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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Poetischer Wälder


Auf H. Georg Glogers Med. Cand.
Seeliges Ableben.
O Liebster/ was bedeut das ungewohnte röcheln?
Die Furcht der heissen Brust? Der matten Lungen
fecheln/
Das so geschwinde keicht? Ach! wo? wo läst du dich?
Dein' Augen? deinen Mund? und was noch mehr/ wo mich?
Mich/ deinen andern Dich? So bistu nun geflogen/
du schöne Seele du/ und läßst unnachgezogen
den Leib/ dein schönes Kleid/ das mit so schöner Pracht
der Tugend war gestückt/ und sauber außgemacht.
Du Mund/ den Venus selbst in ihre Nectar tauchet/
und dem die Gratien ihr Holdseyn eingehauchet:
Jhr Augen/ die ihr mich durch euer freundlich sehn
zur Gegenliebe zwingt/ nun ists ümm euch geschehn/
und auch ümm euren mich. Vor hab' ich finden können/
noch meinem Landsmann/ dich/ du Labsal meiner Sinnen.
Ein Freund zwar/ hoff' ich wol/ mir anzutreffen ist:
So einer nimmermehr/ wie du gewesen bist.
An dir hab' ich gehabt/ ach! ach gehabt! den Zeugen
von meiner Poesie/ wie sehr sie ümmzubeugen
der hagre Neid erkühnt; wie schlim er auff sie sieht/
durch dich verlacht' ich ihn. Du hubst mir das Gemüht'
je mehr zum ewig seyn. Apollo war mir günstig/
der Musicant' und Artzt/ weil du mich machtest brünstig
zu seiner doppeln Kunst. Die freye Meditrin
verweiste mich durch dich zu ihrem Tempell hin/
und hieß mich ihren Freund. Wo werd' ich nun gelassen/
weil du mich so verläst? Wie auff den rauen Gassen
deß bösen Oceans ein schwacher Nachen wankt/
der keinen Bots-knecht hat/ daß er den Port erlangt/
schöpfft
Poetiſcher Waͤlder


Auf H. Georg Glogers Med. Cand.
Seeliges Ableben.
O Liebſter/ was bedeut das ungewohnte roͤcheln?
Die Furcht der heiſſen Bruſt? Der matten Lungen
fecheln/
Das ſo geſchwinde keicht? Ach! wo? wo laͤſt du dich?
Dein’ Augen? deinen Mund? und was noch mehr/ wo mich?
Mich/ deinen andern Dich? So biſtu nun geflogen/
du ſchoͤne Seele du/ und laͤßſt unnachgezogen
den Leib/ dein ſchoͤnes Kleid/ das mit ſo ſchoͤner Pracht
der Tugend war geſtuͤckt/ und ſauber außgemacht.
Du Mund/ den Venus ſelbſt in ihre Nectar tauchet/
und dem die Gratien ihr Holdſeyn eingehauchet:
Jhr Augen/ die ihr mich durch euer freundlich ſehn
zur Gegenliebe zwingt/ nun iſts uͤmm euch geſchehn/
und auch uͤmm euren mich. Vor hab’ ich finden koͤnnen/
noch meinem Landsmann/ dich/ du Labſal meiner Sinnen.
Ein Freund zwar/ hoff’ ich wol/ mir anzutreffen iſt:
So einer nimmermehr/ wie du geweſen biſt.
An dir hab’ ich gehabt/ ach! ach gehabt! den Zeugen
von meiner Poeſie/ wie ſehr ſie uͤm̃zubeugen
der hagre Neid erkuͤhnt; wie ſchlim er auff ſie ſieht/
durch dich verlacht’ ich ihn. Du hubſt mir das Gemuͤht’
je mehr zum ewig ſeyn. Apollo war mir guͤnſtig/
der Muſicant’ und Artzt/ weil du mich machteſt bruͤnſtig
zu ſeiner doppeln Kunſt. Die freye Meditrin
verweiſte mich durch dich zu ihrem Tempell hin/
und hieß mich ihren Freund. Wo werd’ ich nun gelaſſen/
weil du mich ſo verlaͤſt? Wie auff den rauen Gaſſen
deß boͤſen Oceans ein ſchwacher Nachen wankt/
der keinen Bots-knecht hat/ daß er den Port erlangt/
ſchoͤpfft
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[144/0164] Poetiſcher Waͤlder Auf H. Georg Glogers Med. Cand. Seeliges Ableben. O Liebſter/ was bedeut das ungewohnte roͤcheln? Die Furcht der heiſſen Bruſt? Der matten Lungen fecheln/ Das ſo geſchwinde keicht? Ach! wo? wo laͤſt du dich? Dein’ Augen? deinen Mund? und was noch mehr/ wo mich? Mich/ deinen andern Dich? So biſtu nun geflogen/ du ſchoͤne Seele du/ und laͤßſt unnachgezogen den Leib/ dein ſchoͤnes Kleid/ das mit ſo ſchoͤner Pracht der Tugend war geſtuͤckt/ und ſauber außgemacht. Du Mund/ den Venus ſelbſt in ihre Nectar tauchet/ und dem die Gratien ihr Holdſeyn eingehauchet: Jhr Augen/ die ihr mich durch euer freundlich ſehn zur Gegenliebe zwingt/ nun iſts uͤmm euch geſchehn/ und auch uͤmm euren mich. Vor hab’ ich finden koͤnnen/ noch meinem Landsmann/ dich/ du Labſal meiner Sinnen. Ein Freund zwar/ hoff’ ich wol/ mir anzutreffen iſt: So einer nimmermehr/ wie du geweſen biſt. An dir hab’ ich gehabt/ ach! ach gehabt! den Zeugen von meiner Poeſie/ wie ſehr ſie uͤm̃zubeugen der hagre Neid erkuͤhnt; wie ſchlim er auff ſie ſieht/ durch dich verlacht’ ich ihn. Du hubſt mir das Gemuͤht’ je mehr zum ewig ſeyn. Apollo war mir guͤnſtig/ der Muſicant’ und Artzt/ weil du mich machteſt bruͤnſtig zu ſeiner doppeln Kunſt. Die freye Meditrin verweiſte mich durch dich zu ihrem Tempell hin/ und hieß mich ihren Freund. Wo werd’ ich nun gelaſſen/ weil du mich ſo verlaͤſt? Wie auff den rauen Gaſſen deß boͤſen Oceans ein ſchwacher Nachen wankt/ der keinen Bots-knecht hat/ daß er den Port erlangt/ ſchoͤpfft

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/164>, abgerufen am 26.11.2024.