Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Absonderliches Buch
Tantzen will sich auch nicht schicken
bey der unsren Traurigkeit:
Es möcht jemand uns auffrücken
lustig seyn zu solcher Zeit:
Wie bald kan mans hier verdencken
wenn man gehet aus den schräncken.
Doch wer kan es also machen
daß es jederman gefält:
Wer nicht weinet/ der mag lachen/
Momus sein Gelach behält:
Keiner sich zu ihm gesellet
weil er auch was stehet fellet.
Last uns spielen/ singen/ tantzen/
und seyn frölich ohne scheu
wenn wir hüten unsre Schantzen
folget darauff keine Reu:
Also lustig seyn in Ehren
kan ja keiner keinem wehren.
Unterdessen seyd gebunden
mit dem eingelegten Band/
Bleibet frölich alle Stunden
biß wächst Pfeffer hier im Land':
Bleibet allezeit gewogen
biß ein Sohn dem Sohn gesogen.
Geschrieben zu Revall in Lieffland Anno
m. dc. xxxv. den xxjx. Junij.

Praestan-
Abſonderliches Buch
Tantzen will ſich auch nicht ſchicken
bey der unſren Traurigkeit:
Es moͤcht jemand uns auffruͤcken
luſtig ſeyn zu ſolcher Zeit:
Wie bald kan mans hier verdencken
wenn man gehet aus den ſchraͤncken.
Doch wer kan es alſo machen
daß es jederman gefaͤlt:
Wer nicht weinet/ der mag lachen/
Momus ſein Gelach behaͤlt:
Keiner ſich zu ihm geſellet
weil er auch was ſtehet fellet.
Laſt uns ſpielen/ ſingen/ tantzen/
und ſeyn froͤlich ohne ſcheu
wenn wir huͤten unſre Schantzen
folget darauff keine Reu:
Alſo luſtig ſeyn in Ehren
kan ja keiner keinem wehren.
Unterdeſſen ſeyd gebunden
mit dem eingelegten Band/
Bleibet froͤlich alle Stunden
biß waͤchſt Pfeffer hier im Land’:
Bleibet allezeit gewogen
biß ein Sohn dem Sohn geſogen.
Geſchrieben zu Revall in Lieffland Anno
m. dc. xxxv. den xxjx. Junij.

Præſtan-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0278" n="258"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Ab&#x017F;onderliches Buch</hi> </fw><lb/>
          <lg n="9">
            <l> <hi rendition="#fr">Tantzen will &#x017F;ich auch nicht &#x017F;chicken</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">bey der un&#x017F;ren Traurigkeit:</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Es mo&#x0364;cht jemand uns auffru&#x0364;cken</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">lu&#x017F;tig &#x017F;eyn zu &#x017F;olcher Zeit:</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Wie bald kan mans hier verdencken</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wenn man gehet aus den &#x017F;chra&#x0364;ncken.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="10">
            <l> <hi rendition="#fr">Doch wer kan es al&#x017F;o machen</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">daß es jederman gefa&#x0364;lt:</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Wer nicht weinet/ der mag lachen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Momus &#x017F;ein Gelach beha&#x0364;lt:</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Keiner &#x017F;ich zu ihm ge&#x017F;ellet</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">weil er auch was &#x017F;tehet fellet.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l> <hi rendition="#fr">La&#x017F;t uns &#x017F;pielen/ &#x017F;ingen/ tantzen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und &#x017F;eyn fro&#x0364;lich ohne &#x017F;cheu</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wenn wir hu&#x0364;ten un&#x017F;re Schantzen</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">folget darauff keine Reu:</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Al&#x017F;o lu&#x017F;tig &#x017F;eyn in Ehren</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">kan ja keiner keinem wehren.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l> <hi rendition="#fr">Unterde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyd gebunden</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">mit dem eingelegten Band/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Bleibet fro&#x0364;lich alle Stunden</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">biß wa&#x0364;ch&#x017F;t Pfeffer hier im Land&#x2019;:</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Bleibet allezeit gewogen</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">biß ein Sohn dem Sohn ge&#x017F;ogen.</hi> </l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <bibl>Ge&#x017F;chrieben zu Revall in Lieffland Anno<lb/>
m. dc. xxxv. den xxjx. Junij.</bibl><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Præ&#x017F;tan-</hi> </hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0278] Abſonderliches Buch Tantzen will ſich auch nicht ſchicken bey der unſren Traurigkeit: Es moͤcht jemand uns auffruͤcken luſtig ſeyn zu ſolcher Zeit: Wie bald kan mans hier verdencken wenn man gehet aus den ſchraͤncken. Doch wer kan es alſo machen daß es jederman gefaͤlt: Wer nicht weinet/ der mag lachen/ Momus ſein Gelach behaͤlt: Keiner ſich zu ihm geſellet weil er auch was ſtehet fellet. Laſt uns ſpielen/ ſingen/ tantzen/ und ſeyn froͤlich ohne ſcheu wenn wir huͤten unſre Schantzen folget darauff keine Reu: Alſo luſtig ſeyn in Ehren kan ja keiner keinem wehren. Unterdeſſen ſeyd gebunden mit dem eingelegten Band/ Bleibet froͤlich alle Stunden biß waͤchſt Pfeffer hier im Land’: Bleibet allezeit gewogen biß ein Sohn dem Sohn geſogen. Geſchrieben zu Revall in Lieffland Anno m. dc. xxxv. den xxjx. Junij. Præſtan-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/278
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/278>, abgerufen am 21.11.2024.