Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Poetischer Wälder Gold/ oder blasses Bley. Jhr lieffet willig ann.Das sol mann gerne tuhn/ was mann nicht endern kann. Das Schiff/ das oben her von Winden war zerrissen/ Ward von der Fluuten Macht nun unten auch geschmissen Hart an den blinden Glindt. Das Rohr sprang plötzlich ab. Hier saht ihr euren Todt; hier saht ihr euer Graab. Der Kiehl gieng morß entzwey mit krachen und mit schüttern Die Planken huben sich mit zittern an zu splittern. Die See braach häuffig ein. Das todte Schiff ertrank Das leichte Guut flooß weg/ das schweere das versank. Da war es hohe Zeit sich an das Land zu machen Da saht für euer Heyl ihr recht den Himmel wachen Jhr sprunget furchtsam aus/ deß nahen Landes froh. Das reiche Guut deß Schiffs mag bleiben wie/ und wo/ Und wem das Glukke wil. Ein Mann/ der Schif-bruch leidet/ schätzt nichts dem Leeben gleich. Tuht/ was er dennoch meidet/ Stürtzt blooß sich inn die See. Fasst einen duppeln Muuth. Bringt er nur sich darvon/ so hat er alles Guut. Das arme Land erschrak für diesen neuen Gäften/ Haalb furchtsam und haalb froh. Es hate nichts zum besten/ An allem Mangel reich. So nahmet ihr verlieb/ Was an den holen Strand aus euren Schiffe trieb'/ An Früchten/ Brodt' und sonst. Diß wehrte ziemlich lange/ Es war euch billich auch für nahem Winter bange/ Der euch den Todt auch schwuur durch hunger und durch frost/ Biß daß uns endlich kahm von Euch die Edle Post. Gantz Liefland weinte froh/ nach dem es euch vernommen. Gantz Revel lieff euch nach/ da es euch sahe kommen. Die Kirchen dankten Gott. Die Schulen wünschten Heil. Was vor nur seufftzen war/ ward jauchtzen inn der Eil. Diß hat mein theurer Freund mit alles außgestanden. Diß alles giebt er hier zu leesen allen Landen/ Sein wahrer Zeuge selbst. Hörts/ wers nicht leesen kann. Schau deutsche Christenheit. Das wird für dich getahn. Es hat Gewalt und Neid sich hart' an uns gewaaget. Wir haben sie getroost zu Felde doch gejaaget/ So
Poetiſcher Waͤlder Gold/ oder blaſſes Bley. Jhr lieffet willig ann.Das ſol mann gerne tuhn/ was mann nicht endern kann. Das Schiff/ das oben her von Winden war zerriſſen/ Ward von der Fluuten Macht nun unten auch geſchmiſſen Hart an den blinden Glindt. Das Rohr ſprang ploͤtzlich ab. Hier ſaht ihr euren Todt; hier ſaht ihr euer Graab. Der Kiehl gieng morß entzwey mit krachen und mit ſchuͤttern Die Planken huben ſich mit zittern an zu ſplittern. Die See braach haͤuffig ein. Das todte Schiff ertrank Das leichte Guut flooß weg/ das ſchweere das verſank. Da war es hohe Zeit ſich an das Land zu machen Da ſaht fuͤr euer Heyl ihr recht den Himmel wachen Jhr ſprunget furchtſam aus/ deß nahen Landes froh. Das reiche Guut deß Schiffs mag bleiben wie/ und wo/ Und wem das Glukke wil. Ein Mañ/ der Schif-bruch leidet/ ſchaͤtzt nichts dem Leeben gleich. Tuht/ was er deñoch meidet/ Stuͤrtzt blooß ſich inn die See. Faſſt einen duppeln Muuth. Bringt er nur ſich darvon/ ſo hat er alles Guut. Das arme Land erſchrak fuͤr dieſen neuen Gaͤften/ Haalb furchtſam und haalb froh. Es hate nichts zum beſten/ An allem Mangel reich. So nahmet ihr verlieb/ Was an den holen Strand aus euren Schiffe trieb’/ An Fruͤchten/ Brodt’ und ſonſt. Diß wehrte ziemlich lange/ Es war euch billich auch fuͤr nahem Winter bange/ Der euch den Todt auch ſchwuur durch hunger uñ duꝛch froſt/ Biß daß uns endlich kahm von Euch die Edle Poſt. Gantz Liefland weinte froh/ nach dem es euch vernommen. Gantz Revel lieff euch nach/ da es euch ſahe kommen. Die Kirchen dankten Gott. Die Schulen wuͤnſchten Heil. Was vor nur ſeufftzen war/ ward jauchtzen inn der Eil. Diß hat mein theurer Freund mit alles außgeſtanden. Diß alles giebt er hier zu leeſen allen Landen/ Sein wahrer Zeuge ſelbſt. Hoͤrts/ wers nicht leeſen kann. Schau deutſche Chriſtenheit. Das wird fuͤr dich getahn. Es hat Gewalt und Neid ſich hart’ an uns gewaaget. Wir haben ſie getrooſt zu Felde doch gejaaget/ So
