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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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dumpfe Feuchte, die sonst an solchen Orten heimisch ist. Vielleicht
ist es diese Trockenheit der Luft, die die Erscheinung erklärt. Die
mumificirten Körper sehen weiß aus, sind verhältnißmäßig wenig
eingetrocknet und zeigen noch eine gewisse Elasticität von Haut und
Fleisch. Der hier zuletzt Beigesetzte ist der Staatsminister Otto
Karl Friedrich von Voß. In den Sargdeckel ist eine Metalltafel
eingelegt, die einfach den Namen und die Titel des Verstorbenen
und die nöthigsten Daten (geb. den 8. Juni 1755 etc.) trägt. Es
ist dies derselbe Otto Karl Friedrich von Voß, der zur Zeit der
Hardenbergschen Verwaltung, namentlich in den Jahren, die den
Befreiungskriegen folgten, so entschieden die Principien und In-
teressen einer conservativen Politik vertrat. Unmittelbar nach dem
Tode Hardenbergs wurde Voß Präsident des Staatsraths und
des Staatsministeriums. Er überarbeitete sich, erkältete sich wäh-
rend einer Feuersbrunst, die gerade damals in Buch ausbrach,
und zog sich einen Rückfall zu, als er seinen ersten Vortrag beim
Könige hielt, zu dem er nicht anders als in Schuhen und
Strümpfen hatte gehen wollen
. Sein Tod war die Folge;
er starb am 30. Januar 1823.

Der schwere eichene Sarg, der sich in dem dunkeln Hinter-
gewölbe befindet, steht gemeinhin offen. Der daneben befindliche
Deckel ist mit tausenden von schwarzen Nägelchen beschlagen, die
sich bei näherer Untersuchung zugleich als eine Inschrift des Sarges
ergeben. Die Entzifferung ist schwierig und ich kann nur für die
annähernde Richtigkeit derselben bürgen. Die Inschrift lautet: "Der
Hoch-Hochwohlgeborne Herr Herr Gerhard Bernhard Freiherr von
Poellnitz, Erbherr auf Reschau (in Preußen), auf Buch, Caro und
Birkholz (in der Mark), churfürstlich brandenburgischer Geheimer
Kriegsrath, General-Wachtmeister und Oberstallmeister, Oberster im
Dragoner-Regiment Goerner (oder Moerner) residirte in Berlin,
Cöln und Friedrichswerder, geboren 1617, gestorben den 2. August
1679." Der völlig mumificirte Körper, der am ehesten einem mit
einer dicken elastischen Ledermasse überzogenen Skelette gleicht, ist
völlig unbekleidet und nur mit einem graumelirten Domino oder

dumpfe Feuchte, die ſonſt an ſolchen Orten heimiſch iſt. Vielleicht
iſt es dieſe Trockenheit der Luft, die die Erſcheinung erklärt. Die
mumificirten Körper ſehen weiß aus, ſind verhältnißmäßig wenig
eingetrocknet und zeigen noch eine gewiſſe Elaſticität von Haut und
Fleiſch. Der hier zuletzt Beigeſetzte iſt der Staatsminiſter Otto
Karl Friedrich von Voß. In den Sargdeckel iſt eine Metalltafel
eingelegt, die einfach den Namen und die Titel des Verſtorbenen
und die nöthigſten Daten (geb. den 8. Juni 1755 ꝛc.) trägt. Es
iſt dies derſelbe Otto Karl Friedrich von Voß, der zur Zeit der
Hardenbergſchen Verwaltung, namentlich in den Jahren, die den
Befreiungskriegen folgten, ſo entſchieden die Principien und In-
tereſſen einer conſervativen Politik vertrat. Unmittelbar nach dem
Tode Hardenbergs wurde Voß Präſident des Staatsraths und
des Staatsminiſteriums. Er überarbeitete ſich, erkältete ſich wäh-
rend einer Feuersbrunſt, die gerade damals in Buch ausbrach,
und zog ſich einen Rückfall zu, als er ſeinen erſten Vortrag beim
Könige hielt, zu dem er nicht anders als in Schuhen und
Strümpfen hatte gehen wollen
. Sein Tod war die Folge;
er ſtarb am 30. Januar 1823.

Der ſchwere eichene Sarg, der ſich in dem dunkeln Hinter-
gewölbe befindet, ſteht gemeinhin offen. Der daneben befindliche
Deckel iſt mit tauſenden von ſchwarzen Nägelchen beſchlagen, die
ſich bei näherer Unterſuchung zugleich als eine Inſchrift des Sarges
ergeben. Die Entzifferung iſt ſchwierig und ich kann nur für die
annähernde Richtigkeit derſelben bürgen. Die Inſchrift lautet: „Der
Hoch-Hochwohlgeborne Herr Herr Gerhard Bernhard Freiherr von
Poellnitz, Erbherr auf Reſchau (in Preußen), auf Buch, Caro und
Birkholz (in der Mark), churfürſtlich brandenburgiſcher Geheimer
Kriegsrath, General-Wachtmeiſter und Oberſtallmeiſter, Oberſter im
Dragoner-Regiment Goerner (oder Moerner) reſidirte in Berlin,
Cöln und Friedrichswerder, geboren 1617, geſtorben den 2. Auguſt
1679.“ Der völlig mumificirte Körper, der am eheſten einem mit
einer dicken elaſtiſchen Ledermaſſe überzogenen Skelette gleicht, iſt
völlig unbekleidet und nur mit einem graumelirten Domino oder

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[242/0260] dumpfe Feuchte, die ſonſt an ſolchen Orten heimiſch iſt. Vielleicht iſt es dieſe Trockenheit der Luft, die die Erſcheinung erklärt. Die mumificirten Körper ſehen weiß aus, ſind verhältnißmäßig wenig eingetrocknet und zeigen noch eine gewiſſe Elaſticität von Haut und Fleiſch. Der hier zuletzt Beigeſetzte iſt der Staatsminiſter Otto Karl Friedrich von Voß. In den Sargdeckel iſt eine Metalltafel eingelegt, die einfach den Namen und die Titel des Verſtorbenen und die nöthigſten Daten (geb. den 8. Juni 1755 ꝛc.) trägt. Es iſt dies derſelbe Otto Karl Friedrich von Voß, der zur Zeit der Hardenbergſchen Verwaltung, namentlich in den Jahren, die den Befreiungskriegen folgten, ſo entſchieden die Principien und In- tereſſen einer conſervativen Politik vertrat. Unmittelbar nach dem Tode Hardenbergs wurde Voß Präſident des Staatsraths und des Staatsminiſteriums. Er überarbeitete ſich, erkältete ſich wäh- rend einer Feuersbrunſt, die gerade damals in Buch ausbrach, und zog ſich einen Rückfall zu, als er ſeinen erſten Vortrag beim Könige hielt, zu dem er nicht anders als in Schuhen und Strümpfen hatte gehen wollen. Sein Tod war die Folge; er ſtarb am 30. Januar 1823. Der ſchwere eichene Sarg, der ſich in dem dunkeln Hinter- gewölbe befindet, ſteht gemeinhin offen. Der daneben befindliche Deckel iſt mit tauſenden von ſchwarzen Nägelchen beſchlagen, die ſich bei näherer Unterſuchung zugleich als eine Inſchrift des Sarges ergeben. Die Entzifferung iſt ſchwierig und ich kann nur für die annähernde Richtigkeit derſelben bürgen. Die Inſchrift lautet: „Der Hoch-Hochwohlgeborne Herr Herr Gerhard Bernhard Freiherr von Poellnitz, Erbherr auf Reſchau (in Preußen), auf Buch, Caro und Birkholz (in der Mark), churfürſtlich brandenburgiſcher Geheimer Kriegsrath, General-Wachtmeiſter und Oberſtallmeiſter, Oberſter im Dragoner-Regiment Goerner (oder Moerner) reſidirte in Berlin, Cöln und Friedrichswerder, geboren 1617, geſtorben den 2. Auguſt 1679.“ Der völlig mumificirte Körper, der am eheſten einem mit einer dicken elaſtiſchen Ledermaſſe überzogenen Skelette gleicht, iſt völlig unbekleidet und nur mit einem graumelirten Domino oder

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/260>, abgerufen am 23.11.2024.