Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Fünffter Theil/ [Spaltenumbruch]
Pfeifflein schlagen höhren. Alsdenn stel-let man das Steck-Gärnlein gerade auf, dücket sich fein nieder in das Geträydich, giebt sich ein Schritt oder etliche zurück, und schläget zweymahl als das Weiblein, und nicht dreymahl, als das Männlein, daß, wann das Männlein einmahl ge- schlagen, man alsdann mit dem Pfeiff- lein antwortet, und, wo müglich, es al- so trifft, daß nur zweymahl geschlagen werde, und wann das Männlein äufhöh- ret zu schlagen, solches das Pfeifflein zu- sammen vernehme, denn das Männlein vernimmt gar leise, wann nicht recht geschla- gen wird, und wo es das vermercket, thut es kein gut, sondern wird, wie es die Jäger nennen, Juncker, so auff kein Lo- cken oder Pfeiffen mehr giebt, lästs auch wohl bleiben: Dagegen rathen etliche, man soll über Winter ein Paar Weib- lein ernehren, daß sie an statt des Pfeiff- leins hinter die Garn geleget werden, das wäre natürlich und fallirte nicht. Es kan solchen verschlagenen Wachteln gleich wohl mit Pochen und Klopffen wie auch Uberziehung des Tyrasses, und dem vor- stehenden Hund, gleich den Feld-Hühnern ein Abbruch wiederfahren; Allein es ist zu mercken, daß solche Garne am besten zu brauchen, wann die abgeschnittene Frucht noch auff den Breiten oder Stop- peln liegt und der Jäger in Zweiffel, ob der Hund vor Wachteln oder Lerchen stehet, dann ob wohl der Hund jederzeit viel fleißiger auf eine Wachtel, als ein Feld-Huhn suchet, dieweil die Spuhr den Hunden viel lieblicher und süsser ist, so betreugt es einem doch gar offt, daß man nicht weiß, welcher Sorten Spuhr man vor sich hat, wann der Hund vorstehet, denn er stehet offt vor einer Lerchen. Die Spinnweb-Garn werden zu allerley Sorten Vögel groß und klein gebrauchet, und auff eine Art gestellet, allein, daß sie zu den Ent-Vögeln, Schnepffen und Hühnern etwas stärcker, als zu kleinen Vögelein seyn müssen, wie leichtlichen zu erachten. Den Wachteln, sie seyn verschla- gen oder nicht, kan nicht besser Abbruch geschehen, als wenn nur noch eintzelne Frucht stehet, da stellet man die Steck- Gärnlein, so viel man deren hat, machet eine Schnur mit Lapp-Federn, und bin- det unter dieselbige Schellen, dieß ziehen dann zween nach dem Verwinden allge- mählichen nach dem gerichten Gärnlein; Solcher Schellen Geräusch nun wollen sie [Spaltenumbruch] entfliehen, und werden dadurch in die Garn getrieben: Dieses wird auch in langem Graß der Wiesen gebrauchet. Es wird feiner truckener Sand oder Staub in ein Tuch gefasset, und dersel- big über die Stück noch stehender Frucht geseet, das giebt in der Frucht ein groß Geräusch, als wenn es regnete, davor sollen sie auch sehr lauffen. Wollen sie nach diesen beyden erzehlten Arten nicht fort, so muß der Tyraß auff den Frucht- Breiten, so nieder geschnitten, das beste thun. Die Wachteln lauffen von kei- nem Gesähme lieber in die Schleiffen, als von Hirschen, so nicht gescheelet, oder wo dessen feine lange Stücke geseet seyn. Es halten etliche wenig von diesem Weyde- werck, weil es langsam von statten, und nicht jederzeit grosse und gute Gerichte zur Küchen bringet, und die Aertzte un- gleich vom Wachtel-Wildpräth urthei- len, dann einer lobt es, der andere schilt es; Es hat auch ein Weydemann zu ei- nem Weydewerck besser Glück als zum andern. Jch weiß einen Jäger, welcher auf einen Tag etliche und zwantzig Wach- teln gefangen haben will: Ferner hat ein vornehmer Jäger an den Wachteln dieses in acht genommen, so ich in