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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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den, die wie eben so viele Ausluge (look-outs) aus der Mauer-
zinne hervorspringen sollen. Von diesen Thürmchen aus wird man
dann nach allen Seiten hin einen prächtigen Ueberblick über das
Luch und das Höhenland haben, bis Cremmen und Oranienburg,
bis Nauen und Ruppin. Auch das Innere der Kirche wird mit
besonderer Rücksicht auf den Schlachttag restaurirt und mit Votiv-
und Erinnerungstafeln geschmückt werden. Wenn ich nicht irre,
sind auf dem Hakenberger Kirchhof einige hervorragende Führer,
die bald nach der Schlacht ihren Wunden erlagen, begraben wor-
den, und ein gemeinschaftliches Grabmonument zu Ehren dieser
würde vielleicht die beste Gelegenheit zu einer Inschrift und Mah-
nung bieten. Kommt dieser Plan zur Ausführung, so wird die
Kirche zu Hakenberg über kurz oder lang zu einem Wallfahrts-
platz unserer Mark, zu einem Zielpunkt für Turnerfahrten und
Schulexcursionen werden. Fehrbellin und das Luch, der alte Fried-
hof und seine Kirche, der Kurfürstenberg und das Denkmal, dar-
aus baut sich schon ein Stück Interesse auf, und die Marmor-
tafeln, die dann beim Eintritt in die Kirche von Derffling und
Froben, von Treffenfeld und dem Prinzen von Hessen-Homburg
melden werden, werden aus dem kleinen Sagenkreis einen Zauber-
kreis für junge Herzen schaffen.

Ich mag nicht schließen, ohne meiner Schilderung eine kurze
Legende hinzugefügt zu haben, die, an den Fehrbelliner Schlacht-
tag anknüpfend, zugleich den Hang zum Legendenhaften zeigt,
der, wie die Freude am Mährchen und an der Sage, im Herzen
jedes unverbrauchten Volkes lebt.

In alten Zeiten, wo innerhalb der Kirche das ganze geistige
Leben des Volkes lag, wuchs auch die Legende nur auf kirchlichem
Boden, und der Heiland und seine Jünger, die Heiligen und
fromme Mönche hatten das schöne Vorrecht, die Träger einer
solchen Legende zu sein. Der märkische Boden hat nicht Zeit ge-
habt, solche Legenden zu zeitigen, denn die katholische Kirche hat
es nie zu einer Glanz- und Blüthenzeit auf diesem Boden ge-
bracht. Kaum siegreich über die heidnischen Wenden, kaum fest

den, die wie eben ſo viele Ausluge (look-outs) aus der Mauer-
zinne hervorſpringen ſollen. Von dieſen Thürmchen aus wird man
dann nach allen Seiten hin einen prächtigen Ueberblick über das
Luch und das Höhenland haben, bis Cremmen und Oranienburg,
bis Nauen und Ruppin. Auch das Innere der Kirche wird mit
beſonderer Rückſicht auf den Schlachttag reſtaurirt und mit Votiv-
und Erinnerungstafeln geſchmückt werden. Wenn ich nicht irre,
ſind auf dem Hakenberger Kirchhof einige hervorragende Führer,
die bald nach der Schlacht ihren Wunden erlagen, begraben wor-
den, und ein gemeinſchaftliches Grabmonument zu Ehren dieſer
würde vielleicht die beſte Gelegenheit zu einer Inſchrift und Mah-
nung bieten. Kommt dieſer Plan zur Ausführung, ſo wird die
Kirche zu Hakenberg über kurz oder lang zu einem Wallfahrts-
platz unſerer Mark, zu einem Zielpunkt für Turnerfahrten und
Schulexcurſionen werden. Fehrbellin und das Luch, der alte Fried-
hof und ſeine Kirche, der Kurfürſtenberg und das Denkmal, dar-
aus baut ſich ſchon ein Stück Intereſſe auf, und die Marmor-
tafeln, die dann beim Eintritt in die Kirche von Derffling und
Froben, von Treffenfeld und dem Prinzen von Heſſen-Homburg
melden werden, werden aus dem kleinen Sagenkreis einen Zauber-
kreis für junge Herzen ſchaffen.

Ich mag nicht ſchließen, ohne meiner Schilderung eine kurze
Legende hinzugefügt zu haben, die, an den Fehrbelliner Schlacht-
tag anknüpfend, zugleich den Hang zum Legendenhaften zeigt,
der, wie die Freude am Mährchen und an der Sage, im Herzen
jedes unverbrauchten Volkes lebt.

In alten Zeiten, wo innerhalb der Kirche das ganze geiſtige
Leben des Volkes lag, wuchs auch die Legende nur auf kirchlichem
Boden, und der Heiland und ſeine Jünger, die Heiligen und
fromme Mönche hatten das ſchöne Vorrecht, die Träger einer
ſolchen Legende zu ſein. Der märkiſche Boden hat nicht Zeit ge-
habt, ſolche Legenden zu zeitigen, denn die katholiſche Kirche hat
es nie zu einer Glanz- und Blüthenzeit auf dieſem Boden ge-
bracht. Kaum ſiegreich über die heidniſchen Wenden, kaum feſt

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[169/0187] den, die wie eben ſo viele Ausluge (look-outs) aus der Mauer- zinne hervorſpringen ſollen. Von dieſen Thürmchen aus wird man dann nach allen Seiten hin einen prächtigen Ueberblick über das Luch und das Höhenland haben, bis Cremmen und Oranienburg, bis Nauen und Ruppin. Auch das Innere der Kirche wird mit beſonderer Rückſicht auf den Schlachttag reſtaurirt und mit Votiv- und Erinnerungstafeln geſchmückt werden. Wenn ich nicht irre, ſind auf dem Hakenberger Kirchhof einige hervorragende Führer, die bald nach der Schlacht ihren Wunden erlagen, begraben wor- den, und ein gemeinſchaftliches Grabmonument zu Ehren dieſer würde vielleicht die beſte Gelegenheit zu einer Inſchrift und Mah- nung bieten. Kommt dieſer Plan zur Ausführung, ſo wird die Kirche zu Hakenberg über kurz oder lang zu einem Wallfahrts- platz unſerer Mark, zu einem Zielpunkt für Turnerfahrten und Schulexcurſionen werden. Fehrbellin und das Luch, der alte Fried- hof und ſeine Kirche, der Kurfürſtenberg und das Denkmal, dar- aus baut ſich ſchon ein Stück Intereſſe auf, und die Marmor- tafeln, die dann beim Eintritt in die Kirche von Derffling und Froben, von Treffenfeld und dem Prinzen von Heſſen-Homburg melden werden, werden aus dem kleinen Sagenkreis einen Zauber- kreis für junge Herzen ſchaffen. Ich mag nicht ſchließen, ohne meiner Schilderung eine kurze Legende hinzugefügt zu haben, die, an den Fehrbelliner Schlacht- tag anknüpfend, zugleich den Hang zum Legendenhaften zeigt, der, wie die Freude am Mährchen und an der Sage, im Herzen jedes unverbrauchten Volkes lebt. In alten Zeiten, wo innerhalb der Kirche das ganze geiſtige Leben des Volkes lag, wuchs auch die Legende nur auf kirchlichem Boden, und der Heiland und ſeine Jünger, die Heiligen und fromme Mönche hatten das ſchöne Vorrecht, die Träger einer ſolchen Legende zu ſein. Der märkiſche Boden hat nicht Zeit ge- habt, ſolche Legenden zu zeitigen, denn die katholiſche Kirche hat es nie zu einer Glanz- und Blüthenzeit auf dieſem Boden ge- bracht. Kaum ſiegreich über die heidniſchen Wenden, kaum feſt

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/187>, abgerufen am 29.11.2024.