Gusower Kirche geschehen ist, um vor weiterer Profanirung zu schützen; aber wir können andererseits den Wunsch nicht unter- drücken, daß alle diejenigen, die nach dieser Kirche pilgern, um den Begräbnißplatz des alten Derfflinger zu sehen, nicht darauf ange- wiesen sein möchten, sich mit dem Anblick von Fallthür und Vor- legeschloß zu begnügen. Wenn man früher mehr zeigte, als nöthig war, so zeigt man jetzt zu wenig. Das Motiv ist in beiden Fällen dasselbe -- Indifferenz. Früher äußerte sie sich darin, daß man jeden, der wollte, durch die Kellerthür hinabsteigen ließ, jetzt dadurch, daß man die Kellerthür ein für allemal ver- schlossen hält. Der Besucher an dieser Stelle hat ein Gefühl, daß nicht alles so ist, wie es sein sollte. Der alte Derfflinger müßte in Gusow deutlicher, leibhaftiger zu dem Reisenden sprechen, wenn nicht als Mumie (worauf wir Verzicht leisten), so doch in Erz oder Stein. Was da ist, genügt nicht. Die schöne, monumenten- reiche Kirche im benachbarten Friedensdorff (einem Besitzthum der alten Familie von der Marwitz) zeigt am besten, wie man eine historische Vergangenheit zu conserviren hat. Ein Volk, dessen beste Kraft in seinem Patriotismus steckt, hat in gewissem Sinne ein Anrecht an seine großen Männer, und es ist Pflicht, eine Em- pfindung zu pflegen und zu nähren, an die der Ernst kommender Zeiten immer wieder sich wenden wird.
Guſower Kirche geſchehen iſt, um vor weiterer Profanirung zu ſchützen; aber wir können andererſeits den Wunſch nicht unter- drücken, daß alle diejenigen, die nach dieſer Kirche pilgern, um den Begräbnißplatz des alten Derfflinger zu ſehen, nicht darauf ange- wieſen ſein möchten, ſich mit dem Anblick von Fallthür und Vor- legeſchloß zu begnügen. Wenn man früher mehr zeigte, als nöthig war, ſo zeigt man jetzt zu wenig. Das Motiv iſt in beiden Fällen daſſelbe — Indifferenz. Früher äußerte ſie ſich darin, daß man jeden, der wollte, durch die Kellerthür hinabſteigen ließ, jetzt dadurch, daß man die Kellerthür ein für allemal ver- ſchloſſen hält. Der Beſucher an dieſer Stelle hat ein Gefühl, daß nicht alles ſo iſt, wie es ſein ſollte. Der alte Derfflinger müßte in Guſow deutlicher, leibhaftiger zu dem Reiſenden ſprechen, wenn nicht als Mumie (worauf wir Verzicht leiſten), ſo doch in Erz oder Stein. Was da iſt, genügt nicht. Die ſchöne, monumenten- reiche Kirche im benachbarten Friedensdorff (einem Beſitzthum der alten Familie von der Marwitz) zeigt am beſten, wie man eine hiſtoriſche Vergangenheit zu conſerviren hat. Ein Volk, deſſen beſte Kraft in ſeinem Patriotismus ſteckt, hat in gewiſſem Sinne ein Anrecht an ſeine großen Männer, und es iſt Pflicht, eine Em- pfindung zu pflegen und zu nähren, an die der Ernſt kommender Zeiten immer wieder ſich wenden wird.
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Guſower Kirche geſchehen iſt, um vor weiterer Profanirung zu
ſchützen; aber wir können andererſeits den Wunſch nicht unter-
drücken, daß alle diejenigen, die nach dieſer Kirche pilgern, um den
Begräbnißplatz des alten Derfflinger zu ſehen, nicht darauf ange-
wieſen ſein möchten, ſich mit dem Anblick von Fallthür und Vor-
legeſchloß zu begnügen. Wenn man früher mehr zeigte, als
nöthig war, ſo zeigt man jetzt zu wenig. Das Motiv iſt in
beiden Fällen daſſelbe — Indifferenz. Früher äußerte ſie ſich
darin, daß man jeden, der wollte, durch die Kellerthür hinabſteigen
ließ, jetzt dadurch, daß man die Kellerthür ein für allemal ver-
ſchloſſen hält. Der Beſucher an dieſer Stelle hat ein Gefühl, daß
nicht alles ſo iſt, wie es ſein ſollte. Der alte Derfflinger müßte
in Guſow deutlicher, leibhaftiger zu dem Reiſenden ſprechen, wenn
nicht als Mumie (worauf wir Verzicht leiſten), ſo doch in Erz
oder Stein. Was da iſt, genügt nicht. Die ſchöne, monumenten-
reiche Kirche im benachbarten Friedensdorff (einem Beſitzthum der
alten Familie von der Marwitz) zeigt am beſten, wie man eine
hiſtoriſche Vergangenheit zu conſerviren hat. Ein Volk, deſſen beſte
Kraft in ſeinem Patriotismus ſteckt, hat in gewiſſem Sinne ein
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/345>, abgerufen am 23.11.2024.
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