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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] muß man sie abermahl, wie erst gedacht, schmie-
ren, biß es heilet. Sonst kan man ihnen bißwei-
len Melonen-Kern und in den Tranck Zucker-
cand alle Monat zweymahl geben, und sonderlich
wann sie zu maußen anfangen, soll man ihnen
[Spaltenumbruch] Melon-Kern geben und die Vögel mit Wein
zwey oder dreymahl in der Woche besprützen, und
an der Sonnen abtrocknen lassen, damit werden
ihnen auch die Läuse vertrieben.

Beschluß.
[Spaltenumbruch]

Dieweil verhoffe, es werde dieses vorgenom-
mene Werck nunmehro zu Ende und durch Gött-
liche Gnade völlig beschlossen seyn; So ersuche
den nach Standes Gebühr Hoch-Wohl- und
Vielgeehrten Leser, mit meiner treuhertzigen In-
tention
gütigst vorlieb zu nehmen, und nur die-
ses zu betrachten, was vor viele und mancherleye
Wissenschafften demjenigen, so ein rechter Jä-
ger seyn will, zu wissen gehören, und so er dieselbe
recht gründlich begreiffet und verstehet, er so-
dann erstlich vor einen Jäger passiren könne,
welches aber nicht alleine mit Lesen und Censi
r
en dieses Buchs, wann er es auch gar auswen-
dig lernen würde, so gleich ausgerichtet ist; son-
dern er muß dieses nur als ein Parergon, oder ein
Neben-Werck zu lesen, bey müßiger Zeit vorneh-
men, umb von demjenigen, so sich ohngefehr be-
geben mögte, einigen Vorschmack oder Nach-
richt zu erhalten: Hauptsächlich aber recom-
mendir
e ich einem Anfänger oder jungen Jä-
ger, daß er alle seine Sachen mit fleißigem Ge-
beth und GOtt anfange und vornehme, ohne
welches Hülffe nichts auszurichten ist, und soll
sich ja hüthen vor bösen Teuffels-Künstgen
oder abergläubischen Thorheiten, welches keine
ehrliche Jäger thun, sondern die verdorbenen
Stümpler, welche nichts gelernet haben, so zu
solchen Künstgen ihr Vertrauen nehmen, daß sie
ihnen helffen sollen; Wer was rechtschaffenes ge-
lernet hat, brauchet gar keine Hexerey: Vor-
nehmlich soll ein Anfänger oder junger Jäger
sich befleißigen, fein früh aufzustehen, und soll be-
gierig seyn, sowohl die Eigenschafften, und Na-
turen der wilden Thiere, als die Spuhr und Ge-
fährde derselben fleißig zu erlernen, nicht weni-
ger den Unterscheid eines Hirsches, und eines
Thieres, item eines wilden Schweines, eines
Wolffs, Rehes, Fuchs, Dachs, Hasen, und der-
gleichen sich bekant zu machen. Findet er solches
nicht allzeit auff dem Revier, so muß er in einem
Thier-Garthen, oder anderm Gehäge, wo Wild
anzutreffen, zu spühren fleißig lernen, aber nicht
in weichem Koth oder Lehm, wo es tieffe Löcher
machet, item im Schnee oder Thau-Schlag,
welches ein Bauer auch könte, sondern soviel
möglich, auff hartem leddigem, brachen, und
Kiesel-Boden, damit er die Augen klar zu kucken
fein auffmachen lerne, und suche, als ob er einen
kostbahren Diamanten-Ring verlohren hätte.
Weil man nun die Hirsch-Gefährde auf hartem
Boden oder gefallenem Laub nicht erkennen kan,
[Spaltenumbruch] so muß der Leith-Hund seinen blinden Jäger füh-
ren, und die Spuhr anzeigen, welche schöne Kunst
und Wissenschafft mit allem Fleiß zu erlernen ist;
Maassen der Leith-Hund des Jägers bester
Grund und Anfang ist; Dann derjenige, so mit
der Büchse schiesset, kein Jäger, sondern ein
Schütze zu nennen ist, welches auch seinen ge-
wissen Nutzen hat, und nicht zu verwerffen ist.
