den erdfarbenen
oder den gelblichten, ſo wie die Stoppeln
gefaͤrbet ſeyn. Jn der erſten Kornſchoſ-
ſe ſeynd die gruͤnen gut, wann aber das
Gebluͤme darin waͤchſet, die bunten, und
ſo ſich das Getraͤyde faͤrbet, alsdann die
erdfarbenen und gelben, aber die gelben
find allezeit gut. Vor die erdfarbene ſollen
ſich die verſchlagene Wachteln gerne nie-
derlegen; Vor ſolche verſchlagene Wach-
teln ſollen gantz ungefaͤrbte und weiſſe
Gaͤrnlein koͤnnen gebrauchet werden.
Wann die Wachteln ſchlagen, ſo folget
man ihrem Schlagen nach, biß einen be-
duͤncket, daß man hart auff ſie kommet,
darmit ſie das Wachtelbeinlein und

Pfeiff-
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/509>, abgerufen am 29.11.2024.