Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] an das Laub geblieben. Das Gerege wird
an eine Stange gemacht, da oben ein
Loch, wodurch ein schwartzer Zwirn-
Faden gezogen, und daran ein lebendiger
Lock-Vogel gebunden wird; Wann
dieser gezucket wird, und in die
Höhe flieget, begiebt sich der von Ferne
kommende Vogel desto eher herzu. Die
Lock-Vögel in Gebauern müssen aus-
serm Wind etwas erhaben in dicke Ge-
büsche angebunden, und mit Reiß beste-
cket werden, so sollen sie besser locken, als
man mit dem Munde pfeiffet, ist auch
natürlicher. Die Fall- oder Haack-Reis-
ser, welche fein schwach ausgelesen, und
in der Fasten-Zeit gehauen werden sol-
[Spaltenumbruch] len, werden nicht über 10. biß 12. Ellen
hoch gelassen, weil auff gar zu hohen
Haack-Reissern der Wind die Vögel
leichtlich verschläget. Die Thüringer sind
hierinnen gute Vogel-Steller, von wel-
chen mehrere Nachricht zu erlangen. Wie
man denn auch hiervon aus ermeldten
Autoris, Johann Conrad Aittingers Be-
richt vom Vogel-Stellen pag. 261. biß 291.
von dem Strich und Lager-Heerd der
sämmtlichen Krammet-Vögel eine mehre-
re und ausführlichere Nachricht haben
kan, dahin ich den geneigten Leser ge-
wiesen haben will, sich darnach bey al-
len vorfallenden Begebenheiten einzu-
richten.

Vogel-Wände und Netze zu stricken und zu stellen.
[Spaltenumbruch]

Alle Schlag- und offenbahre Wän-
de sind nach der Zwerg-Breite und nicht
nach der Länge, nach etlicher Weydleute
Opinion, zu stricken: Hergegen alle
Wände, so zugeleget und gedecket wer-
den, müssen nach der Länge, und nicht
nach der Breite gestricket werden. Die
grossen hebt man mit einer Moschen an,
wiewohl sie sonsten etliche lieber mit drey-
en oder mehr Moschen anfangen, die-
weil es im Einlesen sich nicht so liederlich
verwirret. Dieses stricket man so lange,
biß es funffzig oder sechszig Ellen errei-
chet, alsdann löset mans an eine Schnur,
und strickets sechs oder siebendhalbe El-
len lang, oder sechszig, auch wohl sechs
und sechszig Moschen hoch oder hundert
und dreyßig mahl herumb. Ehe man
aber biß auff viermahl das Ende errei-
chet, stricket man erstlich mit einem klei-
nern oder engern Stöcklein, darnach mit
einem gröbern Zwirn, und weiterm
Stock herumb; Dieß giebt also die Sohl-
Moschen, darinnen denn der Saum
kommt, und gehet oben und unten an
beyden Enden. Die Schlag-Wände auf
grobe Vögel dürffen nicht so lang in die
Breite, als die engen gestrickt werden,
wegen ihrer weitläufftigen Moschen, die
sie überkommen. Diejenigen, so nach
der gemeinesten und bekantesten Art stri-
cken, heben die Lerchen-Wände mit vier
und sechszig Moschen an, und stricken sie
nach ihrem Gefallen, von funffzig biß auf
sechzig Ellen. Je reiner und vester der
Strick-Zwirn, je besser und schöner die
Netze liegen, wann sie gespannet werden.
Die starcken Vogel-Steller, so sie länger,
dann neuntzig oder hundert Schuhe
brauchen, machen sie länger, wiewohl
[Spaltenumbruch] sechzig Ellen eine schöne Länge machet.
