Die alten Namen, die alten Herrn, Sind all' hinüber, sind alle fern. Die Loeben, die Burgsdorf, die Canitz sind stumm Aber Frühling ist wieder und jubelt ringsum. * Zu Blumberg ist mein Sitz, wo nach der alten Weise, Mit dem, was Gott bescheert, ich mich gesegnet preise. Canitz an Eusebius von Brand (1692.)
Ein Frühlingstag führt uns nach Blumberg hinaus, einem Arnimschen Gut in der Nähe von Berlin, und nach rascher Fahrt, an lachenden Dörfern vorbei, biegen wir aus der staubigen Pappel- Allee in die windgeschützte, stille Dorfgasse ein. Es ist Mittags- stunde, der Sonnenschein liegt blendend auf den neugedeckten, ro- then Dächern, die Bäume stehen im ersten Grün und auf dem hohen Schornstein des Herrenhauses, aus dessen Seitenöffnungen der weiße Rauch phantastisch emporwirbelt, erhebt sich eben ein Storchenpaar in seinem Nest und unterbricht die Mittagsstille durch sein rasches und eifriges Geklapper. Es klingt als würde eine Sense gewetzt, oder als ginge eine Mühle unten im Garten.
Blumberg, an der Stettiner Steinstraße gelegen, ist ein gro- ßes und freundliches Dorf, fast so freundlich wie sein Name und gerade groß genug, um uns die Versicherung alter Urkunden glau- ben zu machen, "daß Blumberg vordem ein Städtchen, ein oppi-
Blumberg.
Die alten Namen, die alten Herrn, Sind all’ hinüber, ſind alle fern. Die Loeben, die Burgsdorf, die Canitz ſind ſtumm Aber Frühling iſt wieder und jubelt ringsum. * Zu Blumberg iſt mein Sitz, wo nach der alten Weiſe, Mit dem, was Gott beſcheert, ich mich geſegnet preiſe. Canitz an Euſebius von Brand (1692.)
Ein Frühlingstag führt uns nach Blumberg hinaus, einem Arnimſchen Gut in der Nähe von Berlin, und nach raſcher Fahrt, an lachenden Dörfern vorbei, biegen wir aus der ſtaubigen Pappel- Allee in die windgeſchützte, ſtille Dorfgaſſe ein. Es iſt Mittags- ſtunde, der Sonnenſchein liegt blendend auf den neugedeckten, ro- then Dächern, die Bäume ſtehen im erſten Grün und auf dem hohen Schornſtein des Herrenhauſes, aus deſſen Seitenöffnungen der weiße Rauch phantaſtiſch emporwirbelt, erhebt ſich eben ein Storchenpaar in ſeinem Neſt und unterbricht die Mittagsſtille durch ſein raſches und eifriges Geklapper. Es klingt als würde eine Senſe gewetzt, oder als ginge eine Mühle unten im Garten.
Blumberg, an der Stettiner Steinſtraße gelegen, iſt ein gro- ßes und freundliches Dorf, faſt ſo freundlich wie ſein Name und gerade groß genug, um uns die Verſicherung alter Urkunden glau- ben zu machen, „daß Blumberg vordem ein Städtchen, ein oppi-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0267"n="[249]"/><divn="2"><head><hirendition="#b">Blumberg.</hi></head><lb/><cit><quote><hirendition="#et">Die alten Namen, die alten Herrn,<lb/>
Sind all’ hinüber, ſind alle fern.<lb/>
Die Loeben, die Burgsdorf, die Canitz ſind<lb/>ſtumm<lb/>
Aber Frühling iſt wieder und jubelt<lb/>
ringsum.<lb/>
*<lb/>
Zu <hirendition="#g">Blumberg</hi> iſt mein Sitz, wo nach der<lb/>
alten Weiſe,<lb/>
Mit dem, was Gott beſcheert, ich mich geſegnet<lb/>
preiſe.</hi></quote><lb/><bibl><hirendition="#b #et">Canitz</hi> an <hirendition="#b">Euſebius von Brand</hi> (1692.)</bibl></cit><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>in Frühlingstag führt uns nach <hirendition="#g">Blumberg</hi> hinaus, einem<lb/>
Arnimſchen Gut in der Nähe von Berlin, und nach raſcher Fahrt,<lb/>
an lachenden Dörfern vorbei, biegen wir aus der ſtaubigen Pappel-<lb/>
Allee in die windgeſchützte, ſtille Dorfgaſſe ein. Es iſt Mittags-<lb/>ſtunde, der Sonnenſchein liegt blendend auf den neugedeckten, ro-<lb/>
then Dächern, die Bäume ſtehen im erſten Grün und auf dem<lb/>
hohen Schornſtein des Herrenhauſes, aus deſſen Seitenöffnungen<lb/>
der weiße Rauch phantaſtiſch emporwirbelt, erhebt ſich eben ein<lb/>
Storchenpaar in ſeinem Neſt und unterbricht die Mittagsſtille durch<lb/>ſein raſches und eifriges Geklapper. Es klingt als würde eine<lb/>
Senſe gewetzt, oder als ginge eine Mühle unten im Garten.</p><lb/><p>Blumberg, an der Stettiner Steinſtraße gelegen, iſt ein gro-<lb/>
ßes und freundliches Dorf, faſt ſo freundlich wie ſein Name und<lb/>
gerade groß genug, um uns die Verſicherung alter Urkunden glau-<lb/>
ben zu machen, „daß Blumberg vordem ein Städtchen, ein <hirendition="#aq">oppi-<lb/></hi></p></div></div></body></text></TEI>
[[249]/0267]
Blumberg.
Die alten Namen, die alten Herrn,
Sind all’ hinüber, ſind alle fern.
Die Loeben, die Burgsdorf, die Canitz ſind
ſtumm
Aber Frühling iſt wieder und jubelt
ringsum.
*
Zu Blumberg iſt mein Sitz, wo nach der
alten Weiſe,
Mit dem, was Gott beſcheert, ich mich geſegnet
preiſe.
Canitz an Euſebius von Brand (1692.)
Ein Frühlingstag führt uns nach Blumberg hinaus, einem
Arnimſchen Gut in der Nähe von Berlin, und nach raſcher Fahrt,
an lachenden Dörfern vorbei, biegen wir aus der ſtaubigen Pappel-
Allee in die windgeſchützte, ſtille Dorfgaſſe ein. Es iſt Mittags-
ſtunde, der Sonnenſchein liegt blendend auf den neugedeckten, ro-
then Dächern, die Bäume ſtehen im erſten Grün und auf dem
hohen Schornſtein des Herrenhauſes, aus deſſen Seitenöffnungen
der weiße Rauch phantaſtiſch emporwirbelt, erhebt ſich eben ein
Storchenpaar in ſeinem Neſt und unterbricht die Mittagsſtille durch
ſein raſches und eifriges Geklapper. Es klingt als würde eine
Senſe gewetzt, oder als ginge eine Mühle unten im Garten.
Blumberg, an der Stettiner Steinſtraße gelegen, iſt ein gro-
ßes und freundliches Dorf, faſt ſo freundlich wie ſein Name und
gerade groß genug, um uns die Verſicherung alter Urkunden glau-
ben zu machen, „daß Blumberg vordem ein Städtchen, ein oppi-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. [249]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/267>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.