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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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befestigt, dauerte bis 1798; um diese Zeit scheint er sie dem Günst-
ling entzogen zu haben, wenigstens müssen wir es daraus schließen,
daß sich Kaphengst zur Deckung seiner immer wachsenden Schulden-
last genöthigt sah, zwei seiner Güter, Schönermark und Rauschen-
dorf, zu verkaufen. Das Volk erzählte sich und erzählt sich noch,
er habe beide in einer Nacht verspielt. Die beiden andern, Mese-
berg und Baumgarten, blieben ihm, wiewohl tief verschuldet, bis
zu seinem Tode, der im Januar oder Februar 1800 im Schloß
zu Meseberg erfolgte. Seine Frau überlebte ihn um viele Jahre
und starb erst im zweiten Viertel dieses Jahrhunderts.

In der Kirche zu Meseberg, wo die Grabsteine der Groebens
vor dem Altar liegen und von der Wand herab, in Frommen
und Treue die Bildnisse Ludwigs v. d. Groeben und seiner
17 Kinder blicken, ist nicht Stein, nicht Inschrift, die an den
wilden Jäger erinnerten, der hier 26 Jahre lang das Land durch-
tobte; seine Wittwe, in richtigem Takte, mochte fühlen, daß das
Marmorbild eines Mannes, dem alles Heilige ein Spott gewesen
war, nicht in die Kirche gehöre. In einer Ecke, mit einem Fetzen
Flor umwickelt, der verblaßt und staubig wie ein Stück Spinnweb
aussieht, hängt der Galanterie-Degen des Galans und Günstlings,
daneben ein rostiges Sporenpaar. Die Kinder im Dorf aber, wenn
der Herbst kommt und der Wind das abgefallene Laub auffegt,
fahren zusammen und murmeln "Kaphengst kommt."



(Graf La Roche-Aymon und Koepernitz.) Es wurde
immer stiller in Rheinsberg. Von 1796 ab scheint der Kreis nur
aus 4 Personen bestanden zu haben: aus dem Hofmarschall (oder
Kammerherrn) Grafen Roeder, aus dem Adjutanten Graf La Roche-
Aymon, aus dem Kammerrath Lebeauld und aus dem Baurath
Steinert. Die beiden Wreech waren todt; Tauentzien, von Stufe
zu Stufe steigend, dem Kreise entwachsen; Knesebeck lebte noch,
that aber keinen Dienst mehr; Kaphengst jagte und spielte in sei-
nem Schloß am Huvenow-See, und grollte, daß der Gunst des
Prinzen der goldne Boden ausgeschlagen war.


befeſtigt, dauerte bis 1798; um dieſe Zeit ſcheint er ſie dem Günſt-
ling entzogen zu haben, wenigſtens müſſen wir es daraus ſchließen,
daß ſich Kaphengſt zur Deckung ſeiner immer wachſenden Schulden-
laſt genöthigt ſah, zwei ſeiner Güter, Schönermark und Rauſchen-
dorf, zu verkaufen. Das Volk erzählte ſich und erzählt ſich noch,
er habe beide in einer Nacht verſpielt. Die beiden andern, Meſe-
berg und Baumgarten, blieben ihm, wiewohl tief verſchuldet, bis
zu ſeinem Tode, der im Januar oder Februar 1800 im Schloß
zu Meſeberg erfolgte. Seine Frau überlebte ihn um viele Jahre
und ſtarb erſt im zweiten Viertel dieſes Jahrhunderts.

In der Kirche zu Meſeberg, wo die Grabſteine der Groebens
vor dem Altar liegen und von der Wand herab, in Frommen
und Treue die Bildniſſe Ludwigs v. d. Groeben und ſeiner
17 Kinder blicken, iſt nicht Stein, nicht Inſchrift, die an den
wilden Jäger erinnerten, der hier 26 Jahre lang das Land durch-
tobte; ſeine Wittwe, in richtigem Takte, mochte fühlen, daß das
Marmorbild eines Mannes, dem alles Heilige ein Spott geweſen
war, nicht in die Kirche gehöre. In einer Ecke, mit einem Fetzen
Flor umwickelt, der verblaßt und ſtaubig wie ein Stück Spinnweb
ausſieht, hängt der Galanterie-Degen des Galans und Günſtlings,
daneben ein roſtiges Sporenpaar. Die Kinder im Dorf aber, wenn
der Herbſt kommt und der Wind das abgefallene Laub auffegt,
fahren zuſammen und murmeln „Kaphengſt kommt.“



(Graf La Roche-Aymon und Koepernitz.) Es wurde
immer ſtiller in Rheinsberg. Von 1796 ab ſcheint der Kreis nur
aus 4 Perſonen beſtanden zu haben: aus dem Hofmarſchall (oder
Kammerherrn) Grafen Roeder, aus dem Adjutanten Graf La Roche-
Aymon, aus dem Kammerrath Lebeauld und aus dem Baurath
Steinert. Die beiden Wreech waren todt; Tauentzien, von Stufe
zu Stufe ſteigend, dem Kreiſe entwachſen; Kneſebeck lebte noch,
that aber keinen Dienſt mehr; Kaphengſt jagte und ſpielte in ſei-
nem Schloß am Huvenow-See, und grollte, daß der Gunſt des
Prinzen der goldne Boden ausgeſchlagen war.


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[133/0151] befeſtigt, dauerte bis 1798; um dieſe Zeit ſcheint er ſie dem Günſt- ling entzogen zu haben, wenigſtens müſſen wir es daraus ſchließen, daß ſich Kaphengſt zur Deckung ſeiner immer wachſenden Schulden- laſt genöthigt ſah, zwei ſeiner Güter, Schönermark und Rauſchen- dorf, zu verkaufen. Das Volk erzählte ſich und erzählt ſich noch, er habe beide in einer Nacht verſpielt. Die beiden andern, Meſe- berg und Baumgarten, blieben ihm, wiewohl tief verſchuldet, bis zu ſeinem Tode, der im Januar oder Februar 1800 im Schloß zu Meſeberg erfolgte. Seine Frau überlebte ihn um viele Jahre und ſtarb erſt im zweiten Viertel dieſes Jahrhunderts. In der Kirche zu Meſeberg, wo die Grabſteine der Groebens vor dem Altar liegen und von der Wand herab, in Frommen und Treue die Bildniſſe Ludwigs v. d. Groeben und ſeiner 17 Kinder blicken, iſt nicht Stein, nicht Inſchrift, die an den wilden Jäger erinnerten, der hier 26 Jahre lang das Land durch- tobte; ſeine Wittwe, in richtigem Takte, mochte fühlen, daß das Marmorbild eines Mannes, dem alles Heilige ein Spott geweſen war, nicht in die Kirche gehöre. In einer Ecke, mit einem Fetzen Flor umwickelt, der verblaßt und ſtaubig wie ein Stück Spinnweb ausſieht, hängt der Galanterie-Degen des Galans und Günſtlings, daneben ein roſtiges Sporenpaar. Die Kinder im Dorf aber, wenn der Herbſt kommt und der Wind das abgefallene Laub auffegt, fahren zuſammen und murmeln „Kaphengſt kommt.“ (Graf La Roche-Aymon und Koepernitz.) Es wurde immer ſtiller in Rheinsberg. Von 1796 ab ſcheint der Kreis nur aus 4 Perſonen beſtanden zu haben: aus dem Hofmarſchall (oder Kammerherrn) Grafen Roeder, aus dem Adjutanten Graf La Roche- Aymon, aus dem Kammerrath Lebeauld und aus dem Baurath Steinert. Die beiden Wreech waren todt; Tauentzien, von Stufe zu Stufe ſteigend, dem Kreiſe entwachſen; Kneſebeck lebte noch, that aber keinen Dienſt mehr; Kaphengſt jagte und ſpielte in ſei- nem Schloß am Huvenow-See, und grollte, daß der Gunſt des Prinzen der goldne Boden ausgeſchlagen war.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/151>, abgerufen am 28.11.2024.