seiner Warheit oder Unwahrheit beruhen las- se, daß ers selber gesehen und befunden, und seith der Zeit von keiner Wachtel es- sen wollen; Nemlich, daß sie sich in ih- rer gewöhnlichen grossen Geylheit, darin- nen sie sich gantz doll und unsinnig nach dem Weiblein sehnen, und herumb lauf- fen, auch Kröthen und gifftige Ungezie- fer anfallen, und mit ihnen coiren wol- len, welches vielen gnungsam unglaub- lich und unerhöhrt vorkommen mag, ich stelle es zu glauben oder zu lassen. Sonst ist gewißlich wahr, daß sie sich viel- mahl auch auff einen grauen Erdkloß se- tzen, und als wann es das Weiblein wä- re, zu handeln pflegen. Sie werden in den Kefichen, welche oben mit Leinewand überzogen, gehalten, dieweil sie sonst leicht- lich die Köpff auffstossen würden; werden mit Weitzen, ungescheeltem Hirsen, Hanff-Körnern und Mohn gespeiset; Nimmt seine Jungen gleich den Feld- Hühnern unter seine Flügel, welches we- nig Vögel mehr thun. Die Pfeifflein zu diesem Weydewerck werden am be- sten von Katzen, und Storch-Beinen ge- machet, wiewohl etzliche die Marckbein von den Haasen genommen, ehe sie ge- brathen worden, oder wann sie gebra- then,
Fuͤnffter Theil/ [Spaltenumbruch]
Pfeifflein ſchlagen hoͤhren. Alsdenn ſtel-let man das Steck-Gaͤrnlein gerade auf, duͤcket ſich fein nieder in das Getraͤydich, giebt ſich ein Schritt oder etliche zuruͤck, und ſchlaͤget zweymahl als das Weiblein, und nicht dreymahl, als das Maͤnnlein, daß, wann das Maͤnnlein einmahl ge- ſchlagen, man alsdann mit dem Pfeiff- lein antwortet, und, wo muͤglich, es al- ſo trifft, daß nur zweymahl geſchlagen werde, und wann das Maͤnnlein aͤufhoͤh- ret zu ſchlagen, ſolches das Pfeifflein zu- ſammen vernehme, denn das Maͤnnlein veꝛnim̃t gar leiſe, wann nicht recht geſchla- gen wird, und wo es das vermercket, thut es kein gut, ſondern wird, wie es die Jaͤger nennen, Juncker, ſo auff kein Lo- cken oder Pfeiffen mehr giebt, laͤſts auch wohl bleiben: Dagegen rathen etliche, man ſoll uͤber Winter ein Paar Weib- lein ernehren, daß ſie an ſtatt des Pfeiff- leins hinter die Garn geleget werden, das waͤre natuͤrlich und fallirte nicht. Es kan ſolchen verſchlagenen Wachteln gleich wohl mit Pochen und Klopffen wie auch Uberziehung des Tyraſſes, und dem vor- ſtehenden Hund, gleich den Feld-Huͤhnern ein Abbruch wiederfahren; Allein es iſt zu mercken, daß ſolche Garne am beſten zu brauchen, wann die abgeſchnittene Frucht noch auff den Breiten oder Stop- peln liegt und der Jaͤger in Zweiffel, ob der Hund vor Wachteln oder Lerchen ſtehet, dann ob wohl der Hund jederzeit viel fleißiger auf eine Wachtel, als ein Feld-Huhn ſuchet, dieweil die Spuhr den Hunden viel lieblicher und ſuͤſſer iſt, ſo betreugt es einem doch gar offt, daß man nicht weiß, welcher Sorten Spuhr man vor ſich hat, wann der Hund vorſtehet, denn er ſtehet offt vor einer Lerchen. Die Spinnweb-Garn werden zu allerley Sorten Voͤgel groß und klein gebrauchet, und auff eine Art geſtellet, allein, daß ſie zu den Ent-Voͤgeln, Schnepffen und Huͤhnern etwas ſtaͤrcker, als zu kleinen Voͤgelein ſeyn muͤſſen, wie leichtlichen zu erachten. Den Wachteln, ſie ſeyn verſchla- gen oder nicht, kan nicht beſſer Abbruch geſchehen, als wenn nur noch eintzelne Frucht ſtehet, da ſtellet man die Steck- Gaͤrnlein, ſo viel man deren hat, machet eine Schnur mit Lapp-Federn, und bin- det unter dieſelbige Schellen, dieß ziehen dann zween nach dem Verwinden allge- maͤhlichen nach dem gerichten Gaͤrnlein; Solcher Schellen Geraͤuſch nun wollen ſie [Spaltenumbruch] entfliehen, und