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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Andern Th. 43. C. von hohen und niedern Jagd-Officiers.
[Spaltenumbruch] Forstmeister, thun Relationes vom Ja-
gen, wo etwan da und dort Jagden ge-
macht werden könten. Die Ober-Jä-
ger
commandiren die Jagd-Zeug-Knech-
te, die Wagenmeister, die Zeugschneider
und Anzieher, sie müssen Acht haben, daß
bey einem anzustellenden Jagen alles
complet sey. Wenn die Jagden vorbey
sind, müssen sie die Zeuge wieder an ge-
hörige Orte schaffen.

§. 3.

Die Hof-Jäger gehen den
Ober-Jägern im Range nach, sie com-
mandi
ren mit bey dem Jagen, lassen das
Wildpräth unter sich zerlegen, was bey
der Hofstatt mit verspeiset wird; sie sind
über die Hunde mit gesetzt, über die Rüde-
Hunde, Sau-Beisser, Englische Docken,
Bullen- und Bären-Beisser. Bey den
Jagden commandiren sie die Bauren
mit, helffen Ordnung machen durchs An-
stellen und Treiben, und sind die nächsten
mit bey dem Herrn. Der Purschmei-
ster
darf durch das gantze Land schiessen,
wo der Herr ist, muß solcher auch seyn bey
allem, was geschossen wird, er muß die Jä-
gerey so gut verstehen, wie andere; wenn
die Herrschafft ausfährt, muß solcher vor
der Herrschafft reiten; Gehet ein Wild-
meister oder Ober-Förster ab, so hat die-
ser vor allen andern die Anwartschafft; er
muß von Rechts wegen die Hofstatt das
gantze Jahr durch mit Wildpräth verse-
hen, und so was einkömmt, an dem Hof-
Jäger Befehl geben, ob es soll zerlegt
werden, oder nicht. Hat ein Herr eine
besondere Gnade vor einem, den er wohl
leiden kan, so macht er ihn zu seinem Leib-
Jäger
. Dieser muß allezeit bey dem
Herrn seyn, wo er ist. Der Hegereu-
ter
muß die Hege wohl bereiten, will er
anders keine Wild-Diebe lassen aufkom-
men. Es muß ein Hegereuter eben das
verstehen, was ein Ober-Förster verstehet.
Doch gehet er dem Ober-Förster am
Range nach.

§. 4.

Der Büchsen-Spanner hat
des Herrn Büchsen-Cammer unter der
Hand, und muß das Gewehr wohl in
Acht nehmen, und es nicht verrosten las-
sen; Auf den Jagden muß er mit Ladung
der Büchsen und Flinten allart seyn, so
hat er denn hernachmahls weitere Beför-
derung zu hoffen. Wenn an dem Ge-
wehr etwas fehlet, muß er es allezeit wie-
der repariren lassen, und Pulver und
Bley, Büchsen, Flinten und Steine ie-
derzeit in Bereitschafft haben. Die Be-
such-Knechte
werden in die Aemter ge-
[Spaltenumbruch] legt, daß sie vorsuchen müssen mit den Leit-
Hunden, was vor Hirsche da sind, alsdenn
erstatten sie ihren Vorgesetzten Relation
davon. Sie müssen die Jägerey recht ver-
stehen. Sie lassen die Zeuge auf Befehl ih-
rer Vorgesetzten anrücken, und richten
alsdenn das vorgenommene Jagen ins
Werck. Die Zerwürck-Knechte müs-
sen an grossen Höfen das Wildpräth zer-
legen, und bekommen die Häute und das
Jäger-Recht. Sie haben die nächste An-
wartschafft auf den Ober-Jäger, Ober-
Förster, oder andere Dienste. Der Rü-
den-Knecht
muß Aufsicht über die Rü-
den halten, damit sie nicht abgehen, und
sie ihre beständige Fütterung bekommen.
Diese hat der Ober-Jäger zu comman-
di
ren. Die Zeug-Knechte haben die
Zeuge unter Händen, und gehören de-
ren zwey auf ein Jagen, einer führet den
rechten Flügel, und einer den lincken, sie
müssen alles wohl in Acht nehmen, die
Zeuge recht aufladen lassen, als Tücher,
Garne, Lappen, Zeug-Stangen, Schle-
gel, Pfahl-Eisen, Krumm-Ruthen, da-
mit nichts vergessen werde. Die übri-
gen sind die Jäger-Pursche und die Jä-
ger-Jungen. S. das V. Buch von des
Herrn Zeisigs Artemidia.

Das 44. Capitel/
Andächtiges Gebeth eines
Christlichen Jägers.
§. 1.

HErr GOtt Vatter, Allmächtiger
Schöpffer Himmels und der Erden,
der du aus lauter Gnade die Erde nicht
allein mit vielerley wundersamen Mine-
rali
en und Edel-Steinen geschmücket, und
durch derselben Bewegungs-Krafft den
Vegitabilibus als Wurtzeln, Kräutern,
Bäumen und andern das Wachsthum
befördert, sondern auch die daselbst be-
findlichen wilden Thiere und Vögel uns
armen sündigen Menschen zur Nah-
rung und Nothdurfft gnädiglich er-
schaffen, und noch erhältest, auch den
Menschen zum Herrn darüber gesetzt
hast. Jch dancke dir demüthiglich, daß
du mir solches verstehen lassen, und mir
die Gnade mitgetheilet, dich darüber zu
loben und zu lieben; ich bitte dich demü-
thig, weil du mich zu einen Jäger wilder
Thiere beruffen, seegne meinen Fleiß und
meine Arbeit, wie den Fisch-Zug Petri,
daß ich in deinen Nahmen, meinen Be-

ruff

Des Andern Th. 43. C. von hohen und niedern Jagd-Officiers.
[Spaltenumbruch] Forſtmeiſter, thun Relationes vom Ja-
gen, wo etwan da und dort Jagden ge-
macht werden koͤnten. Die Ober-Jaͤ-
ger
commandiren die Jagd-Zeug-Knech-
te, die Wagenmeiſter, die Zeugſchneider
und Anzieher, ſie muͤſſen Acht haben, daß
bey einem anzuſtellenden Jagen alles
complet ſey. Wenn die Jagden vorbey
ſind, muͤſſen ſie die Zeuge wieder an ge-
hoͤrige Orte ſchaffen.

§. 3.

Die Hof-Jaͤger gehen den
Ober-Jaͤgern im Range nach, ſie com-
mandi
ren mit bey dem Jagen, laſſen das
Wildpraͤth unter ſich zerlegen, was bey
der Hofſtatt mit verſpeiſet wird; ſie ſind
uͤber die Hunde mit geſetzt, uͤber die Ruͤde-
Hunde, Sau-Beiſſer, Engliſche Docken,
Bullen- und Baͤren-Beiſſer. Bey den
Jagden commandiren ſie die Bauren
mit, helffen Ordnung machen durchs An-
ſtellen und Treiben, und ſind die naͤchſten
mit bey dem Herrn. Der Purſchmei-
ſter
darf durch das gantze Land ſchieſſen,
wo der Herr iſt, muß ſolcher auch ſeyn bey
allem, was geſchoſſen wird, er muß die Jaͤ-
gerey ſo gut verſtehen, wie andere; wenn
die Herrſchafft ausfaͤhrt, muß ſolcher vor
der Herrſchafft reiten; Gehet ein Wild-
meiſter oder Ober-Foͤrſter ab, ſo hat die-
ſer vor allen andern die Anwartſchafft; er
muß von Rechts wegen die Hofſtatt das
gantze Jahr durch mit Wildpraͤth verſe-
hen, und ſo was einkoͤmmt, an dem Hof-
Jaͤger Befehl geben, ob es ſoll zerlegt
werden, oder nicht. Hat ein Herr eine
beſondere Gnade vor einem, den er wohl
leiden kan, ſo macht er ihn zu ſeinem Leib-
Jaͤger
. Dieſer muß allezeit bey dem
Herrn ſeyn, wo er iſt. Der Hegereu-
ter
muß die Hege wohl bereiten, will er
anders keine Wild-Diebe laſſen aufkom-
men. Es muß ein Hegereuter eben das
verſtehen, was ein Ober-Foͤrſter verſtehet.
Doch gehet er dem Ober-Foͤrſter am
Range nach.

§. 4.

Der Buͤchſen-Spanner hat
des Herrn Buͤchſen-Cammer unter der
Hand, und muß das Gewehr wohl in
Acht nehmen, und es nicht verroſten laſ-
ſen; Auf den Jagden muß er mit Ladung
der Buͤchſen und Flinten allart ſeyn, ſo
hat er denn hernachmahls weitere Befoͤr-
derung zu hoffen. Wenn an dem Ge-
wehr etwas fehlet, muß er es allezeit wie-
der repariren laſſen, und Pulver und
Bley, Buͤchſen, Flinten und Steine ie-
derzeit in Bereitſchafft haben. Die Be-
ſuch-Knechte
werden in die Aemter ge-
[Spaltenumbruch] legt, daß ſie vorſuchen muͤſſen mit den Leit-
Hunden, was vor Hirſche da ſind, alsdenn
erſtatten ſie ihren Vorgeſetzten Relation
davon. Sie muͤſſen die Jaͤgerey recht ver-
ſtehen. Sie laſſen die Zeuge auf Befehl ih-
rer Vorgeſetzten anruͤcken, und richten
alsdenn das vorgenommene Jagen ins
Werck. Die Zerwuͤrck-Knechte muͤſ-
ſen an groſſen Hoͤfen das Wildpraͤth zer-
legen, und bekommen die Haͤute und das
Jaͤger-Recht. Sie haben die naͤchſte An-
wartſchafft auf den Ober-Jaͤger, Ober-
Foͤrſter, oder andere Dienſte. Der Ruͤ-
den-Knecht
muß Aufſicht uͤber die Ruͤ-
den halten, damit ſie nicht abgehen, und
ſie ihre beſtaͤndige Fuͤtterung bekommen.
Dieſe hat der Ober-Jaͤger zu comman-
di
ren. Die Zeug-Knechte haben die
Zeuge unter Haͤnden, und gehoͤren de-
ren zwey auf ein Jagen, einer fuͤhret den
rechten Fluͤgel, und einer den lincken, ſie
muͤſſen alles wohl in Acht nehmen, die
Zeuge recht aufladen laſſen, als Tuͤcher,
Garne, Lappen, Zeug-Stangen, Schle-
gel, Pfahl-Eiſen, Krumm-Ruthen, da-
mit nichts vergeſſen werde. Die uͤbri-
gen ſind die Jaͤger-Purſche und die Jaͤ-
ger-Jungen. S. das V. Buch von des
Herrn Zeiſigs Artemidia.

Das 44. Capitel/
Andaͤchtiges Gebeth eines
Chriſtlichen Jaͤgers.
§. 1.

HErr GOtt Vatter, Allmaͤchtiger
Schoͤpffer Himmels und der Erden,
der du aus lauter Gnade die Erde nicht
allein mit vielerley wunderſamen Mine-
rali
en und Edel-Steinen geſchmuͤcket, und
durch derſelben Bewegungs-Krafft den
Vegitabilibus als Wurtzeln, Kraͤutern,
Baͤumen und andern das Wachsthum
befoͤrdert, ſondern auch die daſelbſt be-
findlichen wilden Thiere und Voͤgel uns
armen ſuͤndigen Menſchen zur Nah-
rung und Nothdurfft gnaͤdiglich er-
ſchaffen, und noch erhaͤlteſt, auch den
Menſchen zum Herrn daruͤber geſetzt
haſt. Jch dancke dir demuͤthiglich, daß
du mir ſolches verſtehen laſſen, und mir
die Gnade mitgetheilet, dich daruͤber zu
loben und zu lieben; ich bitte dich demuͤ-
thig, weil du mich zu einen Jaͤger wilder
Thiere beruffen, ſeegne meinen Fleiß und
meine Arbeit, wie den Fiſch-Zug Petri,
daß ich in deinen Nahmen, meinen Be-

