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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Vierdtes Buch.
Vergebens ist uns nicht die Leber einverleibet.
Sie/ sie ist unser Gott/ der uns zum lieben treibet.
Wer gar nicht lieben kan/ der wisse/ daß an stat
der Leber er faul Holtz/ und einen Bofist hat.
Und ihr habt recht gethan/ Jhr wohl gepaarten beyde/
daß ihr das süße Joch der angenähmen Freude
wolt zeitlich gehen ein. Die günstige Natur/
deß Höchsten treue Magd/ weist euch auff diese Spur/
Und leitet euch hierzu/ der großen Ahnen Fälle
ersetzet sie durch euch/ daß ihr an jenner Stelle
sollt andre propfen ein/ die nachmahls durch die Zeit
auch/ reissen wie vor sie/ durch frische Tapfrigkeit.
Ach solte/ solte doch der wehrte Hugo sehen
was itzt sieht sein Gemahl/ O könt' es doch geschehen/
daß nun der Seelge Wolff hieher hin wieder kähm'/
und dieses liebe Paar zu beyden Armen nähm'/
nnd druckt an seine Brust. Die große Freude machet
daß itzt die fromme Frau/ die Mutter weinend lachet.
Sie trauet Kind und Freund. Gibt ihrer liebe Pfand
Sie schlägt mit eigner Faust/ durch die gepaarte Hand/
und spricht es sey also. Die schönen Schwestern lachen/
die Brüder wünschen Glück auff diese hohe Sachen
Euch/ Jhr verliebten/ Euch. Wo ihr nur schauet hin/
da seht ihr auff euch zu beschenckte Wünsche ziehn.
Jst aber itzo zeit durch Heyrath sich zu binden?
Jtzt da der tolle Mars uns dreuet forn' und hinden?
Jtzt/ da das teutsche Volck ihm selbst die Degen wetzt/
und sein rebellisch Schwerd ihm an die Gurgel setzt.
Jhr wolt auch in den Krieg. Ach/ wer' in jenem Kriegen
so leichte/ wie in dem/ das ungewisse Siegen/
Wer unser Feindschafft nur nicht größer/ als bey euch/
So könt' ein wincken nur die Sache machen gleich.
Doch fahret immer fort/ lasst andre sich itzt schlagen.
Jhr kriegt mit guter Ruh. Dürfft euern Leib nicht wagen
in das verlogne Glück'/ in einen glatten Streit.
Der Streit/ darin ihr seyd/ ist lauter Einigkeit

mit

Vierdtes Buch.
Vergebens iſt uns nicht die Leber einverleibet.
Sie/ ſie iſt unſer Gott/ der uns zum lieben treibet.
Wer gar nicht lieben kan/ der wiſſe/ daß an ſtat
der Leber er faul Holtz/ und einen Bofiſt hat.
Und ihr habt recht gethan/ Jhr wohl gepaarten beyde/
daß ihr das ſuͤße Joch der angenaͤhmen Freude
wolt zeitlich gehen ein. Die guͤnſtige Natur/
deß Hoͤchſten treue Magd/ weiſt euch auff dieſe Spur/
Und leitet euch hierzu/ der großen Ahnen Faͤlle
erſetzet ſie durch euch/ daß ihr an jenner Stelle
ſollt andre propfen ein/ die nachmahls durch die Zeit
auch/ reiſſen wie vor ſie/ durch friſche Tapfrigkeit.
Ach ſolte/ ſolte doch der wehrte Hugo ſehen
was itzt ſieht ſein Gemahl/ O koͤnt’ es doch geſchehen/
daß nun der Seelge Wolff hieher hin wieder kaͤhm’/
und dieſes liebe Paar zu beyden Armen naͤhm’/
nnd druckt an ſeine Bruſt. Die große Freude machet
daß itzt die fromme Frau/ die Mutter weinend lachet.
Sie trauet Kind und Freund. Gibt ihrer liebe Pfand
Sie ſchlaͤgt mit eigner Fauſt/ durch die gepaarte Hand/
und ſpricht es ſey alſo. Die ſchoͤnen Schweſtern lachen/
die Bruͤder wuͤnſchen Gluͤck auff dieſe hohe Sachen
Euch/ Jhr verliebten/ Euch. Wo ihr nur ſchauet hin/
da ſeht ihr auff euch zu beſchenckte Wuͤnſche ziehn.
Jſt aber itzo zeit durch Heyrath ſich zu binden?
Jtzt da der tolle Mars uns dreuet forn’ und hinden?
Jtzt/ da das teutſche Volck ihm ſelbſt die Degen wetzt/
und ſein rebelliſch Schwerd ihm an die Gurgel ſetzt.
Jhr wolt auch in den Krieg. Ach/ wer’ in jenem Kriegen
ſo leichte/ wie in dem/ das ungewiſſe Siegen/
Wer unſer Feindſchafft nur nicht groͤßer/ als bey euch/
So koͤnt’ ein wincken nur die Sache machen gleich.
Doch fahret immer fort/ laſſt andre ſich itzt ſchlagen.
Jhr kriegt mit guter Ruh. Duͤrfft euern Leib nicht wagen
in das verlogne Gluͤck’/ in einen glatten Streit.
Der Streit/ darin ihr ſeyd/ iſt lauter Einigkeit

