Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Der Sonnetten XCJ. NJcht/ daß du schöne nur alleine soltest seyn;Der Schönen. Du bist auch keusch/ auch from/ wie deine Schwestern beyde/ die schön auch sind wie du. Trutz allem Haß' und Neide; An den drey Stücken kommt Jhr gäntzlich über ein. Doch schreib ich/ Schöne/ dir hier zu nur einen Schein/ und nenne dich nach dir/ nicht etwan dir zu leide. Nein. Sondern daß ich nur die Nahmen unterscheide; Sonst seyd Jhr gantz gleich eins/ gleich from/ gleich keusch/ gleich rein'. O Jungfrau/ sonst zu nichts als Tugend nur gebohren/ Jn welche Zier und Zucht zusammen sich verschworen. Verzeih mir diesen Fehl/ du Göttlichs Menschen Kind. Daß ich dein würdigs Lob nicht würdig kan erhöhen/ Von dem die Suada selbst mit willen muß gestehen/ daß tausent Zungen ihr hierzu zu wenig sind. XCJJ. DJe Schönste heissest du/ wenn Schönheit schöne macht.Der Frommen. Die keuscheste von Zucht. Doch laß' ich mir behagen/ dir von der Frömmigkeit den Nahmen anzutragen/ die aus den Augen dir mit kluger Einfalt lacht. Mund trifft mit Hertzen zu. Der Schönheit sanffte pracht giebt deiner Demuth nach. Es kommen viel und fragen; Wie kan ich ihnen doch was mehr und bessers sagen/ Als was sie hatten schon bey sich von dir gedacht. Dein
Der Sonnetten XCJ. NJcht/ daß du ſchoͤne nur alleine ſolteſt ſeyn;Der Schoͤnen. Du biſt auch keuſch/ auch from/ wie deine Schweſtern beyde/ die ſchoͤn auch ſind wie du. Trutz allem Haß’ und Neide; An den drey Stuͤcken kommt Jhr gaͤntzlich uͤber ein. Doch ſchreib ich/ Schoͤne/ dir hier zu nur einen Schein/ und nenne dich nach dir/ nicht etwan dir zu leide. Nein. Sondern daß ich nur die Nahmen unterſcheide; Sonſt ſeyd Jhr gantz gleich eins/ gleich from/ gleich keuſch/ gleich rein’. O Jungfrau/ ſonſt zu nichts als Tugend nur gebohren/ Jn welche Zier und Zucht zuſammen ſich verſchworen. Verzeih mir dieſen Fehl/ du Goͤttlichs Menſchen Kind. Daß ich dein wuͤrdigs Lob nicht wuͤrdig kan erhoͤhen/ Von dem die Suada ſelbſt mit willen muß geſtehen/ daß tauſent Zungen ihr hierzu zu wenig ſind. XCJJ. DJe Schoͤnſte heiſſeſt du/ wenn Schoͤnheit ſchoͤne macht.Der Frommen. Die keuſcheſte von Zucht. Doch laß’ ich mir behagen/ dir von der Froͤmmigkeit den Nahmen anzutragen/ die aus den Augen dir mit kluger Einfalt lacht. Mund trifft mit Hertzen zu. Der Schoͤnheit ſanffte pracht giebt deiner Demuth nach. Es kommen viel und fragen; Wie kan ich ihnen doch was mehr und beſſers ſagen/ Als was ſie hatten ſchon bey ſich von dir gedacht. Dein