ruff
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[130/0218] Des Andern Th. 43. C. von hohen und niedern Jagd-Officiers. Forſtmeiſter, thun Relationes vom Ja- gen, wo etwan da und dort Jagden ge- macht werden koͤnten. Die Ober-Jaͤ- ger commandiren die Jagd-Zeug-Knech- te, die Wagenmeiſter, die Zeugſchneider und Anzieher, ſie muͤſſen Acht haben, daß bey einem anzuſtellenden Jagen alles complet ſey. Wenn die Jagden vorbey ſind, muͤſſen ſie die Zeuge wieder an ge- hoͤrige Orte ſchaffen. §. 3. Die Hof-Jaͤger gehen den Ober-Jaͤgern im Range nach, ſie com- mandiren mit bey dem Jagen, laſſen das Wildpraͤth unter ſich zerlegen, was bey der Hofſtatt mit verſpeiſet wird; ſie ſind uͤber die Hunde mit geſetzt, uͤber die Ruͤde- Hunde, Sau-Beiſſer, Engliſche Docken, Bullen- und Baͤren-Beiſſer. Bey den Jagden commandiren ſie die Bauren mit, helffen Ordnung machen durchs An- ſtellen und Treiben, und ſind die naͤchſten mit bey dem Herrn. Der Purſchmei- ſter darf durch das gantze Land ſchieſſen, wo der Herr iſt, muß ſolcher auch ſeyn bey allem, was geſchoſſen wird, er muß die Jaͤ- gerey ſo gut verſtehen, wie andere; wenn die Herrſchafft ausfaͤhrt, muß ſolcher vor der Herrſchafft reiten; Gehet ein Wild- meiſter oder Ober-Foͤrſter ab, ſo hat die- ſer vor allen andern die Anwartſchafft; er muß von Rechts wegen die Hofſtatt das gantze Jahr durch mit Wildpraͤth verſe- hen, und ſo was einkoͤmmt, an dem Hof- Jaͤger Befehl geben, ob es ſoll zerlegt werden, oder nicht. Hat ein Herr eine beſondere Gnade vor einem, den er wohl leiden kan, ſo macht er ihn zu ſeinem Leib- Jaͤger. Dieſer muß allezeit bey dem Herrn ſeyn, wo er iſt. Der Hegereu- ter muß die Hege wohl bereiten, will er anders keine Wild-Diebe laſſen aufkom- men. Es muß ein Hegereuter eben das verſtehen, was ein Ober-Foͤrſter verſtehet. Doch gehet er dem Ober-Foͤrſter am Range nach. §. 4. Der Buͤchſen-Spanner hat des Herrn Buͤchſen-Cammer unter der Hand, und muß das Gewehr wohl in Acht nehmen, und es nicht verroſten laſ- ſen; Auf den Jagden muß er mit Ladung der Buͤchſen und Flinten allart ſeyn, ſo hat er denn hernachmahls weitere Befoͤr- derung zu hoffen. Wenn an dem Ge- wehr etwas fehlet, muß er es allezeit wie- der repariren laſſen, und Pulver und Bley, Buͤchſen, Flinten und Steine ie- derzeit in Bereitſchafft haben. Die Be- ſuch-Knechte werden in die Aemter ge- legt, daß ſie vorſuchen muͤſſen mit den Leit- Hunden, was vor Hirſche da ſind, alsdenn erſtatten ſie ihren Vorgeſetzten Relation davon. Sie muͤſſen die Jaͤgerey recht ver- ſtehen. Sie laſſen die Zeuge auf Befehl ih- rer Vorgeſetzten anruͤcken, und richten alsdenn das vorgenommene Jagen ins Werck. Die Zerwuͤrck-Knechte muͤſ- ſen an groſſen Hoͤfen das Wildpraͤth zer- legen, und bekommen die Haͤute und das Jaͤger-Recht. Sie haben die naͤchſte An- wartſchafft auf den Ober-Jaͤger, Ober- Foͤrſter, oder andere Dienſte. Der Ruͤ- den-Knecht muß Aufſicht uͤber die Ruͤ- den halten, damit ſie nicht abgehen, und ſie ihre beſtaͤndige Fuͤtterung bekommen. Dieſe hat der Ober-Jaͤger zu comman- diren. Die Zeug-Knechte haben die Zeuge unter Haͤnden, und gehoͤren de- ren zwey auf ein Jagen, einer fuͤhret den rechten Fluͤgel, und einer den lincken, ſie muͤſſen alles wohl in Acht nehmen, die Zeuge recht aufladen laſſen, als Tuͤcher, Garne, Lappen, Zeug-Stangen, Schle- gel, Pfahl-Eiſen, Krumm-Ruthen, da- mit nichts vergeſſen werde. Die uͤbri- gen ſind die Jaͤger-Purſche und die Jaͤ- ger-Jungen. S. das V. Buch von des Herrn Zeiſigs Artemidia. Das 44. Capitel/ Andaͤchtiges Gebeth eines Chriſtlichen Jaͤgers. §. 1. HErr GOtt Vatter, Allmaͤchtiger Schoͤpffer Himmels und der Erden, der du aus lauter Gnade die Erde nicht allein mit vielerley wunderſamen Mine- ralien und Edel-Steinen geſchmuͤcket, und durch derſelben Bewegungs-Krafft den Vegitabilibus als Wurtzeln, Kraͤutern, Baͤumen und andern das Wachsthum befoͤrdert, ſondern auch die daſelbſt be- findlichen wilden Thiere und Voͤgel uns armen ſuͤndigen Menſchen zur Nah- rung und Nothdurfft gnaͤdiglich er- ſchaffen, und noch erhaͤlteſt, auch den Menſchen zum Herrn daruͤber geſetzt haſt. Jch dancke dir demuͤthiglich, daß du mir ſolches verſtehen laſſen, und mir die Gnade mitgetheilet, dich daruͤber zu loben und zu lieben; ich bitte dich demuͤ- thig, weil du mich zu einen Jaͤger wilder Thiere beruffen, ſeegne meinen Fleiß und meine Arbeit, wie den Fiſch-Zug Petri, daß ich in deinen Nahmen, meinen Be- ruff

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/218>, abgerufen am 22.12.2024.