Des Ersten Theils 42. Cap. von allerhand nützlichen Erfindungen
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§. 17.
Eine Wurtzel, welche am En- de abgeschnitten, giebt mehr Safft, als ein Ast; weil viel mehr Safft über die Wurtzel empor steigt, als über den Ast, also muß aus jener viel mehr heraus rin- nen. Die Zeit, die Bäume zu eröffnen, um den Safft heraus zu ziehen, ist vom Ausgang des Januarii, biß in das Mit- tel von dem Monat May. Jn dem Herbst geben sie keinen Safft von sich. Die Er- öffnung der Bäume geschicht mit besserm Nachdruck zu Mittage, wenn der Tag am heissesten ist, weil die Säffte alsdenn am meisten in Bewegung sind. Die Hi- tze macht, daß der Safft empor steiget.
§. 18.
Man muß beurtheilen, welche Bäume am meisten Safft von sich geben, als da sind der Pappel-Baum, der Esch- Baum, der Ahorn-Baum, der Maul- beer-Baum, die Weide, die Bircke, der Nuß-Baum, die Eiche, der Jlmen-Baum, u. s. w. Einige sind von dem Bohren der Bäume auf das Stechen der Pflantzen gekommen. Also hat ein gelehrter Phy- sicus das Kunststück gefunden, aus den Mohn-Häuptern das allerreinste Opi- um, so man iemahls gehabt, heraus zu ziehen. Durch dieses und andere derglei- chen erlangt die Artzney-Kunst gar un- vergleichliche Hülffs-Mittel zur Gesund- heit des Menschen. Der Bircken-Safft ist sehr wohl zu gebrauchen; er erfrischet das Eingeweide, lindert die Hitze der Le- ber, und ist ein allgemeines Mittel wider den Stein, die Nieren-Schmertzen, und die Colic. Die Säffte oder die Thränen, welche aus dem Weinstock rinnen, wenn er geschnitten ist, haben gleichfalls vielen Nutzen in der Artzney.
§. 19.
Die Säffte, welche von sich selbst kommen, müssen viel natürlicher und kräfftiger seyn, als dieselben Säffte und Extracte, die man nach den Regeln der Apothecker-Kunst macht, denn durch das Zerstossen, Zerreiben, Gähren, Ver- brennen, Einweichen, Durchbeitzen, Di- stilliren, und andere Operationes verlie- ren die Pflantzen gar viel von ihrem eige- nen Wesen, und ihrer heilsamen Krafft; Das Feuer verändert gar zu sehr die na- türliche Ordnung der Gewächse, und ihre Gradus der Flüchtigkeit und Beständig- keit, ja es zerstreuet gar diese Principia. Daher ist es von sehr grossem Nutzen, das- jenige in vollkommenen Stand zu brin- gen, was die Engelländischen Naturkün- diger so wohl angefangen.
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§. 20.
Diese Säffte können auch gar wohl zum Geträncke dienen. Der Safft vom Maulbeer-Baum ist nicht allein süß und lieblich zu trincken, sondern er ist auch sehr dienlich zur Gesundheit. Der Bir- cken-Safft hat nichts widerwärtiges an sich, der Gebrauch davon würde denen vortrefflich zu statten kommen, welche dem Stein und Grieß unterworffen sind. Wenn man nun dergleichen Säffte zum Bier-Brauen anwendete, oder sie mit etwas Rocken-Brod, oder auf andere Art zum Gähren brächte, und einige grosse Cibeben oder Citronen-Schaalen hinein würffe, so könte manch gesundes und an- genehmes Getränck zu wege gebracht werden, welches auch denjenigen anste- hen würde, denen das Wasser-trincken sonst verhaßt ist. Ein mehrers kan von dieser Materie in des Abts von Valle- mont Merckwürdigkeiten der Natur und Kunst p. 144. nachgelesen werden.
Von den Holtz-spahr-Künsten.
§. 21.
