Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Poetischer Wälder
Der alles hab' an sich/ was einem rühmlich macht.
Deß Crösi Geldt und Gut; deß Caesars Glück und
Pracht;
Die Schönheit Absolons; die Weißheit Salomonis;
Homers Beredtsamkeit; den Eyfer Ciceronis;
Das Leben deß Augusts; deß Simsons starcke Krafft;
Deß redlichen Trajans gerechte Bürgerschafft;
Deß schnellen Azahels behende Hürtigkeiten;
Deß Hectors kühnen Muth/ im fall es kömmt zum streiten;
So ist er doch so hoch mit Gaben nicht geschmückt/
Als von der Neyder Schaar verfolget und gedrückt.


Christum lieben ist besser denn
alles wissen.
OHn eins ist alles nichts/ was etwas ist und heisst/
So viel der Sternen-Zelt in seinem Zirck' ümm-
schleust;
Diß Eins ist über All/ in allem doch beschlossen/
Stets seine/ gantz und frey; in alles doch gegossen/
Ein Lebens-voller Geist; sein Abseyn ist der Todt/
Wer ohne dieses ist/ ist niemahls ohne Noth.
Was bin ich doch bemüht ümm alles zu erlernen/
Was nahe bey uns ist/ und was uns kömmt von fernen?
Was hier/ und da/ und dort/ und überall geschieht?
Darnach ein geitzigs Aug' aus Hertzens-hunger sieht?
Köndt' ich ein' jede Kunst/ wer' aller Reichthum meine;
Hätt' ich der Ehren-Trohn zu eigen gantz alleine;
Gieng' alles mir nach lust; und wüst ich keine Zeit/
Die mich von Jugend auff nicht hertzlich hätt' erfreut;
Ja wüst' ich/ (welches doch noch keinem ist gegeben/)
Daß ich auch keinen Todt auff Erden solt erleben;
Mein
Poetiſcher Waͤlder
Der alles hab’ an ſich/ was einem ruͤhmlich macht.
Deß Croͤſi Geldt und Gut; deß Caeſars Gluͤck und
Pracht;
Die Schoͤnheit Abſolons; die Weißheit Salomonis;
Homers Beredtſamkeit; den Eyfer Ciceronis;
Das Leben deß Auguſts; deß Simſons ſtarcke Krafft;
Deß redlichen Trajans gerechte Buͤrgerſchafft;
Deß ſchnellen Azahels behende Huͤrtigkeiten;
Deß Hectors kuͤhnen Muth/ im fall es koͤmmt zum ſtreiten;
So iſt er doch ſo hoch mit Gaben nicht geſchmuͤckt/
Als von der Neyder Schaar verfolget und gedruͤckt.


Chriſtum lieben iſt beſſer denn
alles wiſſen.
OHn eins iſt alles nichts/ was etwas iſt und heiſſt/
So viel der Sternen-Zelt in ſeinem Zirck’ uͤmm-
ſchleuſt;
Diß Eins iſt uͤber All/ in allem doch beſchloſſen/
Stets ſeine/ gantz und frey; in alles doch gegoſſen/
Ein Lebens-voller Geiſt; ſein Abſeyn iſt der Todt/
Wer ohne dieſes iſt/ iſt niemahls ohne Noth.
Was bin ich doch bemuͤht uͤmm alles zu erlernen/
Was nahe bey uns iſt/ und was uns koͤmmt von fernen?
Was hier/ und da/ und dort/ und uͤberall geſchieht?
Darnach ein geitzigs Aug’ aus Hertzens-hunger ſieht?