Zum andern, gleichwie ein junger Jäger den
Hirsch oder das Wild mit seiner Nase nicht rie-
chen kan, wie gut Bier, oder Wein, sauer oder
süsse, sondern hierzu den Hund, als ein Werck-
zeug, wie der Schmidt den Hammer und die Zan-
ge, brauchen muß, also muß er vor allen Dingen
grosse Liebe zu Warthung und Fütterung der
Hunde haben, sich keine Mühe verdriessen las-
sen, oder sich schämen wollen, die Hunde recht zu
warthen, zu säubern, zu waschen, zu kämmen,
zu baden und von allem Unflath zu reinigen, die
Hunde wohl in acht zu nehmen, sonderlich Früh-
lings zur Behänge-Zeit umb den Mäy-Monat,
wann es fein stille, und nicht windig ist, nicht
schlaffen, biß die Sonne ins Bette scheinet, son-
dern den faulen Podex fein frühe bey Tage her-
aus rücken, nach dem alten Sprich-Wort: Die
Morgen-Stund, hat Gold im Mund; Denn da
ist der Mensch zu lernen am geschicksten, wann
man aber schon gefrühsticket, oder mit Brande-
wein sich gelabet, da ist man faul und der Kopff
schwer und schläffrig: Jst es nun schlimm Wet-
ter, Regen oder windig, da man draussen mit
dem Hund nichts machen kan, so kan er sich
inzwischen üben, entweder die Spuhr kennen
zu lernen, kan er nichts finden, soll er sich üben
mit Blasen des Wald-Horns oder des teut-
schen Hifft-Horns, oder nach Jäger-Manier
zu schreyen: Item soll nach dem Ziehl schiessen
mit Pürsch-Röhren, oder Flinten, mit Kugeln
oder Schroth, oder sich im Lauffen und Flug-
Schiessen exerciren; oder soll lernen Netze stri-
cken, auszubessern, item allerley Vögel zu locken,
als wie die Enten, Reyer, Kiewitz, Ringel-Tau-
ben, Blau-Tauben und dergleichen, item den
Reh-Bock auffs Blat zu locken, einen Fuchs zu
qväcken, oder Hasen zu locken, und was sonst mehr
nöthig ist. Jst es aber schön Wetter, so still u. oh-
ne Wind, u. wie es nöthig, muß er mit guter Auff-
mercksamkeit den Umbgang u. das Ausführen
des Leith-Hundes mit behörigem Zuspruch von
seinem Jäger oder Lehr-Meister mit Fleiß erler-
nen, wie solches an seinem Orte beschrieben ist.

Zum
Y y 2

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] muß man ſie abermahl, wie erſt gedacht, ſchmie-
ren, biß es heilet. Sonſt kan man ihnen bißwei-
len Melonen-Kern und in den Tranck Zucker-
cand alle Monat zweymahl geben, und ſonderlich
wann ſie zu maußen anfangen, ſoll man ihnen
[Spaltenumbruch] Melon-Kern geben und die Voͤgel mit Wein
zwey oder dꝛeymahl in der Woche beſpꝛuͤtzen, und
an der Sonnen abtrocknen laſſen, damit werden
ihnen auch die Laͤuſe vertrieben.

Beſchluß.
[Spaltenumbruch]

Dieweil verhoffe, es werde dieſes vorgenom-
mene Werck nunmehro zu Ende und durch Goͤtt-
liche Gnade voͤllig beſchloſſen ſeyn; So erſuche
den nach Standes Gebuͤhr Hoch-Wohl- und
Vielgeehrten Leſer, mit meiner treuhertzigen In-
tention
guͤtigſt vorlieb zu nehmen, und nur die-
ſes zu betrachten, was vor viele und mancherleye
Wiſſenſchafften demjenigen, ſo ein rechter Jaͤ-
ger ſeyn will, zu wiſſen gehoͤren, und ſo er dieſelbe
recht gruͤndlich begreiffet und verſtehet, er ſo-
dann erſtlich vor einen Jaͤger pasſiren koͤnne,
welches aber nicht alleine mit Leſen und Cenſi
r
en dieſes Buchs, wann er es auch gar auswen-
dig lernen wuͤrde, ſo gleich ausgerichtet iſt; ſon-
dern er muß dieſes nur als ein Parergon, oder ein
Neben-Werck zu leſen, bey muͤßiger Zeit vorneh-
men, umb von demjenigen, ſo ſich ohngefehr be-
geben moͤgte, einigen Vorſchmack oder Nach-
richt zu erhalten: Hauptſaͤchlich aber recom-
mendir
e ich einem Anfaͤnger oder jungen Jaͤ-
ger, daß er alle ſeine Sachen mit fleißigem Ge-
beth und GOtt anfange und vornehme, ohne
welches Huͤlffe nichts auszurichten iſt, und ſoll
ſich ja huͤthen vor boͤſen Teuffels-Kuͤnſtgen
oder aberglaͤubiſchen Thorheiten, welches keine
