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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] der grünen Felder aus der Ursachen benommen,
damit das Verlangen und die Sehnsucht, dar-
nach er sich grämen würde, sein Auffnehmen
nicht verhindere. Sein Geträncke muß sauber
und rein, und das Gemach vor den Mäusen und
Ratten wohl verwahret seyn. Jn einer jeden
Ecke setzet man kurtze grüne Sträucher, darauff
sie des Nachts ruhen können: Darneben ist ein
Bey-Kämmerlein, darinnen man ihn läst, und
was man tödten will, ohne Erschreckung der an-
dern wegnehmen mag. Man giebt ihnen Hier-
sche und Haber, soviel sie mögen: Er wird so fei-
sie, daß offte einer drey biß vier Untzen wieget, sie
werden gerupffet, in Mehl eingemachet, und al-
so weit anderwärts hin hohen Herrschafften ü-
berschicket. Er wird offte so fett, daß er davon
sterben muß, sonst lebet er drey biß vier Jahr
lang: Sie werden in der Haber-Erndte, wo et-
liche Garben stehen, mit kleinen Schlag-Wän-
den eintzeln gefangen. D. Jonston giebt von die-
sem Vogel noch zwey andere Gattungen, eine
gelb, wie Stroh-Farbe, auf der Seiten, und am
Ende der Schwing-Federn weiß, und einen, der
gantz weiß ist, wie ein Schwan, wird aber gar
selten gefunden, und ist etwas sonderliches, wie
es auch zu Zeiten weisse Lerchen, Fincken,
Schwalben und Sperlinge giebt. Johann Ba-
ptista Tavernier
in seinem Orientalischen
Reiß-Buch meldet: Es werden in Cypern die
Hortolani im Herbst Haufen-weiß gefangen,
daselbst die Venetianer sie einkauffen, und umb
solche füglich überzubringen, gehen sie damit al-
[Spaltenumbruch] so umb: Wann sie gerupffet, und zwey oder drey-
mahl aufgesotten worden, legt man sie mit Saltz
und Eßig in die Tonnen, wenn man sie essen will,
thut man sie zwischen zwey Schüsseln über eine
Gluth-Pfanne, und sind selbige so fett, daß sie
selbsten die Suppe darzu machen: Man führet
ihrer offte bey 1000. Vässer aus Cypern, und
wäre dieser Handel nicht, dürfften wohl die ar-
men Christen in der Jnsul wenig Geld zu sehen
bekommen. Jm Herbst um den Wein-Mo-
nat machen die Einwohner der nahe herumbgele-
nen Dörffer kleine Hütten auf das Feld, wo sie
wissen, daß diese Vögel sich ordentlich hinlagern,
um von einem gewissen Kraut, so in der Jnsul
wächset, die Körner zu fressen, wann nun diß
Kraut dürre, und der Saamen zeitig worden,
umbgeben sie es mit Leim-Spindeln, und fan-
gen die Vögel auf solche Weise: Es gehet aber
nur an, so lang der Nord-Westen Wind wehet,
und die Lufft kalt ist, dann bey dem Sud-Win-
de fangen sie nichts, in etlichen Jahren bekom-
men sie viel, in etlichen aber sehr wenig, und die-
net dieser Vogel denen Venetianern zu einem
Lecker-Bißlein, bey denen keine Gasterey in der
Fastnacht vorbey gehet, da nicht von solchen Vö-
geln gantze Pyramides in Schüsseln vorge-
tragen werden, wie Tavernier in seiner Persi-
anischen Reise, pag. 84. bezeuget. Gesnerus
nennet diesen Vogel Hortulanum, saget, sein
Fleisch sey hitziger Natur, erwärme die Nieren,
auget sperma & provocat menstrua, ut Rho-
sis testatur.

Vom Lanari-Vogel.