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0678" n="658"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Sonnetten</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">XCJ.<lb/> Der Schoͤnen.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">N</hi>Jcht/ daß du ſchoͤne nur alleine ſolteſt ſeyn;</l><lb/> <l>Du biſt auch keuſch/ auch from/ wie deine Schweſtern</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">beyde/</hi> </l><lb/> <l>die ſchoͤn auch ſind wie du. Trutz allem Haß’ und Neide;</l><lb/> <l>An den drey Stuͤcken kommt Jhr gaͤntzlich uͤber ein.</l><lb/> <l>Doch ſchreib ich/ Schoͤne/ dir hier zu nur einen Schein/</l><lb/> <l>und nenne dich nach dir/ nicht etwan dir zu leide.</l><lb/> <l>Nein. Sondern daß ich nur die Nahmen unterſcheide;</l><lb/> <l>Sonſt ſeyd Jhr gantz gleich eins/ gleich from/ gleich keuſch/</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">gleich rein’.</hi> </l><lb/> <l>O Jungfrau/ ſonſt zu nichts als Tugend nur gebohren/</l><lb/> <l>Jn welche Zier und Zucht zuſammen ſich verſchworen.</l><lb/> <l>Verzeih mir dieſen Fehl/ du Goͤttlichs Menſchen Kind.</l><lb/> <l>Daß ich dein wuͤrdigs Lob nicht wuͤrdig kan erhoͤhen/</l><lb/> <l>Von dem die Suada ſelbſt mit willen muß geſtehen/</l><lb/> <l>daß tauſent Zungen ihr hierzu zu wenig ſind.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">XCJJ.<lb/> Der Frommen.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>Je Schoͤnſte heiſſeſt du/ wenn Schoͤnheit ſchoͤne macht.</l><lb/> <l>Die keuſcheſte von Zucht. Doch laß’ ich mir behagen/</l><lb/> <l>dir von der Froͤmmigkeit den Nahmen anzutragen/</l><lb/> <l>die aus den Augen dir mit kluger Einfalt lacht.</l><lb/> <l>Mund trifft mit Hertzen zu. Der Schoͤnheit ſanffte pracht</l><lb/> <l>giebt deiner Demuth nach. Es kommen viel und fragen;</l><lb/> <l>Wie kan ich ihnen doch was mehr und beſſers ſagen/</l><lb/> <l>Als was ſie hatten ſchon bey ſich von dir gedacht.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Dein</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [658/0678]
Der Sonnetten
XCJ.
Der Schoͤnen.
NJcht/ daß du ſchoͤne nur alleine ſolteſt ſeyn;
Du biſt auch keuſch/ auch from/ wie deine Schweſtern
beyde/
die ſchoͤn auch ſind wie du. Trutz allem Haß’ und Neide;
An den drey Stuͤcken kommt Jhr gaͤntzlich uͤber ein.
Doch ſchreib ich/ Schoͤne/ dir hier zu nur einen Schein/
und nenne dich nach dir/ nicht etwan dir zu leide.
Nein. Sondern daß ich nur die Nahmen unterſcheide;
Sonſt ſeyd Jhr gantz gleich eins/ gleich from/ gleich keuſch/
gleich rein’.
O Jungfrau/ ſonſt zu nichts als Tugend nur gebohren/
Jn welche Zier und Zucht zuſammen ſich verſchworen.
Verzeih mir dieſen Fehl/ du Goͤttlichs Menſchen Kind.
Daß ich dein wuͤrdigs Lob nicht wuͤrdig kan erhoͤhen/
Von dem die Suada ſelbſt mit willen muß geſtehen/
daß tauſent Zungen ihr hierzu zu wenig ſind.
XCJJ.
Der Frommen.
DJe Schoͤnſte heiſſeſt du/ wenn Schoͤnheit ſchoͤne macht.
Die keuſcheſte von Zucht. Doch laß’ ich mir behagen/
dir von der Froͤmmigkeit den Nahmen anzutragen/
die aus den Augen dir mit kluger Einfalt lacht.
Mund trifft mit Hertzen zu. Der Schoͤnheit ſanffte pracht
giebt deiner Demuth nach. Es kommen viel und fragen;
Wie kan ich ihnen doch was mehr und beſſers ſagen/
Als was ſie hatten ſchon bey ſich von dir gedacht.
Dein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |