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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Anhang unterschiedener nützlicher
[Spaltenumbruch] sondern niederschiessen wird,) zu verhal-
ten, und ob sie eben geduldig zusehen,
und sich leiden müssen, biß daß das un-
endliche Recht bey dieser jünckischen und
Verzug über Verzug fuhrenden Welt
ausgehet.

Zu dieser Frage erstes Membrum zu
schreiten, kan affirmativa wohl behauptet
werden. Denn erstlich, weil ein Jedwe-
der, seiner erheischenden Nothdurfft nach,
vor die Beschützung seiner Sachen den
Provocanten oder Insultanten ungestrafft
entleiben kan, wie nach der gemeinen
Meynung Ferdinand Vasquez lehret l. 1.
c. 2. n.
4.
welches sonderlich bey den Ver-
wüstern der Felder statt hat. Die Käy-
ser sagen: Es ist besser, daß man ihnen
bey Zeiten begegnet, als daß man sich erst-
lich hernach, wenn das Unglück gesche-
hen, revangiren will, und die Verwüster
der Bäume und der Weinberge können
eben am Leben gestrafft werden, als wie
die Strassen-Räuber;

L. 2. ff. Arb. furt. caes.
Farinac. Pr. Crim. qu. 20. n. 113.

Um so viel desto mehr muß Männigli-
chen verstattet seyn, Bruta animalia, son-
derlich das schädliche Wildpräth, wenn
es eine Wiese und besamten Acker gleich-
sam depopulando verwüstet, noch sich ab-
schrecken lassen will, zu erschiessen, und
zu fällen, weil man mit allem Recht von
dem grössern auff das geringere schliessen
kan, auch bey verhasten Materien,

Crav. Consil. 451.
Pacian. Consil. 61. num. 68.

Allwo er sagt, wer einen in Bann ge-
thanen tödten kan, welches das grössere
ist, kan sich auch noch eher seiner Güther
bemächtigen, als welches noch nicht ein-
mahl soviel importiret, bevorab da
solch Schwartz-Wild von den Aeckern
und Wiesen durch kein ander bequemlich
Mittel zu vertreiben, oder abzuwenden
wäre, sintemahl sich das Jus retensionis
allhier nicht practiciren läst, darauff
man in Ansehung der zahmen Thiere,
die uns oder unsern Feldern Schaden zu-
fügen, zu gehen, daß man es nemlich so
lange an sich behalte, biß der verursach-
te Schaden ersetzet worden.

Siehe Coler. de Process. Execut. p. 1.
c. 3. n. 64. & sequ.

Vors ander ist Rechtens, daß einer un-
bestrafft, um das Seinige zu beschützen,
den andern auf fremden Gründen Scha-
den zufügen könne;

L. 3. ff. de Incend. naufr.

[Spaltenumbruch]

Wie denn am dritten nicht weniger in
Rechten versehen, daß ein Jedweder die
schädlichen wilden Thiere, die die Wein-
Stöcke und Feld-Früchte ruiniren, als
Bäre, Wölfe, wilde Schweine, todt schla-
gen dürffe. Und ob gleich diese Ration
nicht erheblich seyn mögte, so giebt sich
doch aus beyden vorhergehenden dieser
Schluß, daß Hoch- und Wohlgebohrnen
Herrn Consulenten oder dero Unter-
thanen mit gutem Fug Rechtens das
schädliche Wildpräth, so ihren Aeckern
und Wiesen dermaassen depopulando
zusetzt, ungestrafft zu fällen, und zu er-
schiessen zugelassen.

Betreffend das andere Stück der ersten
Frage: Ob nemlich im Fall der Hrn. Con-
sulent
en Unterthanen von dem Forst-
Hrn. darüber beygefangen würden, auch
sie dessen Forst-Knecht gefänglich anzu-
nehmen, und so lang und viel aufzuhal-
ten bemächtiget, biß die ihrige ohne al-
les Entgeld wiederum auf freyen Fuß
gestellet, scheint dasselbe etwas zweiffel-
hafft, sintemahl ob wohl solch Beyfahen
auch vor die Beschützung der Possess, oder
gleichsam der Freyheit, und gar nicht
vor eine Beleidigung anzusehen; Jedoch
dieweil allerhand sorgliche Empörung
daraus entstehen, so der Herrn Consulen-
ten Unterthanen weiter bedrängt, auch
der Herr Graff zu Fürstenberg Pfan-
dungs- und andere Processe gegen die
Herren Consulenten darum leichtlich er-
halten würde, daß solche Handlungen
für unrechtmässige Pfandungen oder
Repressalien gehalten werden mögten,
deren sich die Herren Consulenten als
mehrern Theils Ungemittelte des Heili-
gen Römischen Reichs destoweniger zu
gebrauchen, daß ihnen dieser Sache hal-
ber nicht allein keine Justiz verweigert
worden, weil die Repressalien bloß auf
den Fall der verweigerten Justiz Platz
finden;

Gail. de Arrest. c. 9. n. 13.

Besondern auch dergleichen Repressalien
zu verhängen, allein in der Käyserlichen
Majestät Gewalt stehet, sintemahl die
Repressalien dem Krieg einiger Maassen
gleich kommen, den bloß der Käyser oder
einer, der keinen Ober-Herrn über sich
erkennt, anzukündigen hat,

Coler. de Proc. execut. C. 2. p. 1. n. 296.

Jngleichen auch, daß es daher gekom-
men, daß einige die Repressalien zu den
Regalien oder Käyserlichen Reservaten
ziehen.

Dannen-

Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher
[Spaltenumbruch] ſondern niederſchieſſen wird,) zu verhal-
ten, und ob ſie eben geduldig zuſehen,
und ſich leiden muͤſſen, biß daß das un-
endliche Recht bey dieſer juͤnckiſchen und
Verzug uͤber Verzug fuhrenden Welt
ausgehet.

Zu dieſer Frage erſtes Membrum zu
ſchreiten, kan affirmativa wohl behauptet
werden. Denn erſtlich, weil ein Jedwe-
der, ſeiner erheiſchenden Nothdurfft nach,
vor die Beſchuͤtzung ſeiner Sachen den
Provocanten oder Inſultanten ungeſtrafft
entleiben kan, wie nach der gemeinen
Meynung Ferdinand Vasquez lehret l. 1.
c. 2. n.
4.
welches ſonderlich bey den Ver-
wuͤſtern der Felder ſtatt hat. Die Kaͤy-
ſer ſagen: Es iſt beſſer, daß man ihnen
bey Zeiten begegnet, als daß man ſich erſt-
lich hernach, wenn das Ungluͤck geſche-
hen, revangiren will, und die Verwuͤſter
der Baͤume und der Weinberge koͤnnen
eben am Leben geſtrafft werden, als wie
die Straſſen-Raͤuber;

L. 2. ff. Arb. furt. cæſ.
Farinac. Pr. Crim. qu. 20. n. 113.

Um ſo viel deſto mehr muß Maͤnnigli-
chen verſtattet ſeyn, Bruta animalia, ſon-
derlich das ſchaͤdliche Wildpraͤth, wenn
es eine Wieſe und beſamten Acker gleich-
ſam depopulando verwuͤſtet, noch ſich ab-
ſchrecken laſſen will, zu erſchieſſen, und
zu faͤllen, weil man mit allem Recht von
dem groͤſſern auff das geringere ſchlieſſen
kan, auch bey verhaſten Materien,

Crav. Conſil. 451.
Pacian. Conſil. 61. num. 68.

Allwo er ſagt, wer einen in Bann ge-
thanen toͤdten kan, welches das groͤſſere
iſt, kan ſich auch noch eher ſeiner Guͤther
bemaͤchtigen, als welches noch nicht ein-
mahl ſoviel importiret, bevorab da
ſolch Schwartz-Wild von den Aeckern
und Wieſen durch kein ander bequemlich
Mittel zu vertreiben, oder abzuwenden
waͤre, ſintemahl ſich das Jus retenſionis
allhier nicht practiciren laͤſt, darauff
man in Anſehung der zahmen Thiere,
die uns oder unſern Feldern Schaden zu-
fuͤgen, zu gehen, daß man es nemlich ſo
lange an ſich behalte, biß der verurſach-
te Schaden erſetzet worden.

Siehe Coler. de Proceſſ. Execut. p. 1.
c. 3. n. 64. & ſequ.

Vors ander iſt Rechtens, daß einer un-
beſtrafft, um das Seinige zu beſchuͤtzen,
den andern auf fremden Gruͤnden Scha-
den zufuͤgen koͤnne;

L. 3. ff. de Incend. naufr.

[Spaltenumbruch]

Wie denn am dritten nicht weniger in
Rechten verſehen, daß ein Jedweder die
ſchaͤdlichen wilden Thiere, die die Wein-
Stoͤcke und Feld-Fruͤchte ruiniren, als
Baͤre, Woͤlfe, wilde Schweine, todt ſchla-
gen duͤrffe. Und ob gleich dieſe Ration
nicht erheblich ſeyn moͤgte, ſo giebt ſich
doch aus beyden vorhergehenden dieſer
Schluß, daß Hoch- und Wohlgebohrnen
Herrn Conſulenten oder dero Unter-
thanen mit gutem Fug Rechtens das
ſchaͤdliche Wildpraͤth, ſo ihren Aeckern
und Wieſen dermaaſſen depopulando
zuſetzt, ungeſtrafft zu faͤllen, und zu er-
ſchieſſen zugelaſſen.

