Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Der Oden
Hier laß uns ein wenig schauen/
wie der Fischer Reusen legt;
wie der Feldman baut die Auen;
wie der Gärtner Bäume hegt.
Oder wie die dicke Saat
halb schon gleich verschosset hat.
Dorte stehen feiste Rinder
in der Weide biß an Bauch.
Hier sind Ziegen/ so nichts minder
blaten ümm den fetten Strauch.
Hier gehn Lämmer/ so für Lust
schertzen bey gesunder Kost.
Hast du der Lust satt gepflogen/
wol! so lege dich mit mir/
unter den gewölbten Bogen
dieser hohen Linden hier.
Da denn solche sanffte Rast/
uns benimmt der Glieder Last.
Was die Vögel tiriliren/
das hallt wider durch die Klufft.
Was wir hier für Reden führen/
das verschweigt die stille Lufft.
Und da werd' ich melden viel/
das ich itzt nur dencken will.
Dafnis werd' ich erstlich klagen/
Dafnis meinen andern mich/
und was er mir macht für Plagen/
seit er mir entrissen sich.
Seit er sich von mir gewand/
bin ich selbst mir unbekandt.
Achtmahl hat nun/ als ich zähle/
Föbe volle Hörner kriegt/
daß
Der Oden
Hier laß uns ein wenig ſchauen/
wie der Fiſcher Reuſen legt;
wie der Feldman baut die Auen;
wie der Gaͤrtner Baͤume hegt.
Oder wie die dicke Saat
halb ſchon gleich verſchoſſet hat.
Dorte ſtehen feiſte Rinder
in der Weide biß an Bauch.
Hier ſind Ziegen/ ſo nichts minder
blaten uͤmm den fetten Strauch.
Hier gehn Laͤmmer/ ſo fuͤr Luſt
ſchertzen bey geſunder Koſt.
Haſt du der Luſt ſatt gepflogen/
wol! ſo lege dich mit mir/
unter den gewoͤlbten Bogen
dieſer hohen Linden hier.
Da denn ſolche ſanffte Raſt/
uns benim̃t der Glieder Laſt.
Was die Voͤgel tiriliren/
das hallt wider durch die Klufft.
Was wir hier fuͤr Reden fuͤhren/
das verſchweigt die ſtille Lufft.
Und da werd’ ich melden viel/
das ich itzt nur dencken will.
Dafnis werd’ ich erſtlich klagen/
Dafnis meinen andern mich/
und was er mir macht fuͤr Plagen/
ſeit er mir entriſſen ſich.
Seit er ſich von mir gewand/
bin ich ſelbſt mir unbekandt.
Achtmahl hat nun/ als ich zaͤhle/
Foͤbe volle Hoͤrner kriegt/
daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0440" n="420"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Oden</hi> </fw><lb/>
          <lg n="24">
            <l> <hi rendition="#fr">Hier laß uns ein wenig &#x017F;chauen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wie der Fi&#x017F;cher Reu&#x017F;en legt;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wie der Feldman baut die Auen;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wie der Ga&#x0364;rtner Ba&#x0364;ume hegt.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Oder wie die dicke Saat</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">halb &#x017F;chon gleich ver&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;et hat.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="25">
            <l> <hi rendition="#fr">Dorte &#x017F;tehen fei&#x017F;te Rinder</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">in der Weide biß an Bauch.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Hier &#x017F;ind Ziegen/ &#x017F;o nichts minder</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">blaten u&#x0364;mm den fetten Strauch.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Hier gehn La&#x0364;mmer/ &#x017F;o fu&#x0364;r Lu&#x017F;t</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">&#x017F;chertzen bey ge&#x017F;under Ko&#x017F;t.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="26">
            <l> <hi rendition="#fr">Ha&#x017F;t du der Lu&#x017F;t &#x017F;att gepflogen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wol! &#x017F;o lege dich mit mir/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">unter den gewo&#x0364;lbten Bogen</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">die&#x017F;er hohen Linden hier.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Da denn &#x017F;olche &#x017F;anffte Ra&#x017F;t/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">uns benim&#x0303;t der Glieder La&#x017F;t.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="27">
            <l> <hi rendition="#fr">Was die Vo&#x0364;gel tiriliren/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">das hallt wider durch die Klufft.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Was wir hier fu&#x0364;r Reden fu&#x0364;hren/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">das ver&#x017F;chweigt die &#x017F;tille Lufft.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">U</hi> <hi rendition="#fr">nd da werd&#x2019; ich melden viel/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">das ich itzt nur dencken will.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="28">
            <l> <hi rendition="#fr">Dafnis werd&#x2019; ich er&#x017F;tlich klagen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Dafnis meinen andern mich/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und was er mir macht fu&#x0364;r Plagen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">&#x017F;eit er mir entri&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Seit er &#x017F;ich von mir gewand/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">bin ich &#x017F;elb&#x017F;t mir unbekandt.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="29">
            <l> <hi rendition="#fr">Achtmahl hat nun/ als ich za&#x0364;hle/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Fo&#x0364;be volle Ho&#x0364;rner kriegt/</hi> </l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">daß</hi> </fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[420/0440] Der Oden Hier laß uns ein wenig ſchauen/ wie der Fiſcher Reuſen legt; wie der Feldman baut die Auen; wie der Gaͤrtner Baͤume hegt. Oder wie die dicke Saat halb ſchon gleich verſchoſſet hat. Dorte ſtehen feiſte Rinder in der Weide biß an Bauch. Hier ſind Ziegen/ ſo nichts minder blaten uͤmm den fetten Strauch. Hier gehn Laͤmmer/ ſo fuͤr Luſt ſchertzen bey geſunder Koſt. Haſt du der Luſt ſatt gepflogen/ wol! ſo lege dich mit mir/ unter den gewoͤlbten Bogen dieſer hohen Linden hier. Da denn ſolche ſanffte Raſt/ uns benim̃t der Glieder Laſt. Was die Voͤgel tiriliren/ das hallt wider durch die Klufft. Was wir hier fuͤr Reden fuͤhren/ das verſchweigt die ſtille Lufft. Und da werd’ ich melden viel/ das ich itzt nur dencken will. Dafnis werd’ ich erſtlich klagen/ Dafnis meinen andern mich/ und was er mir macht fuͤr Plagen/ ſeit er mir entriſſen ſich. Seit er ſich von mir gewand/ bin ich ſelbſt mir unbekandt. Achtmahl hat nun/ als ich zaͤhle/ Foͤbe volle Hoͤrner kriegt/ daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/440
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/440>, abgerufen am 01.07.2024.