Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Erster Theil/ [Spaltenumbruch]
des grimmigen Winters, Schnee undEyß, Sturm und Ungewitter sich ver- bergen können? Anderer unzehlbahrer Merckwürdigkeiten, wegen unentbehr- lichen Nutzen des Holtzes ferner zu ge- dencken, wollen wir umb geliebter Kür- tze willen, übergehen, uns ad Scopum vornehmlich machen, und worinnen ei- gentlich die Materien des Holtzes beste- he, physice ansehen. Es sind die Bäu- me einiger maassen vor anders nichts zu consideriren, als oberirdische Erd-Ge- wächße, so nebst andern Vegetabilibus terrae aus dem Schooß der Erden, oder Matrice ihren unterirdischen Nahrungs- Safft oder ihre zeugende Krafft durch die Feuchtigkeit in die Wurtzeln anzie- hen und nach Beschaffenheit derer dar- unter befindlichen Mineralien an Ge- schmack, Geruch, Farbe und Gestalt un- terschiedlich sich verändern, denen auch die Constellatio Coeli, worunter sie grü- nen, vieles beyfüget; dahero mancher Baum, welcher etwan von Vitriol, Schweffel, Saltz, oder anderer minerali- scher Erde seinen Nahrungs-Safft durch die Wurtzeln, wie gemeidet, an sich ziehet, einen aromatischen und balsami- schen Hartz-Geruch giebet, oder, nach- dem die Ductus der mineralischen Dün- ste sind, auch eine Bittrigkeit, sauern oder süssen Geschmack, gesunden oder gifftigen Liqvorem denen Früchten, Saamen, Knospen und Blättern mit- theilet. Dieser angezogene Safft, er sey beschaffen, von welcherley Substanz er wolle, steiget von denen Fäßlein durch die Wurtzeln nicht allein in Kern mitten in den Stamm des Baums, sondern auch durch die rings umbher gewachsene Poros, Ductus, oder so genannte Jahr- wachs in die Höhe hinauff, biß in den Gipffel, und treibet umb sich durch sol- che Ringel den Stamm je mehr und mehr in die Dicke; Und weil der inner- liche feuchte Liqvor ein Saltz bey sich füh- ret, welches ihn tauerhafft, hart und fest machet, und zu einem hohen Alter brin- gen kan, gleichwohl aber inwendig kühle und auswendig warmer Complexion ist, so streiten beyde, aus welcher Mixtur ver- mittelst der Sonnen-Strahlen, des Re- gens Nässe, und der Winde Erhärtung [Spaltenumbruch] die Schale, Haut, oder Rinde des Baums generiret wird, worunter sol- cher innewohnende salnitrische Liquor sowohl zwischen Rinbe und Holtz durch grössere Ductus oder Schweiß-Löcher, als auch durch das innerste Marck oder Kern, und die umbhergewachsene Rin- gel, seinen in der Wurtzel praeparirten Safft mit solcher Wirckung evaporiret, und aufsteigen lässet, daraus er die neu- en Schößlinge, Knospen, Blüte, Blät- ter, Früchte und Saamen, vermittelst Göttlicher Krafft, wundersam generi- ret, und des Sommers-Zeit nebst andern floriret, biß im Herbst, nach abgefallenen reiffen und zeitigen Früchten oder Saa- men, die Blätter verwelcken und end- lich abfallen, sodann die trockene pene- trante Herbst-Winde den Safft durch die Poros derer abgefallenen Früchte, Saamen und Blätter zurück treiben und die Kälte solche Poros verschliesset, hierauf fällt dieser herrliche Liquor oder zeugende Nahrungs-Safft, er sey dün- ne oder fett, öhlicht oder fließigt, wiede- rumb durch die Ductus herunter in seine Wurtzeln und den Erden-Schooß, dar- aus er entlehnet, hält gleichsam Still- stand