Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Andern Theils 44. Cap. Gebeth eines Christlichen Jägers.
[Spaltenumbruch] ruff fleißg anfangen, wohl mitteln, und
glücklich vollenden, auch allzeit in Demuth
erkennen, und dir dafür hertzlig dancken.
Behüte mich ja lieber Vatter vor den
Netzen die mir die verführerische Welt
leget, und vor den Stricken des höllischen
Jägers, der mir stets nachschleichet wie
ein brüllender Löwe, mich zu verschlin-
gen. Bewahre mich vor schnöden Aber-
glauben, vor Hexerey, Zauberey und an-
dern dergleichen, wodurch dein allerhei-
ligster Nahme verunehret und entheiliget
wird. Laß mich dich allezeit stets vor Au-
gen und im Hertzen haben, und mich hü-
ten, daß ich in keine Sünde willige, mei-
nen Nächsten als mich selbst liebe, und nie-
mand Gewalt noch Unrecht thue, sondern
mich mit wenigen begnügen lasse. Solte
ich durch meine eigene Nachläßigkeit eine
vergebliche Arbeit thun, so bewahre mich
vor Ungedult, daß ich nicht unbedachtsam
wider dich murre, sondern laß mich be-
dencken, daß auch kein Sperling ohne des
himmlischen Vaters Willen fallen könne.
Gieb mir den Geist der Weißheit, Erkänt-
niß und der Gottesfurcht, daß er bey mir
sey, und mit mir arbeite. Seegne das
Werck meiner Hände, und sey bey mir,
auf daß ich deinen himmlischen Seegen
mit Danck erkenne, und dich davor hertz-
lich lobe und preise, durch JEsum Chri-
stum, Amen.

Das 45. Capitel/
Historische Anmerckungen
von den Bären.
§. 1.

Die kalten Länder bringen viel Bäre,
und giebt es deren zweyerley Arten,
nemlich grosse und kleine, die kleinen kön-
nen viel eher auf die Bäume klettern,
denn die grossen. Auch giebt es in Nor-
wegen gantz weisse Bäre, wegen des vie-
len Schnees, der an denselbigen Orten an-
zutreffen. Aristoteles gedencket in mira-
bilibus,
daß in Mysien eine Art dieser
Bären anzutreffen gewesen, welche,
wenn sie von den Jägern und Jagd-
Hunden wären verfolget worden, eine so
schädliche und stinckende Ausdufftung von
sich gegeben, daß die Hunde fast darüber
crepiret wären, und die andern Thiere
durch sie, wenn sie ihnen zu nahe gekom-
men, zur Speise untüchtig geworden.
Die Grausamkeit der wilden und weissen
[Spaltenumbruch] Bäre, die in Nova Zembla zu finden,
haben die Holländer bey Ausgang des vo-
rigen Seculi, da sie in Nova Zembla über-
wintert, erfahren, und gedencket Olaus in
seiner Perfianischen Reise-Beschreibung,
daß die Bäre in Lieffland und Moscau
sich nicht allein gegen die Lebendigen, son-
dern auch gegen die Todten grausam er-
weisen, die Leichen aus den Gräbern
schleppen, und auffressen. Die Laplän-
der erkennen den Bär vor den König un-
ter allen vierfüßigen Thieren. S. Scheffer
de Lapponia Cap. 19. p.
339. Jn den Mit-
ternächtischen Ländern soll es nicht nur
weisse, sondern auch zuweilen schwartze
Bären geben. Die in der Provintz Gua-
ti mala in America
haben kein rauches son-
dern glattes Angesicht und Kopff, und se-
hen aus, wie ein alter runtzlichter AEthio-
pi
er, einige sollen auch lange Schnäbel an
Rüsseln haben, wie Dapper in seiner Be-
schreibung von America p. 144. anführet.

§. 2.