Betreffend das andere Stuͤck der erſtẽ
Frage: Ob nemlich im Fall der Hrn. Con-
ſulent
en Unterthanen von dem Forſt-
Hrn. daruͤber beygefangen wuͤrden, auch
ſie deſſen Forſt-Knecht gefaͤnglich anzu-
nehmen, und ſo lang und viel aufzuhal-
ten bemaͤchtiget, biß die ihrige ohne al-
les Entgeld wiederum auf freyen Fuß
geſtellet, ſcheint daſſelbe etwas zweiffel-
hafft, ſintemahl ob wohl ſolch Beyfahen
auch vor die Beſchuͤtzung der Poſſeſſ, oder
gleichſam der Freyheit, und gar nicht
vor eine Beleidigung anzuſehen; Jedoch
dieweil allerhand ſorgliche Empoͤrung
daraus entſtehen, ſo der Herrn Conſulen-
ten Unterthanen weiter bedraͤngt, auch
der Herr Graff zu Fuͤrſtenberg Pfan-
dungs- und andere Proceſſe gegen die
Herren Conſulenten darum leichtlich er-
halten wuͤrde, daß ſolche Handlungen
fuͤr unrechtmaͤſſige Pfandungen oder
Repreſſalien gehalten werden moͤgten,
deren ſich die Herren Conſulenten als
mehrern Theils Ungemittelte des Heili-
gen Roͤmiſchen Reichs deſtoweniger zu
gebrauchen, daß ihnen dieſer Sache hal-
ber nicht allein keine Juſtiz verweigert
worden, weil die Repreſſalien bloß auf
den Fall der verweigerten Juſtiz Platz
finden;

Gail. de Arreſt. c. 9. n. 13.

Beſondern auch dergleichen Repreſſalien
zu verhaͤngen, allein in der Kaͤyſerlichen
Majeſtaͤt Gewalt ſtehet, ſintemahl die
Repreſſalien dem Krieg einiger Maaſſen
gleich kommen, den bloß der Kaͤyſer oder
einer, der keinen Ober-Herrn uͤber ſich
erkennt, anzukuͤndigen hat,

Coler. de Proc. execut. C. 2. p. 1. n. 296.

Jngleichen auch, daß es daher gekom-
men, daß einige die Repreſſalien zu den
Regalien oder Kaͤyſerlichen Reſervaten
ziehen.