[Spaltenumbruch]

Diese kleine Vögel kommen aus denen Cana-
rien-Jnsuln, werden nur hier zu Lande in Kam-
mern gehalten, darinnen Bäumlein, Mooß,
Wolle, und ihr Futter gegeben wird, wovon sie
selbst Nester machen, 3. biß 4. Eyer legen, und
des Früh-Jahrs zweymahl brüthen, worbey
man ihnen Ameiß-Eyer vorschüttet, damit sie die
Jungen speisen. Sie sehen fast wie ein Zeißig
grünlicht aus/ doch sind sie etwas grösser, und
gelblichter. Sie werden aufferzogen wegen ihres
sonderlichen sehr anmuthigen Gesanges, und es-
sen gerne Hühner-Darm-Kraut; Jhr ordentli-
ches Futter wird insgemein folgender Gestalt
zubereitet; Rettig-Saamen 1. pf. Haber-Krü-
tze 3. pf. Salat-Saamen 3. pf. grauen Mohn-
Saamen 3. pf. Canarien-Futter 3. pf. Totter 2.
pf. Rübsen 3. pf. Lein-Saamen 1. pf. Dieses wird
unter einander gemischet, und Morgens jedem
ein kleiner Löffel voll gegeben; Den Winter durch
biß zum Monat May werden sie in einem Ge-
bauer gehalten; Man giebt ihnen auch gantzen
Zucker, Salat, gekochten Hanff und Vogel-
Kraut zu ihrer Abwechselung, wo aber Mäuse
zum Futter, oder bey die Vögel kommen, sterben
[Spaltenumbruch] sie. Sie werden im Majo in die Hecke gethan,
kriegen aber nur halb Futter, sonsten würden die
Eyer zu fett; Zu dreyen Sieen kömmt ein Hahn:
Wann sie Junge haben, so kriegen sie die Hertz-
Blätter vom Salath, und Ameyß-Eyer, aber
keinen Zucker; Währender Brüthe muß über ihr
Wasser ein Gitter seyn: Jn solcher Hecke blei-
ben sie biß in September, da man sie wieder in ih-
re Bauer, und ein wenig Saffran in ihr Wasser
thut, und den Winter über wiederumb, wie vor-
gemeldet, füttert. Man lernet ihnen, wann sie
jung und alleine sind, auf einem kleinen beinern
Pfeiffgen allerley Lieder singen, wie dann diese
Canarien-Vögel vielfältig in denen Handel-
Städten hin und wieder von vornehmen Kauff-
Leuthen zur angenehmen Lust gehalten, und
durch hierzu absonderliche verordnete Leute ge-
füttert werden. Sie werden bißweilen kranck,
und kriegen Beulen am Kopff, die muß man mit
Butter oder Hühner-Schmaltz ein, zwey, oder
dreymahl schmieren, und sie ein drey Tage also
lassen, so zeitigt das Geschwär, hernach muß man
das besagte Geschwär ausdrücken, da wird eine
dicke gelbröthigte Materie heraus gehen, dann

muß

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] der gruͤnen Felder aus der Urſachen benommen,
damit das Verlangen und die Sehnſucht, dar-
nach er ſich graͤmen wuͤrde, ſein Auffnehmen
nicht verhindere. Sein Getraͤncke muß ſauber
und rein, und das Gemach vor den Maͤuſen und
Ratten wohl verwahret ſeyn. Jn einer jeden
Ecke ſetzet man kurtze gruͤne Straͤucher, darauff
ſie des Nachts ruhen koͤnnen: Darneben iſt ein
Bey-Kaͤmmerlein, darinnen man ihn laͤſt, und
was man toͤdten will, ohne Erſchreckung der an-
dern wegnehmen mag. Man giebt ihnen Hier-
ſche und Haber, ſoviel ſie moͤgen: Er wird ſo fei-
ſie, daß offte einer drey biß vier Untzen wieget, ſie
werden gerupffet, in Mehl eingemachet, und al-
ſo weit anderwaͤrts hin hohen Herrſchafften uͤ-
