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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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im Anbau und Menage des Holtzes.
[Spaltenumbruch] Stiel, der nach der Länge des Blats
durchgehet, zum Stamme, die Rüthlein,
welche sich nach der Breite des Blats zer-
theilen, zu den Aesten des Bäumleins
werden, da die kleinen Zäserlein, welche
aus ihnen heraus gehen, verdorren, und
an deren statt Augen hervor kommen.
Und endlich die dritte Art, da das gantze
Blat verdorret, indem sich der Safft
hinunter ziehet, und verweset, aus dem
obern Theil aber des zusammen geron-
nenen Safftes ein Reiß ausschlägt. Zu
diesem Versuch haben vermuthlich die
Jndianischen Feigen Gelegenheit gege-
ben, welche man durch Blätter, die man
in die Erde steckt, so bald man sie abge-
brochen, fortpflantzet.

§. 13.

Der Grund hievon bestehet
wohl darinnen, daß in den Blättern, wie
in dem gantzen Baume, gantz subtile und
hohle Röhrgen sind, wie von den Physi-
cis
zur Gnüge erwiesen worden, in wel-
chen der Safft und die Feuchtigkeit, die
so wohl von oben durch Thau und Re-
gen, als auch von unten aus der Erde
hinein kommt, herum circuliret; und al-
so kan der in den Blättern zubereitete
Nahrungs-Safft zu den übrigen Thei-
len des Baumes, ja selbst zu der Wurtzel
gebracht werden. Es ist alles vorhan-
den, was zum Wachsthum eines Bau-
mes erfordert wird. Der Nahrungs-
Safft, der in dem Stengel ist, treibet un-
ten die Wurtzel, und oben den Stamm;
der Nahrungs-Safft, der in den subti-
l
en Röhrgen des Blates sitzet, treibet die
Aeste, aus welchen hernach Blätter und
Früchte hervor kommen. Siehe hievon
mit mehrern die V. Anmerckung von des
Herrn Thümigs Versuch einer gründli-
chen Erleuterung der merckwürdigsten
Begebenheiten in der Natur, zweyten
Stückes.

Von dem Bohren der Bäume.
§. 14.

Es ist bekandt, daß aus den
Pflantzen und Bäumen auf unterschiede-
ne Art Liquores heraus fliessen, die theils
in der Oeconomie, theils auch in der Me-
dicin
ihren guten Nutzen haben. Einige
fliessen 1) manchmahl vor sich selbst her-
aus, und rinnen zusammen, daß ein
Gummi daraus wird, als der Storax,
Gummi, Benzoe,
der natürliche Balsam,
und alle Arten von Gummi, 2) manch-
mahl fliessen sie heraus, wenn man in
die Wurtzel einschneidet, welche hernach
in der Sonne ausgetrocknet werden, als
[Spaltenumbruch] die Säffte von Scammonien, der Aloe, dem
Mohn, etc. 3) ziehet man sie heraus durch
Zerstossung und Auspressung, als wie
die öhlichten oder die wässerigten Säffte,
welche man aus den Blumen, Blättern,
Früchten oder Kernen ziehet. 4) Zwinget
man sie durch Hülffe des Feuers heraus,
wenn die Theile der Pflantzen ausge-
trocknet sind, welches alsdenn durch Hin-
zuthuung einiger Feuchtigkeit geschiehet.
5) Kommen die Säffte der Bäume durch
das Bohren heraus, da man den Stamm
des Baumes mit einem Bohrer öffnet,
wenn der Safft gegen Anfang des Früh-
lings in die Höhe zu steigen beginnet.

§. 15.

