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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von einigen Arten wilder Bäume.
[Spaltenumbruch] Stunden ohne einige Unterkötung; es
heilet alle alte und um sich fressende Schä-
den innerhalb zwey Wochen, und kan zu
allen Zerqvetschungen, Flüssen, geronne-
nem Geblüte im Leibe, und dergleichen,
gebrauchet werden. Der innerliche Ge-
brauch ist von 2. biß 9. oder mehr Tropf-
fen, in einem Trunck Aquavit des Mor-
gens, wenn man aufstehet, und des A-
bends, ehe man sich leget, zu sich genom-
men, da denn solches alle Verstopffungen
der Leber, Seiten und Nieren mächtig
öffnet, und ohne Beschwerung alle Un-
reinigkeit des Geblütes durch den Urin
und Schweiß treibet. 2) Das Lignum
cum cortice
übertrifft an Kräfften das
Lignum Nephriticum, treibt den Urin ad
miraculum,
und resolviret das zähe dicke
Geblüte gewaltig. Der Spiritus per fer-
mentationem & sine eadem paratus,
und
die Essentia Carpathica sind von gleichen
Kräfften und Würckungen.

§. 6.

Von dem Arbore oder Ligno
Carpathico
werden gleichergestalt praepa-
ri
rt der Balsamus Hungaricus ex Libano,
der vor den Schwindel des Hauptes, vor
das Gehör und Sausen der Ohren, vor
die Hitze und Ohnmacht des Hertzens, und
vor viel andere Gebrechen gut ist. Das
Lignum cum Cortice, die Essentia Ligni
Carpathici
sind von dergleichen Kräfften
als die vorhergehenden. Das Oel ist gantz
klar, weiß, und sehr flüßig, ändert auch
die Farbe und Flüßigkeit in vielen Jahren
nicht, wie etwan das gemeine Oleum Juni-
peri
zu thun pfleget, welches mit der Zeit
gelblicht und dicke wird. Es ist von gros-
ser Penetranz und feuriger Art, so, daß
es augenblicks Flamme fängt, und sehr
brünstig hinweg lodert, welches denn sei-
ne Sulphurische Natur ziemlich anzeigt;
Doch scheinet auch bey dem innerlichen
Gebrauch dessen, weil es das Geblüt ge-
waltig echaufiret, eine grosse Behutsam-
keit nöthig zu seyn.

Von den Schlesischen Strauch-
Weiden.
§. 7.

Um Hirschberg, Kühnaß, und
vornemlich um Greiffenberg zeigt sich ei-
ne gewisse Art Baumwolle, die auf den
Strauch-Weiden zu wachsen pfleget, de-
ren Kolben auf einem langen Stiele wach-
sen, und sothane Wolle tragen. Diese
Kolben sind eines kleinen Fingers lang,
rund, und um und um mit lauter zwey-
spitzigen Folliculis, fast wie eine Korn-Aeh-
re besetzt, nur daß der obere Radius dieses
[Spaltenumbruch] Calicis fast gleich in die Höhe stehet, der
untere aber herauswerts untergebogen
ist, aus deren Mitten die Flocculae s. plu-
mulae filaceae,
iedoch sehr kurtz, an einem
sehr kleinen Granulo, kleiner als das klei-
neste Mohnkörnlein, hervorstehen, und
den gantzen Kolben dergestalt dick besetzen,
daß man die Stamina und Calices auf kei-
ne Weise bemercken kan, sondern in die-
ser ihrer gesamten Gestalt die Grösse ei-
ner weissen Mauß praesentiren. Diese
Wolle nun ist unvergleichlich weich und
zart, und wie Seide anzugreiffen, wie ein
Schnee weiß, doch sehr kurtz, und zu-
gleich sehr pausicht, und läßt sich nicht so
leicht zusammen drücken. Zum Spin-
nen ist sie zwar in dieser Gestalt der Kür-
tze wegen ungeschickt, es sey denn, daß es
möglich wäre, dieses Gewächse durch
Kunst zu verbessern, und in längere Fä-
den zu bringen; zum Unterfutter aber
scheint sie vortrefflich bequem zu seyn, als
die viel leichter und weicher als die Baum-
wolle, ja selbst als die Seide zu seyn beur-
theilet werden muß, sonderlich wenn sie
ausgebrochen, geklopfft, und sonst wohl ge-
reiniget werden solte: Wie denn dieselbige
auch in grosser Anzahl zu haben, indem
nicht nur ein ieder Kolben eine grosse Men-
ge derselben hat, sondern es sind auch die
Bäume gantz voll von diesem Gewächse,
so, daß von einem eintzigen Baunie ein
gantzer Spreu-Korb anzufüllen wäre.

§. 8.

