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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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nicht verrechnet und fand nach drei Tagen schon die Scherben.
Solche Ueberlistungen freuten ihn und man kann zugeben, daß
darin ein Aederchen von der Herz-Ader seines Vaters sichtbar war.
Er war unfähig, zu dem Ruhme seines Hauses auch nur ein
Kleinstes hinzuzufügen, aber er fühlte sich als Verwalter dieses
Ruhmes und dieses Gefühl gab ihm unter Umständen Bedeutung
und selbst Würde. Wo er für sich und seine eigenste Person
eintrat, in den privaten Verhältnissen des alltäglichen Lebens, war
er eine wenig erfreuliche Erscheinung: kleinlich, geizig, unschön in
fast jeder Beziehung. Von dem Augenblick an aber, wo die Dinge
einen Charakter annahmen, daß er seine Person von dem Namen
Zieten nicht mehr trennen konnte, wurde er auf kurz oder lang
ein wirklicher Zieten. Er war nicht adlig, aber aristokratisch. Dies
aristokratische Fühlen, wenn geglüht in leidenschaftlicher Erregung,
konnte auf Momente den Lichtblick wahren Adels zeigen, wie die
Kohle, in rechter Gluth, zum Diamanten wird; aber solche Mo-
mente weist sein langes Leben nur spärlich auf. Sein Bestes war
die Liebe und Verehrung, mit der er ein halbes Jahrhundert lang
die Schleppe seines Vaters trug. In diesem Dienste verstieg sich
sein Herz bis zum Poetischen in Gefühl und Ausdruck. Auf dem
großen Rasenplatz, der die Kirche umgiebt, etwa hundert Schritte
vom Grabe Hans Joachim's entfernt, erhebt sich ein hoher, zuge-
spitzter Feldstein mit einer Eisenplatte, die in den Stein eingelegt
ist. Auf dieser Eisenplatte stehen in Goldbuchstaben folgende Worte:

Im Jahre 1851 den 23. April stand an dieser Stelle
das Blücher'sche Husaren-Regiment, um den hier in Gott
ruhenden Helden, den berühmten General der Cavallerie
und Ahnherrn aller Husaren, Hans Joachim von
Zieten, in Anerkennung seiner hohen Verdienste durch
eine feierliche Parade zu ehren. Ruhe und Friede seiner
Asche! Preis und Ehre seinem Namen! Er war und
bleibt der Preussen Stolz.

"Ahnherr aller Husaren" -- ein Poet hätt' es nicht besser
machen können.



nicht verrechnet und fand nach drei Tagen ſchon die Scherben.
Solche Ueberliſtungen freuten ihn und man kann zugeben, daß
darin ein Aederchen von der Herz-Ader ſeines Vaters ſichtbar war.
Er war unfähig, zu dem Ruhme ſeines Hauſes auch nur ein
Kleinſtes hinzuzufügen, aber er fühlte ſich als Verwalter dieſes
Ruhmes und dieſes Gefühl gab ihm unter Umſtänden Bedeutung
und ſelbſt Würde. Wo er für ſich und ſeine eigenſte Perſon
eintrat, in den privaten Verhältniſſen des alltäglichen Lebens, war
er eine wenig erfreuliche Erſcheinung: kleinlich, geizig, unſchön in
faſt jeder Beziehung. Von dem Augenblick an aber, wo die Dinge
einen Charakter annahmen, daß er ſeine Perſon von dem Namen
Zieten nicht mehr trennen konnte, wurde er auf kurz oder lang
ein wirklicher Zieten. Er war nicht adlig, aber ariſtokratiſch. Dies
ariſtokratiſche Fühlen, wenn geglüht in leidenſchaftlicher Erregung,
konnte auf Momente den Lichtblick wahren Adels zeigen, wie die
Kohle, in rechter Gluth, zum Diamanten wird; aber ſolche Mo-
mente weiſt ſein langes Leben nur ſpärlich auf. Sein Beſtes war
die Liebe und Verehrung, mit der er ein halbes Jahrhundert lang
die Schleppe ſeines Vaters trug. In dieſem Dienſte verſtieg ſich
ſein Herz bis zum Poetiſchen in Gefühl und Ausdruck. Auf dem
großen Raſenplatz, der die Kirche umgiebt, etwa hundert Schritte
vom Grabe Hans Joachim’s entfernt, erhebt ſich ein hoher, zuge-
ſpitzter Feldſtein mit einer Eiſenplatte, die in den Stein eingelegt
iſt. Auf dieſer Eiſenplatte ſtehen in Goldbuchſtaben folgende Worte:

