dum gewesen sei." Ein großes Dorf war es gewiß, aber vor allem auch reich und fruchtbar genug, um das Auge der Kirche, die immer scharf blickte in solchen Dingen, auf sich zu ziehen. So geschah denn, was nicht ausbleiben konnte, und bald, nachdem sich die Nachfolger Albrecht des Bären zu Herren im Teltow und Barnim gemacht hatten, wurde Blumberg Kirchengut und zwar Besitzthum der reichen Bischöfe zu Brandenburg.
Blumberg blieb bischöfliches Gut bis zur Reformationszeit, bis zu jenen Tagen, wo Joachim II. den Kampf in seinem Herzen ausgekämpft und sein christlich Gewissen über die feierliche Zusage gesetzt hatte (über die Zusage, auszuharren beim alten Glauben), die er seinem Vater auf dem Todbette hatte leisten müssen. Vieles wurde nun anders im Lande; die Einziehung der Kirchengüter drohte von Tag zu Tag und die klugen Herren zu Brandenburg, die nicht Lust hatten, sich überraschen zu lassen, veräußerten recht- zeitig allerlei Besitzthum, das über kurz oder lang doch zerrinnen mußte, -- viele Güter wurden verkauft, darunter Blumberg.
Der Käufer war Hans von Krummensee. Die Krummen- see waren damals eine der reichsten Familien im Lande; sie be- saßen die Stadt Alt-Landsberg, die ziemlich in der Mitte des Gesammt-Areales lag, das sie durch Kauf und Erbschaft im Laufe der Jahrhunderte an sich gebracht hatten. Jetzt, durch den Ankauf von Blumberg, dehnten sie ihren Besitz bis an die Bernauer Feld- mark und bis an die Grenzen jenes andern großen Güterkomplexes aus, der, nördlich von Berlin, sich in den Händen der reichen und angesehenen Familie von Roebel*) befand; aber mit der Erwer- bung von Blumberg war plötzlich dem wachsenden Reichthume der Krummensee ein Ziel gesteckt. Von da ab ging es rückwärts; der 30jährige Krieg that das Seine, Gut auf Gut ging verloren, 1701 das letzte -- Schöneiche. Ihrem reichen Besitze ist seitdem
*) Im 17. Jahrhundert war die große Mehrzahl (17) aller, im zwei- meiligen Umkreis nördlich von Berlin gelegenen Güter, in Händen von nur drei Familien: Roebel, Krummensee, Loeben.
dum geweſen ſei.“ Ein großes Dorf war es gewiß, aber vor allem auch reich und fruchtbar genug, um das Auge der Kirche, die immer ſcharf blickte in ſolchen Dingen, auf ſich zu ziehen. So geſchah denn, was nicht ausbleiben konnte, und bald, nachdem ſich die Nachfolger Albrecht des Bären zu Herren im Teltow und Barnim gemacht hatten, wurde Blumberg Kirchengut und zwar Beſitzthum der reichen Biſchöfe zu Brandenburg.
Blumberg blieb biſchöfliches Gut bis zur Reformationszeit, bis zu jenen Tagen, wo Joachim II. den Kampf in ſeinem Herzen ausgekämpft und ſein chriſtlich Gewiſſen über die feierliche Zuſage geſetzt hatte (über die Zuſage, auszuharren beim alten Glauben), die er ſeinem Vater auf dem Todbette hatte leiſten müſſen. Vieles wurde nun anders im Lande; die Einziehung der Kirchengüter drohte von Tag zu Tag und die klugen Herren zu Brandenburg, die nicht Luſt hatten, ſich überraſchen zu laſſen, veräußerten recht- zeitig allerlei Beſitzthum, das über kurz oder lang doch zerrinnen mußte, — viele Güter wurden verkauft, darunter Blumberg.
Der Käufer war Hans von Krummenſee. Die Krummen- ſee waren damals eine der reichſten Familien im Lande; ſie be- ſaßen die Stadt Alt-Landsberg, die ziemlich in der Mitte des Geſammt-Areales lag, das ſie durch Kauf und Erbſchaft im Laufe der Jahrhunderte an ſich gebracht hatten. Jetzt, durch den Ankauf von Blumberg, dehnten ſie ihren Beſitz bis an die Bernauer Feld- mark und bis an die Grenzen jenes andern großen Güterkomplexes aus, der, nördlich von Berlin, ſich in den Händen der reichen und angeſehenen Familie von Roebel*) befand; aber mit der Erwer- bung von Blumberg war plötzlich dem wachſenden Reichthume der Krummenſee ein Ziel geſteckt. Von da ab ging es rückwärts; der 30jährige Krieg that das Seine, Gut auf Gut ging verloren, 1701 das letzte — Schöneiche. Ihrem reichen Beſitze iſt ſeitdem
*) Im 17. Jahrhundert war die große Mehrzahl (17) aller, im zwei- meiligen Umkreis nördlich von Berlin gelegenen Güter, in Händen von nur drei Familien: Roebel, Krummenſee, Loeben.
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dum geweſen ſei.“ Ein großes Dorf war es gewiß, aber vor
allem auch reich und fruchtbar genug, um das Auge der Kirche,
die immer ſcharf blickte in ſolchen Dingen, auf ſich zu ziehen. So
geſchah denn, was nicht ausbleiben konnte, und bald, nachdem
ſich die Nachfolger Albrecht des Bären zu Herren im Teltow und
Barnim gemacht hatten, wurde Blumberg Kirchengut und zwar
Beſitzthum der reichen Biſchöfe zu Brandenburg.
Blumberg blieb biſchöfliches Gut bis zur Reformationszeit,
bis zu jenen Tagen, wo Joachim II. den Kampf in ſeinem Herzen
ausgekämpft und ſein chriſtlich Gewiſſen über die feierliche Zuſage
geſetzt hatte (über die Zuſage, auszuharren beim alten Glauben),
die er ſeinem Vater auf dem Todbette hatte leiſten müſſen. Vieles
wurde nun anders im Lande; die Einziehung der Kirchengüter
drohte von Tag zu Tag und die klugen Herren zu Brandenburg,
die nicht Luſt hatten, ſich überraſchen zu laſſen, veräußerten recht-
zeitig allerlei Beſitzthum, das über kurz oder lang doch zerrinnen
mußte, — viele Güter wurden verkauft, darunter Blumberg.
Der Käufer war Hans von Krummenſee. Die Krummen-
ſee waren damals eine der reichſten Familien im Lande; ſie be-
ſaßen die Stadt Alt-Landsberg, die ziemlich in der Mitte des
Geſammt-Areales lag, das ſie durch Kauf und Erbſchaft im Laufe
der Jahrhunderte an ſich gebracht hatten. Jetzt, durch den Ankauf
von Blumberg, dehnten ſie ihren Beſitz bis an die Bernauer Feld-
mark und bis an die Grenzen jenes andern großen Güterkomplexes
aus, der, nördlich von Berlin, ſich in den Händen der reichen und
angeſehenen Familie von Roebel *) befand; aber mit der Erwer-
bung von Blumberg war plötzlich dem wachſenden Reichthume der
Krummenſee ein Ziel geſteckt. Von da ab ging es rückwärts; der
30jährige Krieg that das Seine, Gut auf Gut ging verloren,
1701 das letzte — Schöneiche. Ihrem reichen Beſitze iſt ſeitdem
*) Im 17. Jahrhundert war die große Mehrzahl (17) aller, im zwei-
meiligen Umkreis nördlich von Berlin gelegenen Güter, in Händen von
nur drei Familien: Roebel, Krummenſee, Loeben.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/268>, abgerufen am 23.11.2024.
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