berſchicket. Er wird offte ſo fett, daß er davon
ſterben muß, ſonſt lebet er drey biß vier Jahr
lang: Sie werden in der Haber-Erndte, wo et-
liche Garben ſtehen, mit kleinen Schlag-Waͤn-
den eintzeln gefangen. D. Jonſton giebt von die-
ſem Vogel noch zwey andere Gattungen, eine
gelb, wie Stroh-Farbe, auf der Seiten, und am
Ende der Schwing-Federn weiß, und einen, der
gantz weiß iſt, wie ein Schwan, wird aber gar
ſelten gefunden, und iſt etwas ſonderliches, wie
es auch zu Zeiten weiſſe Lerchen, Fincken,
Schwalben und Sperlinge giebt. Johann Ba-
ptiſta Tavernier
in ſeinem Orientaliſchen
Reiß-Buch meldet: Es werden in Cypern die
Hortolani im Herbſt Haufen-weiß gefangen,
daſelbſt die Venetianer ſie einkauffen, und umb
ſolche fuͤglich uͤberzubringen, gehen ſie damit al-
[Spaltenumbruch] ſo umb: Wann ſie gerupffet, und zwey oder drey-
mahl aufgeſotten worden, legt man ſie mit Saltz
und Eßig in die Tonnen, wenn man ſie eſſen will,
thut man ſie zwiſchen zwey Schuͤſſeln uͤber eine
Gluth-Pfanne, und ſind ſelbige ſo fett, daß ſie
ſelbſten die Suppe darzu machen: Man fuͤhret
ihrer offte bey 1000. Vaͤſſer aus Cypern, und
waͤre dieſer Handel nicht, duͤrfften wohl die ar-
men Chriſten in der Jnſul wenig Geld zu ſehen
bekommen. Jm Herbſt um den Wein-Mo-
nat machen die Einwohner der nahe herumbgele-
nen Doͤrffer kleine Huͤtten auf das Feld, wo ſie
wiſſen, daß dieſe Voͤgel ſich ordentlich hinlagern,
um von einem gewiſſen Kraut, ſo in der Jnſul
waͤchſet, die Koͤrner zu freſſen, wann nun diß
Kraut duͤrre, und der Saamen zeitig worden,
umbgeben ſie es mit Leim-Spindeln, und fan-
gen die Voͤgel auf ſolche Weiſe: Es gehet aber
nur an, ſo lang der Nord-Weſten Wind wehet,
und die Lufft kalt iſt, dann bey dem Sud-Win-
de fangen ſie nichts, in etlichen Jahren bekom-
men ſie viel, in etlichen aber ſehr wenig, und die-
net dieſer Vogel denen Venetianern zu einem
Lecker-Bißlein, bey denen keine Gaſterey in der
Faſtnacht vorbey gehet, da nicht von ſolchen Voͤ-
geln gantze Pyramides in Schuͤſſeln vorge-
tragen werden, wie Tavernier in ſeiner Perſi-
aniſchen Reiſe, pag. 84. bezeuget. Geſnerus
nennet dieſen Vogel Hortulanum, ſaget, ſein
Fleiſch ſey hitziger Natur, erwaͤrme die Nieren,
auget ſperma & provocat menſtrua, ut Rho-
ſis teſtatur.

Vom Lanari-Vogel.
[Spaltenumbruch]

Dieſe kleine Voͤgel kommen aus denen Cana-
rien-Jnſuln, werden nur hier zu Lande in Kam-
mern gehalten, darinnen Baͤumlein, Mooß,
Wolle, und ihr Futter gegeben wird, wovon ſie
ſelbſt Neſter machen, 3. biß 4. Eyer legen, und
des Fruͤh-Jahrs zweymahl bruͤthen, worbey
man ihnen Ameiß-Eyer vorſchuͤttet, damit ſie die
Jungen ſpeiſen. Sie ſehen faſt wie ein Zeißig
gruͤnlicht aus/ doch ſind ſie etwas groͤſſer, und
gelblichter. Sie werden aufferzogen wegen ihres
ſonderlichen ſehr anmuthigen Geſanges, und eſ-
ſen gerne Huͤhner-Darm-Kraut; Jhr ordentli-
ches Futter wird insgemein folgender Geſtalt
zubereitet; Rettig-Saamen 1. pf. Haber-Kruͤ-
tze 3. pf. Salat-Saamen 3. pf. grauen Mohn-
Saamen 3. pf. Canarien-Futter 3. pf. Totter 2.
pf. Ruͤbſen 3. pf. Lein-Saamen 1. pf. Dieſes wird
unter einander gemiſchet, und Morgens jedem
ein kleiner Loͤffel voll gegeben; Den Winter duꝛch
biß zum Monat May werden ſie in einem Ge-
bauer gehalten; Man giebt ihnen auch gantzen
Zucker, Salat, gekochten Hanff und Vogel-
Kraut zu ihrer Abwechſelung, wo aber Maͤuſe
zum Futter, oder bey die Voͤgel kommen, ſterben
[Spaltenumbruch] ſie. Sie werden im Majo in die Hecke gethan,
kriegen aber nur halb Futter, ſonſten wuͤrden die
Eyer zu fett; Zu dreyen Sieen koͤmmt ein Hahn:
Wann ſie Junge haben, ſo kriegen ſie die Hertz-
Blaͤtter vom Salath, und Ameyß-Eyer, aber
keinen Zucker; Waͤhrender Bruͤthe muß uͤber ihr
Waſſer ein Gitter ſeyn: Jn ſolcher Hecke blei-
ben ſie biß in September, da man ſie wieder in ih-
re Bauer, und ein wenig Saffran in ihr Waſſer
thut, und den Winter uͤber wiederumb, wie vor-
gemeldet, fuͤttert. Man lernet ihnen, wann ſie
jung und alleine ſind, auf einem kleinen beinern
Pfeiffgen allerley Lieder ſingen, wie dann dieſe
Canarien-Voͤgel vielfaͤltig in denen Handel-
Staͤdten hin und wieder von vornehmen Kauff-
Leuthen zur angenehmen Luſt gehalten, und
durch hierzu abſonderliche verordnete Leute ge-
fuͤttert werden. Sie werden bißweilen kranck,
und kriegen Beulen am Kopff, die muß man mit
Butter oder Huͤhner-Schmaltz ein, zwey, oder
dreymahl ſchmieren, und ſie ein drey Tage alſo
laſſen, ſo zeitigt das Geſchwaͤr, hernach muß man
das beſagte Geſchwaͤr ausdruͤcken, da wird eine
dicke gelbroͤthigte Materie heraus gehen, dann

muß
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[354/0524] Fuͤnffter Theil/ der gruͤnen Felder aus der Urſachen benommen, damit das Verlangen und die Sehnſucht, dar- nach er ſich graͤmen wuͤrde, ſein Auffnehmen nicht verhindere. Sein Getraͤncke muß ſauber und rein, und das Gemach vor den Maͤuſen und Ratten wohl verwahret ſeyn. Jn einer jeden Ecke ſetzet man kurtze gruͤne Straͤucher, darauff ſie des Nachts ruhen koͤnnen: Darneben iſt ein Bey-Kaͤmmerlein, darinnen man ihn laͤſt, und was man toͤdten will, ohne Erſchreckung der an- dern wegnehmen mag. Man giebt ihnen Hier- ſche und Haber, ſoviel ſie moͤgen: Er wird ſo fei- ſie, daß offte einer drey biß vier Untzen wieget, ſie werden gerupffet, in Mehl eingemachet, und al- ſo weit anderwaͤrts hin hohen Herrſchafften uͤ- berſchicket. Er wird offte ſo fett, daß er davon ſterben muß, ſonſt lebet er drey biß vier Jahr lang: Sie werden in der Haber-Erndte, wo et- liche Garben ſtehen, mit kleinen Schlag-Waͤn- den eintzeln gefangen. D. Jonſton giebt von die- ſem Vogel noch zwey andere Gattungen, eine gelb, wie Stroh-Farbe, auf der Seiten, und am Ende der Schwing-Federn weiß, und einen, der gantz weiß iſt, wie ein Schwan, wird aber gar ſelten gefunden, und iſt etwas ſonderliches, wie es auch zu Zeiten weiſſe Lerchen, Fincken, Schwalben und Sperlinge giebt. Johann Ba- ptiſta Tavernier in ſeinem Orientaliſchen Reiß-Buch meldet: Es werden in Cypern die Hortolani im Herbſt Haufen-weiß gefangen, daſelbſt die Venetianer ſie einkauffen, und umb ſolche fuͤglich uͤberzubringen, gehen ſie damit al- ſo umb: Wann ſie gerupffet, und zwey oder drey- mahl aufgeſotten worden, legt man ſie mit Saltz und Eßig in die Tonnen, wenn man ſie eſſen will, thut man ſie zwiſchen zwey Schuͤſſeln uͤber eine Gluth-Pfanne, und ſind ſelbige ſo fett, daß ſie ſelbſten die Suppe darzu machen: Man fuͤhret ihrer offte bey 1000. Vaͤſſer aus Cypern, und waͤre dieſer Handel