Frantz Keßler, ein Mahler von Franckfurth am Mayn, hat in der Mit- ten des abgewichenen Seculi ein eigenes Buch unter dem Titul: Holtz-spahr- Kunst, ediret, worinnen er das gantze Haupt-Werck entdeckt, und dargethan, daß, ie länger man die Wärme in den Oefen circulirend machen könte, ie mehr selbige Effect thue, und ie weniger Holtz nöthig sey. Nach ihm hat Georg An- dreas Böckler, Architect. und Ingenieur zu Franckfurth, dieses Werck weiter exco- liret, und zu dem Ende Anno 1666. eine absonderliche Furnologiam an das Licht gestellt. Zu geschweigen, was Glaube- rus, Becherus, Drebbelius, und andere, hierinnen praestiret. Jn unsern Tagen hat diese Kunst so wohl nach allerhand neuen Experimentis, als nach dem Indo- le der Mechanic erleutert M. G. unter dem Titul: La Mechanique du feu; so kurtz hierauf Ann. 1715. von Herrn An- ton Heinrich Horst in Teutscher Sprache zu Hannover in 8. ediret, und mit einem Anhange von dessen selbst eigenen Erfin- dungen vermehret worden. Auf welche Weise auch in dem 1717. Jahre ein Werck- gen von Feuermäuern und Caminen in Holländischer Sprache zum Vorschein kommen, worinnen der Autor seine gantz neue Erfindung von Feuermäuern und Caminen entdecket, die gar nicht rauchen, und mehr Hitze als die bißherigen geben
sollen.
Des Erſten Theils 42. Cap. von allerhand nuͤtzlichen Erfindungen
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§. 17.
Eine Wurtzel, welche am En- de abgeſchnitten, giebt mehr Safft, als ein Aſt; weil viel mehr Safft uͤber die Wurtzel empor ſteigt, als uͤber den Aſt, alſo muß aus jener viel mehr heraus rin- nen. Die Zeit, die Baͤume zu eroͤffnen, um den Safft heraus zu ziehen, iſt vom Ausgang des Januarii, biß in das Mit- tel von dem Monat May. Jn dem Herbſt geben ſie keinen Safft von ſich. Die Er- oͤffnung der Baͤume geſchicht mit beſſerm Nachdruck zu Mittage, wenn der Tag am heiſſeſten iſt, weil die Saͤffte alsdenn am meiſten in Bewegung ſind. Die Hi- tze macht, daß der Safft empor ſteiget.
§. 18.
Man muß beurtheilen, welche Baͤume am meiſten Safft von ſich geben, als da ſind der Pappel-Baum, der Eſch- Baum, der Ahorn-Baum, der Maul- beer-Baum, die Weide, die Bircke, der Nuß-Baum, die Eiche, der Jlmen-Baum, u. ſ. w. Einige ſind von dem Bohren der Baͤume auf das Stechen der Pflantzen gekommen. Alſo hat ein gelehrter Phy- ſicus das Kunſtſtuͤck gefunden, aus den Mohn-Haͤuptern das allerreinſte Opi- um, ſo man iemahls gehabt, heraus zu ziehen. Durch dieſes und andere derglei- chen erlangt die Artzney-Kunſt gar un- vergleichliche Huͤlffs-Mittel zur Geſund- heit des Menſchen. Der Bircken-Safft iſt ſehr wohl zu gebrauchen; er erfriſchet das Eingeweide, lindert die Hitze der Le- ber, und iſt ein allgemeines Mittel wider den Stein, die Nieren-Schmertzen, und die Colic. Die Saͤffte oder die Thraͤnen, welche aus dem Weinſtock rinnen, wenn er geſchnitten iſt, haben gleichfalls vielen Nutzen in der Artzney.
§. 19.
Die Saͤffte, welche von ſich ſelbſt kommen, muͤſſen viel natuͤrlicher und kraͤfftiger ſeyn, als dieſelben Saͤffte und Extracte, die man nach den Regeln der Apothecker-Kunſt macht, denn durch das Zerſtoſſen, Zerreiben, Gaͤhren, Ver- brennen, Einweichen, Durchbeitzen, Di- ſtilliren, und andere Operationes verlie- ren die Pflantzen gar viel von ihrem eige- nen Weſen, und ihrer heilſamen Krafft; Das Feuer veraͤndert gar zu ſehr die na- tuͤrliche Ordnung der Gewaͤchſe, und ihre Gradus der Fluͤchtigkeit und Beſtaͤndig- keit, ja es zerſtreuet gar dieſe Principia. Daher iſt es von ſehr groſſem Nutzen, das- jenige in vollkommenen Stand zu brin- gen, was die Engellaͤndiſchen Naturkuͤn- diger ſo wohl angefangen.
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§. 20.