Einige halten das Bohren der
Bäume vor ein Mittel, um sie fruchtbar
zu machen, und vergleichen es mit dem
Aderlassen. Der Englische Cantzler Ba-
co de Verulamio
sagt in seiner Sylva Syl-
varum Cent. V. n. 463. 464. p.
249.: Es
sind vielerley Vortheile, wenn man den
Stamm des Baumes durchbohret. Man
erlediget ihn von einem Uberfluß, oder
allzugrossen Anfüllung der Säffte, welche
seiner Fruchtbarkeit schädlich sind. Uber
dieses muß man dieselbe Operation, da
man die unnöthigen und übel verdauten
Säffte ausleeret, gleichsam vor einen
dienlichen Schweiß halten, welcher viel
dazu beytragen kan, die Früchte von ei-
nem bessern Geschmack zu machen. Gar
zu viel Nahrung überladet, und macht
tödtliche Verstopffungen. Es gehen
durch diese Ausleerung nur die unnützen
und überflüßigen Säffte hinweg.

§. 16.

Die Englische Societät der
Wissenschafften hat das Bohren der Bäu-
me recht in Formam artis gebracht, und
besondere Regeln davon gegeben, wie es
einzurichten. Es soll nicht genung seyn,
wenn man nur mit einem Messer ein we-
nig in den Baum hinein schneidet, son-
dern man soll von der Seite gegen den
Mittag den Stamm durchbohren durch
das Marck, biß einen Qver-Daumen
breit von der Rinde, so gegen Mitter-
nacht ist. Man muß den Bohrer dabey
dergestalt führen, daß das Loch allezeit
empor gehe, damit der Safft heraus rin-
nen könne. Es ist gut, wenn man in Acht
nimmt, daß das Loch nahe an der Erde
seyn müsse, 1) um den Stamm des Bau-
mes nicht zu verderben, 2) damit man
nicht ein langes Rohr vonnöthen habe,
um den Safft ins Gefässe zu bringen,
welches selbigen in sich fassen soll.

§. 17.
L (Anderer Haupt-Theil.)

im Anbau und Menage des Holtzes.
[Spaltenumbruch] Stiel, der nach der Laͤnge des Blats
durchgehet, zum Stamme, die Ruͤthlein,
welche ſich nach der Breite des Blats zer-
theilen, zu den Aeſten des Baͤumleins
werden, da die kleinen Zaͤſerlein, welche
aus ihnen heraus gehen, verdorren, und
an deren ſtatt Augen hervor kommen.
Und endlich die dritte Art, da das gantze
Blat verdorret, indem ſich der Safft
hinunter ziehet, und verweſet, aus dem
obern Theil aber des zuſammen geron-
nenen Safftes ein Reiß ausſchlaͤgt. Zu
dieſem Verſuch haben vermuthlich die
Jndianiſchen Feigen Gelegenheit gege-
ben, welche man durch Blaͤtter, die man
in die Erde ſteckt, ſo bald man ſie abge-
brochen, fortpflantzet.

§. 13.

Der Grund hievon beſtehet
wohl darinnen, daß in den Blaͤttern, wie
in dem gantzen Baume, gantz ſubtile und
hohle Roͤhrgen ſind, wie von den Phyſi-
cis
zur Gnuͤge erwieſen worden, in wel-
chen der Safft und die Feuchtigkeit, die
ſo wohl von oben durch Thau und Re-
gen, als auch von unten aus der Erde
hinein kommt, herum circuliret; und al-
ſo kan der in den Blaͤttern zubereitete
Nahrungs-Safft zu den uͤbrigen Thei-
len des Baumes, ja ſelbſt zu der Wurtzel
gebracht werden. Es iſt alles vorhan-
den, was zum Wachsthum eines Bau-
mes erfordert wird. Der Nahrungs-
Safft, der in dem Stengel iſt, treibet un-
ten die Wurtzel, und oben den Stamm;
der Nahrungs-Safft, der in den ſubti-
l
en Roͤhrgen des Blates ſitzet, treibet die
Aeſte, aus welchen hernach Blaͤtter und
Fruͤchte hervor kommen. Siehe hievon
mit mehrern die V. Anmerckung von des
Herrn Thuͤmigs Verſuch einer gruͤndli-
chen Erleuterung der merckwuͤrdigſten
Begebenheiten in der Natur, zweyten
Stuͤckes.