Wann sie ihre gebührende Grösse im Stri-
cken haben, werden sie nach der Länge
eingelesen, noch einmahl überstricket,
und dann die weiten Sohl-Moschen auff
beyden Seiten gestricket, und in ihre
Saumen gelesen. Dann so sie an die
Ober-Säume keine Vorseiler brauchen,
lässet man den Ober-Saum von beyden
Theilen so weit vorgehen, daß sie darmit
bestehen, und die Garne spannen kön-
nen, und alsdann müssen solche Säume
über vier und zwantzig oder über sechs
und zwantzig Klafftern lang seyn, an ei-
ne Wand; Die aber besondere Vorseiler
brauchen, mit welcher Manier ich auch
umbgangen, ziehen vor solche Spann-
Säume dritthalb, oder drey Klafftern
ab, und lassens alsdann bey zwantzig
Klafftern bleiben. Die Unter- und klei-
ne Säume, nachdem die Netze lang seyn,
sind von sechszehen oder mehr Klafftern,
hernach die Säume nach Länge der Stä-
be sieben oder acht Schuh. Es kommen
zu einer Wand zwey Zaffeln oder Strän-
ge Zwirn und also zu beyden Wänden
vier Stränge Zwirn, bey nahe ver-
braucht man zu Scheeren-Zug-Ober-
und Unter-Säumen bey die neuntzig
oder hundert Klafftern, beyderley Säu-
me gleichfalls. Die, welche die Garne
mit Schlupff-Seilen, und die Stäbe mit
Wartzen bestellen, die machen vorne an
die Säume Schleifen, daß sie darmit die
Säume an die Stäbe hängen, die aber,
die beyderley Art Gelencken brauchen,
machen keine Schleifen daran, sondern
binden die Säume an die Stäbe oder
Klincken. Es stellet ein Jeder, nachdem
ers gewohnet, Krammets-Vögel und

der-
X x

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] an das Laub geblieben. Das Gerege wird
an eine Stange gemacht, da oben ein
Loch, wodurch ein ſchwartzer Zwirn-
Faden gezogen, und daran ein lebendiger
Lock-Vogel gebunden wird; Wann
dieſer gezucket wird, und in die
Hoͤhe flieget, begiebt ſich der von Ferne
kommende Vogel deſto eher herzu. Die
Lock-Voͤgel in Gebauern muͤſſen auſ-
ſerm Wind etwas erhaben in dicke Ge-
buͤſche angebunden, und mit Reiß beſte-
cket werden, ſo ſollen ſie beſſer locken, als
man mit dem Munde pfeiffet, iſt auch
natuͤrlicher. Die Fall- oder Haack-Reiſ-
ſer, welche fein ſchwach ausgeleſen, und
in der Faſten-Zeit gehauen werden ſol-
[Spaltenumbruch] len, werden nicht uͤber 10. biß 12. Ellen
hoch gelaſſen, weil auff gar zu hohen
Haack-Reiſſern der Wind die Voͤgel
leichtlich verſchlaͤget. Die Thuͤringer ſind
hierinnen gute Vogel-Steller, von wel-
chen mehrere Nachricht zu erlangen. Wie
man denn auch hiervon aus ermeldten
Autoris, Johann Conrad Aittingers Be-
richt vom Vogel-Stellen pag. 261. biß 291.
von dem Strich und Lager-Heerd der
ſaͤmmtlichen Kram̃et-Voͤgel eine mehre-
re und ausfuͤhrlichere Nachricht haben
kan, dahin ich den geneigten Leſer ge-
wieſen haben will, ſich darnach bey al-
len vorfallenden Begebenheiten einzu-
richten.

Vogel-Waͤnde und Netze zu ſtricken und zu ſtellen.