Dieſe Saͤffte koͤnnen auch gar wohl zum Getraͤncke dienen. Der Safft vom Maulbeer-Baum iſt nicht allein ſuͤß und lieblich zu trincken, ſondern er iſt auch ſehr dienlich zur Geſundheit. Der Bir- cken-Safft hat nichts widerwaͤrtiges an ſich, der Gebrauch davon wuͤrde denen vortrefflich zu ſtatten kommen, welche dem Stein und Grieß unterworffen ſind. Wenn man nun dergleichen Saͤffte zum Bier-Brauen anwendete, oder ſie mit etwas Rocken-Brod, oder auf andere Art zum Gaͤhren braͤchte, und einige groſſe Cibeben oder Citronen-Schaalen hinein wuͤrffe, ſo koͤnte manch geſundes und an- genehmes Getraͤnck zu wege gebracht werden, welches auch denjenigen anſte- hen wuͤrde, denen das Waſſer-trincken ſonſt verhaßt iſt. Ein mehrers kan von dieſer Materie in des Abts von Valle- mont Merckwuͤrdigkeiten der Natur und Kunſt p. 144. nachgeleſen werden.
Von den Holtz-ſpahr-Kuͤnſten.
§. 21.
Frantz Keßler, ein Mahler von Franckfurth am Mayn, hat in der Mit- ten des abgewichenen Seculi ein eigenes Buch unter dem Titul: Holtz-ſpahr- Kunſt, ediret, worinnen er das gantze Haupt-Werck entdeckt, und dargethan, daß, ie laͤnger man die Waͤrme in den Oefen circulirend machen koͤnte, ie mehr ſelbige Effect thue, und ie weniger Holtz noͤthig ſey. Nach ihm hat Georg An- dreas Boͤckler, Architect. und Ingenieur zu Franckfurth, dieſes Werck weiter exco- liret, und zu dem Ende Anno 1666. eine abſonderliche Furnologiam an das Licht geſtellt. Zu geſchweigen, was Glaube- rus, Becherus, Drebbelius, und andere, hierinnen præſtiret. Jn unſern Tagen hat dieſe Kunſt ſo wohl nach allerhand neuen Experimentis, als nach dem Indo- le der Mechanic erleutert M. G. unter dem Titul: La Mechanique du feu; ſo kurtz hierauf Ann. 1715. von Herrn An- ton Heinrich Horſt in Teutſcher Sprache zu Hannover in 8. ediret, und mit einem Anhange von deſſen ſelbſt eigenen Erfin- dungen vermehret worden. Auf welche Weiſe auch in dem 1717. Jahre ein Werck- gen von Feuermaͤuern und Caminen in Hollaͤndiſcher Sprache zum Vorſchein kommen, worinnen der Autor ſeine gantz neue Erfindung von Feuermaͤuern und Caminen entdecket, die gar nicht rauchen, und mehr Hitze als die bißherigen geben
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Des Erſten Theils 42. Cap. von allerhand nuͤtzlichen Erfindungen
§. 17. Eine Wurtzel, welche am En-
de abgeſchnitten, giebt mehr Safft, als
ein Aſt; weil viel mehr Safft uͤber die
Wurtzel empor ſteigt, als uͤber den Aſt,
alſo muß aus jener viel mehr heraus rin-
nen. Die Zeit, die Baͤume zu eroͤffnen,
um den Safft heraus zu ziehen, iſt vom
Ausgang des Januarii, biß in das Mit-
tel von dem Monat May. Jn dem Herbſt
geben ſie keinen Safft von ſich. Die Er-
oͤffnung der Baͤume geſchicht mit beſſerm
Nachdruck zu Mittage, wenn der Tag
am heiſſeſten iſt, weil die Saͤffte alsdenn
am meiſten in Bewegung ſind. Die Hi-
tze macht, daß der Safft empor ſteiget.
§. 18. Man muß beurtheilen, welche
Baͤume am meiſten Safft von ſich geben,
als da ſind der Pappel-Baum, der Eſch-
Baum, der Ahorn-Baum, der Maul-
beer-Baum, die Weide, die Bircke, der
Nuß-Baum, die Eiche, der Jlmen-Baum,
u. ſ. w. Einige ſind von dem Bohren der
Baͤume auf das Stechen der Pflantzen
gekommen. Alſo hat ein gelehrter Phy-
ſicus das Kunſtſtuͤck gefunden, aus den
Mohn-Haͤuptern das allerreinſte Opi-
um, ſo man iemahls gehabt, heraus zu
ziehen. Durch dieſes und andere derglei-
chen erlangt die Artzney-Kunſt gar un-
vergleichliche Huͤlffs-Mittel zur Geſund-
heit des Menſchen. Der Bircken-Safft
iſt ſehr wohl zu gebrauchen; er erfriſchet
das Eingeweide, lindert die Hitze der Le-
ber, und iſt ein allgemeines Mittel wider
den Stein, die Nieren-Schmertzen, und
die Colic. Die Saͤffte oder die Thraͤnen,
welche aus dem Weinſtock rinnen, wenn
er geſchnitten iſt, haben gleichfalls vielen
Nutzen in der Artzney.