Von dem Bohren der Baͤume.
§. 14.

Es iſt bekandt, daß aus den
Pflantzen und Baͤumen auf unterſchiede-
ne Art Liquores heraus flieſſen, die theils
in der Oeconomie, theils auch in der Me-
dicin
ihren guten Nutzen haben. Einige
flieſſen 1) manchmahl vor ſich ſelbſt her-
aus, und rinnen zuſammen, daß ein
Gummi daraus wird, als der Storax,
Gummi, Benzoe,
der natuͤrliche Balſam,
und alle Arten von Gummi, 2) manch-
mahl flieſſen ſie heraus, wenn man in
die Wurtzel einſchneidet, welche hernach
in der Sonne ausgetrocknet werden, als
[Spaltenumbruch] die Saͤffte von Scammonien, der Aloe, dem
Mohn, ꝛc. 3) ziehet man ſie heraus durch
Zerſtoſſung und Auspreſſung, als wie
die oͤhlichten oder die waͤſſerigten Saͤffte,
welche man aus den Blumen, Blaͤttern,
Fruͤchten oder Kernen ziehet. 4) Zwinget
man ſie durch Huͤlffe des Feuers heraus,
wenn die Theile der Pflantzen ausge-
trocknet ſind, welches alsdenn durch Hin-
zuthuung einiger Feuchtigkeit geſchiehet.
5) Kommen die Saͤffte der Baͤume durch
das Bohren heraus, da man den Stam̃
des Baumes mit einem Bohrer oͤffnet,
wenn der Safft gegen Anfang des Fruͤh-
lings in die Hoͤhe zu ſteigen beginnet.

§. 15.

Einige halten das Bohren der
Baͤume vor ein Mittel, um ſie fruchtbar
zu machen, und vergleichen es mit dem
Aderlaſſen. Der Engliſche Cantzler Ba-
co de Verulamio
ſagt in ſeiner Sylva Syl-
varum Cent. V. n. 463. 464. p.
249.: Es
ſind vielerley Vortheile, wenn man den
Stamm des Baumes durchbohret. Man
erlediget ihn von einem Uberfluß, oder
allzugroſſen Anfuͤllung der Saͤffte, welche
ſeiner Fruchtbarkeit ſchaͤdlich ſind. Uber
dieſes muß man dieſelbe Operation, da
man die unnoͤthigen und uͤbel verdauten
Saͤffte ausleeret, gleichſam vor einen
dienlichen Schweiß halten, welcher viel
dazu beytragen kan, die Fruͤchte von ei-
nem beſſern Geſchmack zu machen. Gar
zu viel Nahrung uͤberladet, und macht
toͤdtliche Verſtopffungen. Es gehen
durch dieſe Ausleerung nur die unnuͤtzen
und uͤberfluͤßigen Saͤffte hinweg.

§. 16.

Die Engliſche Societaͤt der
Wiſſenſchafften hat das Bohren der Baͤu-
me recht in Formam artis gebracht, und
beſondere Regeln davon gegeben, wie es
einzurichten. Es ſoll nicht genung ſeyn,
wenn man nur mit einem Meſſer ein we-
nig in den Baum hinein ſchneidet, ſon-
dern man ſoll von der Seite gegen den
Mittag den Stamm durchbohren durch
das Marck, biß einen Qver-Daumen
breit von der Rinde, ſo gegen Mitter-
nacht iſt. Man muß den Bohrer dabey
dergeſtalt fuͤhren, daß das Loch allezeit
empor gehe, damit der Safft heraus rin-
nen koͤnne. Es iſt gut, wenn man in Acht
nimmt, daß das Loch nahe an der Erde
ſeyn muͤſſe, 1) um den Stam̃ des Bau-
mes nicht zu verderben, 2) damit man
nicht ein langes Rohr vonnoͤthen habe,
um den Safft ins Gefaͤſſe zu bringen,
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§. 17.
L (Anderer Haupt-Theil.)
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/141>, abgerufen am 22.12.2024.