Athanasius Kircherus gedencket
L. 2. Art. magn. & Umbr. p. 112. daß wenn
ein Mensch etwas von dem Blut eines
Bäres zu sich nehme, so würde er eben die
Grausamkeit und wilde Eigenschafften
überkommen, die der Bär an sich hätte,
und bey Garman lieset man in seinen Tra-
ctat de miraculis mortuorum p. 102. daß,
wenn eine Trummel mit Bär-Haut über-
zogen wäre, und geschlagen würde, so
würden auch die zahmesten Pferde scheu
werden, und durchgehen wollen. Es soll
einstens ein Bär aus den Allobrogischen
Bergen ein Mädgen in seine Höhle ge-
zogen, sie geküsset und auf das freundlich-
ste caressiret haben. Er hat ihr Feld-
Aepffel täglich zugebracht, und wenn er
auf den Raub gegangen, die Höhl mit ei-
nem sehr grossen Stein verschlossen, biß
endlich die betrübten Eltern nach langen
Suchen, ihre unglückselige Tochter in der
Höhle angetroffen, und sie von diesem ab-
scheulichen Liebhaber befrehet. Gillius.
Fast ein gleiches hat sich zu unterschiede-
nen mahlen in den Sächsischen Ertz-Ge-
bürge zugetragen, daher auch die Gebür-
ger das Sprichwort führen, ie daß dich
der Bär hertze. Anno 1631. hatte eine
Jungfer nicht weit einen Hunds-Hübel
das Vieh von Wald-Häusern auf die
Weide getrieben, und sich darneben hinge-
setzt und geklöppelt. Ehe sie sichs verse-
hen, kommt ein Haupt-Bär hinter sie
her geschlichen, und bereucht sie, und hat-
te mehr Lust sie zu hertzen, als zu fressen,
darum tatschte er sie gar säuberlich an,

und
R 2

Des Andern Theils 44. Cap. Gebeth eines Chriſtlichen Jaͤgers.
[Spaltenumbruch] ruff fleißg anfangen, wohl mitteln, und
gluͤcklich vollenden, auch allzeit in Demuth
erkennen, und dir dafuͤr hertzlig dancken.
Behuͤte mich ja lieber Vatter vor den
Netzen die mir die verfuͤhreriſche Welt
leget, und vor den Stricken des hoͤlliſchen
Jaͤgers, der mir ſtets nachſchleichet wie
ein bruͤllender Loͤwe, mich zu verſchlin-
gen. Bewahre mich vor ſchnoͤden Aber-
glauben, vor Hexerey, Zauberey und an-
dern dergleichen, wodurch dein allerhei-
ligſter Nahme verunehret und entheiliget
wird. Laß mich dich allezeit ſtets vor Au-
gen und im Hertzen haben, und mich huͤ-
ten, daß ich in keine Suͤnde willige, mei-
nen Naͤchſten als mich ſelbſt liebe, und nie-
mand Gewalt noch Unrecht thue, ſondern
mich mit wenigen begnuͤgen laſſe. Solte
ich durch meine eigene Nachlaͤßigkeit eine
vergebliche Arbeit thun, ſo bewahre mich
vor Ungedult, daß ich nicht unbedachtſam
wider dich murre, ſondern laß mich be-
dencken, daß auch kein Sperling ohne des
himmliſchen Vaters Willen fallen koͤnne.
Gieb mir den Geiſt der Weißheit, Erkaͤnt-
niß und der Gottesfurcht, daß er bey mir
ſey, und mit mir arbeite. Seegne das
Werck meiner Haͤnde, und ſey bey mir,
auf daß ich deinen himmliſchen Seegen
mit Danck erkenne, und dich davor hertz-
lich lobe und preiſe, durch JEſum Chri-
ſtum, Amen.

Das 45. Capitel/
Hiſtoriſche Anmerckungen
von den Baͤren.
§. 1.

Die kalten Laͤnder bringen viel Baͤre,
und giebt es deren zweyerley Arten,
nemlich groſſe und kleine, die kleinen koͤn-
nen viel eher auf die Baͤume klettern,
denn die groſſen. Auch giebt es in Nor-
wegen gantz weiſſe Baͤre, wegen des vie-
len Schnees, der an denſelbigen Orten an-
zutreffen. Ariſtoteles gedencket in mira-
bilibus,
daß in Myſien eine Art dieſer
Baͤren anzutreffen geweſen, welche,
wenn ſie von den Jaͤgern und Jagd-
Hunden waͤren verfolget worden, eine ſo
ſchaͤdliche und ſtinckende Ausdufftung von
ſich gegeben, daß die Hunde faſt daruͤber
crepiret waͤren, und die andern Thiere
durch ſie, wenn ſie ihnen zu nahe gekom-
men, zur Speiſe untuͤchtig geworden.
