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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] gen werden, Julius giebet junge halbwach-
sende Feld-Hühner, Tauben und der-
gleichen; Augustus Tauben, Sang-Vögel
und Wasser- oder Tränck-Heerde; Sep-
tember
allerley Strich-Heerde, Lerchen
und dergleichen; Jm October Cram-
met-Vögel, Strich-Heerde und Halb-
Vögel; November, December und Ja-
nuarius
die Lager-Heerde, auf die Kram-
met-Vögel, und jederzeit dann auch die
[Spaltenumbruch] Feld-Hühner mit herzunehmen seyn.
Am meisten aber recommendire des
Herrn von Hochbergs Calendarium per-
petuum,
durch alle Monathe im gantzen
Jahre, das Weydewerck mit gutem Nu-
tzen zu treiben, da wird man eine ge-
nungsame ausführliche Information ha-
ben können, sich in allen vorfallenden
Begebenheiten darnach zu richten.

Von einem Vogel-Heerd.
[Spaltenumbruch]

Es muß vor allen Dingen bey alten
Bauern, Schäfern, Hirthen, Feld-Hü-
thern, und dergleichen sowohl der Ort,
als auch dieses mit Fleiß erkundiget wer-
den, woher insgemein der Vogel jährlich
im Herbst seinen Zug, Strich oder Flug
halte, daß man nicht vergebens daselbst
an unrechten Ort baue, oder Unkosten
unnützlich anwenden möge. Sodann
richtet man in zeiten drey Wochen vor
Michaelis den Vogel-Heerd an: Jn Vor-
Höltzern auf flachen Höhen, niedrigen
Bergen oder Schlufften, wo daselbst et-
wan Wacholder-Sträucher, oder ander
kurtz Gestripp, und jung Gehäuigt ge-
wachsen, und das hohe Holtz weit abge-
legen; Daselbst wird der Platz eben ge-
machet und nach Länge der Schlag-
Wände, meistens auf 18. Ellen geräu-
met, und soweit die Wände reichen,
ein kleiner Graben, wie eine Furche,
verfertiget, darinnen die Netzen liegen,
umbher aber wird ein Gang gelassen;
Auswendig herumb wird ein Haack von
kleinen mittelmäßigen und grossen
Sträuchern besetzet, und dürre Stell-
Bäume oder hohe Haackreisser zum auff-
sitzen feste eingegraben. Jn der Mitte
des Platzes wird der Strauch nach Grös-
se der Wände bestecket und voller zeiti-
ger Wacholdern, Ebrischen-Beeren,
Schleen, und dergleichen bespiecket, dar-
innen werden, wie auch aussen herumb,
in den Haack die Lock-Vögel gesetzet. Die
zwey Wände müssen hinten und vorne
mit starckem Dremmel durch die Leinen,
und eingeschlagene Hefftel angespannet
seyn, daß man sie mit einer Hand, als ei-
nen Blitz zuziehen könne, dann schlagen
die beyden Wände über den Strauch oben
zusammen. Wenn man auff höhret,
und weg gehen will, und zu besorgen
stünde, daß es Schnee oder reiffen wol-
te, muß man den Strauch mit seinen
[Spaltenumbruch] Beeren die Nacht über zudecken: Früh
Morgens aber vor Tage, da der Vogel
zeitlich ziehet, alles wiederumb zuberei-
tet seyn. Dann der Krammets-Vogel
streichet mit angehendem Tage am besten,
und währet biß 10. Uhr vor Mittage,
dann gehet man zu Hause und füttert
die Vögel. Biß umb Michaelis mag
man wohl die Ebrischbeer brauchen, vor
die Drosseln und Zippen: Wann aber
der Ziemer oder Krammets-Vogel kommt,
brauchet man alleine Wacholder-Beer,
denn sie fressen solche lieber. Die Hüt-
te, worinnen man sich befindet, ist am
besten ein niedriges flaches Häuß-
lein von acht Ellen lang, und sechs
Ellen breit, von Holtze geschrothen mit
einer Thür zur Ecke, und einem kleinen
Vor-Häußgen, einer Stuben-Thür und
zwey Glase-Fenstern, auch zu beyden
Seiten mit einem Ofen, darinnen man
einheitzen kan; Zumahl es zu solcher Zeit
kalt zu dauren ist; Nach dem Heerd zu
aber muß ein klein Treppgen, und
Thürmgen, mit kleinen Kucklöchern
seyn, das Tach aber mit Schindeln be-
schlagen, und zur Vogel-Fang-Zeit al-
lenthalben mit dannen-sichten- oder
kiefernem Reiß, so im zunehmenden
Monden gehauen seyn soll, gantz über
grün bekleidet seyn; Jst es das andere
Jahr roth, muß es wiederumb frisch
angemachet werden, daß sich der Vogel
vor nichts scheue: Doch muß das Hauß
solch Reiß haben, und mit dem Haack umb
selbiger Gegend übereinkommen. Umb
Galli mercket man gewißlich den Kram-
mets-Vogel streichen, welcher den Win-
ter über bey uns bleibet, und im Früh-
ling Abschied nimmet, und sein Geäß so-
wohl des Abends und Morgens nimmt.
Sie verbergen sich über Nacht vor der
Kälte in warme Wacholder-Sträu-
cher, und laubichte Haag-Eichen, dar-

an

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] gen werden, Julius giebet junge halbwach-
ſende Feld-Huͤhner, Tauben und der-
gleichen; Auguſtus Tauben, Sang-Voͤgel
und Waſſer- oder Traͤnck-Heerde; Sep-
tember
allerley Strich-Heerde, Lerchen
und dergleichen; Jm October Cram-
met-Voͤgel, Strich-Heerde und Halb-
Voͤgel; November, December und Ja-
nuarius
die Lager-Heerde, auf die Kram-
met-Voͤgel, und jederzeit dann auch die
[Spaltenumbruch] Feld-Huͤhner mit herzunehmen ſeyn.
Am meiſten aber recommendire des
Herrn von Hochbergs Calendarium per-
petuum,
durch alle Monathe im gantzen
Jahre, das Weydewerck mit gutem Nu-
tzen zu treiben, da wird man eine ge-
nungſame ausfuͤhrliche Information ha-
ben koͤnnen, ſich in allen vorfallenden
Begebenheiten darnach zu richten.