werden dadurch in die Garn getrieben: Dieſes wird auch in langem Graß der Wieſen gebrauchet. Es wird feiner truckener Sand oder Staub in ein Tuch gefaſſet, und derſel- big uͤber die Stuͤck noch ſtehender Frucht geſeet, das giebt in der Frucht ein groß Geraͤuſch, als wenn es regnete, davor ſollen ſie auch ſehr lauffen. Wollen ſie nach dieſen beyden erzehlten Arten nicht fort, ſo muß der Tyraß auff den Frucht- Breiten, ſo nieder geſchnitten, das beſte thun. Die Wachteln lauffen von kei- nem Geſaͤhme lieber in die Schleiffen, als von Hirſchen, ſo nicht geſcheelet, oder wo deſſen feine lange Stuͤcke geſeet ſeyn. Es halten etliche wenig von dieſem Weyde- werck, weil es langſam von ſtatten, und nicht jederzeit groſſe und gute Gerichte zur Kuͤchen bringet, und die Aertzte un- gleich vom Wachtel-Wildpraͤth urthei- len, dann einer lobt es, der andere ſchilt es; Es hat auch ein Weydemann zu ei- nem Weydewerck beſſer Gluͤck als zum andern. Jch weiß einen Jaͤger, welcher auf einen Tag etliche und zwantzig Wach- teln gefangen haben will: Ferner hat ein vornehmer Jaͤger an den Wachteln dieſes in acht genommen, ſo ich in ſeiner Warheit oder Unwahrheit beruhen laſ- ſe, daß ers ſelber geſehen und befunden, und ſeith der Zeit von keiner Wachtel eſ- ſen wollen; Nemlich, daß ſie ſich in ih- rer gewoͤhnlichen groſſen Geylheit, darin- nen ſie ſich gantz doll und unſinnig nach dem Weiblein ſehnen, und herumb lauf- fen, auch Kroͤthen und gifftige Ungezie- fer anfallen, und mit ihnen coiren wol- len, welches vielen gnungſam unglaub- lich und unerhoͤhrt vorkommen mag, ich ſtelle es zu glauben oder zu laſſen. Sonſt iſt gewißlich wahr, daß ſie ſich viel- mahl auch auff einen grauen Erdkloß ſe- tzen, und als wann es das Weiblein waͤ- re, zu handeln pflegen. Sie werden in den Kefichen, welche oben mit Leinewand uͤberzogen, gehalten, dieweil ſie ſonſt leicht- lich die Koͤpff auffſtoſſen wuͤrden; werden mit Weitzen, ungeſcheeltem Hirſen, Hanff-Koͤrnern und Mohn geſpeiſet; Nimmt ſeine Jungen gleich den Feld- Huͤhnern unter ſeine Fluͤgel, welches we- nig Voͤgel mehr thun. Die Pfeifflein zu dieſem Weydewerck werden am be- ſten von Katzen, und Storch-Beinen ge- machet, wiewohl etzliche die Marckbein von den Haaſen genommen, ehe ſie ge- brathen worden, oder wann ſie gebra- then,
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Fuͤnffter Theil/
Pfeifflein ſchlagen hoͤhren. Alsdenn ſtel-
let man das Steck-Gaͤrnlein gerade auf,
duͤcket ſich fein nieder in das Getraͤydich,
giebt ſich ein Schritt oder etliche zuruͤck,
und ſchlaͤget zweymahl als das Weiblein,
und nicht dreymahl, als das Maͤnnlein,
daß, wann das Maͤnnlein einmahl ge-
ſchlagen, man alsdann mit dem Pfeiff-
lein antwortet, und, wo muͤglich, es al-
ſo trifft, daß nur zweymahl geſchlagen
werde, und wann das Maͤnnlein aͤufhoͤh-
ret zu ſchlagen, ſolches das Pfeifflein zu-
ſammen vernehme, denn das Maͤnnlein
veꝛnim̃t gar leiſe, wann nicht recht geſchla-
gen wird, und wo es das vermercket,
thut es kein gut, ſondern wird, wie es die
Jaͤger nennen, Juncker, ſo auff kein Lo-
cken oder Pfeiffen mehr giebt, laͤſts auch
wohl bleiben: Dagegen rathen etliche,
man ſoll uͤber Winter ein Paar Weib-
lein ernehren, daß ſie an ſtatt des Pfeiff-
leins hinter die Garn geleget werden, das
waͤre natuͤrlich und fallirte nicht. Es
kan ſolchen verſchlagenen Wachteln gleich
wohl mit Pochen und Klopffen wie auch
Uberziehung des Tyraſſes, und dem vor-
ſtehenden Hund, gleich den Feld-Huͤhnern
ein Abbruch wiederfahren; Allein es iſt