Die Grauſamkeit der wilden und weiſſen
[Spaltenumbruch] Baͤre, die in Nova Zembla zu finden,
haben die Hollaͤnder bey Ausgang des vo-
rigen Seculi, da ſie in Nova Zembla uͤber-
wintert, erfahren, und gedencket Olaus in
ſeiner Perfianiſchen Reiſe-Beſchreibung,
daß die Baͤre in Lieffland und Moſcau
ſich nicht allein gegen die Lebendigen, ſon-
dern auch gegen die Todten grauſam er-
weiſen, die Leichen aus den Graͤbern
ſchleppen, und auffreſſen. Die Laplaͤn-
der erkennen den Baͤr vor den Koͤnig un-
ter allen vierfuͤßigen Thieren. S. Scheffer
de Lapponia Cap. 19. p.
339. Jn den Mit-
ternaͤchtiſchen Laͤndern ſoll es nicht nur
weiſſe, ſondern auch zuweilen ſchwartze
Baͤren geben. Die in der Provintz Gua-
ti mala in America
haben kein rauches ſon-
dern glattes Angeſicht und Kopff, und ſe-
hen aus, wie ein alter runtzlichter Æthio-
pi
er, einige ſollen auch lange Schnaͤbel an
Ruͤſſeln haben, wie Dapper in ſeiner Be-
ſchreibung von America p. 144. anfuͤhret.

§. 2.

Athanaſius Kircherus gedencket
L. 2. Art. magn. & Umbr. p. 112. daß weñ
ein Menſch etwas von dem Blut eines
Baͤres zu ſich nehme, ſo wuͤrde er eben die
Grauſamkeit und wilde Eigenſchafften
uͤberkommen, die der Baͤr an ſich haͤtte,
und bey Garman lieſet man in ſeinen Tra-
ctat de miraculis mortuorum p. 102. daß,
wenn eine Trum̃el mit Baͤr-Haut uͤber-
zogen waͤre, und geſchlagen wuͤrde, ſo
wuͤrden auch die zahmeſten Pferde ſcheu
werden, und durchgehen wollen. Es ſoll
einſtens ein Baͤr aus den Allobrogiſchen
Bergen ein Maͤdgen in ſeine Hoͤhle ge-
zogen, ſie gekuͤſſet und auf das freundlich-
ſte careſſiret haben. Er hat ihr Feld-
Aepffel taͤglich zugebracht, und wenn er
auf den Raub gegangen, die Hoͤhl mit ei-
nem ſehr groſſen Stein verſchloſſen, biß
endlich die betruͤbten Eltern nach langen
Suchen, ihre ungluͤckſelige Tochter in der
Hoͤhle angetroffen, und ſie von dieſem ab-
ſcheulichen Liebhaber befrehet. Gillius.
