Kriegsminister und 1825 General der Infanterie. Er starb 1835 zu Castel a Mare. Diese drei Hake's, die es nahzu zu den höchsten militairischen Ehren brachten, repräsentiren, wie die drei großen Kriegsepochen unserer Geschichte, so auch drei verschiedene Zweige ihres eignen Geschlechts und zwar die Häuser: Klein- Machenow, Genshagen, Flatow. Alle drei waren unverheirathet oder kinderlos; zwei von ihnen waren Ritter des schwarzen Adler-Ordens.
Sie alle aber, brav und ruhmreich wie sie waren, werden muthmaßlich von einem ihrer ersten Vorfahren, von Hans v. Hake, gemeinhin Hake von Stülpe genannt, überlebt werden. Dieser Hake von Stülpe war es, der auf der Golm-Haide zwi- schen Jüterbogk und Trebbin den Ablaßkrämer Tetzel überfiel und ihm unter der höhnischen Vorhaltung "den Ablaßzettel für erst noch zu begehende Sünden gestern von ihm gekauft zu haben" die ganze Barschaft abnahm und den Kasten bergab in den Schnee rollte. Der Kasten wird bekanntlich noch in der Kirche zu Jüter- bogk aufbewahrt; Hake von Stülpe aber (auch Willibald Alexis hat ihm in seinem Roman der "Wärwolf" einen Abschnitt gewid- met) wird als eine jener Figuren wie sie das Volk gern hat, in der Geschichte unseres Landes fortleben. Der gute Humor, der Uebermuth und der Streich, der dem Ablaßkram gespielt wurde, haben von jeher dafür gesorgt, daß man die That mehr auf ihre humoristische Derbheit als auf ihren sittlichen Gehalt geprüft hat. Ist es doch ein Hergang, der, wohl oder übel, etwas Leben und Farbe in die ziemlich farblose Frühgeschichte unsrer Marken bringt.
Wir kehren nach diesen Vorbemerkungen an den Eingang des Dorfs zurück und schreiten nun, den Laubholz-umstandenen, stillen See zu unsrer Rechten, die blühende Kastanien-Allee der Dorfgasse hinauf. Von Bemerkenswerthem finden wir das Herren- haus, das alte Schloß, die Wassermühle und die Kirche.
Das Herrenhaus, von den Gebrüdern v. Hake bewohnt,
Kriegsminiſter und 1825 General der Infanterie. Er ſtarb 1835 zu Castel a Mare. Dieſe drei Hake’s, die es nahzu zu den höchſten militairiſchen Ehren brachten, repräſentiren, wie die drei großen Kriegsepochen unſerer Geſchichte, ſo auch drei verſchiedene Zweige ihres eignen Geſchlechts und zwar die Häuſer: Klein- Machenow, Genshagen, Flatow. Alle drei waren unverheirathet oder kinderlos; zwei von ihnen waren Ritter des ſchwarzen Adler-Ordens.
Sie alle aber, brav und ruhmreich wie ſie waren, werden muthmaßlich von einem ihrer erſten Vorfahren, von Hans v. Hake, gemeinhin Hake von Stülpe genannt, überlebt werden. Dieſer Hake von Stülpe war es, der auf der Golm-Haide zwi- ſchen Jüterbogk und Trebbin den Ablaßkrämer Tetzel überfiel und ihm unter der höhniſchen Vorhaltung „den Ablaßzettel für erſt noch zu begehende Sünden geſtern von ihm gekauft zu haben“ die ganze Barſchaft abnahm und den Kaſten bergab in den Schnee rollte. Der Kaſten wird bekanntlich noch in der Kirche zu Jüter- bogk aufbewahrt; Hake von Stülpe aber (auch Willibald Alexis hat ihm in ſeinem Roman der „Wärwolf“ einen Abſchnitt gewid- met) wird als eine jener Figuren wie ſie das Volk gern hat, in der Geſchichte unſeres Landes fortleben. Der gute Humor, der Uebermuth und der Streich, der dem Ablaßkram geſpielt wurde, haben von jeher dafür geſorgt, daß man die That mehr auf ihre humoriſtiſche Derbheit als auf ihren ſittlichen Gehalt geprüft hat. Iſt es doch ein Hergang, der, wohl oder übel, etwas Leben und Farbe in die ziemlich farbloſe Frühgeſchichte unſrer Marken bringt.
Wir kehren nach dieſen Vorbemerkungen an den Eingang des Dorfs zurück und ſchreiten nun, den Laubholz-umſtandenen, ſtillen See zu unſrer Rechten, die blühende Kaſtanien-Allee der Dorfgaſſe hinauf. Von Bemerkenswerthem finden wir das Herren- haus, das alte Schloß, die Waſſermühle und die Kirche.
Das Herrenhaus, von den Gebrüdern v. Hake bewohnt,
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Kriegsminiſter und 1825 General der Infanterie. Er ſtarb 1835
zu Castel a Mare. Dieſe drei Hake’s, die es nahzu zu den
höchſten militairiſchen Ehren brachten, repräſentiren, wie die drei
großen Kriegsepochen unſerer Geſchichte, ſo auch drei verſchiedene
Zweige ihres eignen Geſchlechts und zwar die Häuſer: Klein-
Machenow, Genshagen, Flatow. Alle drei waren unverheirathet
oder kinderlos; zwei von ihnen waren Ritter des ſchwarzen
Adler-Ordens.
Sie alle aber, brav und ruhmreich wie ſie waren, werden
muthmaßlich von einem ihrer erſten Vorfahren, von Hans v.
Hake, gemeinhin Hake von Stülpe genannt, überlebt werden.
Dieſer Hake von Stülpe war es, der auf der Golm-Haide zwi-
ſchen Jüterbogk und Trebbin den Ablaßkrämer Tetzel überfiel und
ihm unter der höhniſchen Vorhaltung „den Ablaßzettel für erſt
noch zu begehende Sünden geſtern von ihm gekauft zu haben“
die ganze Barſchaft abnahm und den Kaſten bergab in den Schnee
rollte. Der Kaſten wird bekanntlich noch in der Kirche zu Jüter-
bogk aufbewahrt; Hake von Stülpe aber (auch Willibald Alexis
hat ihm in ſeinem Roman der „Wärwolf“ einen Abſchnitt gewid-
met) wird als eine jener Figuren wie ſie das Volk gern hat, in
der Geſchichte unſeres Landes fortleben. Der gute Humor, der
Uebermuth und der Streich, der dem Ablaßkram geſpielt wurde,
haben von jeher dafür geſorgt, daß man die That mehr auf ihre
humoriſtiſche Derbheit als auf ihren ſittlichen Gehalt geprüft hat.
Iſt es doch ein Hergang, der, wohl oder übel, etwas Leben und
Farbe in die ziemlich farbloſe Frühgeſchichte unſrer Marken bringt.
Wir kehren nach dieſen Vorbemerkungen an den Eingang
des Dorfs zurück und ſchreiten nun, den Laubholz-umſtandenen,
ſtillen See zu unſrer Rechten, die blühende Kaſtanien-Allee der
Dorfgaſſe hinauf. Von Bemerkenswerthem finden wir das Herren-
haus, das alte Schloß, die Waſſermühle und die Kirche.
Das Herrenhaus, von den Gebrüdern v. Hake bewohnt,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/404>, abgerufen am 23.11.2024.
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