Im Jahre 1851 den 23. April stand an dieser Stelle
das Blücher’sche Husaren-Regiment, um den hier in Gott
ruhenden Helden, den berühmten General der Cavallerie
und Ahnherrn aller Husaren, Hans Joachim von
Zieten, in Anerkennung seiner hohen Verdienste durch
eine feierliche Parade zu ehren. Ruhe und Friede seiner
Asche! Preis und Ehre seinem Namen! Er war und
bleibt der Preussen Stolz.

„Ahnherr aller Huſaren“ — ein Poet hätt’ es nicht beſſer
machen können.



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[13/0031] nicht verrechnet und fand nach drei Tagen ſchon die Scherben. Solche Ueberliſtungen freuten ihn und man kann zugeben, daß darin ein Aederchen von der Herz-Ader ſeines Vaters ſichtbar war. Er war unfähig, zu dem Ruhme ſeines Hauſes auch nur ein Kleinſtes hinzuzufügen, aber er fühlte ſich als Verwalter dieſes Ruhmes und dieſes Gefühl gab ihm unter Umſtänden Bedeutung und ſelbſt Würde. Wo er für ſich und ſeine eigenſte Perſon eintrat, in den privaten Verhältniſſen des alltäglichen Lebens, war er eine wenig erfreuliche Erſcheinung: kleinlich, geizig, unſchön in faſt jeder Beziehung. Von dem Augenblick an aber, wo die Dinge einen Charakter annahmen, daß er ſeine Perſon von dem Namen Zieten nicht mehr trennen konnte, wurde er auf kurz oder lang ein wirklicher Zieten. Er war nicht adlig, aber ariſtokratiſch. Dies ariſtokratiſche Fühlen, wenn geglüht in leidenſchaftlicher Erregung, konnte auf Momente den Lichtblick wahren Adels zeigen, wie die Kohle, in rechter Gluth, zum Diamanten wird; aber ſolche Mo- mente weiſt ſein langes Leben nur ſpärlich auf. Sein Beſtes war die Liebe und Verehrung, mit der er ein halbes Jahrhundert lang die Schleppe ſeines Vaters trug. In dieſem Dienſte verſtieg ſich ſein Herz bis zum Poetiſchen in Gefühl und Ausdruck. Auf dem großen Raſenplatz, der die Kirche umgiebt, etwa hundert Schritte vom Grabe Hans Joachim’s entfernt, erhebt ſich ein hoher, zuge- ſpitzter Feldſtein mit einer Eiſenplatte, die in den Stein eingelegt iſt. Auf dieſer Eiſenplatte ſtehen in Goldbuchſtaben folgende Worte: Im Jahre 1851 den 23. April stand an dieser Stelle das Blücher’sche Husaren-Regiment, um den hier in Gott ruhenden Helden, den berühmten General der Cavallerie und Ahnherrn aller Husaren, Hans Joachim von Zieten, in Anerkennung seiner hohen Verdienste durch eine feierliche Parade zu ehren. Ruhe und Friede seiner Asche! Preis und Ehre seinem Namen! Er war und bleibt der Preussen Stolz. „Ahnherr aller Huſaren“ — ein Poet hätt’ es nicht beſſer machen können.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/31>, abgerufen am 03.12.2024.