Faſt ein gleiches hat ſich zu unterſchiede-
nen mahlen in den Saͤchſiſchen Ertz-Ge-
buͤrge zugetragen, daher auch die Gebuͤr-
ger das Sprichwort fuͤhren, ie daß dich
der Baͤr hertze. Anno 1631. hatte eine
Jungfer nicht weit einen Hunds-Huͤbel
das Vieh von Wald-Haͤuſern auf die
Weide getrieben, und ſich darneben hinge-
ſetzt und gekloͤppelt. Ehe ſie ſichs verſe-
hen, kommt ein Haupt-Baͤr hinter ſie
her geſchlichen, und bereucht ſie, und hat-
te mehr Luſt ſie zu hertzen, als zu freſſen,
darum tatſchte er ſie gar ſaͤuberlich an,

und
R 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0219" n="131"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Andern Theils 44. Cap. Gebeth eines Chri&#x017F;tlichen Ja&#x0364;gers.</hi></fw><lb/><cb/>
ruff fleißg anfangen, wohl mitteln, und<lb/>
glu&#x0364;cklich vollenden, auch allzeit in Demuth<lb/>
erkennen, und dir dafu&#x0364;r hertzlig dancken.<lb/>
Behu&#x0364;te mich ja lieber Vatter vor den<lb/>
Netzen die mir die verfu&#x0364;hreri&#x017F;che Welt<lb/>
leget, und vor den Stricken des ho&#x0364;lli&#x017F;chen<lb/>
Ja&#x0364;gers, der mir &#x017F;tets nach&#x017F;chleichet wie<lb/>
ein bru&#x0364;llender Lo&#x0364;we, mich zu ver&#x017F;chlin-<lb/>
gen. Bewahre mich vor &#x017F;chno&#x0364;den Aber-<lb/>
glauben, vor Hexerey, Zauberey und an-<lb/>
dern dergleichen, wodurch dein allerhei-<lb/>
lig&#x017F;ter Nahme verunehret und entheiliget<lb/>
wird. Laß mich dich allezeit &#x017F;tets vor Au-<lb/>
gen und im Hertzen haben, und mich hu&#x0364;-<lb/>
ten, daß ich in keine Su&#x0364;nde willige, mei-<lb/>
nen Na&#x0364;ch&#x017F;ten als mich &#x017F;elb&#x017F;t liebe, und nie-<lb/>
mand Gewalt noch Unrecht thue, &#x017F;ondern<lb/>
mich mit wenigen begnu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;e. Solte<lb/>
ich durch meine eigene Nachla&#x0364;ßigkeit eine<lb/>
vergebliche Arbeit thun, &#x017F;o bewahre mich<lb/>
vor Ungedult, daß ich nicht unbedacht&#x017F;am<lb/>
wider dich murre, &#x017F;ondern laß mich be-<lb/>
dencken, daß auch kein Sperling ohne des<lb/>
himmli&#x017F;chen Vaters Willen fallen ko&#x0364;nne.<lb/>
Gieb mir den Gei&#x017F;t der Weißheit, Erka&#x0364;nt-<lb/>
niß und der Gottesfurcht, daß er bey mir<lb/>
&#x017F;ey, und mit mir arbeite. Seegne das<lb/>
Werck meiner Ha&#x0364;nde, und &#x017F;ey bey mir,<lb/>
auf daß ich deinen himmli&#x017F;chen Seegen<lb/>
mit Danck erkenne, und dich davor hertz-<lb/>
lich lobe und prei&#x017F;e, durch JE&#x017F;um Chri-<lb/>
&#x017F;tum, Amen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das 45. Capitel/<lb/>
Hi&#x017F;tori&#x017F;che Anmerckungen<lb/>
von den Ba&#x0364;ren.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>ie kalten La&#x0364;nder bringen viel Ba&#x0364;re,<lb/>
und giebt es deren zweyerley Arten,<lb/>
nemlich gro&#x017F;&#x017F;e und kleine, die kleinen ko&#x0364;n-<lb/>
nen viel eher auf die Ba&#x0364;ume klettern,<lb/>
denn die gro&#x017F;&#x017F;en. Auch giebt es in Nor-<lb/>
wegen gantz wei&#x017F;&#x017F;e Ba&#x0364;re, wegen des vie-<lb/>
len Schnees, der an den&#x017F;elbigen Orten an-<lb/>
zutreffen. <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;toteles</hi> gedencket in <hi rendition="#aq">mira-<lb/>
bilibus,</hi> daß in My&#x017F;ien eine Art die&#x017F;er<lb/>
Ba&#x0364;ren anzutreffen gewe&#x017F;en, welche,<lb/>
wenn &#x017F;ie von den Ja&#x0364;gern und Jagd-<lb/>
Hunden wa&#x0364;ren verfolget worden, eine &#x017F;o<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dliche und &#x017F;tinckende Ausdufftung von<lb/>
&#x017F;ich gegeben, daß die Hunde fa&#x017F;t daru&#x0364;ber<lb/><hi rendition="#aq">crepi</hi>ret wa&#x0364;ren, und die andern Thiere<lb/>
durch &#x017F;ie, wenn &#x017F;ie ihnen zu nahe gekom-<lb/>
men, zur Spei&#x017F;e untu&#x0364;chtig geworden.<lb/>
Die Grau&#x017F;amkeit der wilden und wei&#x017F;&#x017F;en<lb/><cb/>
Ba&#x0364;re, die in <hi rendition="#aq">Nova Zembla</hi> zu finden,<lb/>
haben die Holla&#x0364;nder bey Ausgang des vo-<lb/>
rigen <hi rendition="#aq">Seculi,</hi> da &#x017F;ie in <hi rendition="#aq">Nova Zembla</hi> u&#x0364;ber-<lb/>
wintert, erfahren, und gedencket <hi rendition="#aq">Olaus</hi> in<lb/>
&#x017F;einer Perfiani&#x017F;chen Rei&#x017F;e-Be&#x017F;chreibung,<lb/>
daß die Ba&#x0364;re in Lieffland und Mo&#x017F;cau<lb/>
&#x017F;ich nicht allein gegen die Lebendigen, &#x017F;on-<lb/>
dern auch gegen die Todten grau&#x017F;am er-<lb/>
wei&#x017F;en, die Leichen aus den Gra&#x0364;bern<lb/>
&#x017F;chleppen, und auffre&#x017F;&#x017F;en. Die Lapla&#x0364;n-<lb/>
der erkennen den Ba&#x0364;r vor den Ko&#x0364;nig un-<lb/>
ter allen vierfu&#x0364;ßigen Thieren. <hi rendition="#aq">S. Scheffer<lb/>
de Lapponia Cap. 19. p.</hi> 339. Jn den Mit-<lb/>
terna&#x0364;chti&#x017F;chen La&#x0364;ndern &#x017F;oll es nicht nur<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;ondern auch zuweilen &#x017F;chwartze<lb/>
Ba&#x0364;ren geben. Die in der Provintz <hi rendition="#aq">Gua-<lb/>
ti mala in America</hi> haben kein rauches &#x017F;on-<lb/>
dern glattes Ange&#x017F;icht und Kopff, und &#x017F;e-<lb/>
hen aus, wie ein alter runtzlichter <hi rendition="#aq">Æthio-<lb/>
pi</hi>er, einige &#x017F;ollen auch lange Schna&#x0364;bel an<lb/>
Ru&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln haben, wie <hi rendition="#aq">Dapper</hi> in &#x017F;einer Be-<lb/>
&#x017F;chreibung von <hi rendition="#aq">America p.</hi> 144. anfu&#x0364;hret.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 2.</head>
            <p><hi rendition="#aq">Athana&#x017F;ius Kircherus</hi> gedencket<lb/><hi rendition="#aq">L. 2. Art. magn. &amp; Umbr. p.</hi> 112. daß wen&#x0303;<lb/>
ein Men&#x017F;ch etwas von dem Blut eines<lb/>
Ba&#x0364;res zu &#x017F;ich nehme, &#x017F;o wu&#x0364;rde er eben die<lb/>
Grau&#x017F;amkeit und wilde Eigen&#x017F;chafften<lb/>
u&#x0364;berkommen, die der Ba&#x0364;r an &#x017F;ich ha&#x0364;tte,<lb/>
und bey <hi rendition="#aq">Garman</hi> lie&#x017F;et man in &#x017F;einen Tra-<lb/>
ctat <hi rendition="#aq">de miraculis mortuorum p.</hi> 102. daß,<lb/>
wenn eine Trum&#x0303;el mit Ba&#x0364;r-Haut u&#x0364;ber-<lb/>
zogen wa&#x0364;re, und ge&#x017F;chlagen wu&#x0364;rde, &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rden auch die zahme&#x017F;ten Pferde &#x017F;cheu<lb/>
werden, und durchgehen wollen. Es &#x017F;oll<lb/>
ein&#x017F;tens ein Ba&#x0364;r aus den <hi rendition="#aq">Allobrogi</hi>&#x017F;chen<lb/>