[Spaltenumbruch]

Alle Schlag- und offenbahre Waͤn-
de ſind nach der Zwerg-Breite und nicht
nach der Laͤnge, nach etlicher Weydleute
Opinion, zu ſtricken: Hergegen alle
Waͤnde, ſo zugeleget und gedecket wer-
den, muͤſſen nach der Laͤnge, und nicht
nach der Breite geſtricket werden. Die
groſſen hebt man mit einer Moſchen an,
wiewohl ſie ſonſten etliche lieber mit drey-
en oder mehr Moſchen anfangen, die-
weil es im Einleſen ſich nicht ſo liederlich
verwirret. Dieſes ſtricket man ſo lange,
biß es funffzig oder ſechszig Ellen errei-
chet, alsdann loͤſet mans an eine Schnur,
und ſtrickets ſechs oder ſiebendhalbe El-
len lang, oder ſechszig, auch wohl ſechs
und ſechszig Moſchen hoch oder hundert
und dreyßig mahl herumb. Ehe man
aber biß auff viermahl das Ende errei-
chet, ſtricket man erſtlich mit einem klei-
nern oder engern Stoͤcklein, darnach mit
einem groͤbern Zwirn, und weiterm
Stock herumb; Dieß giebt alſo die Sohl-
Moſchen, darinnen denn der Saum
kommt, und gehet oben und unten an
beyden Enden. Die Schlag-Waͤnde auf
grobe Voͤgel duͤrffen nicht ſo lang in die
Breite, als die engen geſtrickt werden,
wegen ihrer weitlaͤufftigen Moſchen, die
ſie uͤberkommen. Diejenigen, ſo nach
der gemeineſten und bekanteſten Art ſtri-
cken, heben die Lerchen-Waͤnde mit vier
und ſechszig Moſchen an, und ſtricken ſie
nach ihrem Gefallen, von funffzig biß auf
ſechzig Ellen. Je reiner und veſter der
Strick-Zwirn, je beſſer und ſchoͤner die
Netze liegen, wann ſie geſpannet werden.
Die ſtarcken Vogel-Steller, ſo ſie laͤnger,
dann neuntzig oder hundert Schuhe
brauchen, machen ſie laͤnger, wiewohl
[Spaltenumbruch] ſechzig Ellen eine ſchoͤne Laͤnge machet.
Wañ ſie ihre gebuͤhrende Groͤſſe im Stri-
cken haben, werden ſie nach der Laͤnge
eingeleſen, noch einmahl uͤberſtricket,
und dann die weiten Sohl-Moſchen auff
beyden Seiten geſtricket, und in ihre
Saumen geleſen. Dann ſo ſie an die
Ober-Saͤume keine Vorſeiler brauchen,
laͤſſet man den Ober-Saum von beyden
Theilen ſo weit vorgehen, daß ſie darmit
beſtehen, und die Garne ſpannen koͤn-
nen, und alsdann muͤſſen ſolche Saͤume
uͤber vier und zwantzig oder uͤber ſechs
und zwantzig Klafftern lang ſeyn, an ei-
ne Wand; Die aber beſondere Vorſeiler
brauchen, mit welcher Manier ich auch
umbgangen, ziehen vor ſolche Spann-
Saͤume dritthalb, oder drey Klafftern
ab, und laſſens alsdann bey zwantzig
Klafftern bleiben. Die Unter- und klei-
ne Saͤume, nachdem die Netze lang ſeyn,
ſind von ſechszehen oder mehr Klafftern,
hernach die Saͤume nach Laͤnge der Staͤ-
be ſieben oder acht Schuh. Es kommen
zu einer Wand zwey Zaffeln oder Straͤn-
ge Zwirn und alſo zu beyden Waͤnden
vier Straͤnge Zwirn, bey nahe ver-
braucht man zu Scheeren-Zug-Ober-
und Unter-Saͤumen bey die neuntzig
oder hundert Klafftern, beyderley Saͤu-
me gleichfalls. Die, welche die Garne
mit Schlupff-Seilen, und die Staͤbe mit
Wartzen beſtellen, die machen vorne an
die Saͤume Schleifen, daß ſie darmit die
Saͤume an die Staͤbe haͤngen, die aber,
die beyderley Art Gelencken brauchen,
machen keine Schleifen daran, ſondern
binden die Saͤume an die Staͤbe oder
Klincken. Es ſtellet ein Jeder, nachdem
ers gewohnet, Krammets-Voͤgel und

der-
X x
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0515" n="345"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/>
an das Laub geblieben. Das Gerege wird<lb/>
an eine Stange gemacht, da oben ein<lb/>
Loch, wodurch ein &#x017F;chwartzer Zwirn-<lb/>
Faden gezogen, und daran ein lebendiger<lb/>
Lock-Vogel gebunden wird; Wann<lb/>
die&#x017F;er gezucket wird, und in die<lb/>
Ho&#x0364;he flieget, begiebt &#x017F;ich der von Ferne<lb/>
kommende Vogel de&#x017F;to eher herzu. Die<lb/>
Lock-Vo&#x0364;gel in Gebauern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erm Wind etwas erhaben in dicke Ge-<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;che angebunden, und mit Reiß be&#x017F;te-<lb/>
cket werden, &#x017F;o &#x017F;ollen &#x017F;ie be&#x017F;&#x017F;er locken, als<lb/>
man mit dem Munde pfeiffet, i&#x017F;t auch<lb/>
natu&#x0364;rlicher. Die Fall- oder Haack-Rei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, welche fein &#x017F;chwach ausgele&#x017F;en, und<lb/>
in der Fa&#x017F;ten-Zeit gehauen werden &#x017F;ol-<lb/><cb/>
len, werden nicht u&#x0364;ber 10. biß 12. Ellen<lb/>
hoch gela&#x017F;&#x017F;en, weil auff gar zu hohen<lb/>
Haack-Rei&#x017F;&#x017F;ern der Wind die Vo&#x0364;gel<lb/>
leichtlich ver&#x017F;chla&#x0364;get. Die Thu&#x0364;ringer &#x017F;ind<lb/>
hierinnen gute Vogel-Steller, von wel-<lb/>
chen mehrere Nachricht zu erlangen. Wie<lb/>
man denn auch hiervon aus ermeldten<lb/><hi rendition="#aq">Autoris, Johann Conrad Aittingers</hi> Be-<lb/>
richt vom Vogel-Stellen <hi rendition="#aq">pag.</hi> 261. biß 291.<lb/>
von dem Strich und Lager-Heerd der<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mmtlichen Kram&#x0303;et-Vo&#x0364;gel eine mehre-<lb/>
re und ausfu&#x0364;hrlichere Nachricht haben<lb/>
kan, dahin ich den geneigten Le&#x017F;er ge-<lb/>
wie&#x017F;en haben will, &#x017F;ich darnach bey al-<lb/>
len vorfallenden Begebenheiten einzu-<lb/>
richten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">V</hi>ogel-Wa&#x0364;nde und <hi rendition="#in">N</hi>etze zu &#x017F;tricken und zu &#x017F;tellen.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Alle Schlag- und offenbahre Wa&#x0364;n-<lb/>
de &#x017F;ind nach der Zwerg-Breite und nicht<lb/>
nach der La&#x0364;nge, nach etlicher Weydleute<lb/><hi rendition="#aq">Opinion,</hi> zu &#x017F;tricken: Hergegen alle<lb/>
Wa&#x0364;nde, &#x017F;o zugeleget und gedecket wer-<lb/>
den, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nach der La&#x0364;nge, und nicht<lb/>
nach der Breite ge&#x017F;tricket werden. Die<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en hebt man mit einer Mo&#x017F;chen an,<lb/>
wiewohl &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;ten etliche lieber mit drey-<lb/>
en oder mehr Mo&#x017F;chen anfangen, die-<lb/>
weil es im Einle&#x017F;en &#x017F;ich nicht &#x017F;o liederlich<lb/>
verwirret. Die&#x017F;es &#x017F;tricket man &#x017F;o lange,<lb/>
biß es funffzig oder &#x017F;echszig Ellen errei-<lb/>
chet, alsdann lo&#x0364;&#x017F;et mans an eine Schnur,<lb/>
und &#x017F;trickets &#x017F;echs oder &#x017F;iebendhalbe El-<lb/>
len lang, oder &#x017F;echszig, auch wohl &#x017F;echs<lb/>
und &#x017F;echszig Mo&#x017F;chen hoch oder hundert<lb/>
und dreyßig mahl herumb. Ehe man<lb/>
aber biß auff viermahl das Ende errei-<lb/>
chet, &#x017F;tricket man er&#x017F;tlich mit einem klei-<lb/>
nern oder engern Sto&#x0364;cklein, darnach mit<lb/>
einem gro&#x0364;bern Zwirn, und weiterm<lb/>
Stock herumb; Dieß giebt al&#x017F;o die Sohl-<lb/>
Mo&#x017F;chen, darinnen denn der Saum<lb/>
kommt, und gehet oben und unten an<lb/>
beyden Enden. Die Schlag-Wa&#x0364;nde auf<lb/>
grobe Vo&#x0364;gel du&#x0364;rffen nicht &#x017F;o lang in die<lb/>
Breite, als die engen ge&#x017F;trickt werden,<lb/>
wegen ihrer weitla&#x0364;ufftigen Mo&#x017F;chen, die<lb/>
&#x017F;ie u&#x0364;berkommen. Diejenigen, &#x017F;o nach<lb/>
der gemeine&#x017F;ten und bekante&#x017F;ten Art &#x017F;tri-<lb/>
cken, heben die Lerchen-Wa&#x0364;nde mit vier<lb/>
und &#x017F;echszig Mo&#x017F;chen an, und &#x017F;tricken &#x017F;ie<lb/>
nach ihrem Gefallen, von funffzig biß auf<lb/>
&#x017F;echzig Ellen. Je reiner und ve&#x017F;ter der<lb/>
Strick-Zwirn, je be&#x017F;&#x017F;er und &#x017F;cho&#x0364;ner die<lb/>
Netze liegen, wann &#x017F;ie ge&#x017F;pannet werden.<lb/>
Die &#x017F;tarcken Vogel-Steller, &#x017F;o &#x017F;ie la&#x0364;nger,<lb/>
dann neuntzig oder hundert Schuhe<lb/>
brauchen, machen &#x017F;ie la&#x0364;nger, wiewohl<lb/><cb/>
&#x017F;echzig Ellen eine &#x017F;cho&#x0364;ne La&#x0364;nge machet.<lb/>
Wan&#x0303; &#x017F;ie ihre gebu&#x0364;hrende Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e im Stri-<lb/>
cken haben, werden &#x017F;ie nach der La&#x0364;nge<lb/>
eingele&#x017F;en, noch einmahl u&#x0364;ber&#x017F;tricket,<lb/>
und dann die weiten Sohl-Mo&#x017F;chen auff<lb/>
beyden Seiten ge&#x017F;tricket, und in ihre<lb/>
Saumen gele&#x017F;en. Dann &#x017F;o &#x017F;ie an die<lb/>
Ober-Sa&#x0364;ume keine Vor&#x017F;eiler brauchen,<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et man den Ober-Saum von beyden<lb/>
Theilen &#x017F;o weit vorgehen, daß &#x017F;ie darmit<lb/>
be&#x017F;tehen, und die Garne &#x017F;pannen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, und alsdann mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olche Sa&#x0364;ume<lb/>
u&#x0364;ber vier und zwantzig oder u&#x0364;ber &#x017F;echs<lb/>
und zwantzig Klafftern lang &#x017F;eyn, an ei-<lb/>
ne Wand; Die aber be&#x017F;ondere Vor&#x017F;eiler<lb/>
brauchen, mit welcher Manier ich auch<lb/>
umbgangen, ziehen vor &#x017F;olche Spann-<lb/>
Sa&#x0364;ume dritthalb, oder drey Klafftern<lb/>
ab, und la&#x017F;&#x017F;ens alsdann bey zwantzig<lb/>
Klafftern bleiben. Die Unter- und klei-<lb/>
ne Sa&#x0364;ume, nachdem die Netze lang &#x017F;eyn,<lb/>
&#x017F;ind von &#x017F;echszehen oder mehr Klafftern,<lb/>
hernach die Sa&#x0364;ume nach La&#x0364;nge der Sta&#x0364;-<lb/>
be &#x017F;ieben oder acht Schuh. Es kommen<lb/>
zu einer Wand zwey Zaffeln oder Stra&#x0364;n-<lb/>
ge Zwirn und al&#x017F;o zu beyden Wa&#x0364;nden<lb/>
vier Stra&#x0364;nge Zwirn, bey nahe ver-<lb/>
braucht man zu Scheeren-Zug-Ober-<lb/>
und Unter-Sa&#x0364;umen bey die neuntzig<lb/>
oder hundert Klafftern, beyderley Sa&#x0364;u-<lb/>
me gleichfalls. Die, welche die Garne<lb/>
mit Schlupff-Seilen, und die Sta&#x0364;be mit<lb/>
Wartzen be&#x017F;tellen, die machen vorne an<lb/>
die Sa&#x0364;ume Schleifen, daß &#x017F;ie darmit die<lb/>
Sa&#x0364;ume an die Sta&#x0364;be ha&#x0364;ngen, die aber,<lb/>
die beyderley Art Gelencken brauchen,<lb/>
machen keine Schleifen daran, &#x017F;ondern<lb/>
binden die Sa&#x0364;ume an die Sta&#x0364;be oder<lb/>
Klincken. Es &#x017F;tellet ein Jeder, nachdem<lb/>
ers gewohnet, Krammets-Vo&#x0364;gel und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X x</fw><fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[345/0515] Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. an das Laub geblieben. Das Gerege wird an eine Stange gemacht, da oben ein Loch, wodurch ein ſchwartzer Zwirn- Faden gezogen, und daran ein lebendiger Lock-Vogel gebunden wird; Wann dieſer gezucket wird, und in die Hoͤhe flieget, begiebt ſich der von Ferne kommende Vogel deſto eher herzu. Die Lock-Voͤgel in Gebauern muͤſſen auſ- ſerm Wind etwas erhaben in dicke Ge- buͤſche angebunden, und mit Reiß beſte- cket werden, ſo ſollen ſie beſſer locken, als man mit dem Munde pfeiffet, iſt auch natuͤrlicher. Die Fall- oder Haack-Reiſ- ſer, welche fein ſchwach ausgeleſen, und in der Faſten-Zeit gehauen werden ſol- len, werden nicht uͤber 10. biß 12. Ellen hoch gelaſſen, weil auff gar zu hohen Haack-Reiſſern der Wind die Voͤgel leichtlich verſchlaͤget. Die Thuͤringer ſind hierinnen gute Vogel-Steller, von wel- chen mehrere Nachricht zu erlangen. Wie man denn auch hiervon aus ermeldten Autoris, Johann Conrad Aittingers Be- richt vom Vogel-Stellen pag. 261. biß 291. von dem Strich und Lager-Heerd der ſaͤmmtlichen Kram̃et-Voͤgel eine mehre- re und ausfuͤhrlichere Nachricht haben kan, dahin ich den geneigten Leſer ge- wieſen haben will, ſich darnach bey al- len vorfallenden Begebenheiten einzu- richten. Vogel-Waͤnde und Netze zu ſtricken und zu ſtellen. Alle Schlag- und offenbahre Waͤn- de ſind nach der Zwerg-Breite und nicht nach der Laͤnge, nach etlicher Weydleute Opinion, zu ſtricken: Hergegen alle Waͤnde, ſo zugeleget und gedecket wer- den, muͤſſen nach der Laͤnge, und nicht nach der Breite geſtricket werden. Die groſſen hebt man mit einer Moſchen an, wiewohl ſie