Koͤndt’ ich ein’ jede Kunſt/ wer’ aller Reichthum meine;
Haͤtt’ ich der Ehren-Trohn zu eigen gantz alleine;
Gieng’ alles mir nach luſt; und wuͤſt ich keine Zeit/
Die mich von Jugend auff nicht hertzlich haͤtt’ erfreut;
Ja wuͤſt’ ich/ (welches doch noch keinem iſt gegeben/)
Daß ich auch keinen Todt auff Erden ſolt erleben;
Mein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0054" n="34"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poeti&#x017F;cher Wa&#x0364;lder</hi> </fw><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Der alles hab&#x2019; an &#x017F;ich/ was einem ru&#x0364;hmlich macht.</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Deß Cro&#x0364;&#x017F;i Geldt und Gut; deß Cae&#x017F;ars Glu&#x0364;ck und</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">P</hi>racht;</hi> </l><lb/>
          <l>Die Scho&#x0364;nheit Ab&#x017F;olons; die Weißheit Salomonis;</l><lb/>
          <l>Homers Beredt&#x017F;amkeit; den Eyfer Ciceronis;</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Das Leben deß Augu&#x017F;ts; deß Sim&#x017F;ons &#x017F;tarcke <hi rendition="#fr">K</hi>rafft;</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">Deß redlichen <hi rendition="#fr">T</hi>rajans gerechte Bu&#x0364;rger&#x017F;chafft;</hi> </l><lb/>
          <l>Deß &#x017F;chnellen Azahels behende Hu&#x0364;rtigkeiten;</l><lb/>
          <l>Deß Hectors ku&#x0364;hnen Muth/ im fall es ko&#x0364;mmt zum &#x017F;treiten;</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">So i&#x017F;t er doch &#x017F;o hoch mit Gaben nicht ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Als von der Neyder Schaar verfolget und gedru&#x0364;ckt.</hi> </l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Chri&#x017F;tum lieben i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er denn<lb/>
alles wi&#x017F;&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">O</hi>Hn eins i&#x017F;t alles nichts/ was etwas i&#x017F;t und hei&#x017F;&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>So viel der Sternen-<hi rendition="#fr">Z</hi>elt in &#x017F;einem <hi rendition="#fr">Z</hi>irck&#x2019; u&#x0364;mm-</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chleu&#x017F;t;</hi> </l><lb/>
          <l>Diß Eins i&#x017F;t u&#x0364;ber All/ in allem doch be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Stets &#x017F;eine/ gantz und frey; in alles doch gego&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Ein Lebens-voller Gei&#x017F;t; &#x017F;ein Ab&#x017F;eyn i&#x017F;t der <hi rendition="#fr">T</hi>odt/</l><lb/>
          <l>Wer ohne die&#x017F;es i&#x017F;t/ i&#x017F;t niemahls ohne Noth.</l><lb/>
          <l>Was bin ich doch bemu&#x0364;ht u&#x0364;mm alles zu erlernen/</l><lb/>
          <l>Was nahe bey uns i&#x017F;t/ und was uns ko&#x0364;mmt von fernen?</l><lb/>
          <l>Was hier/ und da/ und dort/ und u&#x0364;berall ge&#x017F;chieht?</l><lb/>
          <l>Darnach ein geitzigs Aug&#x2019; aus Hertzens-hunger &#x017F;ieht?</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">K</hi>o&#x0364;ndt&#x2019; ich ein&#x2019; jede <hi rendition="#fr">K</hi>un&#x017F;t/ wer&#x2019; aller Reichthum meine;</l><lb/>
          <l>Ha&#x0364;tt&#x2019; ich der Ehren-<hi rendition="#fr">T</hi>rohn zu eigen gantz alleine;</l><lb/>
          <l>Gieng&#x2019; alles mir nach lu&#x017F;t; und wu&#x0364;&#x017F;t ich keine <hi rendition="#fr">Z</hi>eit/</l><lb/>
          <l>Die mich von Jugend auff nicht hertzlich ha&#x0364;tt&#x2019; erfreut;</l><lb/>
          <l>Ja wu&#x0364;&#x017F;t&#x2019; ich/ (welches doch noch keinem i&#x017F;t gegeben/)</l><lb/>
          <l>Daß ich auch keinen <hi rendition="#fr">T</hi>odt auff Erden &#x017F;olt erleben;</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Mein</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0054] Poetiſcher Waͤlder Der alles hab’ an ſich/ was einem ruͤhmlich macht. Deß Croͤſi Geldt und Gut; deß Caeſars Gluͤck und Pracht; Die Schoͤnheit Abſolons; die Weißheit Salomonis; Homers Beredtſamkeit; den Eyfer Ciceronis; Das Leben deß Auguſts; deß Simſons ſtarcke Krafft; Deß redlichen Trajans gerechte Buͤrgerſchafft; Deß ſchnellen Azahels behende Huͤrtigkeiten; Deß Hectors kuͤhnen Muth/ im fall es koͤmmt zum ſtreiten; So iſt er doch ſo hoch mit Gaben nicht geſchmuͤckt/ Als von der Neyder Schaar verfolget und gedruͤckt. Chriſtum lieben iſt beſſer denn alles wiſſen. OHn eins iſt alles nichts/ was etwas iſt und heiſſt/ So viel der Sternen-Zelt in ſeinem Zirck’ uͤmm- ſchleuſt; Diß Eins iſt uͤber All/ in allem doch beſchloſſen/ Stets ſeine/ gantz und frey; in alles doch gegoſſen/ Ein Lebens-voller Geiſt; ſein Abſeyn iſt der Todt/ Wer ohne dieſes iſt/ iſt niemahls ohne Noth. Was bin ich doch bemuͤht uͤmm alles zu erlernen/ Was nahe bey uns iſt/ und was uns koͤmmt von fernen? Was hier/ und da/ und dort/ und uͤberall geſchieht? Darnach ein geitzigs Aug’ aus Hertzens-hunger ſieht? Koͤndt’ ich ein’ jede Kunſt/ wer’ aller Reichthum meine; Haͤtt’ ich der Ehren-Trohn zu eigen gantz alleine; Gieng’ alles mir nach luſt; und wuͤſt ich keine Zeit/ Die mich von Jugend auff nicht hertzlich haͤtt’ erfreut; Ja wuͤſt’ ich/ (welches doch noch keinem iſt gegeben/) Daß ich auch keinen Todt auff Erden ſolt erleben; Mein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/54
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/54>, abgerufen am 04.12.2024.