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0102" n="82"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poetiſcher Waͤlder</hi> </fw><lb/> <l>Gold/ oder blaſſes Bley. Jhr lieffet willig ann.</l><lb/> <l>Das ſol mann gerne tuhn/ was mann nicht endern kann.</l><lb/> <l>Das Schiff/ das oben her von Winden war zerriſſen/</l><lb/> <l>Ward von der Fluuten Macht nun unten auch geſchmiſſen</l><lb/> <l>Hart an den blinden Glindt. Das Rohr ſprang ploͤtzlich ab.</l><lb/> <l>Hier ſaht ihr euren Todt; hier ſaht ihr euer Graab.</l><lb/> <l>Der Kiehl gieng morß entzwey mit krachen und mit ſchuͤttern</l><lb/> <l>Die Planken huben ſich mit zittern an zu ſplittern.</l><lb/> <l>Die See braach haͤuffig ein. Das todte Schiff ertrank</l><lb/> <l>Das leichte Guut flooß weg/ das ſchweere das verſank.</l><lb/> <l>Da war es hohe Zeit ſich an das Land zu machen</l><lb/> <l>Da ſaht fuͤr euer Heyl ihr recht den Himmel wachen</l><lb/> <l>Jhr ſprunget furchtſam aus/ deß nahen Landes froh.</l><lb/> <l>Das reiche Guut deß Schiffs mag bleiben wie/ und wo/</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd wem das Glukke wil. Ein Mañ/ der Schif-bruch leidet/</l><lb/> <l>ſchaͤtzt nichts dem Leeben gleich. Tuht/ was er deñoch meidet/</l><lb/> <l>Stuͤrtzt blooß ſich inn die See. Faſſt einen duppeln Muuth.</l><lb/> <l>Bringt er nur ſich darvon/ ſo hat er alles Guut.</l><lb/> <l>Das arme Land erſchrak fuͤr dieſen neuen Gaͤften/</l><lb/> <l>Haalb furchtſam und haalb froh. Es hate nichts zum beſten/</l><lb/> <l>An allem Mangel reich. So nahmet ihr verlieb/</l><lb/> <l>Was an den holen Strand aus euren Schiffe trieb’/</l><lb/> <l>An Fruͤchten/ Brodt’ und ſonſt. Diß wehrte ziemlich lange/</l><lb/> <l>Es war euch billich auch fuͤr nahem Winter bange/</l><lb/> <l>Der euch den Todt auch ſchwuur durch hunger uñ duꝛch froſt/</l><lb/> <l>Biß daß uns endlich kahm von Euch die Edle Poſt.</l><lb/> <l>Gantz Liefland weinte froh/ nach dem es euch vernommen.</l><lb/> <l>Gantz Revel lieff euch nach/ da es euch ſahe kommen.</l><lb/> <l>Die Kirchen dankten Gott. Die Schulen wuͤnſchten Heil.</l><lb/> <l>Was vor nur ſeufftzen war/ ward jauchtzen inn der Eil.</l><lb/> <l>Diß hat mein theurer Freund mit alles außgeſtanden.</l><lb/> <l>Diß alles giebt er hier zu leeſen allen Landen/</l><lb/> <l>Sein wahrer Zeuge ſelbſt. Hoͤrts/ wers nicht leeſen kann.</l><lb/> <l>Schau deutſche Chriſtenheit. Das wird fuͤr dich getahn.</l><lb/> <l>Es hat Gewalt und Neid ſich hart’ an uns gewaaget.</l><lb/> <l>Wir haben ſie getrooſt zu Felde doch gejaaget/</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">So</hi> </fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [82/0102]
Poetiſcher Waͤlder
Gold/ oder blaſſes Bley. Jhr lieffet willig ann.
Das ſol mann gerne tuhn/ was mann nicht endern kann.
Das Schiff/ das oben her von Winden war zerriſſen/
Ward von der Fluuten Macht nun unten auch geſchmiſſen
Hart an den blinden Glindt. Das Rohr ſprang ploͤtzlich ab.
Hier ſaht ihr euren Todt; hier ſaht ihr euer Graab.
Der Kiehl gieng morß entzwey mit krachen und mit ſchuͤttern
Die Planken huben ſich mit zittern an zu ſplittern.
Die See braach haͤuffig ein. Das todte Schiff ertrank
Das leichte Guut flooß weg/ das ſchweere das verſank.
Da war es hohe Zeit ſich an das Land zu machen
Da ſaht fuͤr euer Heyl ihr recht den Himmel wachen
Jhr ſprunget furchtſam aus/ deß nahen Landes froh.
Das reiche Guut deß Schiffs mag bleiben wie/ und wo/
Und wem das Glukke wil. Ein Mañ/ der Schif-bruch leidet/
ſchaͤtzt nichts dem Leeben gleich. Tuht/ was er deñoch meidet/
Stuͤrtzt blooß ſich inn die See. Faſſt einen duppeln Muuth.
Bringt er nur ſich darvon/ ſo hat er alles Guut.
Das arme Land erſchrak fuͤr dieſen neuen Gaͤften/
Haalb furchtſam und haalb froh. Es hate nichts zum beſten/
An allem Mangel reich. So nahmet ihr verlieb/
Was an den holen Strand aus euren Schiffe trieb’/
An Fruͤchten/ Brodt’ und ſonſt. Diß wehrte ziemlich lange/
Es war euch billich auch fuͤr nahem Winter bange/
Der euch den Todt auch ſchwuur durch hunger uñ duꝛch froſt/
Biß daß uns endlich kahm von Euch die Edle Poſt.
Gantz Liefland weinte froh/ nach dem es euch vernommen.
Gantz Revel lieff euch nach/ da es euch ſahe kommen.
Die Kirchen dankten Gott. Die Schulen wuͤnſchten Heil.
Was vor nur ſeufftzen war/ ward jauchtzen inn der Eil.
Diß hat mein theurer Freund mit alles außgeſtanden.
Diß alles giebt er hier zu leeſen allen Landen/
Sein wahrer Zeuge ſelbſt. Hoͤrts/ wers nicht leeſen kann.
Schau deutſche Chriſtenheit. Das wird fuͤr dich getahn.
Es hat Gewalt und Neid ſich hart’ an uns gewaaget.
Wir haben ſie getrooſt zu Felde doch gejaaget/
So
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |