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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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ganzen Preußenlande, König Friedrich Wilhelm II. besitze kein
zweites Denkmal. Wenn dem so ist, dann um so besser, daß keine
politische Erwägung, keine moralische Ueberhebung mit zu Rathe
saß, als vor etwa 30 Jahren bürgerliche Dankbarkeit einfach aus-
sprach: "Wir schulden ihm ein Denkmal, weil er unser Wohl-
thäter war, und gedenken diese Schuld zu zahlen." Die Statue,
in etwas mehr denn Lebensgröße, ist eine Arbeit Friedrich Tiecks.
Gedanklich ist sie ziemlich unbedeutend und alltäglich; zeigt aber
doch in Form und Haltung jenes Maß und jene Einfachheit,
die, wo andre Vorzüge fehlen, selbst schon als Vorzug gelten
mögen.

Mehr als dies Denkmal nimmt unsre Aufmerksamkeit die
alte Klosterkirche in Anspruch, die sich an der Ostseite der Stadt,
in unmittelbarer Nähe des See's erhebt und das einzige Gebäude
von Bedeutung ist, das von dem großen Feuer von 1787 ver-
schont wurde. Diese Klosterkirche ist ein alter, in gothischem Stile
aufgeführter Backsteinbau aus dem Jahre 1253; sie gehörte zu
dem unmittelbar daneben gelegenen Dominicaner-Kloster, von dem,
seit Restaurirung der Kirche, auch die letzten Spuren verschwunden
sind. Ueber diese Restaurirung giebt eine die halbe Wand des
Kirchenschiffs bedeckende Inschrift folgende Auskunft: "Dieses Gottes-
haus wurde seit dem Jahre 1806 wiederholt durch feindliche Trup-
pen entweiht und verfiel während des Krieges dergestalt, daß es
über 30 Jahre nicht für den öffentlichen Gottesdienst benutzt wer-
den konnte. Durch Königliche Gnadenwohlthat wurde dieses erhabene
Denkmal ächt Deutscher Kunst und Frömmigkeit seiner eigentlichen
Bestimmung zurückgegeben, indem es auf Befehl Sr. Majestät
Friedrich Wilhelm's III. wiederhergestellt und in Gegenwart Sr.
Majestät unseres jetzt regierenden Königs Friedrich Wilhelm IV.
feierlich eingeweiht wurde am 16. Mai 1841."

Ueber dieser Inschrift befindet sich eine andere aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts, worin die Ueberweisung dieser Kirche
seitens des Kurfürsten Joachim II. an die Stadt Ruppin ausge-
sprochen wird. Noch andere Inschriften, theils in Deutscher, theils

ganzen Preußenlande, König Friedrich Wilhelm II. beſitze kein
zweites Denkmal. Wenn dem ſo iſt, dann um ſo beſſer, daß keine
politiſche Erwägung, keine moraliſche Ueberhebung mit zu Rathe
ſaß, als vor etwa 30 Jahren bürgerliche Dankbarkeit einfach aus-
ſprach: „Wir ſchulden ihm ein Denkmal, weil er unſer Wohl-
thäter war, und gedenken dieſe Schuld zu zahlen.“ Die Statue,
in etwas mehr denn Lebensgröße, iſt eine Arbeit Friedrich Tiecks.
Gedanklich iſt ſie ziemlich unbedeutend und alltäglich; zeigt aber
doch in Form und Haltung jenes Maß und jene Einfachheit,
die, wo andre Vorzüge fehlen, ſelbſt ſchon als Vorzug gelten
mögen.

