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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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sich berief und ihn schwören ließ: "der alten Lehre treu zu blei-
ben", als die Schmalkaldischen zum Heereszug gegen den Kaiser
sich rüsteten und später noch, als Kurfürst Moritz gegen den Sieg
bei Mühlberg den Zug gegen Insbruck in die Wage warf, da-
mals, in den Tagen des Markgrafen Johann, blühte Küstrin.
"Markgraf Hans", der jüngere Sohn Joachim Nestors, war nach
dem Tode des Vaters (der ältere Bruder erhielt die Kur) mit
der Neumark, d. h. mit dem Lande jenseits der Oder belehnt
worden. Er residirte in Küstrin, der neumärkischen Hauptstadt,
baute ein Schloß und schuf einen Glanz um sich her, den die
Stadt weder vorher gekannt hatte, noch nachher wieder erreichte.
Auch die Befestigungen sind sein Werk. Es ist wahrscheinlich, daß
die Arbeiten um 1535 begannen und daß der italienische Bau-
meister Giromella, dem auch die erste Befestigung Spandaus zuge-
schrieben wird, daran das Beste that. Markgraf Hans war treu,
tapfer und gut lutherisch. So lang es sein konnte, stand er zum
Kaiser. Vom schmalkaldischen Bunde hielt er sich fern und trug
auf seiner Fahne den Spruch: "Gebet dem Kaiser was des Kai-
sers ist, und Gott was Gottes ist." Als er aber 1548 das pro-
testanten-feindliche Augsburgische Interim, das der Kaiser zum
Reichsgesetz erheben wollte, unterzeichnen sollte, gewann sein luthe-
risch Herz die Oberhand, und mit den Worten: "Nimmermehr
werd' ich dieß giftige Gemengsel annehmen; lieber Blut als
Tinte
!" warf er die Feder fort. Der Kaiser sah ihn zornig an
und gebot ihm, die Versammlung zu verlassen. Er ging nach
Küstrin zurück und schrieb an seine Stubenthür folgende Worte:

Wiltu Gott dienen alle Zeit,
Schick dich zu Kreuz und Traurigkeit,
In Anfechtung halt fest, dich drück',
Hab' guten Muth, weich' nicht zurück,
In steter Hoffnung leb' und trag',
Was dir auf Erden begegnen mag;
Bei Gott halt' an mit Gebet und Gnad',
Der gibt dir Trost, Stärk', Hülf' und Rath;

ſich berief und ihn ſchwören ließ: „der alten Lehre treu zu blei-
ben“, als die Schmalkaldiſchen zum Heereszug gegen den Kaiſer
ſich rüſteten und ſpäter noch, als Kurfürſt Moritz gegen den Sieg
bei Mühlberg den Zug gegen Insbruck in die Wage warf, da-
mals, in den Tagen des Markgrafen Johann, blühte Küſtrin.
„Markgraf Hans“, der jüngere Sohn Joachim Neſtors, war nach
dem Tode des Vaters (der ältere Bruder erhielt die Kur) mit
der Neumark, d. h. mit dem Lande jenſeits der Oder belehnt
worden. Er reſidirte in Küſtrin, der neumärkiſchen Hauptſtadt,
baute ein Schloß und ſchuf einen Glanz um ſich her, den die
Stadt weder vorher gekannt hatte, noch nachher wieder erreichte.
Auch die Befeſtigungen ſind ſein Werk. Es iſt wahrſcheinlich, daß
die Arbeiten um 1535 begannen und daß der italieniſche Bau-
meiſter Giromella, dem auch die erſte Befeſtigung Spandaus zuge-
ſchrieben wird, daran das Beſte that. Markgraf Hans war treu,
tapfer und gut lutheriſch. So lang es ſein konnte, ſtand er zum
Kaiſer. Vom ſchmalkaldiſchen Bunde hielt er ſich fern und trug
auf ſeiner Fahne den Spruch: „Gebet dem Kaiſer was des Kai-
ſers iſt, und Gott was Gottes iſt.“ Als er aber 1548 das pro-
teſtanten-feindliche Augsburgiſche Interim, das der Kaiſer zum
Reichsgeſetz erheben wollte, unterzeichnen ſollte, gewann ſein luthe-
riſch Herz die Oberhand, und mit den Worten: „Nimmermehr
werd’ ich dieß giftige Gemengſel annehmen; lieber Blut als
Tinte
!“ warf er die Feder fort. Der Kaiſer ſah ihn zornig an
und gebot ihm, die Verſammlung zu verlaſſen. Er ging nach
Küſtrin zurück und ſchrieb an ſeine Stubenthür folgende Worte:

Wiltu Gott dienen alle Zeit,
Schick dich zu Kreuz und Traurigkeit,
In Anfechtung halt feſt, dich drück’,
Hab’ guten Muth, weich’ nicht zurück,
In ſteter Hoffnung leb’ und trag’,
Was dir auf Erden begegnen mag;
Bei Gott halt’ an mit Gebet und Gnad’,
Der gibt dir Troſt, Stärk’, Hülf’ und Rath;
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[329/0347] ſich berief und ihn ſchwören ließ: „der alten Lehre treu zu blei- ben“, als die Schmalkaldiſchen zum Heereszug gegen den Kaiſer ſich rüſteten und ſpäter noch, als Kurfürſt Moritz gegen den Sieg bei Mühlberg den Zug gegen Insbruck in die Wage warf, da- mals, in den Tagen des Markgrafen Johann, blühte Küſtrin. „Markgraf Hans“, der jüngere Sohn Joachim Neſtors, war nach dem Tode des Vaters (der ältere Bruder erhielt die Kur) mit der Neumark, d. h. mit dem Lande jenſeits der Oder belehnt worden. Er reſidirte in Küſtrin, der neumärkiſchen Hauptſtadt, baute ein Schloß und ſchuf einen Glanz um ſich her, den die Stadt weder vorher gekannt hatte, noch nachher wieder erreichte. Auch die Befeſtigungen ſind ſein Werk. Es iſt wahrſcheinlich, daß die Arbeiten um 1535 begannen und daß der italieniſche Bau- meiſter Giromella, dem auch die erſte Befeſtigung Spandaus zuge- ſchrieben wird, daran das Beſte that. Markgraf Hans war treu, tapfer und gut lutheriſch. So lang es ſein konnte, ſtand er zum Kaiſer. Vom ſchmalkaldiſchen Bunde hielt er ſich fern und trug auf ſeiner Fahne den Spruch: „Gebet dem Kaiſer was des Kai- ſers iſt, und Gott was Gottes iſt.“ Als er aber 1548 das pro- teſtanten-feindliche Augsburgiſche Interim, das der Kaiſer zum Reichsgeſetz erheben wollte, unterzeichnen ſollte, gewann ſein luthe- riſch Herz die Oberhand, und mit den Worten: „Nimmermehr werd’ ich dieß giftige Gemengſel annehmen; lieber Blut als Tinte!“ warf er die Feder fort. Der Kaiſer ſah ihn zornig an und gebot ihm, die Verſammlung zu verlaſſen. Er ging nach Küſtrin zurück und ſchrieb an ſeine Stubenthür folgende Worte: Wiltu Gott dienen alle Zeit, Schick dich zu Kreuz und Traurigkeit, In Anfechtung halt feſt, dich drück’, Hab’ guten Muth, weich’ nicht zurück, In ſteter Hoffnung leb’ und trag’, Was dir auf Erden begegnen mag; Bei Gott halt’ an mit Gebet und Gnad’, Der gibt dir Troſt, Stärk’, Hülf’ und Rath;

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/347>, abgerufen am 23.11.2024.