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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Der Oden
von der Heerde sich verirrte.
Das verlaßne Vieh wird scheu/
Die bestürtzten Lämmer lauffen
ohne Weiser/ ohne Hauffen.

Wenn die theuren Männer fallen/
die uns das gesunde Wort
nach dem Himmel liessen schallen/
da will es mit uns nicht fort.
Wir entbrechen aus den Schrancken/
und sind steiff in stetem wancken.
Was für wiedriges Beginnen
folget auff deß Moses Todt?
Samuel war kaum von hinnen/
Jsrael verliesse GOTT.
Und man war dem HERRN ergeben/
weil Jojada war im Leben.
Und was ist für Unrath kommen/
seyd der hohe Schmuck schlieff ein;
Schmuck/ das sehnen aller Frommen/
unser Kantzeln liechter Schein.
Fünff Jahr ists daß Er in Frieden
Lebens satt von uns geschieden.
Von der Zeit/ ja selbem Tage/
hebt sich unser Jammer an.
Mangelts auch an einer Plage/
die uns nicht ist angethan?
Jnnerhalb so kurtzen Jahren
haben wir genung erfahren.
Gottes Hand/ die böse Seuche
hat uns dünne satt gemacht.
Die Zergliederung im Reiche
nahe nur nicht ümmgebracht.
Welche

Der Oden
von der Heerde ſich verirꝛte.
Das verlaßne Vieh wird ſcheu/
Die beſtuͤrtzten Laͤmmer lauffen
ohne Weiſer/ ohne Hauffen.

Wenn die theuren Maͤnner fallen/
die uns das geſunde Wort
nach dem Himmel lieſſen ſchallen/
da will es mit uns nicht fort.
Wir entbrechen aus den Schrancken/
und ſind ſteiff in ſtetem wancken.
Was fuͤr wiedriges Beginnen
folget auff deß Moſes Todt?
Samuel war kaum von hinnen/
Jſrael verlieſſe GOTT.
Und man war dem HERRN ergeben/
weil Jojada war im Leben.
Und was iſt fuͤr Unrath kommen/
ſeyd der hohe Schmuck ſchlieff ein;
Schmuck/ das ſehnen aller Frommen/
unſer Kantzeln liechter Schein.
Fuͤnff Jahr iſts daß Er in Frieden
Lebens ſatt von uns geſchieden.
Von der Zeit/ ja ſelbem Tage/
hebt ſich unſer Jammer an.
Mangelts auch an einer Plage/
die uns nicht iſt angethan?
Jnnerhalb ſo kurtzen Jahren
haben wir genung erfahren.
Gottes Hand/ die boͤſe Seuche
hat uns duͤnne ſatt gemacht.
Die Zergliederung im Reiche
nahe nur nicht uͤm̃gebracht.
Welche
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[306/0326] Der Oden von der Heerde ſich verirꝛte. Das verlaßne Vieh wird ſcheu/ Die beſtuͤrtzten Laͤmmer lauffen ohne Weiſer/ ohne Hauffen. Wenn die theuren Maͤnner fallen/ die uns das geſunde Wort nach dem Himmel lieſſen ſchallen/ da will es mit uns nicht fort. Wir entbrechen aus den Schrancken/ und ſind ſteiff in ſtetem wancken. Was fuͤr wiedriges Beginnen folget auff deß Moſes Todt? Samuel war kaum von hinnen/ Jſrael verlieſſe GOTT. Und man war dem HERRN ergeben/ weil Jojada war im Leben. Und was iſt fuͤr Unrath kommen/ ſeyd der hohe Schmuck ſchlieff ein; Schmuck/ das ſehnen aller Frommen/ unſer Kantzeln liechter Schein. Fuͤnff Jahr iſts daß Er in Frieden Lebens ſatt von uns geſchieden. Von der Zeit/ ja ſelbem Tage/ hebt ſich unſer Jammer an. Mangelts auch an einer Plage/ die uns nicht iſt angethan? Jnnerhalb ſo kurtzen Jahren haben wir genung erfahren. Gottes Hand/ die boͤſe Seuche hat uns duͤnne ſatt gemacht. Die Zergliederung im Reiche nahe nur nicht uͤm̃gebracht. Welche

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/326>, abgerufen am 24.11.2024.