Mehr als dies Denkmal nimmt unſre Aufmerkſamkeit die
alte Kloſterkirche in Anſpruch, die ſich an der Oſtſeite der Stadt,
in unmittelbarer Nähe des See’s erhebt und das einzige Gebäude
von Bedeutung iſt, das von dem großen Feuer von 1787 ver-
ſchont wurde. Dieſe Kloſterkirche iſt ein alter, in gothiſchem Stile
aufgeführter Backſteinbau aus dem Jahre 1253; ſie gehörte zu
dem unmittelbar daneben gelegenen Dominicaner-Kloſter, von dem,
ſeit Reſtaurirung der Kirche, auch die letzten Spuren verſchwunden
ſind. Ueber dieſe Reſtaurirung giebt eine die halbe Wand des
Kirchenſchiffs bedeckende Inſchrift folgende Auskunft: „Dieſes Gottes-
haus wurde ſeit dem Jahre 1806 wiederholt durch feindliche Trup-
pen entweiht und verfiel während des Krieges dergeſtalt, daß es
über 30 Jahre nicht für den öffentlichen Gottesdienſt benutzt wer-
den konnte. Durch Königliche Gnadenwohlthat wurde dieſes erhabene
Denkmal ächt Deutſcher Kunſt und Frömmigkeit ſeiner eigentlichen
Beſtimmung zurückgegeben, indem es auf Befehl Sr. Majeſtät
Friedrich Wilhelm’s III. wiederhergeſtellt und in Gegenwart Sr.
Majeſtät unſeres jetzt regierenden Königs Friedrich Wilhelm IV.
feierlich eingeweiht wurde am 16. Mai 1841.“

Ueber dieſer Inſchrift befindet ſich eine andere aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts, worin die Ueberweiſung dieſer Kirche
ſeitens des Kurfürſten Joachim II. an die Stadt Ruppin ausge-
ſprochen wird. Noch andere Inſchriften, theils in Deutſcher, theils

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[29/0047] ganzen Preußenlande, König Friedrich Wilhelm II. beſitze kein zweites Denkmal. Wenn dem ſo iſt, dann um ſo beſſer, daß keine politiſche Erwägung, keine moraliſche Ueberhebung mit zu Rathe ſaß, als vor etwa 30 Jahren bürgerliche Dankbarkeit einfach aus- ſprach: „Wir ſchulden ihm ein Denkmal, weil er unſer Wohl- thäter war, und gedenken dieſe Schuld zu zahlen.“ Die Statue, in etwas mehr denn Lebensgröße, iſt eine Arbeit Friedrich Tiecks. Gedanklich iſt ſie ziemlich unbedeutend und alltäglich; zeigt aber doch in Form und Haltung jenes Maß und jene Einfachheit, die, wo andre Vorzüge fehlen, ſelbſt ſchon als Vorzug gelten mögen. Mehr als dies Denkmal nimmt unſre Aufmerkſamkeit die alte Kloſterkirche in Anſpruch, die ſich an der Oſtſeite der Stadt, in unmittelbarer Nähe des See’s erhebt und das einzige Gebäude von Bedeutung iſt, das von dem großen Feuer von 1787 ver- ſchont wurde. Dieſe Kloſterkirche iſt ein alter, in gothiſchem Stile aufgeführter Backſteinbau aus dem Jahre 1253; ſie gehörte zu dem unmittelbar daneben gelegenen Dominicaner-Kloſter, von dem, ſeit Reſtaurirung der Kirche, auch die letzten Spuren verſchwunden ſind. Ueber dieſe Reſtaurirung giebt eine die halbe Wand des Kirchenſchiffs bedeckende Inſchrift folgende Auskunft: „Dieſes Gottes- haus wurde ſeit dem Jahre 1806 wiederholt durch feindliche Trup- pen entweiht und verfiel während des Krieges dergeſtalt, daß es über 30 Jahre nicht für den öffentlichen Gottesdienſt benutzt wer- den konnte. Durch Königliche Gnadenwohlthat wurde dieſes erhabene Denkmal ächt Deutſcher Kunſt und Frömmigkeit ſeiner eigentlichen Beſtimmung zurückgegeben, indem es auf Befehl Sr. Majeſtät Friedrich Wilhelm’s III. wiederhergeſtellt und in Gegenwart Sr. Majeſtät unſeres jetzt regierenden Königs Friedrich Wilhelm IV. feierlich eingeweiht wurde am 16. Mai 1841.“ Ueber dieſer Inſchrift befindet ſich eine andere aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, worin die Ueberweiſung dieſer Kirche ſeitens des Kurfürſten Joachim II. an die Stadt Ruppin ausge- ſprochen wird. Noch andere Inſchriften, theils in Deutſcher, theils

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/47>, abgerufen am 23.11.2024.