nicht, duͤrfften wohl die ar- men Chriſten in der Jnſul wenig Geld zu ſehen bekommen. Jm Herbſt um den Wein-Mo- nat machen die Einwohner der nahe herumbgele- nen Doͤrffer kleine Huͤtten auf das Feld, wo ſie wiſſen, daß dieſe Voͤgel ſich ordentlich hinlagern, um von einem gewiſſen Kraut, ſo in der Jnſul waͤchſet, die Koͤrner zu freſſen, wann nun diß Kraut duͤrre, und der Saamen zeitig worden, umbgeben ſie es mit Leim-Spindeln, und fan- gen die Voͤgel auf ſolche Weiſe: Es gehet aber nur an, ſo lang der Nord-Weſten Wind wehet, und die Lufft kalt iſt, dann bey dem Sud-Win- de fangen ſie nichts, in etlichen Jahren bekom- men ſie viel, in etlichen aber ſehr wenig, und die- net dieſer Vogel denen Venetianern zu einem Lecker-Bißlein, bey denen keine Gaſterey in der Faſtnacht vorbey gehet, da nicht von ſolchen Voͤ- geln gantze Pyramides in Schuͤſſeln vorge- tragen werden, wie Tavernier in ſeiner Perſi- aniſchen Reiſe, pag. 84. bezeuget. Geſnerus nennet dieſen Vogel Hortulanum, ſaget, ſein Fleiſch ſey hitziger Natur, erwaͤrme die Nieren, auget ſperma & provocat menſtrua, ut Rho- ſis teſtatur. Vom Lanari-Vogel. Dieſe kleine Voͤgel kommen aus denen Cana- rien-Jnſuln, werden nur hier zu Lande in Kam- mern gehalten, darinnen Baͤumlein, Mooß, Wolle, und ihr Futter gegeben wird, wovon ſie ſelbſt Neſter machen, 3. biß 4. Eyer legen, und des Fruͤh-Jahrs zweymahl bruͤthen, worbey man ihnen Ameiß-Eyer vorſchuͤttet, damit ſie die Jungen ſpeiſen. Sie ſehen faſt wie ein Zeißig gruͤnlicht aus/ doch ſind ſie etwas groͤſſer, und gelblichter. Sie werden aufferzogen wegen ihres ſonderlichen ſehr anmuthigen Geſanges, und eſ- ſen gerne Huͤhner-Darm-Kraut; Jhr ordentli- ches Futter wird insgemein folgender Geſtalt zubereitet; Rettig-Saamen 1. pf. Haber-Kruͤ- tze 3. pf. Salat-Saamen 3. pf. grauen Mohn- Saamen 3. pf. Canarien-Futter 3. pf. Totter 2. pf. Ruͤbſen 3. pf. Lein-Saamen 1. pf. Dieſes wird unter einander gemiſchet, und Morgens jedem ein kleiner Loͤffel voll gegeben; Den Winter duꝛch biß zum Monat May werden ſie in einem Ge- bauer gehalten; Man giebt ihnen auch gantzen Zucker, Salat, gekochten Hanff und Vogel- Kraut zu ihrer Abwechſelung, wo aber Maͤuſe zum Futter, oder bey die Voͤgel kommen, ſterben ſie. Sie werden im Majo in die Hecke gethan, kriegen aber nur halb Futter, ſonſten wuͤrden die Eyer zu fett; Zu dreyen Sieen koͤmmt ein Hahn: Wann ſie Junge haben, ſo kriegen ſie die Hertz- Blaͤtter vom Salath, und Ameyß-Eyer, aber keinen Zucker; Waͤhrender Bruͤthe muß uͤber ihr Waſſer ein Gitter ſeyn: Jn ſolcher Hecke blei- ben ſie biß in September, da man ſie wieder in ih- re Bauer, und ein wenig Saffran in ihr Waſſer thut, und den Winter uͤber wiederumb, wie vor- gemeldet, fuͤttert. Man lernet ihnen, wann ſie jung und alleine ſind, auf einem kleinen beinern Pfeiffgen allerley Lieder ſingen, wie dann dieſe Canarien-Voͤgel vielfaͤltig in denen Handel- Staͤdten hin und wieder von vornehmen Kauff- Leuthen zur angenehmen Luſt gehalten, und durch hierzu abſonderliche verordnete Leute ge- fuͤttert werden. Sie werden bißweilen kranck, und kriegen Beulen am Kopff, die muß man mit Butter oder Huͤhner-Schmaltz ein, zwey, oder dreymahl ſchmieren, und ſie ein drey Tage alſo laſſen, ſo zeitigt das Geſchwaͤr, hernach muß man das beſagte Geſchwaͤr ausdruͤcken, da wird eine dicke gelbroͤthigte Materie heraus gehen, dann muß

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/524>, abgerufen am 27.11.2024.