ehrliche Jaͤger thun, ſondern die verdorbenen
Stuͤmpler, welche nichts gelernet haben, ſo zu
ſolchen Kuͤnſtgen ihr Vertrauen nehmen, daß ſie
ihnen helffen ſollen; Wer was rechtſchaffenes ge-
lernet hat, brauchet gar keine Hexerey: Vor-
nehmlich ſoll ein Anfaͤnger oder junger Jaͤger
ſich befleißigen, fein fruͤh aufzuſtehen, und ſoll be-
gierig ſeyn, ſowohl die Eigenſchafften, und Na-
turen der wilden Thiere, als die Spuhr und Ge-
faͤhrde derſelben fleißig zu erlernen, nicht weni-
ger den Unterſcheid eines Hirſches, und eines
Thieres, item eines wilden Schweines, eines
Wolffs, Rehes, Fuchs, Dachs, Haſen, und der-
gleichen ſich bekant zu machen. Findet er ſolches
nicht allzeit auff dem Revier, ſo muß er in einem
Thier-Garthen, oder anderm Gehaͤge, wo Wild
anzutreffen, zu ſpuͤhren fleißig lernen, aber nicht
in weichem Koth oder Lehm, wo es tieffe Loͤcher
machet, item im Schnee oder Thau-Schlag,
welches ein Bauer auch koͤnte, ſondern ſoviel
moͤglich, auff hartem leddigem, brachen, und
Kieſel-Boden, damit er die Augen klar zu kucken
fein auffmachen lerne, und ſuche, als ob er einen
koſtbahren Diamanten-Ring verlohren haͤtte.
Weil man nun die Hirſch-Gefaͤhrde auf hartem
Boden oder gefallenem Laub nicht erkennen kan,
[Spaltenumbruch] ſo muß der Leith-Hund ſeinen blinden Jaͤger fuͤh-
ren, und die Spuhr anzeigen, welche ſchoͤne Kunſt
und Wiſſenſchafft mit allem Fleiß zu erlernen iſt;
Maaſſen der Leith-Hund des Jaͤgers beſter
Grund und Anfang iſt; Dann derjenige, ſo mit
der Buͤchſe ſchieſſet, kein Jaͤger, ſondern ein
Schuͤtze zu nennen iſt, welches auch ſeinen ge-
wiſſen Nutzen hat, und nicht zu verwerffen iſt.
Zum andern, gleichwie ein junger Jaͤger den
Hirſch oder das Wild mit ſeiner Naſe nicht rie-
chen kan, wie gut Bier, oder Wein, ſauer oder
ſuͤſſe, ſondern hierzu den Hund, als ein Werck-
zeug, wie der Schmidt den Hammer und die Zan-
ge, brauchen muß, alſo muß er vor allen Dingen
groſſe Liebe zu Warthung und Fuͤtterung der
Hunde haben, ſich keine Muͤhe verdrieſſen laſ-
ſen, oder ſich ſchaͤmen wollen, die Hunde recht zu
warthen, zu ſaͤubern, zu waſchen, zu kaͤmmen,
zu baden und von allem Unflath zu reinigen, die
Hunde wohl in acht zu nehmen, ſonderlich Fruͤh-
lings zur Behaͤnge-Zeit umb den Maͤy-Monat,
wann es fein ſtille, und nicht windig iſt, nicht
ſchlaffen, biß die Sonne ins Bette ſcheinet, ſon-
dern den faulen Podex fein fruͤhe bey Tage her-
aus ruͤcken, nach dem alten Sprich-Wort: Die
Morgen-Stund, hat Gold im Mund; Denn da
iſt der Menſch zu lernen am geſchickſten, wann
man aber ſchon gefruͤhſticket, oder mit Brande-
wein ſich gelabet, da iſt man faul und der Kopff
ſchwer und ſchlaͤffrig: Jſt es nun ſchlimm Wet-
ter, Regen oder windig, da man drauſſen mit
dem Hund nichts machen kan, ſo kan er ſich
inzwiſchen uͤben, entweder die Spuhr kennen
zu lernen, kan er nichts finden, ſoll er ſich uͤben
mit Blaſen des Wald-Horns oder des teut-
ſchen Hifft-Horns, oder nach Jaͤger-Manier
zu ſchreyen: Item ſoll nach dem Ziehl ſchieſſen
mit Puͤrſch-Roͤhren, oder Flinten, mit Kugeln
oder Schroth, oder ſich im Lauffen und Flug-
Schieſſen exerciren; oder ſoll lernen Netze ſtri-
cken, auszubeſſern, item allerley Voͤgel zu locken,
als wie die Enten, Reyer, Kiewitz, Ringel-Tau-
ben, Blau-Tauben und dergleichen, item den
Reh-Bock auffs Blat zu locken, einen Fuchs zu
qvaͤcken, oder Haſen zu locken, und was ſonſt mehr
noͤthig iſt. Jſt es aber ſchoͤn Wetter, ſo ſtill u. oh-
ne Wind, u. wie es noͤthig, muß er mit guter Auff-
merckſamkeit den Umbgang u. das Ausfuͤhren
des Leith-Hundes mit behoͤrigem Zuſpruch von
ſeinem Jaͤger oder Lehr-Meiſter mit Fleiß erler-
nen, wie ſolches an ſeinem Orte beſchrieben iſt.

Zum
Y y 2
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[355/0525] Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. muß man ſie abermahl, wie erſt gedacht, ſchmie- ren, biß es heilet. Sonſt kan man ihnen bißwei- len Melonen-Kern und in den Tranck Zucker- cand alle Monat zweymahl geben, und ſonderlich wann ſie zu maußen anfangen, ſoll man ihnen Melon-Kern geben und die Voͤgel mit Wein zwey oder dꝛeymahl in der Woche beſpꝛuͤtzen, und an der Sonnen abtrocknen laſſen, damit werden ihnen auch die Laͤuſe vertrieben. Beſchluß. Dieweil verhoffe, es werde dieſes vorgenom- mene Werck nunmehro zu Ende und durch Goͤtt- liche Gnade voͤllig beſchloſſen ſeyn; So erſuche den nach Standes Gebuͤhr Hoch-Wohl- und Vielgeehrten Leſer, mit meiner treuhertzigen In- tention guͤtigſt vorlieb zu nehmen, und nur die- ſes zu betrachten, was vor viele und mancherleye Wiſſenſchafften demjenigen, ſo ein rechter Jaͤ- ger ſeyn will, zu wiſſen gehoͤren, und ſo er dieſelbe recht gruͤndlich begreiffet und verſtehet, er ſo- dann erſtlich vor einen Jaͤger pasſiren koͤnne, welches aber nicht alleine mit Leſen und Cenſi ren dieſes Buchs, wann er es auch gar auswen- dig lernen wuͤrde, ſo gleich ausgerichtet iſt; ſon- dern er muß dieſes nur als ein Parergon, oder ein Neben-Werck zu leſen, bey muͤßiger Zeit vorneh- men, umb von demjenigen, ſo ſich ohngefehr be- geben moͤgte, einigen Vorſchmack oder Nach- richt zu erhalten: Hauptſaͤchlich aber recom- mendire ich einem Anfaͤnger oder jungen Jaͤ- ger, daß er alle ſeine Sachen mit fleißigem Ge- beth und GOtt anfange und vornehme, ohne welches Huͤlffe nichts auszurichten iſt, und ſoll ſich ja huͤthen vor boͤſen Teuffels-Kuͤnſtgen oder aberglaͤubiſchen Thorheiten, welches keine ehrliche Jaͤger thun, ſondern die verdorbenen Stuͤmpler, welche nichts gelernet haben, ſo zu ſolchen Kuͤnſtgen ihr Vertrauen nehmen, daß ſie ihnen helffen ſollen; Wer was rechtſchaffenes ge- lernet hat, brauchet gar keine Hexerey: Vor- nehmlich ſoll ein Anfaͤnger oder junger Jaͤger ſich befleißigen, fein fruͤh aufzuſtehen, und ſoll be- gierig ſeyn, ſowohl die Eigenſchafften, und Na- turen der wilden Thiere, als die Spuhr und Ge- faͤhrde derſelben fleißig zu erlernen, nicht weni- ger den Unterſcheid eines Hirſches, und eines Thieres, item eines wilden Schweines, eines Wolffs, Rehes, Fuchs, Dachs, Haſen, und der- gleichen ſich bekant zu machen. Findet er ſolches nicht allzeit auff dem Revier, ſo muß er in einem Thier-Garthen, oder anderm Gehaͤge, wo Wild anzutreffen, zu ſpuͤhren fleißig lernen, aber nicht in weichem Koth oder Lehm, wo es tieffe Loͤcher machet, item im Schnee oder Thau-Schlag, welches ein Bauer auch koͤnte, ſondern ſoviel moͤglich, auff hartem leddigem, brachen, und Kieſel-Boden, damit er die Augen klar zu kucken fein auffmachen lerne, und ſuche, als ob er einen koſtbahren Diamanten-Ring verlohren haͤtte. Weil man nun die Hirſch-Gefaͤhrde auf hartem Boden oder gefallenem Laub nicht erkennen kan, ſo muß der Leith-Hund ſeinen blinden Jaͤger fuͤh- ren, und die Spuhr anzeigen, welche ſchoͤne Kunſt und Wiſſenſchafft mit allem Fleiß zu erlernen iſt; Maaſſen der Leith-Hund des Jaͤgers beſter Grund und Anfang iſt; Dann derjenige, ſo mit der Buͤchſe ſchieſſet, kein Jaͤger, ſondern ein Schuͤtze zu nennen iſt, welches auch ſeinen ge- wiſſen Nutzen hat, und nicht zu verwerffen iſt. Zum andern, gleichwie ein junger Jaͤger den Hirſch oder das Wild mit ſeiner Naſe nicht rie- chen kan, wie gut Bier, oder Wein, ſauer oder ſuͤſſe, ſondern hierzu den Hund, als ein Werck- zeug, wie der Schmidt den Hammer und die Zan- ge, brauchen muß, alſo muß er vor allen Dingen groſſe Liebe zu Warthung und Fuͤtterung der Hunde haben, ſich keine Muͤhe verdrieſſen laſ- ſen, oder ſich ſchaͤmen wollen, die Hunde recht zu warthen, zu ſaͤubern, zu waſchen, zu kaͤmmen, zu baden und von allem Unflath zu reinigen, die Hunde wohl in acht zu nehmen, ſonderlich Fruͤh- lings zur Behaͤnge-Zeit umb den Maͤy-Monat, wann es fein ſtille, und nicht windig iſt, nicht ſchlaffen, biß die Sonne ins Bette ſcheinet, ſon- dern den faulen Podex fein fruͤhe bey Tage her- aus ruͤcken, nach dem alten Sprich-Wort: Die Morgen-Stund, hat Gold im Mund; Denn da iſt der Menſch zu lernen am geſchickſten, wann man aber ſchon gefruͤhſticket, oder mit Brande- wein ſich gelabet, da iſt man faul und der Kopff ſchwer und ſchlaͤffrig: Jſt es nun ſchlimm Wet- ter, Regen oder windig, da man drauſſen mit dem Hund nichts machen kan, ſo kan er ſich inzwiſchen uͤben, entweder die Spuhr kennen zu lernen, kan er nichts finden, ſoll er ſich uͤben mit Blaſen des Wald-Horns oder des teut- ſchen Hifft-Horns, oder nach Jaͤger-Manier zu ſchreyen: Item ſoll nach dem Ziehl ſchieſſen mit Puͤrſch-Roͤhren, oder Flinten, mit Kugeln oder Schroth, oder ſich im Lauffen und Flug- Schieſſen exerciren; oder ſoll lernen Netze ſtri- cken, auszubeſſern, item allerley Voͤgel zu locken, als wie die Enten, Reyer, Kiewitz, Ringel-Tau- ben, Blau-Tauben und dergleichen, item den Reh-Bock auffs Blat zu locken, einen Fuchs zu qvaͤcken, oder Haſen zu locken, und was ſonſt mehr noͤthig iſt. Jſt es aber ſchoͤn Wetter, ſo ſtill u. oh- ne Wind, u. wie es noͤthig, muß er mit guter Auff- merckſamkeit den Umbgang u. das Ausfuͤhren des Leith-Hundes mit behoͤrigem Zuſpruch von ſeinem Jaͤger oder Lehr-Meiſter mit Fleiß erler- nen, wie ſolches an ſeinem Orte beſchrieben iſt. Zum Y y 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/525>, abgerufen am 27.11.2024.