Bergen ein Ma&#x0364;dgen in &#x017F;eine Ho&#x0364;hle ge-<lb/>
zogen, &#x017F;ie geku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et und auf das freundlich-<lb/>
&#x017F;te <hi rendition="#aq">care&#x017F;&#x017F;i</hi>ret haben. Er hat ihr Feld-<lb/>
Aepffel ta&#x0364;glich zugebracht, und wenn er<lb/>
auf den Raub gegangen, die Ho&#x0364;hl mit ei-<lb/>
nem &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Stein ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, biß<lb/>
endlich die betru&#x0364;bten Eltern nach langen<lb/>
Suchen, ihre unglu&#x0364;ck&#x017F;elige Tochter in der<lb/>
Ho&#x0364;hle angetroffen, und &#x017F;ie von die&#x017F;em ab-<lb/>
&#x017F;cheulichen Liebhaber befrehet. <hi rendition="#aq">Gillius.</hi><lb/>
Fa&#x017F;t ein gleiches hat &#x017F;ich zu unter&#x017F;chiede-<lb/>
nen mahlen in den Sa&#x0364;ch&#x017F;i&#x017F;chen Ertz-Ge-<lb/>
bu&#x0364;rge zugetragen, daher auch die Gebu&#x0364;r-<lb/>
ger das Sprichwort fu&#x0364;hren, ie daß dich<lb/>
der Ba&#x0364;r hertze. <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1631. hatte eine<lb/>
Jungfer nicht weit einen Hunds-Hu&#x0364;bel<lb/>
das Vieh von Wald-Ha&#x0364;u&#x017F;ern auf die<lb/>
Weide getrieben, und &#x017F;ich darneben hinge-<lb/>
&#x017F;etzt und geklo&#x0364;ppelt. Ehe &#x017F;ie &#x017F;ichs ver&#x017F;e-<lb/>
hen, kommt ein Haupt-Ba&#x0364;r hinter &#x017F;ie<lb/>
her ge&#x017F;chlichen, und bereucht &#x017F;ie, und hat-<lb/>
te mehr Lu&#x017F;t &#x017F;ie zu hertzen, als zu fre&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
darum tat&#x017F;chte er &#x017F;ie gar &#x017F;a&#x0364;uberlich an,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 2</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0219] Des Andern Theils 44. Cap. Gebeth eines Chriſtlichen Jaͤgers. ruff fleißg anfangen, wohl mitteln, und gluͤcklich vollenden, auch allzeit in Demuth erkennen, und dir dafuͤr hertzlig dancken. Behuͤte mich ja lieber Vatter vor den Netzen die mir die verfuͤhreriſche Welt leget, und vor den Stricken des hoͤlliſchen Jaͤgers, der mir ſtets nachſchleichet wie ein bruͤllender Loͤwe, mich zu verſchlin- gen. Bewahre mich vor ſchnoͤden Aber- glauben, vor Hexerey, Zauberey und an- dern dergleichen, wodurch dein allerhei- ligſter Nahme verunehret und entheiliget wird. Laß mich dich allezeit ſtets vor Au- gen und im Hertzen haben, und mich huͤ- ten, daß ich in keine Suͤnde willige, mei- nen Naͤchſten als mich ſelbſt liebe, und nie- mand Gewalt noch Unrecht thue, ſondern mich mit wenigen begnuͤgen laſſe. Solte ich durch meine eigene Nachlaͤßigkeit eine vergebliche Arbeit thun, ſo bewahre mich vor Ungedult, daß ich nicht unbedachtſam wider dich murre, ſondern laß mich be- dencken, daß auch kein Sperling ohne des himmliſchen Vaters Willen fallen koͤnne. Gieb mir den Geiſt der Weißheit, Erkaͤnt- niß und der Gottesfurcht, daß er bey mir ſey, und mit mir arbeite. Seegne das Werck meiner Haͤnde, und ſey bey mir, auf daß ich deinen himmliſchen Seegen mit Danck erkenne, und dich davor hertz- lich lobe und preiſe, durch JEſum Chri- ſtum, Amen. Das 45. Capitel/ Hiſtoriſche Anmerckungen von den Baͤren. §. 