Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Neues Buch. Bald auff Dianens Jagt/ bald bey Osiris Festen.Jtzt waren sie bey uns/ itzt waren wir bey Gästen. Nach diesem suchten wir das Edel' Ardefill/ das unser Fryberg fast wie übertreffen will/ An Heiligthümern reich/ erbaut in reichen Gründen an Garten lust geziehrt/ durchweht von vielen Winden/ das uns neun Wochen fast zu so viel Tagen macht'; Jn einem aber uns wird ewig seyn verdacht/ Daß/ Bruder/ dir dein Todt schon vor den Lippen lebte/ und dein verhauchter Geist dir auff der Zungen schwebte/ und wolte nun hindurch; dein Gott und deine Kunst/ und unser Nötigkeit entriß dich dieser Brunst/ Die dich hierwieder kreischt. Gott aber sey gepriesen/ der sich auch dißmahl uns so gnädig hat erwiesen/ Dich dir und uns geschenckt; und diß beweist nun viel/ daß er den deinen dich/ gantz wieder geben will. Von daraus stiegen wir hoch auff deß Taurus Rücken/ Wiewol begleitet nicht von unsern schönen Stücken; Hier ist kein Weg vor sie. Da traff uns redlich ein/ daß höchste Berge da/ wo tieffste Thäler seyn. Der strenge rohte Strom schoß zwischen beyden Klüfften hin schnellen Pfeilen gleich und Blitzen in den Lüfften. Wier klommen Tag und Nacht die krummen Klippen an/ halb fruchtsam und halb froh. Worauff uns denn Sengan/ entgegen freundlich trug zur Labung seine Früchte/ Bald trat uns Sultanie mit Ehren ins Gesichte/ das ebne Sultanie/ daß viel der ewgen Stadt an alter Treffligkeit der Bände gleiches hat. Drauff sahen wir Kas bin/ Arsazien der Alten/ Jn der der groß' Abaß so gerne sich enthalten/ Eh denn er sein Täuris/ den Türcken wieder nahm/ und mehr als er gehabt/ in seine Hand bekahm; Das treffliche Kaswin/ die Hertzogin der Flechen/ ümm welche Berge man die schönsten Marmor brechen und weit verschicken sieht. Die große reiche Stadt/ die Wein/ und Brodt/ und Gold/ und Lust die fülle hat. Hier
Neues Buch. Bald auff Dianens Jagt/ bald bey Oſiris Feſten.Jtzt waren ſie bey uns/ itzt waren wir bey Gaͤſten. Nach dieſem ſuchten wir das Edel’ Ardefill/ das unſer Fryberg faſt wie uͤbertreffen will/ An Heiligthuͤmern reich/ erbaut in reichen Gruͤnden an Garten luſt geziehrt/ durchweht von vielen Winden/ das uns neun Wochen faſt zu ſo viel Tagen macht’; Jn einem aber uns wird ewig ſeyn verdacht/ Daß/ Bruder/ dir dein Todt ſchon vor den Lippen lebte/ und dein verhauchter Geiſt dir auff der Zungen ſchwebte/ und wolte nun hindurch; dein Gott und deine Kunſt/ und unſer Noͤtigkeit entriß dich dieſer Brunſt/ Die dich hierwieder kreiſcht. Gott aber ſey geprieſen/ der ſich auch dißmahl uns ſo gnaͤdig hat erwieſen/ Dich dir und uns geſchenckt; und diß beweiſt nun viel/ daß er den deinen dich/ gantz wieder geben will. Von daraus ſtiegen wir hoch auff deß Taurus Ruͤcken/ Wiewol begleitet nicht von unſern ſchoͤnen Stuͤcken; Hier iſt kein Weg vor ſie. Da traff uns redlich ein/ daß hoͤchſte Berge da/ wo tieffſte Thaͤler ſeyn. Der ſtrenge rohte Strom ſchoß zwiſchen beyden Kluͤfften hin ſchnellen Pfeilen gleich und Blitzen in den Luͤfften. Wier klommen Tag und Nacht die krummen Klippen an/ halb fruchtſam und halb froh. Worauff uns denn Sengan/ entgegen freundlich trug zur Labung ſeine Fruͤchte/ Bald trat uns Sultanie mit Ehren ins Geſichte/ das ebne Sultanie/ daß viel der ewgen Stadt an alter Treffligkeit der Baͤnde gleiches hat. Drauff ſahen wir Kaſ bin/ Arſazien der Alten/ Jn der der groß’ Abaß ſo gerne ſich enthalten/ Eh denn er ſein Taͤuris/ den Tuͤrcken wieder nahm/ und mehr als er gehabt/ in ſeine Hand bekahm; Das treffliche Kaſwin/ die Hertzogin der Flechen/ uͤmm welche Berge man die ſchoͤnſten Marmor brechen und weit verſchicken ſieht. Die große reiche Stadt/ die Wein/ und Brodt/ und Gold/ und Luſt die fuͤlle hat. Hier
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Neues Buch.
Bald auff Dianens Jagt/ bald bey Oſiris Feſten.
Jtzt waren ſie bey uns/ itzt waren wir bey Gaͤſten.
Nach dieſem ſuchten wir das Edel’ Ardefill/
das unſer Fryberg faſt wie uͤbertreffen will/
An Heiligthuͤmern reich/ erbaut in reichen Gruͤnden
an Garten luſt geziehrt/ durchweht von vielen Winden/
das uns neun Wochen faſt zu ſo viel Tagen macht’;
Jn einem aber uns wird ewig ſeyn verdacht/
Daß/ Bruder/ dir dein Todt ſchon vor den Lippen lebte/
und dein verhauchter Geiſt dir auff der Zungen ſchwebte/
und wolte nun hindurch; dein Gott und deine Kunſt/
und unſer Noͤtigkeit entriß dich dieſer Brunſt/
Die dich hierwieder kreiſcht. Gott aber ſey geprieſen/
der ſich auch dißmahl uns ſo gnaͤdig hat erwieſen/
Dich dir und uns geſchenckt; und diß beweiſt nun viel/
daß er den deinen dich/ gantz wieder geben will.
Von daraus ſtiegen wir hoch auff deß Taurus Ruͤcken/
Wiewol begleitet nicht von unſern ſchoͤnen Stuͤcken;
Hier iſt kein Weg vor ſie. Da traff uns redlich ein/
daß hoͤchſte Berge da/ wo tieffſte Thaͤler ſeyn.
Der ſtrenge rohte Strom ſchoß zwiſchen beyden Kluͤfften
hin ſchnellen Pfeilen gleich und Blitzen in den Luͤfften.
Wier klommen Tag und Nacht die krummen Klippen an/
halb fruchtſam und halb froh. Worauff uns denn Sengan/
entgegen freundlich trug zur Labung ſeine Fruͤchte/
Bald trat uns Sultanie mit Ehren ins Geſichte/
das ebne Sultanie/ daß viel der ewgen Stadt
an alter Treffligkeit der Baͤnde gleiches hat.
Drauff ſahen wir Kaſ bin/ Arſazien der Alten/
Jn der der groß’ Abaß ſo gerne ſich enthalten/
Eh denn er ſein Taͤuris/ den Tuͤrcken wieder nahm/
und mehr als er gehabt/ in ſeine Hand bekahm;
Das treffliche Kaſwin/ die Hertzogin der Flechen/
uͤmm welche Berge man die ſchoͤnſten Marmor brechen
und weit verſchicken ſieht. Die große reiche Stadt/
die Wein/ und Brodt/ und Gold/ und Luſt die fuͤlle hat.
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