ſonſten etliche lieber mit drey- en oder mehr Moſchen anfangen, die- weil es im Einleſen ſich nicht ſo liederlich verwirret. Dieſes ſtricket man ſo lange, biß es funffzig oder ſechszig Ellen errei- chet, alsdann loͤſet mans an eine Schnur, und ſtrickets ſechs oder ſiebendhalbe El- len lang, oder ſechszig, auch wohl ſechs und ſechszig Moſchen hoch oder hundert und dreyßig mahl herumb. Ehe man aber biß auff viermahl das Ende errei- chet, ſtricket man erſtlich mit einem klei- nern oder engern Stoͤcklein, darnach mit einem groͤbern Zwirn, und weiterm Stock herumb; Dieß giebt alſo die Sohl- Moſchen, darinnen denn der Saum kommt, und gehet oben und unten an beyden Enden. Die Schlag-Waͤnde auf grobe Voͤgel duͤrffen nicht ſo lang in die Breite, als die engen geſtrickt werden, wegen ihrer weitlaͤufftigen Moſchen, die ſie uͤberkommen. Diejenigen, ſo nach der gemeineſten und bekanteſten Art ſtri- cken, heben die Lerchen-Waͤnde mit vier und ſechszig Moſchen an, und ſtricken ſie nach ihrem Gefallen, von funffzig biß auf ſechzig Ellen. Je reiner und veſter der Strick-Zwirn, je beſſer und ſchoͤner die Netze liegen, wann ſie geſpannet werden. Die ſtarcken Vogel-Steller, ſo ſie laͤnger, dann neuntzig oder hundert Schuhe brauchen, machen ſie laͤnger, wiewohl ſechzig Ellen eine ſchoͤne Laͤnge machet. Wañ ſie ihre gebuͤhrende Groͤſſe im Stri- cken haben, werden ſie nach der Laͤnge eingeleſen, noch einmahl uͤberſtricket, und dann die weiten Sohl-Moſchen auff beyden Seiten geſtricket, und in ihre Saumen geleſen. Dann ſo ſie an die Ober-Saͤume keine Vorſeiler brauchen, laͤſſet man den Ober-Saum von beyden Theilen ſo weit vorgehen, daß ſie darmit beſtehen, und die Garne ſpannen koͤn- nen, und alsdann muͤſſen ſolche Saͤume uͤber vier und zwantzig oder uͤber ſechs und zwantzig Klafftern lang ſeyn, an ei- ne Wand; Die aber beſondere Vorſeiler brauchen, mit welcher Manier ich auch umbgangen, ziehen vor ſolche Spann- Saͤume dritthalb, oder drey Klafftern ab, und laſſens alsdann bey zwantzig Klafftern bleiben. Die Unter- und klei- ne Saͤume, nachdem die Netze lang ſeyn, ſind von ſechszehen oder mehr Klafftern, hernach die Saͤume nach Laͤnge der Staͤ- be ſieben oder acht Schuh. Es kommen zu einer Wand zwey Zaffeln oder Straͤn- ge Zwirn und alſo zu beyden Waͤnden vier Straͤnge Zwirn, bey nahe ver- braucht man zu Scheeren-Zug-Ober- und Unter-Saͤumen bey die neuntzig oder hundert Klafftern, beyderley Saͤu- me gleichfalls. Die, welche die Garne mit Schlupff-Seilen, und die Staͤbe mit Wartzen beſtellen, die machen vorne an die Saͤume Schleifen, daß ſie darmit die Saͤume an die Staͤbe haͤngen, die aber, die beyderley Art Gelencken brauchen, machen keine Schleifen daran, ſondern binden die Saͤume an die Staͤbe oder Klincken. Es ſtellet ein Jeder, nachdem ers gewohnet, Krammets-Voͤgel und der- X x

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/515
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/515>, abgerufen am 28.11.2024.