Es braucht in solchem Zustan-
de nicht die geringste Cultur, und hat man
solches auch ausser Berg-Gegenden, son-
derlich an Mistlacken sehr geil wahrge-
nommen; doch mit dem Umstand, daß
die Gewächse am meisten auf 5. biß 6. jäh-
rigen Weiden luxuriren, die zugleich nicht
behacket werden müssen. Es leidet die-
se Wolle von Wasser nicht den geringsten
Schaden, sondern behält nach der Trock-
nung ihre Farbe ziemlich, ausser daß sie et-
was gelblicher wird; an Consistenz aber
scheint sie in der That besser zu werden, in-
dem sie sich alsdenn würcklich fester, dich-
ter, zugleich aber sehr weich, und zum
Unterfutter vollkömmlich geschickt bemer-
cken läßt, vielleicht auch, wenn Kunst ge-
braucht würde, zu mehrerer Nutzung und
Perfection angewendet werden könte.

Von den Cedern.
§. 9.

Man giebt vor, daß die berühmten
Cedern, so an der Zahl 25. biß 30. auf der
Höhe des kalten, und sonst ziemlich kah-
len Berges Libanon befindlich seyn, ihren

indi-
J 3

Von einigen Arten wilder Baͤume.
[Spaltenumbruch] Stunden ohne einige Unterkoͤtung; es
heilet alle alte und um ſich freſſende Schaͤ-
den innerhalb zwey Wochen, und kan zu
allen Zerqvetſchungen, Fluͤſſen, geronne-
nem Gebluͤte im Leibe, und dergleichen,
gebrauchet werden. Der innerliche Ge-
brauch iſt von 2. biß 9. oder mehr Tropf-
fen, in einem Trunck Aquavit des Mor-
gens, wenn man aufſtehet, und des A-
bends, ehe man ſich leget, zu ſich genom-
men, da denn ſolches alle Verſtopffungen
der Leber, Seiten und Nieren maͤchtig
oͤffnet, und ohne Beſchwerung alle Un-
reinigkeit des Gebluͤtes durch den Urin
und Schweiß treibet. 2) Das Lignum
cum cortice
uͤbertrifft an Kraͤfften das
Lignum Nephriticum, treibt den Urin ad
miraculum,
und reſolviret das zaͤhe dicke
Gebluͤte gewaltig. Der Spiritus per fer-
mentationem & ſine eadem paratus,
und
die Eſſentia Carpathica ſind von gleichen
Kraͤfften und Wuͤrckungen.

§. 6.

Von dem Arbore oder Ligno
Carpathico
werden gleichergeſtalt præpa-
ri
rt der Balſamus Hungaricus ex Libano,
der vor den Schwindel des Hauptes, vor
das Gehoͤr und Sauſen der Ohren, vor
die Hitze und Ohnmacht des Hertzens, und
vor viel andere Gebrechen gut iſt. Das
Lignum cum Cortice, die Eſſentia Ligni
Carpathici
ſind von dergleichen Kraͤfften
als die vorhergehenden. Das Oel iſt gantz
klar, weiß, und ſehr fluͤßig, aͤndert auch
die Farbe und Fluͤßigkeit in vielen Jahren
nicht, wie etwan das gemeine Oleum Juni-
peri
zu thun pfleget, welches mit der Zeit
gelblicht und dicke wird. Es iſt von groſ-
ſer Penetranz und feuriger Art, ſo, daß
es augenblicks Flamme faͤngt, und ſehr
bruͤnſtig hinweg lodert, welches denn ſei-
ne Sulphuriſche Natur ziemlich anzeigt;
Doch ſcheinet auch bey dem innerlichen
Gebrauch deſſen, weil es das Gebluͤt ge-
waltig echaufiret, eine groſſe Behutſam-
keit noͤthig zu ſeyn.

Von den Schleſiſchen Strauch-
Weiden.
§. 7.

