Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Poetischer Wälder


An
Herrn Hartman Grahman/ Fürstl.
Holstein: Gesandten Leib-Artzt/ geschrieben

in Astrachan m. dc. xxxijx. Jn welchem der verlauff
der Reise nacher Moschkaw und Persien mei-
stentheils angeführet wird.
GOtt/ Bruder/ und denn du/ Jhr beyde habts gethan/
daß ich nun wieder wol zu rücke zichen kan.
Euch geb' ich allen Preiß für meine gantze Habe/
Für Leben/ Glück und Stand. Euch brech ich Pal-
men abe.
Zünd' Oehl'/ und Weyrauch an/ und sag euch einen Danck/
der mit der alten Welt fast anfängt einen Zanck/
wil länger stehn, als Sie. Biß hieher bin ich wilde
zu klagen ümm mein Leid. Hier wird mein Wehmuht milde/
Der mich fast durch hat bracht/ mein Wehmuht ümm die Zeit
die ich hier richte hin gantz ohne Nutzbarkeit.
Fort werd ich alles mir aus meinem Sinne schlagen/
Jch falle/ wo ich mag/ es muß mir doch behagen.
Komm' ich denn da und da/ und dort nicht wieder hin/
So weiß ich daß ich da vorhin gewesen bin.
Ein weiser fraget nicht/ wo/ wie und wenn er stirbet.
Er weiß daß dieser Leib gleich überall verdirbet.
Ein Todt der ist es nur/ der tausentfältig kömmt/
und ihrer tausend wohl auff tausend Arten nimmt.
So gilts ihm auch stets gleich; Er hält sich allzeit fertig;
Wird er gefodert auff so steht er gegenwertig;
Weiß/ daß so bald er hat zu leben hier erkiest/
Er auch schon alt genung zum Tode worden ist.
Kein
Poetiſcher Waͤlder