§. 19. Die Saͤffte, welche von ſich
ſelbſt kommen, muͤſſen viel natuͤrlicher
und kraͤfftiger ſeyn, als dieſelben Saͤffte
und Extracte, die man nach den Regeln
der Apothecker-Kunſt macht, denn durch
das Zerſtoſſen, Zerreiben, Gaͤhren, Ver-
brennen, Einweichen, Durchbeitzen, Di-
ſtilliren, und andere Operationes verlie-
ren die Pflantzen gar viel von ihrem eige-
nen Weſen, und ihrer heilſamen Krafft;
Das Feuer veraͤndert gar zu ſehr die na-
tuͤrliche Ordnung der Gewaͤchſe, und ihre
Gradus der Fluͤchtigkeit und Beſtaͤndig-
keit, ja es zerſtreuet gar dieſe Principia.
Daher iſt es von ſehr groſſem Nutzen, das-
jenige in vollkommenen Stand zu brin-
gen, was die Engellaͤndiſchen Naturkuͤn-
diger ſo wohl angefangen.
§. 20. Dieſe Saͤffte koͤnnen auch gar
wohl zum Getraͤncke dienen. Der Safft
vom Maulbeer-Baum iſt nicht allein ſuͤß
und lieblich zu trincken, ſondern er iſt auch
ſehr dienlich zur Geſundheit. Der Bir-
cken-Safft hat nichts widerwaͤrtiges an
ſich, der Gebrauch davon wuͤrde denen
vortrefflich zu ſtatten kommen, welche
dem Stein und Grieß unterworffen ſind.
Wenn man nun dergleichen Saͤffte zum
Bier-Brauen anwendete, oder ſie mit
etwas Rocken-Brod, oder auf andere Art
zum Gaͤhren braͤchte, und einige groſſe
Cibeben oder Citronen-Schaalen hinein
wuͤrffe, ſo koͤnte manch geſundes und an-
genehmes Getraͤnck zu wege gebracht
werden, welches auch denjenigen anſte-
hen wuͤrde, denen das Waſſer-trincken
ſonſt verhaßt iſt. Ein mehrers kan von
dieſer Materie in des Abts von Valle-
mont Merckwuͤrdigkeiten der Natur und
Kunſt p. 144. nachgeleſen werden.
Von den Holtz-ſpahr-Kuͤnſten.
§. 21. Frantz Keßler, ein Mahler von
Franckfurth am Mayn, hat in der Mit-
ten des abgewichenen Seculi ein eigenes
Buch unter dem Titul: Holtz-ſpahr-
Kunſt, ediret, worinnen er das gantze
Haupt-Werck entdeckt, und dargethan,
daß, ie laͤnger man die Waͤrme in den
Oefen circulirend machen koͤnte, ie mehr
ſelbige Effect thue, und ie weniger Holtz
noͤthig ſey. Nach ihm hat Georg An-
dreas Boͤckler, Architect. und Ingenieur
zu Franckfurth, dieſes Werck weiter exco-
liret, und zu dem Ende Anno 1666. eine
abſonderliche Furnologiam an das Licht
geſtellt. Zu geſchweigen, was Glaube-
rus, Becherus, Drebbelius, und andere,
hierinnen præſtiret. Jn unſern Tagen
hat dieſe Kunſt ſo wohl nach allerhand
neuen Experimentis, als nach dem Indo-
le der Mechanic erleutert M. G. unter
dem Titul: La Mechanique du feu; ſo
kurtz hierauf Ann. 1715. von Herrn An-
ton Heinrich Horſt in Teutſcher Sprache
zu Hannover in 8. ediret, und mit einem
Anhange von deſſen ſelbſt eigenen Erfin-
dungen vermehret worden. Auf welche
Weiſe auch in dem 1717. Jahre ein Werck-
gen von Feuermaͤuern und Caminen in
Hollaͤndiſcher Sprache zum Vorſchein
kommen, worinnen der Autor ſeine gantz
neue Erfindung von Feuermaͤuern und
Caminen entdecket, die gar nicht rauchen,
und mehr Hitze als die bißherigen geben
ſollen.
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/142>, abgerufen am 22.12.2024.
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