Dannen-
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[96/0670] Anhang unterſchiedener nuͤtzlicher ſondern niederſchieſſen wird,) zu verhal- ten, und ob ſie eben geduldig zuſehen, und ſich leiden muͤſſen, biß daß das un- endliche Recht bey dieſer juͤnckiſchen und Verzug uͤber Verzug fuhrenden Welt ausgehet. Zu dieſer Frage erſtes Membrum zu ſchreiten, kan affirmativa wohl behauptet werden. Denn erſtlich, weil ein Jedwe- der, ſeiner erheiſchenden Nothdurfft nach, vor die Beſchuͤtzung ſeiner Sachen den Provocanten oder Inſultanten ungeſtrafft entleiben kan, wie nach der gemeinen Meynung Ferdinand Vasquez lehret l. 1. c. 2. n. 4. welches ſonderlich bey den Ver- wuͤſtern der Felder ſtatt hat. Die Kaͤy- ſer ſagen: Es iſt beſſer, daß man ihnen bey Zeiten begegnet, als daß man ſich erſt- lich hernach, wenn das Ungluͤck geſche- hen, revangiren will, und die Verwuͤſter der Baͤume und der Weinberge koͤnnen eben am Leben geſtrafft werden, als wie die Straſſen-Raͤuber; L. 2. ff. Arb. furt. cæſ. Farinac. Pr. Crim. qu. 20. n. 113. Um ſo viel deſto mehr muß Maͤnnigli- chen verſtattet ſeyn, Bruta animalia, ſon- derlich das ſchaͤdliche Wildpraͤth, wenn es eine Wieſe und beſamten Acker gleich- ſam depopulando verwuͤſtet, noch ſich ab- ſchrecken laſſen will, zu erſchieſſen, und zu faͤllen, weil man mit allem Recht von dem groͤſſern auff das geringere ſchlieſſen kan, auch bey verhaſten Materien, Crav. Conſil. 451. Pacian. Conſil. 61. num. 68. Allwo er ſagt, wer einen in Bann ge- thanen toͤdten kan, welches das groͤſſere iſt, kan ſich auch noch eher ſeiner Guͤther bemaͤchtigen, als welches noch nicht ein- mahl ſoviel importiret, bevorab da ſolch Schwartz-Wild von den Aeckern und Wieſen durch kein ander bequemlich Mittel zu vertreiben, oder abzuwenden waͤre, ſintemahl ſich das Jus retenſionis allhier nicht practiciren laͤſt, darauff man in Anſehung der zahmen Thiere, die uns oder unſern Feldern Schaden zu- fuͤgen, zu gehen, daß man es nemlich ſo lange an ſich behalte, biß der verurſach- te Schaden erſetzet worden. Siehe Coler. de Proceſſ. Execut. p. 1. c. 3. n. 64. & ſequ. Vors ander iſt Rechtens, daß einer un- beſtrafft, um das Seinige zu beſchuͤtzen, den andern auf fremden Gruͤnden Scha- den zufuͤgen koͤnne; L. 3. ff. de Incend. naufr. Wie denn am dritten nicht weniger in Rechten verſehen, daß ein Jedweder die ſchaͤdlichen wilden Thiere, die die Wein- Stoͤcke und Feld-Fruͤchte ruiniren, als Baͤre, Woͤlfe, wilde Schweine, todt ſchla- gen duͤrffe. Und ob gleich dieſe Ration nicht erheblich ſeyn moͤgte, ſo giebt ſich doch aus beyden vorhergehenden dieſer Schluß, daß Hoch- und Wohlgebohrnen Herrn Conſulenten oder dero Unter- thanen mit gutem Fug Rechtens das ſchaͤdliche Wildpraͤth, ſo ihren Aeckern und Wieſen dermaaſſen depopulando zuſetzt, ungeſtrafft zu faͤllen, und zu er- ſchieſſen zugelaſſen. Betreffend das andere Stuͤck der erſtẽ Frage: Ob nemlich im Fall der Hrn. Con- ſulenten Unterthanen von dem Forſt- Hrn. daruͤber beygefangen wuͤrden, auch ſie deſſen Forſt-Knecht gefaͤnglich anzu- nehmen, und ſo lang und viel aufzuhal- ten bemaͤchtiget, biß die ihrige ohne al- les Entgeld wiederum auf freyen Fuß geſtellet, ſcheint daſſelbe etwas zweiffel- hafft, ſintemahl ob wohl ſolch Beyfahen auch vor die Beſchuͤtzung der Poſſeſſ, oder gleichſam der Freyheit, und gar nicht vor eine Beleidigung anzuſehen; Jedoch dieweil allerhand ſorgliche Empoͤrung daraus entſtehen, ſo der Herrn Conſulen- ten Unterthanen weiter bedraͤngt, auch der Herr Graff zu Fuͤrſtenberg Pfan- dungs- und andere Proceſſe gegen die Herren Conſulenten darum leichtlich er- halten wuͤrde, daß ſolche Handlungen fuͤr unrechtmaͤſſige Pfandungen oder Repreſſalien gehalten werden moͤgten, deren ſich die Herren Conſulenten als mehrern Theils Ungemittelte des Heili- gen Roͤmiſchen Reichs deſtoweniger zu gebrauchen, daß ihnen dieſer Sache hal- ber nicht allein keine Juſtiz verweigert worden, weil die Repreſſalien bloß auf den Fall der verweigerten Juſtiz Platz finden; Gail. de Arreſt. c. 9. n. 13. Beſondern auch dergleichen Repreſſalien zu verhaͤngen, allein in der Kaͤyſerlichen Majeſtaͤt Gewalt ſtehet, ſintemahl die Repreſſalien dem Krieg einiger Maaſſen gleich kommen, den bloß der Kaͤyſer oder einer, der keinen Ober-Herrn uͤber ſich erkennt, anzukuͤndigen hat, Coler. de Proc. execut. C. 2. p. 1. n. 296. Jngleichen auch, daß es daher gekom- men, daß einige die Repreſſalien zu den Regalien oder Kaͤyſerlichen Reſervaten ziehen. Dannen-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/670>, abgerufen am 22.11.2024.