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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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So sind sie alle; kleine Niedlichkeiten ohne tiefere Bedeutung, und
doch an dieser Stelle ebenso ansprechend, wie sie als Grab- und
Kirchen-Inschriften (vgl. das Kapitel über die Rheinsberger Kirche)
uns widerstrebend sind. Jetzt feiern die Kinder und jungen Leute
ihr Möskefest an dieser Stelle, bei welcher Gelegenheit sicherlich
weniger philosophische Betrachtungen als die vorstehenden über
das Glück der Freundschaft angestellt und die vorkommenden Fra-
gen mehr zu Gunsten des obigen, ewig im Schwunge bleibenden
"fils de la folie" entschieden werden. Ein Möskefest an dieser
Stelle ist eine nicht üble Kritik und Ironie.

Vom Freundschaftstempel aus, am Obelisken vorbei (den ich
in meinem Schlußcapitel besprechen werde), schreiten wir in den
eigentlichen Park zurück, machen dem wohlerhaltenen "Theater im
Grünen", das lebendige Hecken statt der Coulissen hat, unsern
Besuch und biegen schließlich in allerhand schmale Gänge ein,
deren Windungen uns zum Grabmal des Prinzen Heinrich
führen. Es besteht aus einer Backstein-Pyramide, um die sich ein
schlichtes Eisengitter zieht. Der Prinz, in seinem Testament, hatte
die völlige Vermauerung dieser Pyramide angeordnet; doch ging
man von dieser Anordnung ab und ließ einen Eingang offen.
Im Jahre 1853 sah ich noch deutlich den großen Zinksarg stehen,
auf dem ein rostiger Helm lag. Seitdem ist ein brutaler Versuch
gemacht worden, das Grab zu bestehlen; man hoffte Gold im
Sarge zu finden und durchwühlte die Asche des Todten. Natürlich
vergeblich. Das hat nun zu einer nachträglichen Erfüllung der
Testaments-Anordnung geführt, und die Pyramide ist jetzt ver-
mauert. Wo früher der Eingang war, befindet sich jetzt die große
Steintafel mit der von Prinz Heinrich selbst verfaßten Grab-
schrift
. Sie ist oft gedruckt worden. Ich gebe hier nur ihre ersten
vier Zeilen, als besonders charakteristisch für den Mann und seine
Zeit. Sie lauten:

Jette par sa naissance dans ce tourbillon de vaine fumee
que le vulgaire appelle
gloire et grandeur,
mais dont le sage connoit le neant etc.

So ſind ſie alle; kleine Niedlichkeiten ohne tiefere Bedeutung, und
doch an dieſer Stelle ebenſo anſprechend, wie ſie als Grab- und
Kirchen-Inſchriften (vgl. das Kapitel über die Rheinsberger Kirche)
uns widerſtrebend ſind. Jetzt feiern die Kinder und jungen Leute
ihr Möskefeſt an dieſer Stelle, bei welcher Gelegenheit ſicherlich
weniger philoſophiſche Betrachtungen als die vorſtehenden über
das Glück der Freundſchaft angeſtellt und die vorkommenden Fra-
gen mehr zu Gunſten des obigen, ewig im Schwunge bleibenden
»fils de la folie« entſchieden werden. Ein Möskefeſt an dieſer
Stelle iſt eine nicht üble Kritik und Ironie.

