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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Poetischer Wälder
Nun du verwichen bist aus mir. So hast du funden
dein rechtes Vaterland/ dein viel gewünschtes Hauß.


Aus dem Alziat/
über die Farben.
DJe schwartze Farbe steht zu schwartzen Traurigkeiten.
Die selbe brauchen wir/ wenn wir den Sarg begleiten.
Weiß zeigt die Sinnen an/ die ohne Falschheit
seyn.
Drüm seynd die weissen Röck'/ euch Priestern so
gemein.
Grün lehrt uns/ daß man hofft. Sonst pfleget man zu sagen/
die Sache grüne noch/ so offt es ümmgeschlagen.
Gelb' ist Begierde voll. Sie ist der Bühlern gut/
und denen Hoffnung stets/ was sie begehren thut.
Roth ist Soldaten hold/ und zeuget frisch Geblüte/
Wie an den Knaben auch ein züchtiges Gemühte.
Blau ist der Schiffer Art/ und die der Andacht voll/
Gen Himmel stetigs sehn/ daß sie Gott hören soll.
Das Gold-gelb' ist vor schlecht'/ und Feuer-roth imgleichen.
Die Kapuziner sicht man so hereinher schleichen.
Wer Liebes-eifer voll/ und tieff in Angst muß gehn/
Dem soll das dunckel-roht am allerbesten stehn.
Viol-braun zieret den/ der in vergnügen lebet/
und/ was das Glücke giebt/ mit nichten wiederstrebet.
Der finnen sind so viel/ so viel der Farben seyn.
Ein ieder liebet das/ was er ihm bildet ein.


Aus
Poetiſcher Waͤlder
Nun du verwichen biſt aus mir. So haſt du funden
dein rechtes Vaterland/ dein viel gewuͤnſchtes Hauß.


Aus dem Alziat/
uͤber die Farben.
DJe ſchwartze Farbe ſteht zu ſchwartzen Traurigkeiten.
Die ſelbe brauchen wir/ weñ wir den Sarg begleiten.
Weiß zeigt die Sinnen an/ die ohne Falſchheit
ſeyn.
Druͤm ſeynd die weiſſen Roͤck’/ euch Prieſtern ſo
gemein.
Gruͤn lehrt uns/ daß man hofft. Sonſt pfleget man zu ſagen/
die Sache gruͤne noch/ ſo offt es uͤm̃geſchlagen.
Gelb’ iſt Begierde voll. Sie iſt der Buͤhlern gut/
und denen Hoffnung ſtets/ was ſie begehren thut.
Roth iſt Soldaten hold/ und zeuget friſch Gebluͤte/
Wie an den Knaben auch ein zuͤchtiges Gemuͤhte.
Blau iſt der Schiffer Art/ und die der Andacht voll/
Gen Himmel ſtetigs ſehn/ daß ſie Gott hoͤren ſoll.
Das Gold-gelb’ iſt vor ſchlecht’/ und Feuer-roth imgleichen.
Die Kapuziner ſicht man ſo hereinher ſchleichen.
Wer Liebes-eifer voll/ und tieff in Angſt muß gehn/
Dem ſoll das dunckel-roht am allerbeſten ſtehn.
Viol-braun zieret den/ der in vergnuͤgen lebet/
und/ was das Gluͤcke giebt/ mit nichten wiederſtrebet.
Der finnen ſind ſo viel/ ſo viel der Farben ſeyn.
Ein ieder liebet das/ was er ihm bildet ein.


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[174/0194] Poetiſcher Waͤlder Nun du verwichen biſt aus mir. So haſt du funden dein rechtes Vaterland/ dein viel gewuͤnſchtes Hauß. Aus dem Alziat/ uͤber die Farben. DJe ſchwartze Farbe ſteht zu ſchwartzen Traurigkeiten. Die ſelbe brauchen wir/ weñ wir den Sarg begleiten. Weiß zeigt die Sinnen an/ die ohne Falſchheit ſeyn. Druͤm ſeynd die weiſſen Roͤck’/ euch Prieſtern ſo gemein. Gruͤn lehrt uns/ daß man hofft. Sonſt pfleget man zu ſagen/ die Sache gruͤne noch/ ſo offt es uͤm̃geſchlagen. Gelb’ iſt Begierde voll. Sie iſt der Buͤhlern gut/ und denen Hoffnung ſtets/ was ſie begehren thut. Roth iſt Soldaten hold/ und zeuget friſch Gebluͤte/ Wie an den Knaben auch ein zuͤchtiges Gemuͤhte. Blau iſt der Schiffer Art/ und die der Andacht voll/ Gen Himmel ſtetigs ſehn/ daß ſie Gott hoͤren ſoll. Das Gold-gelb’ iſt vor ſchlecht’/ und Feuer-roth imgleichen. Die Kapuziner ſicht man ſo hereinher ſchleichen. Wer Liebes-eifer voll/ und tieff in Angſt muß gehn/ Dem ſoll das dunckel-roht am allerbeſten ſtehn. Viol-braun zieret den/ der in vergnuͤgen lebet/ und/ was das Gluͤcke giebt/ mit nichten wiederſtrebet. Der finnen ſind ſo viel/ ſo viel der Farben ſeyn. Ein ieder liebet das/ was er ihm bildet ein. Aus

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/194>, abgerufen am 23.11.2024.