Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfftes Buch.
Und ein fall sie ist verliebt/
Gottloß ihm die Renten giebt/
Seht ihm itzt verlacht/ geschlagen;
Gleich wie/ wenn an hellen Tagen
gläntzt der güldnen Stralen schein/
pflegt ein blinder Kautz zu seyn/
welchen tausend Vogel nagen/
und von forn' und hinden plagen.
Denn/ wie sehr er ümm sich heuet/
Bald sich groß macht/ bald kreucht ein/
Doch der Feinde keiner scheuet/
weils vergebne schläge seyn.
So must du dich lassen schänden/
Liebe/ hier von allen enden.
Dieser zwickt dich in den Rücken.
Jener/ wie es wil gelücken/
Schlagt dich in die rohten Wangen:
Ob du gleich die Hände breitest/
und mit beyden Flügeln streitest;
unter einen süssen Schalle.
Denckt die Leim-ruth' ihre Galle;
und der Vogel lehrts uns allen/
der bethört ist drein gefallen.
Amorkan von dem nicht bleiben/
welcher mit ihm schertz wil treiben.



Auch aus demselben.
DER Schall/ das Liecht/ die Krafft/ Bewegung/
Schönheit/ Zier/
Die machen so ein süß und liebliches Gethöne/
Ju deinem Antlitz/ Schöne/
Daß ihm der Himmel nur mit nichtiger Begier
und
M iij

Fuͤnfftes Buch.
Und ein fall ſie iſt verliebt/
Gottloß ihm die Renten giebt/
Seht ihm itzt verlacht/ geſchlagen;
Gleich wie/ wenn an hellen Tagen
glaͤntzt der guͤldnen Stralen ſchein/
pflegt ein blinder Kautz zu ſeyn/
welchen tauſend Vogel nagen/
und von forn’ und hinden plagen.
Denn/ wie ſehr er uͤmm ſich heuet/
Bald ſich groß macht/ bald kreucht ein/
Doch der Feinde keiner ſcheuet/
weils vergebne ſchlaͤge ſeyn.
So muſt du dich laſſen ſchaͤnden/
Liebe/ hier von allen enden.
Dieſer zwickt dich in den Ruͤcken.
Jener/ wie es wil geluͤcken/
Schlagt dich in die rohten Wangen:
Ob du gleich die Haͤnde breiteſt/
und mit beyden Fluͤgeln ſtreiteſt;
unter einen ſuͤſſen Schalle.
Denckt die Leim-ruth’ ihre Galle;
und der Vogel lehrts uns allen/
der bethoͤrt iſt drein gefallen.
Amorkan von dem nicht bleiben/
welcher mit ihm ſchertz wil treiben.



Auch aus demſelben.
DER Schall/ das Liecht/ die Krafft/ Bewegung/
Schoͤnheit/ Zier/
Die machen ſo ein ſuͤß und liebliches Gethoͤne/
Ju deinem Antlitz/ Schoͤne/
Daß ihm der Himmel nur mit nichtiger Begier
und
M iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="4">
            <pb facs="#f0201" n="181"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfftes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Und ein fall &#x017F;ie i&#x017F;t verliebt/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Gottloß ihm die Renten giebt/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Seht ihm itzt verlacht/ ge&#x017F;chlagen;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Gleich wie/ wenn an hellen Tagen</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">gla&#x0364;ntzt der gu&#x0364;ldnen Stralen &#x017F;chein/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">pflegt ein blinder Kautz zu &#x017F;eyn/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">welchen tau&#x017F;end Vogel nagen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und von forn&#x2019; und hinden plagen.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Denn/ wie &#x017F;ehr er u&#x0364;mm &#x017F;ich heuet/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Bald &#x017F;ich groß macht/ bald kreucht ein/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Doch der Feinde keiner &#x017F;cheuet/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">weils vergebne &#x017F;chla&#x0364;ge &#x017F;eyn.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">So mu&#x017F;t du dich la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;cha&#x0364;nden/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Liebe/ hier von allen enden.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Die&#x017F;er zwickt dich in den Ru&#x0364;cken.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Jener/ wie es wil gelu&#x0364;cken/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Schlagt dich in die rohten Wangen:</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Ob du gleich die Ha&#x0364;nde breite&#x017F;t/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und mit beyden Flu&#x0364;geln &#x017F;treite&#x017F;t;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">unter einen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Schalle.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Denckt die Leim-ruth&#x2019; ihre Galle;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und der Vogel lehrts uns allen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">der betho&#x0364;rt i&#x017F;t drein gefallen.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Amorkan von dem nicht bleiben/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">welcher mit ihm &#x017F;chertz wil treiben.</hi> </l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Auch aus dem&#x017F;elben.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>ER Schall/ das Liecht/ die Krafft/ Bewegung/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Scho&#x0364;nheit/ Zier/</hi> </l><lb/>
          <l>Die machen &#x017F;o ein &#x017F;u&#x0364;ß und liebliches Getho&#x0364;ne/</l><lb/>
          <l>Ju deinem Antlitz/ Scho&#x0364;ne/</l><lb/>
          <l>Daß ihm der Himmel nur mit nichtiger Begier</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">M iij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0201] Fuͤnfftes Buch. Und ein fall ſie iſt verliebt/ Gottloß ihm die Renten giebt/ Seht ihm itzt verlacht/ geſchlagen; Gleich wie/ wenn an hellen Tagen glaͤntzt der guͤldnen Stralen ſchein/ pflegt ein blinder Kautz zu ſeyn/ welchen tauſend Vogel nagen/ und von forn’ und hinden plagen. Denn/ wie ſehr er uͤmm ſich heuet/ Bald ſich groß macht/ bald kreucht ein/ Doch der Feinde keiner ſcheuet/ weils vergebne ſchlaͤge ſeyn. So muſt du dich laſſen ſchaͤnden/ Liebe/ hier von allen enden. Dieſer zwickt dich in den Ruͤcken. Jener/ wie es wil geluͤcken/ Schlagt dich in die rohten Wangen: Ob du gleich die Haͤnde breiteſt/ und mit beyden Fluͤgeln ſtreiteſt; unter einen ſuͤſſen Schalle. Denckt die Leim-ruth’ ihre Galle; und der Vogel lehrts uns allen/ der bethoͤrt iſt drein gefallen. Amorkan von dem nicht bleiben/ welcher mit ihm ſchertz wil treiben. Auch aus demſelben. DER Schall/ das Liecht/ die Krafft/ Bewegung/ Schoͤnheit/ Zier/ Die machen ſo ein ſuͤß und liebliches Gethoͤne/ Ju deinem Antlitz/ Schoͤne/ Daß ihm der Himmel nur mit nichtiger Begier und M iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/201
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/201>, abgerufen am 21.11.2024.