Vom Freundſchaftstempel aus, am Obelisken vorbei (den ich
in meinem Schlußcapitel beſprechen werde), ſchreiten wir in den
eigentlichen Park zurück, machen dem wohlerhaltenen „Theater im
Grünen“, das lebendige Hecken ſtatt der Couliſſen hat, unſern
Beſuch und biegen ſchließlich in allerhand ſchmale Gänge ein,
deren Windungen uns zum Grabmal des Prinzen Heinrich
führen. Es beſteht aus einer Backſtein-Pyramide, um die ſich ein
ſchlichtes Eiſengitter zieht. Der Prinz, in ſeinem Teſtament, hatte
die völlige Vermauerung dieſer Pyramide angeordnet; doch ging
man von dieſer Anordnung ab und ließ einen Eingang offen.
Im Jahre 1853 ſah ich noch deutlich den großen Zinkſarg ſtehen,
auf dem ein roſtiger Helm lag. Seitdem iſt ein brutaler Verſuch
gemacht worden, das Grab zu beſtehlen; man hoffte Gold im
Sarge zu finden und durchwühlte die Aſche des Todten. Natürlich
vergeblich. Das hat nun zu einer nachträglichen Erfüllung der
Teſtaments-Anordnung geführt, und die Pyramide iſt jetzt ver-
mauert. Wo früher der Eingang war, befindet ſich jetzt die große
Steintafel mit der von Prinz Heinrich ſelbſt verfaßten Grab-
ſchrift
. Sie iſt oft gedruckt worden. Ich gebe hier nur ihre erſten
vier Zeilen, als beſonders charakteriſtiſch für den Mann und ſeine
Zeit. Sie lauten:

Jetté par sa naissance dans ce tourbillon de vaine fumée
que le vulgaire appelle
gloire et grandeur,
mais dont le sage connoit le néant etc.

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[104/0122] So ſind ſie alle; kleine Niedlichkeiten ohne tiefere Bedeutung, und doch an dieſer Stelle ebenſo anſprechend, wie ſie als Grab- und Kirchen-Inſchriften (vgl. das Kapitel über die Rheinsberger Kirche) uns widerſtrebend ſind. Jetzt feiern die Kinder und jungen Leute ihr Möskefeſt an dieſer Stelle, bei welcher Gelegenheit ſicherlich weniger philoſophiſche Betrachtungen als die vorſtehenden über das Glück der Freundſchaft angeſtellt und die vorkommenden Fra- gen mehr zu Gunſten des obigen, ewig im Schwunge bleibenden »fils de la folie« entſchieden werden. Ein Möskefeſt an dieſer Stelle iſt eine nicht üble Kritik und Ironie. Vom Freundſchaftstempel aus, am Obelisken vorbei (den ich in meinem Schlußcapitel beſprechen werde), ſchreiten wir in den eigentlichen Park zurück, machen dem wohlerhaltenen „Theater im Grünen“, das lebendige Hecken ſtatt der Couliſſen hat, unſern Beſuch und biegen ſchließlich in allerhand ſchmale Gänge ein, deren Windungen uns zum Grabmal des Prinzen Heinrich führen. Es beſteht aus einer Backſtein-Pyramide, um die ſich ein ſchlichtes Eiſengitter zieht. Der Prinz, in ſeinem Teſtament, hatte die völlige Vermauerung dieſer Pyramide angeordnet; doch ging man von dieſer Anordnung ab und ließ einen Eingang offen. Im Jahre 1853 ſah ich noch deutlich den großen Zinkſarg ſtehen, auf dem ein roſtiger Helm lag. Seitdem iſt ein brutaler Verſuch gemacht worden, das Grab zu beſtehlen; man hoffte Gold im Sarge zu finden und durchwühlte die Aſche des Todten. Natürlich vergeblich. Das hat nun zu einer nachträglichen Erfüllung der Teſtaments-Anordnung geführt, und die Pyramide iſt jetzt ver- mauert. Wo früher der Eingang war, befindet ſich jetzt die große Steintafel mit der von Prinz Heinrich ſelbſt verfaßten Grab- ſchrift. Sie iſt oft gedruckt worden. Ich gebe hier nur ihre erſten vier Zeilen, als beſonders charakteriſtiſch für den Mann und ſeine Zeit. Sie lauten: Jetté par sa naissance dans ce tourbillon de vaine fumée que le vulgaire appelle gloire et grandeur, mais dont le sage connoit le néant etc.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/122>, abgerufen am 26.11.2024.