und ruhet von seiner Arbeit, be- wahret seinen Lebens-Geist vor des Win- ters rauhen Frost gleichsam unten ver- schlossen, biß seine Zeit wiederumb zu grünen herbey kömmet: Es setzet aber solcher Liquor nicht allein alle Jahre des Sommers umbher einen grössern Cir- cul und erweitert die Dicke seines Stamms, wiewohl solche Circul von aussen im- mer dichter kommen, innewendig aber, nach dem Marck und Kern zu, da sie in der Jugend gewachsen, weiter zu befin- den seyn, daß man wohl öffters, nach Dicke des Stamms, hundert und fünf- zig und mehr dergleichen Circul gefun- den, welche gegen die Mittags-Seite dichter und härter verwachsen; Son- dern er zeuget auch über sich empohr jährlich seine Ramos oder Aeste, Zweig- lein oder Qvirll biß in die oberste Spitze, woraus das Alter des Baums, soviel man abgemercket, zu erkennen. Nach völlig erlangtem Wachsthum und Still- stand setzet er weder Circul, noch Aeste, sondern stirbt ab. Von Unterscheid des Holtzes. [Spaltenumbruch]
Es hat der Allweise Schöpffer Him- thum,
Erſter Theil/ [Spaltenumbruch]
des grimmigen Winters, Schnee undEyß, Sturm und Ungewitter ſich ver- bergen koͤnnen? Anderer unzehlbahrer Merckwuͤrdigkeiten, wegen unentbehr- lichen Nutzen des Holtzes ferner zu ge- dencken, wollen wir umb geliebter Kuͤr- tze willen, uͤbergehen, uns ad Scopum vornehmlich machen, und worinnen ei- gentlich die Materien des Holtzes beſte- he, phyſice anſehen. Es ſind die Baͤu- me einiger maaſſen vor anders nichts zu conſideriren, als oberirdiſche Erd-Ge- waͤchße, ſo nebſt andern Vegetabilibus terræ aus dem Schooß der Erden, oder Matrice ihren unterirdiſchen Nahrungs- Safft oder ihre zeugende Krafft durch die Feuchtigkeit in die Wurtzeln anzie- hen und nach Beſchaffenheit derer dar- unter befindlichen Mineralien an Ge- ſchmack, Geruch, Farbe und Geſtalt un- terſchiedlich ſich veraͤndern, denen auch die Conſtellatio Cœli, worunter ſie gruͤ- nen, vieles beyfuͤget; dahero mancher Baum, welcher etwan von Vitriol, Schweffel, Saltz, oder anderer minerali- ſcher Erde ſeinen Nahrungs-Safft durch die Wurtzeln, wie gemeidet, an ſich ziehet, einen aromatiſchen und balſami- ſchen Hartz-Geruch giebet, oder, nach- dem die Ductus der mineraliſchen Duͤn- ſte ſind, auch eine Bittrigkeit, ſauern oder ſuͤſſen Geſchmack, geſunden oder gifftigen Liqvorem denen Fruͤchten, Saamen, Knoſpen und Blaͤttern mit- theilet. Dieſer angezogene Safft, er ſey beſchaffen, von welcherley Subſtanz er wolle, ſteiget von denen Faͤßlein durch die Wurtzeln nicht allein in Kern mitten in den Stamm des Baums, ſondern auch durch die rings umbher gewachſene Poros, Ductus, oder ſo genannte Jahr- wachs in die Hoͤhe hinauff, biß in den Gipffel, und treibet umb ſich durch ſol- che Ringel den Stamm je mehr und mehr in die Dicke; Und weil der inner- liche feuchte Liqvor ein Saltz bey ſich fuͤh- ret, welches ihn tauerhafft, hart und feſt machet, und zu einem hohen Alter brin- gen kan, gleichwohl aber inwendig kuͤhle und auswendig warmer Complexion iſt, ſo ſtreiten beyde, aus welcher Mixtur ver- mittelſt der Sonnen-Strahlen, des Re- gens Naͤſſe, und der Winde Erhaͤrtung [Spaltenumbruch] die Schale, Haut, oder Rinde des Baums generiret wird, worunter ſol- cher innewohnende ſalnitriſche