zu mercken, daß ſolche Garne am beſten
zu brauchen, wann die abgeſchnittene
Frucht noch auff den Breiten oder Stop-
peln liegt und der Jaͤger in Zweiffel, ob
der Hund vor Wachteln oder Lerchen
ſtehet, dann ob wohl der Hund jederzeit
viel fleißiger auf eine Wachtel, als ein
Feld-Huhn ſuchet, dieweil die Spuhr den
Hunden viel lieblicher und ſuͤſſer iſt, ſo
betreugt es einem doch gar offt, daß man
nicht weiß, welcher Sorten Spuhr man
vor ſich hat, wann der Hund vorſtehet,
denn er ſtehet offt vor einer Lerchen. Die
Spinnweb-Garn werden zu allerley
Sorten Voͤgel groß und klein gebrauchet,
und auff eine Art geſtellet, allein, daß ſie
zu den Ent-Voͤgeln, Schnepffen und
Huͤhnern etwas ſtaͤrcker, als zu kleinen
Voͤgelein ſeyn muͤſſen, wie leichtlichen zu
erachten. Den Wachteln, ſie ſeyn verſchla-
gen oder nicht, kan nicht beſſer Abbruch
geſchehen, als wenn nur noch eintzelne
Frucht ſtehet, da ſtellet man die Steck-
Gaͤrnlein, ſo viel man deren hat, machet
eine Schnur mit Lapp-Federn, und bin-
det unter dieſelbige Schellen, dieß ziehen
dann zween nach dem Verwinden allge-
maͤhlichen nach dem gerichten Gaͤrnlein;
Solcher Schellen Geraͤuſch nun wollen ſie
entfliehen, und werden dadurch in die
Garn getrieben: Dieſes wird auch in
langem Graß der Wieſen gebrauchet.
Es wird feiner truckener Sand oder
Staub in ein Tuch gefaſſet, und derſel-
big uͤber die Stuͤck noch ſtehender Frucht
geſeet, das giebt in der Frucht ein groß
Geraͤuſch, als wenn es regnete, davor
ſollen ſie auch ſehr lauffen. Wollen ſie
nach dieſen beyden erzehlten Arten nicht
fort, ſo muß der Tyraß auff den Frucht-
Breiten, ſo nieder geſchnitten, das beſte
thun. Die Wachteln lauffen von kei-
nem Geſaͤhme lieber in die Schleiffen, als
von Hirſchen, ſo nicht geſcheelet, oder wo
deſſen feine lange Stuͤcke geſeet ſeyn. Es
halten etliche wenig von dieſem Weyde-
werck, weil es langſam von ſtatten, und
nicht jederzeit groſſe und gute Gerichte
zur Kuͤchen bringet, und die Aertzte un-
gleich vom Wachtel-Wildpraͤth urthei-
len, dann einer lobt es, der andere ſchilt
es; Es hat auch ein Weydemann zu ei-
nem Weydewerck beſſer Gluͤck als zum
andern. Jch weiß einen Jaͤger, welcher
auf einen Tag etliche und zwantzig Wach-
teln gefangen haben will: Ferner hat
ein vornehmer Jaͤger an den Wachteln
dieſes in acht genommen, ſo ich in ſeiner
Warheit oder Unwahrheit beruhen laſ-
ſe, daß ers ſelber geſehen und befunden,
und ſeith der Zeit von keiner Wachtel eſ-
ſen wollen; Nemlich, daß ſie ſich in ih-
rer gewoͤhnlichen groſſen Geylheit, darin-
nen ſie ſich gantz doll und unſinnig nach
dem Weiblein ſehnen, und herumb lauf-
fen, auch Kroͤthen und gifftige Ungezie-
fer anfallen, und mit ihnen coiren wol-
len, welches vielen gnungſam unglaub-
lich und unerhoͤhrt vorkommen mag,
ich ſtelle es zu glauben oder zu laſſen.
Sonſt iſt gewißlich wahr, daß ſie ſich viel-
mahl auch auff einen grauen Erdkloß ſe-
tzen, und als wann es das Weiblein waͤ-
re, zu handeln pflegen. Sie werden in
den Kefichen, welche oben mit Leinewand
uͤberzogen, gehalten, dieweil ſie ſonſt leicht-
lich die Koͤpff auffſtoſſen wuͤrden; werden
mit Weitzen, ungeſcheeltem Hirſen,
Hanff-Koͤrnern und Mohn geſpeiſet;
Nimmt ſeine Jungen gleich den Feld-
Huͤhnern unter ſeine Fluͤgel, welches we-
nig Voͤgel mehr thun. Die Pfeifflein
zu dieſem Weydewerck werden am be-
ſten von Katzen, und Storch-Beinen ge-
machet, wiewohl etzliche die Marckbein
von den Haaſen genommen, ehe ſie ge-
brathen worden, oder wann ſie gebra-
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