Um Hirſchberg, Kuͤhnaß, und
vornemlich um Greiffenberg zeigt ſich ei-
ne gewiſſe Art Baumwolle, die auf den
Strauch-Weiden zu wachſen pfleget, de-
ren Kolben auf einem langen Stiele wach-
ſen, und ſothane Wolle tragen. Dieſe
Kolben ſind eines kleinen Fingers lang,
rund, und um und um mit lauter zwey-
ſpitzigen Folliculis, faſt wie eine Korn-Aeh-
re beſetzt, nur daß der obere Radius dieſes
[Spaltenumbruch] Calicis faſt gleich in die Hoͤhe ſtehet, der
untere aber herauswerts untergebogen
iſt, aus deren Mitten die Flocculæ ſ. plu-
mulæ filaceæ,
iedoch ſehr kurtz, an einem
ſehr kleinen Granulo, kleiner als das klei-
neſte Mohnkoͤrnlein, hervorſtehen, und
den gantzen Kolben dergeſtalt dick beſetzen,
daß man die Stamina und Calices auf kei-
ne Weiſe bemercken kan, ſondern in die-
ſer ihrer geſamten Geſtalt die Groͤſſe ei-
ner weiſſen Mauß præſentiren. Dieſe
Wolle nun iſt unvergleichlich weich und
zart, und wie Seide anzugreiffen, wie ein
Schnee weiß, doch ſehr kurtz, und zu-
gleich ſehr pauſicht, und laͤßt ſich nicht ſo
leicht zuſammen druͤcken. Zum Spin-
nen iſt ſie zwar in dieſer Geſtalt der Kuͤr-
tze wegen ungeſchickt, es ſey denn, daß es
moͤglich waͤre, dieſes Gewaͤchſe durch
Kunſt zu verbeſſern, und in laͤngere Faͤ-
den zu bringen; zum Unterfutter aber
ſcheint ſie vortrefflich bequem zu ſeyn, als
die viel leichter und weicher als die Baum-
wolle, ja ſelbſt als die Seide zu ſeyn beur-
theilet werden muß, ſonderlich wenn ſie
ausgebrochen, geklopfft, und ſonſt wohl ge-
reiniget werden ſolte: Wie denn dieſelbige
auch in groſſer Anzahl zu haben, indem
nicht nur ein ieder Kolben eine groſſe Men-
ge derſelben hat, ſondern es ſind auch die
Baͤume gantz voll von dieſem Gewaͤchſe,
ſo, daß von einem eintzigen Baunie ein
gantzer Spreu-Korb anzufuͤllen waͤre.

§. 8.

Es braucht in ſolchem Zuſtan-
de nicht die geringſte Cultur, und hat man
ſolches auch auſſer Berg-Gegenden, ſon-
derlich an Miſtlacken ſehr geil wahrge-
nommen; doch mit dem Umſtand, daß
die Gewaͤchſe am meiſten auf 5. biß 6. jaͤh-
rigen Weiden luxuriren, die zugleich nicht
behacket werden muͤſſen. Es leidet die-
ſe Wolle von Waſſer nicht den geringſten
Schaden, ſondern behaͤlt nach der Trock-
nung ihre Farbe ziemlich, auſſer daß ſie et-
was gelblicher wird; an Conſiſtenz aber
ſcheint ſie in der That beſſer zu werden, in-
dem ſie ſich alsdenn wuͤrcklich feſter, dich-
ter, zugleich aber ſehr weich, und zum
Unterfutter vollkoͤmmlich geſchickt bemer-
cken laͤßt, vielleicht auch, wenn Kunſt ge-
braucht wuͤrde, zu mehrerer Nutzung und
Perfection angewendet werden koͤnte.

Von den Cedern.
§. 9.

Man giebt vor, daß die beruͤhmten
Cedern, ſo an der Zahl 25. biß 30. auf der
Hoͤhe des kalten, und ſonſt ziemlich kah-
len Berges Libanon befindlich ſeyn, ihren

indi-
J 3
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[69/0129] Von einigen Arten wilder Baͤume. Stunden ohne einige Unterkoͤtung; es heilet alle alte und um ſich freſſende Schaͤ- den innerhalb zwey Wochen, und kan zu allen Zerqvetſchungen, Fluͤſſen, geronne- nem Gebluͤte im Leibe, und dergleichen, gebrauchet werden. Der innerliche Ge- brauch iſt von 2. biß 9. oder mehr Tropf- fen, in einem Trunck Aquavit des Mor- gens, wenn man aufſtehet, und des A- bends, ehe man ſich leget, zu ſich genom- men, da denn ſolches alle Verſtopffungen der Leber, Seiten und Nieren maͤchtig oͤffnet, und ohne Beſchwerung alle Un- reinigkeit des Gebluͤtes durch den Urin und Schweiß treibet. 2) Das Lignum cum cortice uͤbertrifft an Kraͤfften das Lignum Nephriticum, treibt den Urin ad miraculum, und reſolviret das zaͤhe dicke Gebluͤte gewaltig. Der Spiritus per fer- mentationem & ſine eadem paratus, und die Eſſentia Carpathica ſind von gleichen Kraͤfften und Wuͤrckungen. §. 6. Von dem Arbore oder Ligno Carpathico werden gleichergeſtalt præpa- rirt der Balſamus Hungaricus ex Libano, der vor den Schwindel des Hauptes, vor das Gehoͤr und Sauſen der Ohren, vor die Hitze und Ohnmacht des Hertzens, und vor viel andere Gebrechen gut iſt. Das Lignum cum Cortice, die Eſſentia Ligni Carpathici ſind von dergleichen Kraͤfften als die vorhergehenden. Das Oel iſt gantz klar, weiß, und ſehr fluͤßig, aͤndert auch die Farbe und Fluͤßigkeit in vielen Jahren nicht, wie etwan das gemeine Oleum Juni- peri zu thun pfleget, welches mit der Zeit gelblicht und dicke wird. Es iſt von groſ- ſer Penetranz und feuriger Art, ſo, daß es augenblicks Flamme faͤngt, und ſehr bruͤnſtig hinweg lodert, welches denn ſei- ne Sulphuriſche Natur ziemlich anzeigt; Doch ſcheinet auch bey dem innerlichen Gebrauch deſſen, weil es das Gebluͤt ge- waltig echaufiret, eine groſſe Behutſam- keit noͤthig zu ſeyn. Von den Schleſiſchen Strauch- Weiden. §. 7. Um Hirſchberg, Kuͤhnaß, und vornemlich um Greiffenberg zeigt ſich ei- ne gewiſſe Art Baumwolle, die auf den Strauch-Weiden zu wachſen pfleget, de- ren Kolben auf einem langen Stiele wach- ſen, und ſothane Wolle tragen. Dieſe Kolben ſind eines kleinen Fingers lang, rund, und um und um mit lauter zwey- ſpitzigen Folliculis, faſt wie eine Korn-Aeh- re beſetzt, nur daß der obere Radius dieſes Calicis faſt gleich in die Hoͤhe ſtehet, der untere aber herauswerts untergebogen iſt, aus deren Mitten die Flocculæ ſ. plu- mulæ filaceæ, iedoch ſehr kurtz, an einem ſehr kleinen Granulo, kleiner als das klei- neſte Mohnkoͤrnlein, hervorſtehen, und den gantzen Kolben dergeſtalt dick beſetzen, daß man die Stamina und Calices auf kei- ne Weiſe bemercken kan, ſondern in die- ſer ihrer geſamten Geſtalt die Groͤſſe ei- ner weiſſen Mauß præſentiren. Dieſe Wolle nun iſt unvergleichlich weich und zart, und wie Seide anzugreiffen, wie ein Schnee weiß, doch ſehr kurtz, und zu- gleich ſehr pauſicht, und laͤßt ſich nicht ſo leicht zuſammen druͤcken. Zum Spin- nen iſt ſie zwar in dieſer Geſtalt der Kuͤr- tze wegen ungeſchickt, es ſey denn, daß es moͤglich waͤre, dieſes Gewaͤchſe durch Kunſt zu verbeſſern, und in laͤngere Faͤ- den zu bringen; zum Unterfutter aber ſcheint ſie vortrefflich bequem zu ſeyn, als die viel leichter und weicher als die Baum- wolle, ja ſelbſt als die Seide zu ſeyn beur- theilet werden muß, ſonderlich wenn ſie ausgebrochen, geklopfft, und ſonſt wohl ge- reiniget werden ſolte: Wie denn dieſelbige auch in groſſer Anzahl zu haben, indem nicht nur ein ieder Kolben eine groſſe Men- ge derſelben hat, ſondern es ſind auch die Baͤume gantz voll von dieſem Gewaͤchſe, ſo, daß von einem eintzigen Baunie ein gantzer Spreu-Korb anzufuͤllen waͤre. §. 8. Es braucht in ſolchem Zuſtan- de nicht die geringſte Cultur, und hat man ſolches auch auſſer Berg-Gegenden, ſon- derlich an Miſtlacken ſehr geil wahrge- nommen; doch mit dem Umſtand, daß die Gewaͤchſe am meiſten auf 5. biß 6. jaͤh- rigen Weiden luxuriren, die zugleich nicht behacket werden muͤſſen. Es leidet die- ſe Wolle von Waſſer nicht den geringſten Schaden, ſondern behaͤlt nach der Trock- nung ihre Farbe ziemlich, auſſer daß ſie et- was gelblicher wird; an Conſiſtenz aber ſcheint ſie in der That beſſer zu werden, in- dem ſie ſich alsdenn wuͤrcklich feſter, dich- ter, zugleich aber ſehr weich, und zum Unterfutter vollkoͤmmlich geſchickt bemer- cken laͤßt, vielleicht auch, wenn Kunſt ge- braucht wuͤrde, zu mehrerer Nutzung und Perfection angewendet werden koͤnte. Von den Cedern. §. 9. Man giebt vor, daß die beruͤhmten Cedern, ſo an der Zahl 25. biß 30. auf der Hoͤhe des kalten, und ſonſt ziemlich kah- len Berges Libanon befindlich ſeyn, ihren indi- J 3

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/129>, abgerufen am 22.12.2024.