mit
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[155/0175] Vierdtes Buch. Vergebens iſt uns nicht die Leber einverleibet. Sie/ ſie iſt unſer Gott/ der uns zum lieben treibet. Wer gar nicht lieben kan/ der wiſſe/ daß an ſtat der Leber er faul Holtz/ und einen Bofiſt hat. Und ihr habt recht gethan/ Jhr wohl gepaarten beyde/ daß ihr das ſuͤße Joch der angenaͤhmen Freude wolt zeitlich gehen ein. Die guͤnſtige Natur/ deß Hoͤchſten treue Magd/ weiſt euch auff dieſe Spur/ Und leitet euch hierzu/ der großen Ahnen Faͤlle erſetzet ſie durch euch/ daß ihr an jenner Stelle ſollt andre propfen ein/ die nachmahls durch die Zeit auch/ reiſſen wie vor ſie/ durch friſche Tapfrigkeit. Ach ſolte/ ſolte doch der wehrte Hugo ſehen was itzt ſieht ſein Gemahl/ O koͤnt’ es doch geſchehen/ daß nun der Seelge Wolff hieher hin wieder kaͤhm’/ und dieſes liebe Paar zu beyden Armen naͤhm’/ nnd druckt an ſeine Bruſt. Die große Freude machet daß itzt die fromme Frau/ die Mutter weinend lachet. Sie trauet Kind und Freund. Gibt ihrer liebe Pfand Sie ſchlaͤgt mit eigner Fauſt/ durch die gepaarte Hand/ und ſpricht es ſey alſo. Die ſchoͤnen Schweſtern lachen/ die Bruͤder wuͤnſchen Gluͤck auff dieſe hohe Sachen Euch/ Jhr verliebten/ Euch. Wo ihr nur ſchauet hin/ da ſeht ihr auff euch zu beſchenckte Wuͤnſche ziehn. Jſt aber itzo zeit durch Heyrath ſich zu binden? Jtzt da der tolle Mars uns dreuet forn’ und hinden? Jtzt/ da das teutſche Volck ihm ſelbſt die Degen wetzt/ und ſein rebelliſch Schwerd ihm an die Gurgel ſetzt. Jhr wolt auch in den Krieg. Ach/ wer’ in jenem Kriegen ſo leichte/ wie in dem/ das ungewiſſe Siegen/ Wer unſer Feindſchafft nur nicht groͤßer/ als bey euch/ So koͤnt’ ein wincken nur die Sache machen gleich. Doch fahret immer fort/ laſſt andre ſich itzt ſchlagen. Jhr kriegt mit guter Ruh. Duͤrfft euern Leib nicht wagen in das verlogne Gluͤck’/ in einen glatten Streit. Der Streit/ darin ihr ſeyd/ iſt lauter Einigkeit mit

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/175>, abgerufen am 25.11.2024.