Liquor ſowohl zwiſchen Rinbe und Holtz durch groͤſſere Ductus oder Schweiß-Loͤcher, als auch durch das innerſte Marck oder Kern, und die umbhergewachſene Rin- gel, ſeinen in der Wurtzel præparirten Safft mit ſolcher Wirckung evaporiret, und aufſteigen laͤſſet, daraus er die neu- en Schoͤßlinge, Knoſpen, Bluͤte, Blaͤt- ter, Fruͤchte und Saamen, vermittelſt Goͤttlicher Krafft, wunderſam generi- ret, und des Sommers-Zeit nebſt andern floriret, biß im Herbſt, nach abgefallenen reiffen und zeitigen Fruͤchten oder Saa- men, die Blaͤtter verwelcken und end- lich abfallen, ſodann die trockene pene- trante Herbſt-Winde den Safft durch die Poros derer abgefallenen Fruͤchte, Saamen und Blaͤtter zuruͤck treiben und die Kaͤlte ſolche Poros verſchlieſſet, hierauf faͤllt dieſer herrliche Liquor oder zeugende Nahrungs-Safft, er ſey duͤn- ne oder fett, oͤhlicht oder fließigt, wiede- rumb durch die Ductus herunter in ſeine Wurtzeln und den Erden-Schooß, dar- aus er entlehnet, haͤlt gleichſam Still- ſtand und ruhet von ſeiner Arbeit, be- wahret ſeinen Lebens-Geiſt vor des Win- ters rauhen Froſt gleichſam unten ver- ſchloſſen, biß ſeine Zeit wiederumb zu gruͤnen herbey koͤmmet: Es ſetzet aber ſolcher Liquor nicht allein alle Jahre des Sommers umbher einen groͤſſern Cir- cul und erweitert die Dicke ſeines Stam̃s, wiewohl ſolche Circul von auſſen im- mer dichter kommen, innewendig aber, nach dem Marck und Kern zu, da ſie in der Jugend gewachſen, weiter zu befin- den ſeyn, daß man wohl oͤffters, nach Dicke des Stamms, hundert und fuͤnf- zig und mehr dergleichen Circul gefun- den, welche gegen die Mittags-Seite dichter und haͤrter verwachſen; Son- dern er zeuget auch uͤber ſich empohr jaͤhrlich ſeine Ramos oder Aeſte, Zweig- lein oder Qvirll biß in die oberſte Spitze, woraus das Alter des Baums, ſoviel man abgemercket, zu erkennen. Nach voͤllig erlangtem Wachsthum und Still- ſtand ſetzet er weder Circul, noch Aeſte, ſondern ſtirbt ab. Von Unterſcheid des Holtzes. [Spaltenumbruch]
Es hat der Allweiſe Schoͤpffer Him- thum,
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Erſter Theil/
des grimmigen Winters, Schnee und
Eyß, Sturm und Ungewitter ſich ver-
bergen koͤnnen? Anderer unzehlbahrer
Merckwuͤrdigkeiten, wegen unentbehr-
lichen Nutzen des Holtzes ferner zu ge-
dencken, wollen wir umb geliebter Kuͤr-
tze willen, uͤbergehen, uns ad Scopum
vornehmlich machen, und worinnen ei-
gentlich die Materien des Holtzes beſte-
he, phyſice anſehen. Es ſind die Baͤu-
me einiger maaſſen vor anders nichts zu
conſideriren, als oberirdiſche Erd-Ge-
waͤchße, ſo nebſt andern Vegetabilibus
terræ aus dem Schooß der Erden, oder
Matrice ihren unterirdiſchen Nahrungs-
Safft oder ihre zeugende Krafft durch
die Feuchtigkeit in die Wurtzeln anzie-
hen und nach Beſchaffenheit derer dar-
unter befindlichen Mineralien an Ge-
ſchmack, Geruch, Farbe und Geſtalt un-
terſchiedlich ſich veraͤndern, denen auch
die Conſtellatio Cœli, worunter ſie gruͤ-
nen, vieles beyfuͤget; dahero mancher
Baum, welcher etwan von Vitriol,
Schweffel, Saltz, oder anderer minerali-
ſcher Erde ſeinen Nahrungs-Safft
durch die Wurtzeln, wie gemeidet, an ſich
ziehet, einen aromatiſchen und balſami-
ſchen Hartz-Geruch giebet, oder, nach-