Von einem Vogel-Heerd.
[Spaltenumbruch]

Es muß vor allen Dingen bey alten
Bauern, Schaͤfern, Hirthen, Feld-Huͤ-
thern, und dergleichen ſowohl der Ort,
als auch dieſes mit Fleiß erkundiget wer-
den, woher insgemein der Vogel jaͤhrlich
im Herbſt ſeinen Zug, Strich oder Flug
halte, daß man nicht vergebens daſelbſt
an unrechten Ort baue, oder Unkoſten
unnuͤtzlich anwenden moͤge. Sodann
richtet man in zeiten drey Wochen vor
Michaelis den Vogel-Heerd an: Jn Vor-
Hoͤltzern auf flachen Hoͤhen, niedrigen
Bergen oder Schlufften, wo daſelbſt et-
wan Wacholder-Straͤucher, oder ander
kurtz Geſtripp, und jung Gehaͤuigt ge-
wachſen, und das hohe Holtz weit abge-
legen; Daſelbſt wird der Platz eben ge-
machet und nach Laͤnge der Schlag-
Waͤnde, meiſtens auf 18. Ellen geraͤu-
met, und ſoweit die Waͤnde reichen,
ein kleiner Graben, wie eine Furche,
verfertiget, darinnen die Netzen liegen,
umbher aber wird ein Gang gelaſſen;
Auswendig herumb wird ein Haack von
kleinen mittelmaͤßigen und groſſen
Straͤuchern beſetzet, und duͤrre Stell-
Baͤume oder hohe Haackreiſſer zum auff-
ſitzen feſte eingegraben. Jn der Mitte
des Platzes wird der Strauch nach Groͤſ-
ſe der Waͤnde beſtecket und voller zeiti-
ger Wacholdern, Ebriſchen-Beeren,
Schleen, und dergleichen beſpiecket, dar-
innen werden, wie auch auſſen herumb,
in den Haack die Lock-Voͤgel geſetzet. Die
zwey Waͤnde muͤſſen hinten und vorne
mit ſtarckem Dremmel durch die Leinen,
und eingeſchlagene Hefftel angeſpannet
ſeyn, daß man ſie mit einer Hand, als ei-
nen Blitz zuziehen koͤnne, dann ſchlagen
die beyden Waͤnde uͤber den Strauch oben
zuſammen. Wenn man auff hoͤhret,
und weg gehen will, und zu beſorgen
ſtuͤnde, daß es Schnee oder reiffen wol-
te, muß man den Strauch mit ſeinen
[Spaltenumbruch] Beeren die Nacht uͤber zudecken: Fruͤh
Morgens aber vor Tage, da der Vogel
zeitlich ziehet, alles wiederumb zuberei-
tet ſeyn. Dann der Krammets-Vogel
ſtreichet mit angehendem Tage am beſten,
und waͤhret biß 10. Uhr vor Mittage,
dann gehet man zu Hauſe und fuͤttert
die Voͤgel. Biß umb Michaelis mag
man wohl die Ebriſchbeer brauchen, vor
die Droſſeln und Zippen: Wann aber
der Ziemer oder Kram̃ets-Vogel kommt,
brauchet man alleine Wacholder-Beer,
denn ſie freſſen ſolche lieber. Die Huͤt-
te, worinnen man ſich befindet, iſt am
beſten ein niedriges flaches Haͤuß-
lein von acht Ellen lang, und ſechs
Ellen breit, von Holtze geſchrothen mit
einer Thuͤr zur Ecke, und einem kleinen
Vor-Haͤußgen, einer Stuben-Thuͤr und
zwey Glaſe-Fenſtern, auch zu beyden
Seiten mit einem Ofen, darinnen man
einheitzen kan; Zumahl es zu ſolcher Zeit
kalt zu dauren iſt; Nach dem Heerd zu
aber muß ein klein Treppgen, und
Thuͤrmgen, mit kleinen Kuckloͤchern
ſeyn, das Tach aber mit Schindeln be-
ſchlagen, und zur Vogel-Fang-Zeit al-
lenthalben mit dannen-ſichten- oder
kiefernem Reiß, ſo im zunehmenden
Monden gehauen ſeyn ſoll, gantz uͤber
gruͤn bekleidet ſeyn; Jſt es das andere
Jahr roth, muß es wiederumb friſch
angemachet werden, daß ſich der Vogel
vor nichts ſcheue: Doch muß das Hauß
ſolch Reiß haben, und mit dem Haack umb
ſelbiger Gegend uͤbereinkommen. Umb
Galli mercket man gewißlich den Kram-
mets-Vogel ſtreichen, welcher den Win-
ter uͤber bey uns bleibet, und im Fruͤh-
ling Abſchied nimmet, und ſein Geaͤß ſo-
wohl des Abends und Morgens nimmt.
Sie verbergen ſich uͤber Nacht vor der
Kaͤlte in warme Wacholder-Straͤu-
cher, und laubichte Haag-Eichen, dar-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/514>, abgerufen am 28.11.2024.