An
Herꝛn Hartman Grahman/ Fuͤrſtl.
Holſtein: Geſandten Leib-Artzt/ geſchrieben

in Aſtrachan m. dc. xxxijx. Jn welchem der verlauff
der Reiſe nacher Moſchkaw und Perſien mei-
ſtentheils angefuͤhret wird.
GOtt/ Bruder/ und denn du/ Jhr beyde habts gethan/
daß ich nun wieder wol zu ruͤcke zichen kan.
Euch geb’ ich allen Preiß fuͤr meine gantze Habe/
Fuͤr Leben/ Gluͤck und Stand. Euch brech ich Pal-
men abe.
Zuͤnd’ Oehl’/ und Weyrauch an/ und ſag euch einen Danck/
der mit der alten Welt faſt anfaͤngt einen Zanck/
wil laͤnger ſtehn, als Sie. Biß hieher bin ich wilde
zu klagen uͤmm mein Leid. Hier wird mein Wehmuht milde/
Der mich faſt durch hat bracht/ mein Wehmuht uͤm̃ die Zeit
die ich hier richte hin gantz ohne Nutzbarkeit.
Fort werd ich alles mir aus meinem Sinne ſchlagen/
Jch falle/ wo ich mag/ es muß mir doch behagen.
Komm’ ich denn da und da/ und dort nicht wieder hin/
So weiß ich daß ich da vorhin geweſen bin.
Ein weiſer fraget nicht/ wo/ wie und wenn er ſtirbet.
Er weiß daß dieſer Leib gleich uͤberall verdirbet.
Ein Todt der iſt es nur/ der tauſentfaͤltig koͤmmt/
und ihrer tauſend wohl auff tauſend Arten nimmt.
So gilts ihm auch ſtets gleich; Er haͤlt ſich allzeit fertig;
Wird er gefodert auff ſo ſteht er gegenwertig;
Weiß/ daß ſo bald er hat zu leben hier erkieſt/
Er auch ſchon alt genung zum Tode worden iſt.
Kein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0220" n="200"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poeti&#x017F;cher Wa&#x0364;lder</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>An<lb/><hi rendition="#b">Her&#xA75B;n Hartman Grahman/ Fu&#x0364;r&#x017F;tl.<lb/>
Hol&#x017F;tein: Ge&#x017F;andten Leib-Artzt/ ge&#x017F;chrieben</hi><lb/>
in A&#x017F;trachan m. dc. xxxijx. Jn welchem der verlauff<lb/>
der Rei&#x017F;e nacher Mo&#x017F;chkaw und Per&#x017F;ien mei-<lb/>
&#x017F;tentheils angefu&#x0364;hret wird.</head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">G</hi>Ott/ Bruder/ und denn du/ Jhr beyde habts gethan/</l><lb/>
          <l>daß ich nun wieder wol zu ru&#x0364;cke zichen kan.</l><lb/>
          <l>Euch geb&#x2019; ich allen Preiß fu&#x0364;r meine gantze Habe/</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r Leben/ Glu&#x0364;ck und Stand. Euch brech ich Pal-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">men abe.</hi> </l><lb/>
          <l>Zu&#x0364;nd&#x2019; Oehl&#x2019;/ und Weyrauch an/ und &#x017F;ag euch einen Danck/</l><lb/>
          <l>der mit der alten Welt fa&#x017F;t anfa&#x0364;ngt einen Zanck/</l><lb/>
          <l>wil la&#x0364;nger &#x017F;tehn, als Sie. Biß hieher bin ich wilde</l><lb/>
          <l>zu klagen u&#x0364;mm mein Leid. Hier wird mein Wehmuht milde/</l><lb/>
          <l>Der mich fa&#x017F;t durch hat bracht/ mein Wehmuht u&#x0364;m&#x0303; die Zeit</l><lb/>
          <l>die ich hier richte hin gantz ohne Nutzbarkeit.</l><lb/>
          <l>Fort werd ich alles mir aus meinem Sinne &#x017F;chlagen/</l><lb/>
          <l>Jch falle/ wo ich mag/ es muß mir doch behagen.</l><lb/>
          <l>Komm&#x2019; ich denn da und da/ und dort nicht wieder hin/</l><lb/>
          <l>So weiß ich daß ich da vorhin gewe&#x017F;en bin.</l><lb/>
          <l>Ein wei&#x017F;er fraget nicht/ wo/ wie und wenn er &#x017F;tirbet.</l><lb/>
          <l>Er weiß daß die&#x017F;er Leib gleich u&#x0364;berall verdirbet.</l><lb/>
          <l>Ein Todt der i&#x017F;t es nur/ der tau&#x017F;entfa&#x0364;ltig ko&#x0364;mmt/</l><lb/>
          <l>und ihrer tau&#x017F;end wohl auff tau&#x017F;end Arten nimmt.</l><lb/>
          <l>So gilts ihm auch &#x017F;tets gleich; Er ha&#x0364;lt &#x017F;ich allzeit fertig;</l><lb/>
          <l>Wird er gefodert auff &#x017F;o &#x017F;teht er gegenwertig;</l><lb/>
          <l>Weiß/ daß &#x017F;o bald er hat zu leben hier erkie&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Er auch &#x017F;chon alt genung zum Tode worden i&#x017F;t.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Kein</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0220] Poetiſcher Waͤlder An Herꝛn Hartman Grahman/ Fuͤrſtl. Holſtein: Geſandten Leib-Artzt/ geſchrieben in Aſtrachan m. dc. xxxijx. Jn welchem der verlauff der Reiſe nacher Moſchkaw und Perſien mei- ſtentheils angefuͤhret wird. GOtt/ Bruder/ und denn du/ Jhr beyde habts gethan/ daß ich nun wieder wol zu ruͤcke zichen kan. Euch geb’ ich allen Preiß fuͤr meine gantze Habe/ Fuͤr Leben/ Gluͤck und Stand. Euch brech ich Pal- men abe. Zuͤnd’ Oehl’/ und Weyrauch an/ und ſag euch einen Danck/ der mit der alten Welt faſt anfaͤngt einen Zanck/ wil laͤnger ſtehn, als Sie. Biß hieher bin ich wilde zu klagen uͤmm mein Leid. Hier wird mein Wehmuht milde/ Der mich faſt durch hat bracht/ mein Wehmuht uͤm̃ die Zeit die ich hier richte hin gantz ohne Nutzbarkeit. Fort werd ich alles mir aus meinem Sinne ſchlagen/ Jch falle/ wo ich mag/ es muß mir doch behagen. Komm’ ich denn da und da/ und dort nicht wieder hin/ So weiß ich daß ich da vorhin geweſen bin. Ein weiſer fraget nicht/ wo/ wie und wenn er ſtirbet. Er weiß daß dieſer Leib gleich uͤberall verdirbet. Ein Todt der iſt es nur/ der tauſentfaͤltig koͤmmt/ und ihrer tauſend wohl auff tauſend Arten nimmt. So gilts ihm auch ſtets gleich; Er haͤlt ſich allzeit fertig; Wird er gefodert auff ſo ſteht er gegenwertig; Weiß/ daß ſo bald er hat zu leben hier erkieſt/ Er auch ſchon alt genung zum Tode worden iſt. Kein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/220
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/220>, abgerufen am 21.11.2024.