Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Fünfftes Buch. Die so lieblich singen kunt'/hat verschlossen ihren Mund. Solte sie denn uns nicht tauren/ Sie der schönen Wälder Geist? Alle Felder sehn wir trauren. Der gepüsche Pracht verschleist. Das verlebte Jahr wird alt. Sie/ sein Feuer/ die ist kalt. Jsts nicht so/ du Gott der Schafe? Früh' hab' ich dirs gleich erzählt daß ich sie sah' in dem Schlafe/ und den Mann/ den sie erwählt. Und wir andern/ wie wir seyn/ stimmten ihr ein Brautlied ein. O ihr gantz verlognen Träume! ist euch unser Leid denn Lust? Euch auch ihr bewegten Bäume/ soll diß übel seyn bewust. Schreyt mir nach/ ihr Thäler ihr: Sie ist weg der Menschen Zier. Jhr/ ihr übrigen drey Lieben/ weint: doch weinet/ wie ihr sollt. Sie bleibt/ ist sie einmahl blieben. Folgt/ seyd ihr Amynten hold/ Daß er an der Münde stat nicht an euch roth' Augen hat. JV. LAß es seyn/ mein Sinn/ und schweige/ stelle deine Seufftzer ein. Schlechte H h v
Fuͤnfftes Buch. Die ſo lieblich ſingen kunt’/hat verſchloſſen ihren Mund. Solte ſie denn uns nicht tauren/ Sie der ſchoͤnen Waͤlder Geiſt? Alle Felder ſehn wir trauren. Der gepuͤſche Pracht verſchleiſt. Das verlebte Jahr wird alt. Sie/ ſein Feuer/ die iſt kalt. Jſts nicht ſo/ du Gott der Schafe? Fruͤh’ hab’ ich dirs gleich erzaͤhlt daß ich ſie ſah’ in dem Schlafe/ und den Mann/ den ſie erwaͤhlt. Und wir andern/ wie wir ſeyn/ ſtim̃ten ihr ein Brautlied ein. O ihr gantz verlognen Traͤume! iſt euch unſer Leid denn Luſt? Euch auch ihr bewegten Baͤume/ ſoll diß uͤbel ſeyn bewuſt. Schreyt mir nach/ ihr Thaͤler ihr: Sie iſt weg der Menſchen Zier. Jhr/ ihr uͤbrigen drey Lieben/ weint: doch weinet/ wie ihr ſollt. Sie bleibt/ iſt ſie einmahl blieben. Folgt/ ſeyd ihr Amynten hold/ Daß er an der Muͤnde ſtat nicht an euch roth’ Augen hat. JV. LAß es ſeyn/ mein Sinn/ und ſchweige/ ſtelle deine Seufftzer ein. Schlechte H h v
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Fuͤnfftes Buch.
Die ſo lieblich ſingen kunt’/
hat verſchloſſen ihren Mund.
Solte ſie denn uns nicht tauren/
Sie der ſchoͤnen Waͤlder Geiſt?
Alle Felder ſehn wir trauren.
Der gepuͤſche Pracht verſchleiſt.
Das verlebte Jahr wird alt.
Sie/ ſein Feuer/ die iſt kalt.
Jſts nicht ſo/ du Gott der Schafe?
Fruͤh’ hab’ ich dirs gleich erzaͤhlt
daß ich ſie ſah’ in dem Schlafe/
und den Mann/ den ſie erwaͤhlt.
Und wir andern/ wie wir ſeyn/
ſtim̃ten ihr ein Brautlied ein.
O ihr gantz verlognen Traͤume!
iſt euch unſer Leid denn Luſt?
Euch auch ihr bewegten Baͤume/
ſoll diß uͤbel ſeyn bewuſt.
Schreyt mir nach/ ihr Thaͤler ihr:
Sie iſt weg der Menſchen Zier.
Jhr/ ihr uͤbrigen drey Lieben/
weint: doch weinet/ wie ihr ſollt.
Sie bleibt/ iſt ſie einmahl blieben.
Folgt/ ſeyd ihr Amynten hold/
Daß er an der Muͤnde ſtat
nicht an euch roth’ Augen hat.
JV.
LAß es ſeyn/ mein Sinn/ und ſchweige/
ſtelle deine Seufftzer ein.
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