dem die Ductus der mineraliſchen Duͤn-
ſte ſind, auch eine Bittrigkeit, ſauern
oder ſuͤſſen Geſchmack, geſunden oder
gifftigen Liqvorem denen Fruͤchten,
Saamen, Knoſpen und Blaͤttern mit-
theilet. Dieſer angezogene Safft, er
ſey beſchaffen, von welcherley Subſtanz
er wolle, ſteiget von denen Faͤßlein durch
die Wurtzeln nicht allein in Kern mitten
in den Stamm des Baums, ſondern
auch durch die rings umbher gewachſene
Poros, Ductus, oder ſo genannte Jahr-
wachs in die Hoͤhe hinauff, biß in den
Gipffel, und treibet umb ſich durch ſol-
che Ringel den Stamm je mehr und
mehr in die Dicke; Und weil der inner-
liche feuchte Liqvor ein Saltz bey ſich fuͤh-
ret, welches ihn tauerhafft, hart und feſt
machet, und zu einem hohen Alter brin-
gen kan, gleichwohl aber inwendig kuͤhle
und auswendig warmer Complexion iſt,
ſo ſtreiten beyde, aus welcher Mixtur ver-
mittelſt der Sonnen-Strahlen, des Re-
gens Naͤſſe, und der Winde Erhaͤrtung
die Schale, Haut, oder Rinde des
Baums generiret wird, worunter ſol-
cher innewohnende ſalnitriſche Liquor
ſowohl zwiſchen Rinbe und Holtz durch
groͤſſere Ductus oder Schweiß-Loͤcher,
als auch durch das innerſte Marck oder
Kern, und die umbhergewachſene Rin-
gel, ſeinen in der Wurtzel præparirten
Safft mit ſolcher Wirckung evaporiret,
und aufſteigen laͤſſet, daraus er die neu-
en Schoͤßlinge, Knoſpen, Bluͤte, Blaͤt-
ter, Fruͤchte und Saamen, vermittelſt
Goͤttlicher Krafft, wunderſam generi-
ret, und des Sommers-Zeit nebſt andern
floriret, biß im Herbſt, nach abgefallenen
reiffen und zeitigen Fruͤchten oder Saa-
men, die Blaͤtter verwelcken und end-
lich abfallen, ſodann die trockene pene-
trante Herbſt-Winde den Safft durch
die Poros derer abgefallenen Fruͤchte,
Saamen und Blaͤtter zuruͤck treiben
und die Kaͤlte ſolche Poros verſchlieſſet,
hierauf faͤllt dieſer herrliche Liquor oder
zeugende Nahrungs-Safft, er ſey duͤn-
ne oder fett, oͤhlicht oder fließigt, wiede-
rumb durch die Ductus herunter in ſeine
Wurtzeln und den Erden-Schooß, dar-
aus er entlehnet, haͤlt gleichſam Still-
ſtand und ruhet von ſeiner Arbeit, be-
wahret ſeinen Lebens-Geiſt vor des Win-
ters rauhen Froſt gleichſam unten ver-
ſchloſſen, biß ſeine Zeit wiederumb zu
gruͤnen herbey koͤmmet: Es ſetzet aber
ſolcher Liquor nicht allein alle Jahre des
Sommers umbher einen groͤſſern Cir-
cul und erweitert die Dicke ſeines Stam̃s,
wiewohl ſolche Circul von auſſen im-
mer dichter kommen, innewendig aber,
nach dem Marck und Kern zu, da ſie in
der Jugend gewachſen, weiter zu befin-
den ſeyn, daß man wohl oͤffters, nach
Dicke des Stamms, hundert und fuͤnf-
zig und mehr dergleichen Circul gefun-
den, welche gegen die Mittags-Seite
dichter und haͤrter verwachſen; Son-
dern er zeuget auch uͤber ſich empohr
jaͤhrlich ſeine Ramos oder Aeſte, Zweig-
lein oder Qvirll biß in die oberſte Spitze,
woraus das Alter des Baums, ſoviel
man abgemercket, zu erkennen. Nach
voͤllig erlangtem Wachsthum und Still-
ſtand ſetzet er weder Circul, noch Aeſte,
ſondern ſtirbt ab.
Von Unterſcheid des Holtzes.
Es hat der Allweiſe Schoͤpffer Him-
mels und der Erden durch die guͤtige Na-
tur die Baͤume aus der Erden auff wun-
derſame und vielerley Art an Wachs-
thum,
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