1. Die kalten Laͤnder bringen viel Baͤre, und giebt es deren zweyerley Arten, nemlich groſſe und kleine, die kleinen koͤn- nen viel eher auf die Baͤume klettern, denn die groſſen. Auch giebt es in Nor- wegen gantz weiſſe Baͤre, wegen des vie- len Schnees, der an denſelbigen Orten an- zutreffen. Ariſtoteles gedencket in mira- bilibus, daß in Myſien eine Art dieſer Baͤren anzutreffen geweſen, welche, wenn ſie von den Jaͤgern und Jagd- Hunden waͤren verfolget worden, eine ſo ſchaͤdliche und ſtinckende Ausdufftung von ſich gegeben, daß die Hunde faſt daruͤber crepiret waͤren, und die andern Thiere durch ſie, wenn ſie ihnen zu nahe gekom- men, zur Speiſe untuͤchtig geworden. Die Grauſamkeit der wilden und weiſſen Baͤre, die in Nova Zembla zu finden, haben die Hollaͤnder bey Ausgang des vo- rigen Seculi, da ſie in Nova Zembla uͤber- wintert, erfahren, und gedencket Olaus in ſeiner Perfianiſchen Reiſe-Beſchreibung, daß die Baͤre in Lieffland und Moſcau ſich nicht allein gegen die Lebendigen, ſon- dern auch gegen die Todten grauſam er- weiſen, die Leichen aus den Graͤbern ſchleppen, und auffreſſen. Die Laplaͤn- der erkennen den Baͤr vor den Koͤnig un- ter allen vierfuͤßigen Thieren. S. Scheffer de Lapponia Cap. 19. p. 339. Jn den Mit- ternaͤchtiſchen Laͤndern ſoll es nicht nur weiſſe, ſondern auch zuweilen ſchwartze Baͤren geben. Die in der Provintz Gua- ti mala in America haben kein rauches ſon- dern glattes Angeſicht und Kopff, und ſe- hen aus, wie ein alter runtzlichter Æthio- pier, einige ſollen auch lange Schnaͤbel an Ruͤſſeln haben, wie Dapper in ſeiner Be- ſchreibung von America p. 144. anfuͤhret. §. 2. Athanaſius Kircherus gedencket L. 2. Art. magn. & Umbr. p. 112. daß weñ ein Menſch etwas von dem Blut eines Baͤres zu ſich nehme, ſo wuͤrde er eben die Grauſamkeit und wilde Eigenſchafften uͤberkommen, die der Baͤr an ſich haͤtte, und bey Garman lieſet man in ſeinen Tra- ctat de miraculis mortuorum p. 102. daß, wenn eine Trum̃el mit Baͤr-Haut uͤber- zogen waͤre, und geſchlagen wuͤrde, ſo wuͤrden auch die zahmeſten Pferde ſcheu werden, und durchgehen wollen. Es ſoll einſtens ein Baͤr aus den Allobrogiſchen Bergen ein Maͤdgen in ſeine Hoͤhle ge- zogen, ſie gekuͤſſet und auf das freundlich- ſte careſſiret haben. Er hat ihr Feld- Aepffel taͤglich zugebracht, und wenn er auf den Raub gegangen, die Hoͤhl mit ei- nem ſehr groſſen Stein verſchloſſen, biß endlich die betruͤbten Eltern nach langen Suchen, ihre ungluͤckſelige Tochter in der Hoͤhle angetroffen, und ſie von dieſem ab- ſcheulichen Liebhaber befrehet. Gillius. Faſt ein gleiches hat ſich zu unterſchiede- nen mahlen in den Saͤchſiſchen Ertz-Ge- buͤrge zugetragen, daher auch die Gebuͤr- ger das Sprichwort fuͤhren, ie daß dich der Baͤr hertze. Anno 1631. hatte eine Jungfer nicht weit einen Hunds-Huͤbel das Vieh von Wald-Haͤuſern auf die Weide getrieben, und ſich darneben hinge- ſetzt und gekloͤppelt. Ehe ſie ſichs verſe- hen, kommt ein Haupt-Baͤr hinter ſie her geſchlichen, und bereucht ſie, und hat- te mehr Luſt ſie zu hertzen, als zu freſſen, darum tatſchte er ſie gar ſaͤuberlich an, und R 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/219
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/219>, abgerufen am 22.12.2024.